Neue Liebe, neues Leben

Autor: Silly Thing
veröffentlicht am: 25.09.2009




Neue Liebe, neues Leben

Herz, mein Herz, was soll das geben?
Was bedr?nget dich so sehr?
Welch ein fremdes, neues Leben!
Ich erkenne dich nicht mehr.
Weg ist alles, was du liebtest,
Weg, warum du dich betr?btest,
Weg dein Flei? und deine Ruh -
Ach, wie kamst du nur dazu!

Fesselt dich die Jugendbl?te,
Diese liebliche Gestalt,
Dieser Blick voll Treu' und G?te,
mit unendlicher Gewalt?
Will ich rasch mich ihr entziehen,
Mich ermannen, ihr entfliehen,
F?hret mich im Augenblick,
Ach! mein Weg zu ihr zur?ck.

Und an diesem Zauberf?dchen,
Das sich nicht zerrei?en l??t,
h?lt das liebe, lose M?dchen
Mich so wider Willen fest;
Mu? in ihrem Zauberkreise
Leben nun auf dieser Weise.
Die Ver?nderung, ach, wie gro?!
Liebe! Liebe! la? mich los!

von Johann Wolfgang von Goethe


Teil I

Sie rannte wie ?blich mit einem Tunnelblick durch die Flure ihrer Schule. Wenn sie in der Schule war gingen ihr tausend Gedanken durch den Kopf. Sie musste noch unbedingt dieses und jenes erledigen, au?erdem lernen f?r die n?chste Matheklausur, ?berlegen wie sie heute wohl am besten zu ihrer Grafik-AG kommen sollte, einkaufen musste sie auch noch..Schule bedeutete f?r sie nichts als Stress. Sie war aber auch sehr anf?llig f?r Stress, das gaben all ihre Freunde und auch sie selbst zu. Man kann auch einfach mal einen Gang runter schalten, nicht alles so nah an sich heran lassen und einfach mal entspannen. Doch das ging bei ihr nicht, sie war zu schusselig. Diese Schusseligkeit machte ihr wirklich zu schaffen. St?ndig passierten ihr peinliche Dinge. Und wenn es um diese Dinge ging, hatte sie ein Ged?chtnis wie ein Elefant. Peinlichkeiten konnte sie ihr Leben lang nicht vergessen, waren sie noch so klein. Sie rief sie sich st?ndig ins Ged?chtnis und versank noch bei den Erinnerungen vor Scham in den Boden. Sie seufzte bei dem Gedanken, dass sie wieder einmal mit einer Freundin in der Pause gequatscht hatte und dabei nat?rlich ganz vergas das diese Geburtstag hatte. Bis jemand auftauchte um ihrer Freundin einen Geburtstagskuchen zu ?berreichen. Schwupp, im Boden verschwunden. W?re das nur so einfach schnell in den Boden zu versinken. Nein! Man musste sich der peinlichen Situation erst einmal stellen und sich irgendwie geschickt ein Loch buddeln in das man dann verschwinden konnte. 'Ich bin diese Woche irgendwie schon die ganze Zeit so durcheinander.', pflegte sie dann zu sagen. 'Diese Woche?', pflegten dann ihre Freunde zu sagen und sie mit einem schiefen Blick zu bedenken. Sie konnte diese markante Eigenschaft aber einfach nicht loswerden. Sie haftete an ihr und begleitete sie jeden Tag, um auf die richtige Gelegenheit zu warten von ihr abzuspringen, mitten ins Gesicht von einem ahnungslosen Passanten. Mit ihrem ?blichen m?rrisch-verkrampften Gesichtsausdruck hastete sie die Treppe runter, verfluchte die kleinen Dreckskinder, welche das Treppengel?nder mit einem Nutellabrot eingerieben hatten in ihren Gedanken und bog dann um eine Ecke, als es passierte. ?berraschend sprang das Schusseligkeitsmonster von ihr ab und sie rannte dem Opfer direkt in die Arme. 'Das ist doch jetzt nicht dein Ernst.', verfluchte sie es schweigend, um dann ganz langsam an den h?chstwahrscheinlich Fremden hinaufzusehen dessen Hemd sie vor Schreck umklammerte. Ein Hemd, schlechtes Zeichen, das konnte nur ein Lehrer sein. Mit gro?en Augen starrte sie in das Gesicht eines jungen, koreanisch angehauchten und umwerfend gutaussehenden Mann. Sein zahnpastawerbungwei?es L?cheln und seine dunklen Augen strahlten sie am?siert an. Versch?mt lachte sie und trat einen Schritt zur?ck. L?chelnd hob er ihr Portemonait auf, welches sie vor Schreck losgelassen hatte und strich sich dann eine Str?hne seines schwarzen Haares zur?ck als er es ihr reichte. 'Danke..' Sie haben nicht zuf?llig eine Schaufel dabei?, f?gte sie in Gedanken hinzu. 'Und Entschuldigung, ich bin die ganze Woche schon so dusselig.', gut, dass er sie nicht kannte.. 'Sie haben noch Gl?ck gehabt. Normalerweise hab ich in solchen Situationen immer einen hei?en Kaffee dabei.', f?gte sie nickend hinzu. Er lachte. Puh, sie stand schon halb im Loch. 'Ich sollte mich entschuldigen und dich auf einen hei?en Kaffee einladen.', antwortete er ihr in einer Tonweise, charmanter hatte sie sie noch nie vernommen. Sie steckte ihr Portemonait ein. 'Dann aber beim n?chsten Aufeinandertreffen.' Sehr witzig, du solltest Komikerin werden. Er grinste trotzdem. 'Ich muss jetzt n?mlich leider ganz schnell los, tut mir Leid.' Sie setzte sich schon in Bewegung. 'Und es tut mir Leid, dass ich Sie umgerannt hab!', rief sie noch zur?ck. Grinsend und mit den H?nden in den Taschen seiner Anzughose schaute er ihr hinterher. Jetzt, mit dem R?cken zu ihm, konnte sie endlich die Farbe einer Tomate annehmen. Angespannt lief sie zum Ausgang und betete zu Gott nun nicht auch noch hinzufallen. Sie hatte Gl?ck. In die Mittagssonne getreten holte sie erstmal tief Luft. Am Liebsten h?tte sie sich noch einmal umgedreht um nachzusehen ob er ihr noch hinterher schaute, doch diese Bl??e wollte sie sich nicht auch noch geben, also lief sie weiter zu ihrer Bushaltestelle.
Den Heimweg ?ber dachte sie noch an das gerade Erlebte. Welche F?cher der sexy Referendar wohl unterrichtete? Sie hoffte eines was sie beherrschte. Wenn er zu ihnen in den Unterricht kam, konnte sie mit ihren Leistungen Eindruck schinden. Sie hoffte, dass er Referendar war und nicht einfach nur in die Abendkurse ihrer Schule ging. Er war sicher nicht viel ?lter als drei?ig. Als sie sich an die Stelle zur?ckerinnerte an der sie sein Hemd umklammert hatte, st?hnte sie ?ber sich selbst genervt auf. Also, versuchte sie ihre Gedanken wieder in eine andere Richtung zu lenken und gar nicht daran zu denken wie rot sie wahrscheinlich w?rde, wenn sie sich in der Schule wieder begegneten.
Zwei Tage sp?ter, als er vor dem Lehrerzimmer in dem gro?en verglasten Hauptflur der Schule stand und mit zwei Siebtkl?sslern aus seiner Klasse redete, die ihn davon ?berzeugen wollten, dass eine Fu?ball AG das einzig Wahre sei, sah er sie wieder. Gedankenverloren und mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck schl?ngelte sie sich elegant zwischen herumstehenden Sch?lern her. Geschmeidig wie eine Katze, schaffte sie es zwischen den gro?en Menschengruppen hindurch ohne auch nur jemanden an der Jacke zu ber?hren. Sie wich den herumrennenden Kindern aus und bedachte diese mit einem genervten Gesichtsausdruck. Unbewusst bildete sich ein gro?es Grinsen auf seinem Gesicht aus, als er sie beobachtete. Die zwei Siebtkl?ssler bemerkten seine Abwesendheit nicht und plapperten weiter freudig auf ihn ein. Sie hatte es endlich aus der Menge geschafft, doch presste immer noch ihre Lippen fest aufeinander und schaute angestrengt drein. Er steckte seine H?nde in die Hosentaschen und drehte seinen K?rper ein St?ck in ihre Richtung als sie n?her kam. Endlich entgegnete sie seinem Blick. Mit ihren gro?en, kindlichen Augen blickte sie ihn an, erstaunt, dass er sie beobachtete. Dann aber erwiderte sie sein L?cheln, um seinem Blick kurze Zeit sp?ter leicht besch?mt auszuweichen. Immer noch grinsend schaute er ihr lange hinterher, bis die zwei Kleinen vor ihm doch zu bemerken schienen, dass er ihnen gar nicht zuh?rte. 'Herr Woo-Jin? Hallo, hallo! Was is' denn jetz' mit der AG?' Verwirrt blickte er zu ihnen hinunter. 'Die AG?' ''Ne Fu?ball AG is' doch ?ne super Idee, oder?' Er musste lachen. Diese zwei kleinen Knirpse starrten ihn mit so erwartungsvollen Augen an, dass sie ihn an einen Hund erinnerten, der hoffte beim Mittagessen seines Herrchens w?rde etwas f?r ihn raus springen. 'Es gibt doch Fu?ballvereine in jeder Stadt. Wie w?re es wenn ihr euch da anmeldet?' Entt?uscht und frustriert schauten sie einander an. 'Aber da sind dann nicht unsere Klassenkammeraden!', meinte einer von ihnen traurig.
Er seufzte, halb am?siert, halb mitleidig. 'Wenn ihr einen Lehrer findet, der diese AG leitet, ist das sicher durchsetzbar. Alles klar?' Er hatte das Gef?hl ihren Tag gerettet zu haben, so sehr wie sie pl?tzlich strahlten. 'Alles klar!', gaben sie noch zur Antwort und schon waren sie verschwunden. Er blieb noch eine Weile im Flur stehen, um sich das Geschehen um ihn herum anzuschauen. Drau?en war strahlender Sonnenschein, doch trotzdem hockten die meisten Sch?ler in den Fluren des gro?en Geb?udes. Er fragte sich, ob sie es einfach nur von Zuhause gewohnt waren, drinnen zu hocken, vor dem Computer oder Fernseher, oder ob sie den Unterricht einfach so sehr liebten, dass sie auch in ihren Pausen das Gef?hl im Klassenzimmer zu sitzen haben wollten. Er tippte auf Ersteres. Er h?rte dem Tumult zu, ging, als die Chance noch einen Blick auf die sch?ne Sch?lerin zu erhaschen, doch noch in das Lehrerzimmer um sich einen Kaffee zu g?nnen.

Drau?en bei ihren qualmenden Freunden angekommen ?berlegte sie sich, ob sie ihrer besten Freundin von dem h?bschen Referendar erz?hlen sollte. Sie tat es nicht, denn ihrer Meinung nach w?rde es wahrscheinlich nur wieder zu Peinlichkeiten f?hren. Regel Nr. 1: Alle Frauen sind Klatschtanten. Regel Nr. 2: Sogar deine beste Freundin. Regel Nr. 3: Es gilt als oberstes Gesetz Peinlichkeiten zur vermeiden.
Stattdessen horchte sie lieber vorsichtig nach, ob jemand Informationen f?r sie hatte.
'Haben wir eigentlich neue Referendare oder Lehrer dieses Jahr?'
Jenny starrte weiter auf ihren Sowi-Text 'Woher soll ich das wissen? Ich habe nicht einmal gemerkt, dass ich einen neuen Englischlehrer habe.' Sie war erleichtert nicht die Einzige ohne Durchblick zu sein. Pl?tzlich schaute Jenny doch auf. Lola war sowieso ziemlich verwundert, wie man sich freiwillig in seiner Pause mit einem Schultext besch?ftigen konnte.
'Wieso fragst du? Hast du jemanden Neues gesehen?'. Jetzt konnte Lola nur noch hoffen, dass der Referendar zwar in einen ihrer Kurse kam, aber in keinen den sie mit Jenny teilte.'Nein!'. Gut, die Antwort kam zu schnell.. 'Ich bin da doch genauso wie du. Die H?lfte unserer Lehrer ist mir sowieso vollkommen unbekannt.'. Die Hoffnung stirbt zuletzt.'Wahrscheinlich.', antwortete Jenny gleichg?ltig und widmete sich wieder ihrem Text.Puh! Zum Gl?ck war Jenny nicht Kolambo, aber Lola daf?r super gut im Pokern.Da sich jetzt niemand mehr auf sie konzentrierte, sp?hte sie noch einmal unauff?llig ins Schulgeb?ude. Doch im Gang rannten nur die ganzen frechen Kinder rum. Keine Spur von einem gro?en, gut gebauten Mann.







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