Niemals

Autor: Cookyprincess
veröffentlicht am: 11.09.2009




Der Unterricht begann und Frau Meiers kam wieder einmal zehn Minuten zu spät. Wie immer! Die besten Stunden werden verkürzt.
'Guten Morgen liebe Klasse!', sagte sie fröhlich.
Das ist doch dumm. Es gibt hier so viele Frauen, aber die Mädchen haben sie rausgeschmissen.
Niemand antwortete und so setzte sie sich an den Lehrertisch und packte ihre Sachen aus.'Heute wollen wir in Gruppen arbeiten.', erzählte sie uns, 'Ich habe sogar schon die Gruppen bestimmt!'
Na klasse. Ich habe sicher wieder das Glück und komme in eine Gruppe, wo niemand zeichnen kann.
Sie fing an alle aufzuzählen:' In Gruppe eins sind: Louis, Ralfi und Michael.
In Gruppe zwei sind: Jake, Max und Ray.
In Gruppe drei sind: Kay, Robby und Florian.
In Gruppe vier: Shane, Markus und Nikolai…'
Jetzt hörte ich nicht mehr zu. Das konnte ja wohl nicht sein.
So viele Zufälle kann es ja wohl nicht geben.
Schon wieder hatte ich Shane an der Backe.
Da musste irgendetwas ganz schief laufen.
Als unsere wehrte Frau Meiers fertig war, setzten wir uns in Gruppen.
Früher war ich immer mit Ralfi in einer Gruppe gewesen. Und jetzt?
Jetzt ist Shane Ersatz für Ralfi.
Das Leben kann so ungerecht sein!
Wir saßen also zu dritt an diesen Tisch und überlegten was wir malen konnten.
Das Thema war: Ozean.
'Wir könnten einfach alles blau malen und ein paar weiße Striche für Wellen einzeichnen!', sagte Markus.
Ich schüttelte den Kopf.
Und Shane antwortete:' Ne das ist eine dumme Idee, guck mal: da ist eine Tomate einfallsreicher!'
'Na dann sagt ihr doch mal was!', beschwerte Markus sich.
'Wir könnten ein Korallenriff malen!', überlegte ich laut.
'Ja! Das ist eine super Idee! Doch echt, so schwer kann das ja nicht werden!', stimmte Shane mir zu.
Markus nickte auch und so fingen wir an zu zeichnen.
Shane und ich malten die Korallen und Markus durfte das Meer blau gestalten.
Wir wurden sehr schnell fertig. Auch alle anderen Gruppen wurden schnell fertig und so wurden die Bilder noch vorgestellt.
Gruppe 1 zuerst. Ralfi musste das Bild vorstellen.
Es war sehr originell, denn es war blau. Durchgehend blau.
Ich drehte mich zu Shane um, der mir nur wissend zu nickte.
'Also,', fing Ralfi an,' das ist die Mitte des Ozeans.
Das blaue soll das Wasser darstellen!'
Frau Meiers nickte:' Ja Ralfi, wie soll ich es sagen?
Ihr drei habt es wirklich… nicht schlecht gemacht. Etwas fantasievoller hätte es aber sein können. Ihr bekommt eine 4!'
Die drei guckten sich niedergeschlagen an. Sie hätten wohl lieber etwas besseres gehabt, aber wer nicht?
'Als nächstes dann die Gruppe zwei!', sagte Frau Meiers.
Wie langweilig ist das denn?
Ich hoffe es klingelt früher ich will nämlich nicht unser Bild vorstellen. Aber wenn nicht ich, wer dann?
Macho oder Markus?
Markus war eine Art für sich, denn für ein Mädchen wäre er mir zu schade.
Ich fing an zu wippen. Auf meinem Stuhl hin und her.
Langeweile go away! Ich fing sogar schon an in Gedanken ganz schnell bis 100 zu zählen.'So nun ist unsere Gruppe vier noch dran und dann machen wir Schluss für heute.', gab Frau Meiers.
Ich stand auf und nahm unser Bild mit nach vorn.
'Also wir haben ein Korallenriff gemalt. Da Korallen und Fische, wie Sie sehen!', ratterte ich runter.
Frau Meiers fand unser Bild wohl ziemlich gut, denn sie wollte es haben. Und wir bekamen natürlich jeder eine eins.
Was will man erwarten? Ich bin so cool.
Dann hatten wir Mathe.
Irgendwie war mir schlecht, aber ich dachte mir nichts dabei und so setzte ich mich auf meinen Platz ganz hinten am Fenster und holte meine Sachen raus.
Herr Litte kam rein. Er war stinksauer das sah man ihm an.
'Setzt euch!', sagte er streng. Alle waren auf ihren Plätzen.
'Eure Arbeit war miserabel! Es gab nur eine 1, eine 2, fünf 3, keine 4, sieben 5 und sieben 6!Wie stellt ihr euch vor das Jahr zu überstehen?
Und den Test werde ich werten. Da drauf könnt ihr Gift nehmen! Ich gebe sie euch erst einmal zurück dann besprechen wir alles weitere. Oder nein, ihr holt euch den Test selber! Faulheit sollte man nicht noch bestärken.
Also Ralfi das kannst du besser!'

Ralfi nahm seinen Test entgegen und kam dann wieder neben mich auf seinen Platz. So wie der guckte hatte er eine 4.
Dann ging es weiter:' Shane, dir fehlt wieder nur ein Punkt!
Nikolai, volle Punkte!'
Ich ging vor und wollte mir meinen Test abholen, aber dann wurde mir so schlecht, dass ich mich stützen musste.
'Nikolai, ist irgendetwas nicht in Ordnung?', fragte Herr Litte mich besorgt.
'Ich weiß… nicht. Mir ist schwindlig!', gab ich von mir.
'Soll ich ihn ins Krankenzimmer bringen?', kam es von Shane.
'Ich mach das lieber!', sagte Ralfi schnell.
Aber Shane hatte ein gutes Argument:' Aber es ist doch für Ralfi besser hier zu bleiben!
Nikolai und ich verpassen doch nicht so viel Stoff!'
Herr Litte nickte:' Ja Shane bring ihn schnell dort hin. Pass ein bisschen auf ihn auf, nicht das er noch umkippt!'
Shane nahm sich meinen rechten Arm über seine Schulter.
Als wir weiter gingen war mir nicht mehr so schwindlig, da ich mir andere Gedanken machte:Wieso der?
Warum muss ich immer so eine Pechsträhne haben?
Weshalb war ich glücklich darüber, dass er mich begleitete?
'Geht's wieder?', fragte er mich.
Jetzt dachte ich auch wieder an mein Schwindelgefühl und musste mich so noch etwas an Shane stützen.
'Ah ich merk schon. Nicht wirklich besser!', beantwortete er sich seine Frage selbst.
Umso besser, musste ich ihm nicht antworten.
Scheiße. Probleme über Probleme.
Sina war nicht da und Kitty bin ja ich.
Also war ich mal wieder mit Shane allein in der Station.
Was mach ich denn jetzt?
Er brachte mich hinein und legte mich auf ein Bett.
'Wo ist Sina?', fragte mich Shane als ich unter der Decke lag.
'Sie hat gerade einen neuen Freund und so ist sie nicht da!', antwortete ich.
'Aber es ist doch früh am morgen!'
'Ja schon, aber Paare sind auch öfter über Nacht zusammen!'
'Oh, ja… stimmt! Willst du nicht deine Mütze abnehmen?'
'Nein!'
'Aber so ist es viel einfacher zu schlafen?'
'Ja, aber ich liebe meine Mütze!'
'Du verheimlichst mir was, stimmts?'
'Nein!'
'Ach komm wir sind doch gute Freunde geworden! Ich sag es auch niemanden!'
'Mir fallen Haare aus!'
Er guckte geschockt. So… als ob er eine andere Antwort erwartet hätte.
'Was denn?', fragte ich ihn.
Ich saß nun auf meinem Bett und er setzte sich dazu.
'Du, ich muss dir was sagen,', fing er an,' und ich glaube dich wird es nicht erfreuen!' Ich ahnte schlimmes.
'An dem Abend, als ich noch auf dem Flur saß und wir über Kitty geredet hatten.' Das war der Abend an dem ich mir die Augen ausgeheult hatte. 'Da war ich am Abend noch einmal im Krankenzimmer.' Also war er es, der die Tür geschlossen hatte. Er hat mich als Kitty flennen sehen. Und das vom feinsten.
'Also kurz nachdem du hineingegangen bist, bin ich auch noch einmal drin gewesen!'
Was war denn danach? Ich bin als Nikolai reingegangen und hab Sina gesucht.
'Ich wollte dir noch etwas erzählen und dann bin ich reingekommen und niemand war zu sehen. Nur in dem Nebenzimmer habe ich jemanden singen hören.'
Stimmt ja. Ich bin in das Nebenzimmer gegangen und hab mich umgezogen, und weil ja sonst niemand da war hab ich gesungen.
'Ich dachte mir nichts dabei und so hab ich reingeguckt.'
Oh nein! Er hatte doch nicht etwa gesehen, dass….
'Und da hab ich gesehen, wie du die Mütze abgenommen hast. Und nun ja, dann war da kein Nikolai mehr sondern eine…'
Ich fiel ihm ins Wort:' Kitty?'
Er nickte.
Nein! Das darf einfach nicht wahr sein!
Ich guckte ihn total geschockt an.
'Hör zu, ich werde es niemanden erzählen!', das sagte er so leicht hin.
Was war denn wenn wir uns mal streiten würden?
Bor so ein Mist!
Ich könnt kotzen.
Was mach ich denn jetzt?
Ich war so verzweifelt ich wusste nicht mehr wohin mit meinen ganzen Gedanken.
'Es tut mir wirklich Leid! Kitty hör zu ich wollte es nicht wissen!'
Ich nahm meine Mütze ab, denn es war sowieso schon zu spät.
'Und was machen wir jetzt? Ich will nicht die Schule wechseln!', sagte ich ehr zu mir selbst, als zu Shane.
Der starrte mich nur Fassungslos an.
'Du sollst ja auch nicht wechseln!'
'Na was soll ich denn sonst machen?'
'Du kannst mir wirklich vertrauen!'
'Das hast du das letzte Mal auch gesagt!'
'Welches letzte Mal?'
'Na als du mir gesagt hast, dass du mein Geheimnis nie jemanden erzählen würdest!'
'Ich kannte dich früher doch gar nicht! Welches Geheimnis?'
'Als ich dir gesagt hatte, dass ich dich sehr mag!'
'Was?'
'Vor neun Jahren!'
Er guckte mich mit großen Augen an.
'Du bist Kitty?'
'Ja das hatten wir doch gerade! Du hast es doch von allein herausbekommen!'
'Ja schon, aber ich meine du bist Kitty, die kleine Schwester von Niko… Deswegen heißt du Nikolai! Wegen deinem großen Bruder!'
Er nahm mich in den Arm.
'Ich glaub das waren zu viele Offenbarungen heute, meinst du nicht auch?', fragte er mich.


Aber ich konnte und wollte nicht antworten.
Ich hätte schon wieder weinen können.
Kennt ihr das? Ihr habt irgendetwas falsch gemacht und bereut es so sehr das ihr wünscht es sofort wieder Rückgängig zu machen?
So fühlte ich mich, und noch tausend Mal schlimmer.
Ich hätte mir immer wieder die selben fragen stellen können.
Er ließ von mir ab.
'Findest du es so schlimm, dass ich es weiß?', fragte er vorsichtig.
'Ich weiß nicht. So gut kenn ich dich ja nicht!'
'Ja, aber ich verspreche dir hoch und heilig, ich werde es niemanden erzählen!'
'Auch nicht wenn wir mal streiten?'
'Auch dann nicht, aber ich hoffe wir streiten gar nicht!'
'Ich auch nicht!'
'Hey komm ich weiß es ja wohl schon eine ganze Weile und habe es noch niemanden erzählt!'
'Ja du hast wohl recht! Ich habe sowieso nur dein Wort und darauf muss ich mich verlassen!''Und das kannst du auch!'
Das konnte ich einfach nicht glauben, aber das sagte ich ihm nicht, da es sonst vielleicht zum Streit gekommen wäre.
Und dann kam das Schwindelgefühl wieder. Aber so wie ein starker Windstoß.
Ich kippte zur Seite und wäre vom Bett gefallen, hätte Shane mich nicht aufgefangen.
'Hey alles in Ordnung?', fragte er mich besorgt.
Ich antwortete stockend:' Ja- nein, schon! Ich hab Kopfschmerzen!'
'Bei mir hilft da immer schlafen! Wo sind die Fieberthermometer?'
'In der Schublade vorn! 2. Kästchen.'
Er schnellte los. In der Zeit legte ich mich hin und wartete.
Shane kam schnell wieder.
Gemeinsam missten wir meine Temperatur.
Aber alles war normal. Ich ließ mich also auf mein Bett fallen und schon nach wenigen Minuten schlief ich tief und fest.

So langsam wachte ich wieder auf, aber irgendetwas war anders als sonst.
Zum einen war es schon dunkel und zum anderen befand ich mich nicht in meinem Bett.Und dann kamen die Ereignisse vom Tag zuvor wieder hoch: Shane wusste das ich ein Mädchen bin.
Ich guckte mich nach Shane um, aber er war nicht zu sehen.
Ich wollte mich gerade aufsetzen, als ich mit meinem Ellenbogen gegen etwas stieß.
Ich guckte was es war. In diesem Fall ehr: wer es war.
Es war nämlich Shane, der mit seinem Kopf auf der Bettkante eingeschlafen war.
Oh Gott das sah richtig süß aus.
Die verwuschelten Haare, die ihm etwas ins Gesicht fielen.
Ob unser Verhältnis jetzt wohl anders wird?
Ich konnte es mir nicht beantworten, aber auf die Frage meines Bauches konnte ich antworten.
Der hatte mich nämlich gefragt, ob ich nicht essen gehen wollte.
Und meine Antwort lautet: ja!
Also stieg ich aus dem Bett, zog mir meine Mütze über, guckte noch einmal, ob man meine Haare auch nicht zu doll sieht und machte mich auf den Weg in die Kantine.
Es war dunkel, ich hatte nur Socken an und mir war kalt.
Und das wichtigste: ich hatte einen Sauhunger.
Ich guckte mich also um und lief Richtung Kühlschrank, den machte ich auf und musste feststellen, dass er fast leer war.
Das konnten die mit mir doch nicht machen!
Ich meine ich muss auch leben!
Naja man muss sich mit dem zufrieden geben, was es gibt und so nahm ich mir einen Pudding raus.
Ich nahm mir noch einen Löffel, setzte mich auf den Boden und fing an zu essen.
Das tat so gut. Meinem Bauch ging es also auch wieder gut.
Dann hörte ich Schritte hinter mir.
Wer konnte das denn sein?
'Kitty?', flüsterte es hinter mir.
'Shane?', flüsterte ich zurück.
Er machte das Licht an und sah mich auf dem Boden hocken, da kam er auf mich zugelaufen.
'Ist was passiert?', fragte Shane.
'Nein, ich hatte nur Hunger!'
'Ich hab mir Sorgen gemacht, als ich aufgewacht bin und du nicht mehr da warst!'
'Das ist ja ganz lieb von dir, aber ich bin 16!'
'Man kann nie vorsichtig genug sein!'
'Ja ist gut, Papa!'
'Nenn mich nicht Papa!'
'Jawohl Mama!'
Mit dem Satz sprang ich auf und entfernte mich von Shane.
'Na warte!', sagte dieser und kam mir hinterher.
So ein Mist, man merkt es doch, wenn man lange kein Sport mehr gemacht hat.
Er nahm mich von hinten in die Arme und meinte:' Du bist aber langsam geworden!'
'Na und? Ich darf sowieso kein Sport mitmachen!'
'Haste schon Speck angesetzt?'
Er zwickte mich in die Seite und ich musste mich zusammenreißen, um nicht gleich los zu brüllen.
'Lass uns wieder hochgehen!', sagte ich nach einer Erholpause.
Er nickte nur und so ging jeder wieder auf sein Zimmer.
Ich legte mich in mein Bett und dachte über die ganzen Geschehnisse nach.
Ob das alles gut geht?
Ich hoffe es.
Ich kann es jetzt sowieso nicht mehr ändern.
Naja doch ich könnte Shane so bewusstlos schlagen, dass er denkt, er hätte das alles nur geträumt, aber das wäre unklug, da sie mich dann von der Schule werfen müssten.
Was sollte ich aber sonst machen?
'Lebe in den Tag!', kam mir der Spruch meines Bruders wieder in den Sinn.
Immer wenn ich einmal nicht in die Schule wollte, sagte er das. Keine Ahnung warum, aber ich bin danach immer hin gegangen. Ohne auch nur einmal zu meckern.
Ich lächelte noch einmal vor mich hin und schlief dann noch mal ein.


Am nächsten Morgen ging ich zum frühstücken wieder in die Kantine.
Ich ging also hinunter, holte mir einen Teller und ließ mir von der Essensfrau meinen heiß geliebten `guten Morgen Salat` auftischen. Den bekam ich immer, weil ich immer so nett bin.







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