Spiel für mich

Autor: !Pupuce!
veröffentlicht am: 17.01.2010




Bitte um Kommentare, ich freue mich echt über solche Motivationen!!!


Ich überlegte lange, sehr lange bevor ich das nächste Mal anrief, James riet mir es nicht mehr zu tun, denn er wollte den Streit zwischen mir und Mama nicht auch noch verschlimmern, doch er kannte damals ja nicht meine Beweggründe und wäre vielleicht auch anderer Meinung, wenn er sie kennen würde. Also wenn ich noch einmal anrufen wollte, musste ich ihm erklären wieso, ich musste endlich gestehen dass er mein Vater ist, musste ihm sagen wie gern ich ihn näher kennenlernen wollte. Naja, meine Logik schien ich von Mama geerbt zu haben, denn heute denke ich er muss ganz schön auf der Leitung gestanden haben um es nicht selbst zu erraten.
Ich dachte also nach ob ich es überhaupt tun sollte. Mein schlechtes Gewissen plagte mich. Mama war immer noch sauer auf mich, sie behielt mich ständig im Auge, ließ mich nur noch selten zu Kathy, ich vermisste sie sehr, denn sie war meine beste Freundin, und meine Einzige, mal abgesehen von Sam. Ich schrieb ihr von der Schule aus öfter mal Mails. Ich gestand ihr dass ich Lorenzos Nummer hatte, und bereits einmal angerufen hatte. Sie erklärte sich bereit sich etwas mit mir auszudenken wie ich James treffen konnte, denn irgendwie waren wir uns beide einig dass es über das Telefon nicht ging. Sie suchte mir die Tourdaten heraus und es stellte sich heraus dass ich, als ich angerufen hatte, keine hundert Kilometer von ihnen entfernt gewesen war, innerhalb von zwei Stunden hätten sie da sein können, und ich hätte mit ihnen sprechen können. Doch die Tour ging nach einigen Wochen in Amerika weiter, ich hatte also keine Möglichkeit mehr mit ihnen in Kontakt zu treten, weder direkt noch hätte ich sie wieder anrufen können, ich bekam nicht genug Taschengeld. Die Tour dauerte ein Jahr, ich hatte also keine Wahl, ich musste warten.
Vom Ergeiz getrieben verbrachte ich so viel Zeit wie noch nie an der Gitarre, ich lernte auch sehr viel mehr für die Schule als vorher. Ich schien eine innere Unruhe zu spüren, irgendetwas kam auf mich zu, und ich bereitete mich darauf vor. Jeden Tag nach der Schule versperrte ich meine Zimmertür und fing an zu lernen, entweder Gitarre oder Unterricht.
Ich entfernte mich immer mehr von Mama, war teilweise sogar richtig sauer auf sie. Sie trennte mich von dem Mann den ich unbedingt kennenlernen wollte. Sie selbst wurde stiller, dünner und ich hatte den Eindruck sie liefe immer auf Zehenspitzen durchs Haus, ich kannte ihr Schuld, und das belastete sie noch mehr als die Schuld allein es ohnehin schon getan hatte.Das Jahr verging wie im Flug, ich hatte inzwischen meinen vierzehnten Geburtstag gefeiert, alle waren da, außer die Band, und James, doch innerlich schwor ich mir, es war der letzte ohne ihn.
In diesem Jahr fragten mich zwei Mädchen aus der Klasse ob ich 'mit ihnen gehen' wollte. Ich entschuldigte mich beide Male und sagte nein. Ich hatte andere Dinge zu tun, ich wartete auf meinen Vater und ich hatte das Gefühl dass, sollte ich einen Moment aufhören nach ihm Ausschau zu halten, er nicht kommen würde.
Die Schulcomputer waren mir bei der 'Beobachtung' meines Vaters eine große Hilfe. Ich verfolgte die Tour, informierte mich über jede Stadt, über jedes Land dass sie besuchten und hatte irgendwann das Gefühl ihnen zu folgen, ich sah mir an, was sie sahen, ich hörte was sie sangen.
Als ich eines Samstagmorgens im Herbst wieder einmal in meinem Zimmer saß und auf meiner Gitarre spielte, klopfte es an der Tür und Mama öffnete sie. 'Du hast Besuch.' Sagte sie und trat zur Seite. Da stand Sam, in der Türe, die Hände gefaltet und leicht lächelnd. Noch heute erinnere ich mich an diesen Anblick. Ich sprang auf und schloss die Tür wieder hinter ihr, das breite Grinsen von Mama ignorierte ich dabei einfach. Sam setzte sich auf mein Bett, genau da wo ich vorher gesessen hatte und sah sich schweigend um. Eine Weile lang sagte keiner von uns etwas. 'Du hast gerade gespielt?' fragte sie und sah auf meine Gitarre. Ich nickte, und nahm diese wieder auf. Sie lächelte, und ich fand sie in dem Moment sehr schön, wie sie da saß, in einem hübschen Kleid und mit Pferdeschwanz, ihre Spange war sie inzwischen los, und jetzt mochten sie auf einmal alle Jungs der Klasse. Ich fand das furchtbar, sie waren alle ziemliche Idioten, dachte ich. 'Darf ich dir zuhören?' fragte sie wieder ziemlich leise. Ich fing an zu spielen, und als sie die Songs meines Vaters erkannte, summte sie leise mit. So verging der Morgen, sie hörte mir ruhig zu während ich spielte und kuschelte sich tiefer in mein Kissen. Als ich irgendwann den Krampf im Armgelenk nicht mehr ignorieren konnte, hörte ich auf. Eine kleine Weile sagte wieder keiner etwas. 'Du bist echt gut.' Ich wurde rot und setzte mich direkt neben sie. 'Naja, ursprünglich wollte ich Schlagzeug spielen, doch irgendwie bin ich bei der Gitarre gelandet.' 'Dafür dass sie zweite Wahl war, bist du aber wirklich gut. Du musst bestimmt viel üben.' Ich nickte nur, sollte ich ihr sagen, dass ich kaum noch etwas anderes machte? 'Darf ich wiederkommen und dir zuhören?' 'Klar.' Ich freute mich ehrlich Publikum zu haben, vor allem wenn sie es war. Sie rückte ein Stück näher, legte den Kopf auf meine Schulter. Erst verspannte ich mich ziemlich, ich verstand nicht genau warum sie das tat, aber es war nicht unangenehm. Im Gegenteil. 'Du hast den anderen Mädchen gesagt du willst nicht mit ihnen gehen.' Ich schluckte und nickte leicht, wahrscheinlich hatte ich in dem Moment die Farbe einer Tomate. 'Du doch auch, zu den Jungs.' Auch sie nickte und war rot. Dann sah sie überrascht auf die Uhr. 'Ich muss gehen.' Sie stand auf, kletterte über mich drüber und gab mir im vorbeigehen einen Kuss auf die Wange. 'Ich komme wieder.' Sagte sie fröhlich, und schon war sie weg. Ich selbst strich über meine Wange, es hatte sich anders angefühlt als damals, als ich ihr die Wange geküsste hatte. Bei ihr waren die Lippen länger auf meiner Wange geblieben, und hatten viel mehr gesagt als: 'Ich komme wieder!' Sehr viel mehr.
Als Mama rein kam grinste ich bis über beide Ohren. 'Na da hat sich einer aber schwer verknallt.' Lachte sie, froh mal wieder etwas aus meinem Leben mitzubekommen. Ich ließ ihr den Spaß.
Ab diesen Tag kam Sam, etwa zweimal die Woche vorbei und hörte mir zu, sie war nicht immer so zufrieden mit mir wie beim ersten Mal, und manchmal war sie knallhart kritisch, aber sie war ehrlich. Doch das Seltsamste daran war dass ich mich jedes Mal riesig freute wenn sie kam. Ich übte plötzlich nicht nur für meinen Vater, sondern auch für sie.An einem Samstagmorgen kam sie wieder, und reichte mir einen handbeschrifteten Brief. 'Deine Mum meinte ich solle ihn dir mitnehmen.' Ich kannte die Schrift nicht, also ließ ich ihn erstmal liegen, ich Kindskopf war so von Sam abgelenkt dass ich ihn kaum beachtete.Ich griff nach meiner Gitarre 'Willst du dich nicht lieber zu mir setzen?' fragte sie überraschenderweise. Ich nickte nur und setzte mich etwas verklemmt neben sie, was machte ich nur? Ich war absolut ratlos. Sollte ich ihr sagen dass ich sie mochte? Oder lieber nichts sagen und beten? Dann auf einmal lehnte sie ihren Kopf an meine Schulter, ich roch ihr Shampoo und schloss die Augen. Sie schaute zu mir hoch und wurde rot, ich sagte einfach mal gar nichts, ich küsste sie einfach nur. Heute weiß ich, dass mein erster Kuss nur zwei Sekunden lang gewesen sein muss, doch damals fühlte ich noch Stunden nachdem sie mit einem roten Kopf gegangen war wie ihr Labello geschmeckt hatte, ich grinste den Rest des Tages so dass Mama mich auf einmal packte und mir die Haare zersauste. 'Ich freue mich ja so für dich mein kleiner Mann!' Sie schien sich ehrlich für mich zu freuen, und für einen Augenblick vergas ich was vorher war, ich vergas sogar sie unüberzeugend davon abzuhalten 'Basti hat endlich eine Freundin!' zu singen, ich hielt mich davon ab mitzusingen, immerhin. Abends, Mama war schon im Bett, legte ich mich auch hin und dachte nach, ich hatte so vieles worüber nachgedacht werden musste. Ich konnte kaum einen Gedanken festhalten, als auch schon andere auftauchten. Mama… James… Sam… ich ließ mir noch mal die letzten Monate durch den Kopf gehen, angefangen von Mamas Zusammenbruch, bis zu Sams Besuch heute. Unglaublich was mir alles passiert war. Plötzlich fiel mir der Brief wieder ein! Ich zögerte noch Licht zu machen, ich wollte lieber noch versuchen meine Gedanken zu ordnen, zusätzlich zu meinem Leben, doch die Neugier hatte mich gepackt. Ich schaltete meine Taschenlampe an, die ich immer neben meinem Bett stehen hatte, um Mama nicht zu wecken, falls ich Licht brauchte. Ich fand keinen Absender auf dem Umschlag und auch die Handschrift war mir absolut unbekannt, die Adresse und der Name stimmten jedoch genau, also öffnete ich ihn einfach mal.
'Hey Bastian,
ich musste ganz schön suchen bis ich deine Adresse gefunden hatte, aber hier sind zwei Tickets für unser nächstes Konzert bei euch. Es findet am 10.11.10 statt, wir stellen unser neues Album vor, danach gibst du uns bitte backstage deine Meinung.
Lorie'
Ich konnte es kaum glauben! Ich las den Brief immer wieder und schaffte es trotzdem nicht verstehen. Ich hatte in letzter Zeit meine Recherchen über die Tour vernachlässigt, ich hatte nicht mitbekommen wann sie zurück kommen würden! Ich hatte so lange überlegt wie ich es machen sollte, sie wieder zu sehen, Lorenzo hatte die Frage beantwortet!







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