Ein bisschen Glück für mich?!

Autor: Miya Habaruno
veröffentlicht am: 27.09.2009




Ich zitterte.
Die Schritte näherten sich und näherten sich.
Was tun?
Verstecken? Nein, dazu war es zu spät!
Wegrennen?
Ich sah mich um und stellte fest, dass ich mich in einer Art Sackgasse befand.
‚Mist!', schoss es mir durch den Kopf, ‚nun ist es gelaufen!'

Plötzlich hörte ich keine Schritte mehr.
Ich sah eine Gestalt auf mich zulaufen und erkannte…
'Azzum?', erleichtert atmete ich auf.
Er kam näher, hielt den Blick gesenkt, hob den Kopf erst, als er dicht vor mir stand und nahm meine Hand. 'Glaubst du etwa, ich würde dich so ganz allein gehen lassen?
Miya, ich liebe dich! Da kommt es nicht darauf an, ob ich verwundet werde oder nicht!''Aber… Nicht doch!', wieder hatte er mich sprachlos gemacht.

Schweigend gingen wir nebeneinander her.
Das unruhige Hoffen und der sehnlichste Wunsch, dass Linda noch leben könne, breitete eine solche Spannung zwischen uns aus, die man regelrecht greifen konnte.
Ich hielt das nicht aus.
Andererseits wollte ich auch nicht mit Azzum reden, als wäre es das aller Einfachste der Welt und ihn wie zuvor behandeln.
Hey, schließlich hatte er mir sein Herz ausgeschüttet, mir seine Gefühle gestanden und ich?Brach in Tränen aus, lief weg und ließ mich sprachlos machen.
Das hatte er doch nicht verdient!
'Azzum?', sollte ich es wirklich wagen? Unsicher sah ich in die Ferne.
'Ja?', seine Stimme klang sehr angenehm und leise.
Ich sah ihm nun etwas entschlossener in die Augen und atmete tief ein. 'Es… Es tut mir… so wahnsinnig leid; für dich!
Ich wünschte, ich könnte ungeschehen machen, wie grob ich mich dir gegenüber verhalten habe, wie unfair ich…'
'Hschschscht… Beruhige dich!', als hätte seine Stimme einen tobenden Orkan in mir beruhigt, wurde ich plötzlich gelöst und völlig sorgenlos.
'Tut mir leid…', es regnete leicht, als auch mein Gesicht Tränen bedeckte und Azzum so nicht erkannte, wie sehr ich ihn bedauerte.

Endlich kamen wir am Town-Tower Shimouchza.
Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es 23:25 Uhr war.
'Wir haben noch Zeit!', rief ich Azzum zu, der sich die Sterne besah.
'Hm…', rief er nachdenklich zurück.
Ich stellte mich neben ihn.
Plötzlich sahen wir eine Sternschnuppe.
'Na los…', rief ich leise, 'wünsch dir was!
Vielleicht geht es in Erfüllung!'
'Meinst du?', nun umspielte - zum ersten Mal in dieser Nacht - ein zartes Lächeln sein Gesicht.
Ich grinste zurück. 'Probieren geht doch bekanntlich über Studieren!'
'Heheh… Wie wahr…', bestätigte er und ich sah ihm an, dass er sich etwas wünschte.

'Was hast du dir gewünscht?', wollte ich einige Zeit später wissen.
'Verrate ich nicht!', tat er geheimnisvoll.
Ich verzog das Gesicht zu einer traurigen Schnute und grinste darauf.
'Azzum?', fragte ich.
'Was ist?', fragte er zurück.
'Wie…', ich traute mich nicht zu fragen, aus Angst, ich würde taktlos mit seinen Gefühlen umgehen.
'Na sag schon!', drängte er.
'Wie hast du dich…', ich konnte einfach nicht und bedauerte, dass ich das Thema angeschnitten hatte.
Er schien meine Gedanken lesen zu können. 'Es war damals!', fing er an, 'als du dich so darüber aufgeregt hattest, dass Linda, Mihan und ich dir diesen Streich mit der roten Farbe gespielt hatten.
Du dachtest im Ernst, es wäre Blut. Wir wollten aber nur, dass du deine Angst überwindest.Hey, schließlich hatte Mihan uns erzählt, würdest du darüber nachdenken, Krankenschwester zu werden und eine Krankenschwester, die kein Blut sehen bzw. vertragen kann, ist doch echt nicht geeignet dazu, oder?
So nahmen wir uns diesen Streich vor!'
'Ja…', knurrte ich, 'und das ausgerechnet zu meinem 14. Geburtstag! Das war nicht nett!'Er drehte seinen Kopf zu mir und ließ sein zähnestrahlendes Lächeln sichtbar. 'Hat's denn wenigstens etwas gebracht?'
Mahnend sah ich ihn an. 'Wie denn?
Kreischend bin ich aus meinem Zimmer gestürmt, als ich Jutsuko auf dem Boden liegen sah.Wenigstens seid ihr auf eure Kosten gekommen!'
'Jedenfalls…', er kam wieder zur eigentlichen Ausgangsfrage zurück, 'fand ich es total süß, wie du dich aufgeregt hast! Damals war ich junge 16 Jahre und ich war der festen Überzeugung, dass wir eines Tages zusammen das Problem mit dem Blut nicht sehen angehen könnten, heheh!'
'Verstehe…', ziemlich getroffen aber gleichzeitig auch super gerührt, sah ich nachdenklich nach oben.
'Hey…', flüsterte er schließlich und ergriff meine Hand, 'mach dir keine Sorgen! Ich komm schon drüber hinweg!'

Endlich war es 23:55 Uhr und ich ging gemeinsam mit Azzum zum Eingang des Turmes.'Ganz leise…', rief ich und öffnete die Tür, die knarrend aufging.
‚Jetzt geht's los!', dachte ich und gähnende Dunkelheit erstreckte sich vor uns.
Was war das denn nur?
'Komm…', rief ich meinem Begleiter zu und ging hinein.
'Wo sind sie?', fragte Azzum, als auch er im Inneren des Turmes stand.
'Keine Ahnung!', wisperte ich und wir gingen eine Wendeltreppe hinan.

'Hallo?', rief Azzum aus, als wir oben angelangt waren.
Noch ehe ich ihn darauf hinweisen konnte, dass es auch in der Stadt Menschen gab, die um diese Zeit schliefen, schaltete sich auf einmal Licht ein.
Geblendet davon und den Mund halb offenstehend, wankte ich nach hinten und hätte Azzum mit meinem Schwung fast die Treppe wieder hinuntergefegt.
'Hey… Ist doch alles okay…', Gott sei dank war seine Reaktionsfähigkeit spitze, sodass er mich im rechzeitigen Moment auffangen konnte.
'Danke…', hauchte ich verzweifelt und kniff die Augen zusammen.
Das Licht war nicht normal.
Es blendete mich so.
Ich kann nicht richtig beschreiben, wie sehr es mir zu schaffen machte, aber eine böse Aura, die davon ausging, spürte ich nicht.
Und das verwunderte mich nicht nur, es ließ mich hinzu auch noch unachtsam werden, dass ich nicht merkte, wie sich jemand an uns anschlich und es fast geschafft hätte, Azzum zu verwunden.
'Vorsicht…', schrie ich, als ich das Schwert in aller letzter Sekunde erspäht hatte, 'hierher!'

'Gut.', tönte eine raue Männerstimme, 'du bist also wirklich nicht zu unterschätzen, wie Jasoun gesagt hatte!
Wir haben dich erwartet, Hearlya!'
'Wer bist du?', fragte Azzum verwirrt.
'Das spielt keine Rolle!', winkte der Mann in einem fiesen Tonfall ab, 'viel wichtiger ist doch die Frage:
Woher kommt dieses undurchdringliche Licht?
Wir sind die Diener und Ergebenen des Herrschers der dunklen Mächte.
Wieso also dieses helle Licht?
Das ist doch - wenn man es genau nimmt - das komplette Gegenteil von unserem Tun und Streben!
Tja, das ist ganz einfach!'
Ohne auch nur ein Pips von uns zu erwarten, schnippte er mit den Finger und der Anblick, der sich mir bot, war unausstehlich:

Duzende von Menschen traten nach vorn.
Kinder, Frauen, Mädchen, Männer, ältere Männer und Frauen…
Menschen, soweit das Auge reichte.
'Was ist das bloß?', fragte Azzum wie in Trance.
Ich sah genauer hin und erkannte, dass die Menschen wie im schlafwandelnden Zustand zu uns kamen.
Sie murmelten etwas wie: 'Erhabener Meister der Dunkelheit, zu Ihren Diensten Lord Lorozal!' und traten näher.
'Was habt ihr ihnen angetan?', fuhr ich den Mann an.
Jetzt begriff ich auch, warum die gesamte Stadt so still und leblos wirkte.
Die Lichter, die ich gesehen hatte waren wahrscheinlich nur eine Täuschung oder die Leute, die gegen ihren Willen hierher gebracht wurden, hatten vor lauter Entsetzen vergessen, sie auszuschalten.
'Ha… ha… ha…', lachte der Mann auf, 'große Reden schwingen, aber weshalb befinden sich die Menschen den in solch Gefahr?'
Schuldbewusst ließ ich mich auf den Boden nieder und weinte leise. 'Alles meine Schuld!'Hätte ich schon eher gegeben, was sie verlangten, so wären diese ganzen unschuldigen Menschen nicht unter ihrem Einfluss.
'Ganz genau…', die Stimme kannte ich doch.
'Hey Miya, lange nicht mehr gesehen!', es war Jasoun, der in Mitten der vielen Lichter stand.'Was…?', völlig benebelt und von der Erkenntnis, die mir der grausame Mann hat einpflanzen wollen, hatte ich mein Selbstwertgefühl verloren.
'Es stimmt…', setzte Jasoun wieder an, 'ich wollte dich, unbedingt, aber nicht, weil ich irgend eine Art jeglicher Gefühle empfand, die ihr törichten Menschen für einander fühlt, wenn es um das berühmte Wort ‚Liebe' geht, sondern es war vielmehr eine Gier!Ich wollte mir die Macht einheimsen, die du in dir trägst! Schon als ich dich das erste Mal in der Schule sah, wusste ich, dass du diejenige bist, die dazu auserkoren war, diese Mächte in sich zu tragen und wahren.
Es dauerte lange, bis ich dich gefunden habe. Das glaub mir ruhig!
Ach, und dieses Licht stellt das innere Licht der Herzen der Menschen aus der Stadt dar!'Er sagte das mit einer solchen Gelassenheit, dass mir wieder die Worte regelrecht im Halse stecken blieben.
'Hey! Hey!', mischte sich nun der Mann ein, der zu Beginn mit uns geredet hatte, 'vergisst du da nicht ein kleines, doch entscheidendes Detail?
Merk dir gut, dass nicht DU Hellon, Wächter der schlechten Güter und Gewissensmonster die Macht der Hearlya erhaschen möchtest, sondern unser ehrenhafter Lord, Lord über Schrecken und Grauen!'
'Weißt du was?', entgegnete Jasoun, der sich nun als Wächter der schlechten Güter und Gewissensmonstern (was immer das auch sein mag) entpuppt hatte, 'du gehst mir tierisch auf den Zeiger!'
Ein lauter Schrei war noch zu vernehmen, und der Mann war in den ewigen Tiefen der Verdammnis versunken.
'So, meine Liebe, nun wieder zu uns!', sprach Jasoun lässig, 'gibst du es uns freiwillig, oder muss ich auch solche Maßnahmen bei dir anwenden?'
'Ich…', was sollte ich tun?
Sollte ich ihm wirklich mein Herz überlassen, mein Leben geben um…
Ich hielt die Luft an.
Das hatte ich ja vollkommen vergessen. Wir waren schließlich da, um Linda aus seinen Fängen zu befreien.
Mittlerweile jedoch ging es nicht mehr nur um ein, sondern tausend und abertausend von Leben.
Was spielte da schon eine Rolle, wenn ein Leben für tausend und abertausend Leben geopfert wurde?
Ich richtete mich entschlossen auf, richtete meinen Blick auf Jasoun und begann: 'Wenn du mir versprichst, die unschuldigen Seelen gehen und meiner Familie sowie meinen Freunden nichts anzutun, werde ich dir…'
'Miya… Nicht!', Azzum?
Er stand direkt hinter mir und wollte nach meiner Hand greifen, doch Jasoun verhinderte dies und verwundete ihn in einer Bruchsekunde, sodass ich es nicht mitbekam.
Mit schmerzverzogener Miene, völlig kraftlos lag er da, vor mir.
'Du…', seine Stimme war schwach und niedergeschlagen, immer schneller wich das Leben aus ihm, 'du darfst ihm nicht dein Herz geben, Miya!
Tu es nicht!
Wenn… Wenn sie erst die Macht haben, wird dein Opfer umsonst gewesen sein und Schrecken und Grausamkeit machen sich über die Welt breit!
Bitte, tu…'
Weiter kam er nicht, denn der gnadenlose Jasoun versetzte ihm den letzten Schlag, der ihm das letzte Leben aushauchte.
'Genug…', rief ich verzweifelt aus, doch es war zu spät.
Einer meiner - einst - besten Freunde lag vor mir, leblos, kalt und all Leben, all Gefühle, all Liebe, Güte und Wärme waren aus ihm gewichen.
Sein Licht, das er im Herzen trug, schloss sich dem hellen Licht an, vor dem sich Jasoun aufgebaut hatte.
'Verstehst du jetzt?', fragte er kalt, 'je mehr du dich widersetzt, desto schmerzvoller werden wir dir und deinen Freunden zurichten!'
'Warum?', weinend kauerte ich mich zu Azzum, der mir mit einem Lächeln auf den Lippen entgegenblickte.

Ich erinnerte mich an all die schönen Momente, die ich mit ihm, Linda, Mihan und Hatsuko erlebt hatte und fühlte mich so mies.
Wegen mir war jemand gestorben, den ich so sehr geliebt hatte.
Ich wollte meine Freunde mit meinem eigenen Leben schützen und plötzlich werden Menschen, die ich mehr als mein Leben liebte, wegen mir umgebracht.

Schuldbewusst begann ich zu weinen.
Die Tränen nahmen mir die Sicht, die Sinne, das Gefühl, noch zu Leben.
Alles wurde vor meinen Augen erst nebelig, dann schwarz…

Das war der elfte Teil!!

Sehr traurig, wie ich finde!! :-(

Weiter geht's dem nächst!!

LG: Miya Habaruno







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