SILBERNE FÜHRUNG

Autor: Kimberly B.
veröffentlicht am: 06.09.2009




Kapitel 4

Es war still. Ich hatte solche Angst eine Antwort wiederzugeben. Doch auch wollte ich nicht dass sie ging, immerhin hatte sie mir das Leben gerettet.
'Danke.', platze es auch mir raus.
'Das du mir das Leben gerettet hast.'
Es kam keine Antwort zurück. Es blieb wie voreineigen Sekunden still. Langsam stieg ich vom Pferd runter und drehte mich zu ihr um.
Zuerst vielen mir ihre dunkelbraunen Haare auf, sie glänzten förmlich in der Sonne. Ihre Haut war so blass wie meine, doch ich hatte sie einen Tick dunkler. Ihre Augen hatten keinen Iris. Das heißt es war nur schwarz. Ob das normal war? Denn noch nie hatte ich Menschen mit so dunklen Augen gesehen. Sie hatte eine enge Lederweste an, darunter war ein schwarzes Shirt. Ihre Hose war auch aus demselben Material wie ihre Weste und war hellbraun. Die Schuhe passen zum Ober- und Unterteil. In ihren Händen waren zwei seltsame Dolche. Sie glänzten wie Silber, doch nicht das normale, es war besonders. Daran klebte noch ein wenig das Blut der Barbaren.
'Ach, das hab ich doch gern gemacht.', lächelte sie und steckte die zwei Dolche in Lederhüllen, die rechts und links an ihrem Oberschenkeln befestigt waren.
'Mein Name ist Mali, und du?', fragte sie und kam auf mich zu. Ihre Hand reichte sie mir rüber, selbst die waren mit Lederhandschuhen überzogen.
'Mein Name ist Sharon.', stammelte ich noch ein wenig.
'Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich werde dich schon nicht beißen.', lächelte sie wieder und es sah ehrlich aus.
'Nein, ich hatte…', stoppte ich und sperrte meine Lauscher auf. Waren das gerade Pferde? Ihre Hufschläge waren nicht zu überhören. Hoffentlich sind das nicht die Barbaren, sie kehren zu ihrem Versteck zurück.
'Entdeckung Sharon!', rief sie, packte mein Handgelenk und zog mich hinter einen dicken Baumstamm. Lilli war ein schlaues Pferd. Sie wusste zum Beispiel, wenn Gefahr droht, versteckte sie sich. Lilli konnte auch die Stalltür von allein öffnen und wenn sie mal ausbrach, sah man sie auf der Blumenwiese immer grasen. Mit der Hand wedelte ich kurz und sie legte sich auf der gegenüberliegenden Seite in die hohen Farnen hinein. Man konnte sie wirklich nicht sehen, die Pflanzen waren zu hoch.
Von hinten - aus der Richtung meiner Burg - kamen mindestens acht Kerle mit Pferden auf uns zu gerast. Würden das die Barbaren sein?
Ich musste abwarten. Obwohl sie ziemlich schnell ritten, verging die Zeit so langsam. Selbst Mali wartete gespannt auf die Kerle ab. Da konnte man, doch schon ein Geschreie hören.'Das war eine gute Beute, Männer.', schrie jemand und seine Männer jubelten hinterher. Diese Stimme kannte ich. Der kräftige Kerl musste es sein mit seinen Leuten. Doch es waren wohl nicht so viele wie das letzte Mal. Die Hufstapfen waren viel leiser und weniger.Da kamen sie, jetzt ging alles viel schneller, nur kurz konnte ich den fast haarlosen Anführer sehen, doch er hatte ein Pferd neben sich laufen, darauf war eine Frau mit schwarzen Haaren.Das wird doch wohl nicht Karin sein? Schnell huschte ich hinter dem Baum hervor und blickte ihnen nach. Durch den etwas aufgewühlten Staub konnte ich nicht richtig sehen, aber ich war mir sicher, dass das Karin war. Ich muss ihr helfen!
'Das war Karin!', rief ich zu Mali, die immer noch hinter dem Baum stand und sich versteckte.
'Wer ist das?', fragte sie und kam zu mir.
'Meine Freundin, die Barbaren haben sie gefangen genommen.'
Was würden sie mit ihr machen? Sie einsperren, versklaven oder sogar töten. Umso länger ich daran dachte, umso mehr bekam ich Panik. Da liefen meine Beine ihr nach. Es war einfach eine Reaktion. Doch was renne ich? Auf Lilli konnte ich doch reiten. Kurz pfiff ich durch den Mund, das meine Brüder mir beibrachten, und Lilli kam aus ihrem Versteck.
'Wo willst du hin?', fragte Mali mich.
'Karin retten. Ich kann sie nicht einfach hängen lassen.', rief ich ihr zu.
'Ich würde dich gerne begleiten, aber dort wo deine Freundin hingebracht wird, darf ich nicht sein.'
'Wieso nicht?'
'Dort ist das Barbaren-Land. Diese heimtückischen Kerle haben einen Bann darauf gelegt, das meine Rasse beim sofortigen Betreten zu Staub zerfällt.'
'Bei deiner Rasse?', fragte ich merkwürdig.
'Ich bin ein Cocolescar. Du hast doch sicher von ihnen gehört.'
'Ja, natürlich.'
'Wir sind ihre größten Feinde. Deswegen, verstecken wir uns meistens auch vor ihnen und greifen sie bei jeder guten Gelegenheit an. Leb wohl Sharon, wir werden uns bestimmt wieder sehen und hier.', verabschiedete sie sich und gab mir zum Schluss eine kleine Kette. Die Schnurr war aus besonderem Garn, sehr stabil und ein kleiner weißer Stein hing an ihr.'Danke Mali. Ich wünsche mir auch dass wir uns bald wieder sehen. Leb wohl!', rief ich noch, stieg aufs Pferd und ritt los.
Es würde jetzt verdammt gefährlich werden. Alleine vielen Barbaren nachzureiten. Sogar hunderten nachher gegenüber zu stehen, man weiß ja nie wie viele später dort sind, dreißig siebzig oder hundert? Barbaren sind überall, ihr Leben besteht nur aus Geld und rauben. Man könnte noch essen und trinken hinzufügen, aber das tut ja jeder Mensch.
Schon eine Weile war ich unterwegs, auf demselben Weg, doch dann kam eine Gablung und ich stand vor einem Rätsel.
Rechts oder links? Selbst durch den Sandboden konnte ich keine Abdrücke wahrnehmen. Der Boden war leider zu fest, doch sehr trocken. Was nun? Ich hatte Angst die falsche Richtung zu gehen und Karin nie finden zu können. Leider stand auch keine Schild in der Nähe. So ein Mist. Wenn ich Blut auf dem Boden gefunden hätte, auch nur ein Tropfen könnte ich sehen was damit passiert ist, doch leider ist hier nichts. Der Sand allein würde nichts nützen. Wenn jemand etwas verloren hätte, könnte ich auch etwas damit anstellen. Der Sand plus der Gegenstand ergibt eine Vision, doch etwas von seinem Körper wäre natürlich einfach, wie schon gesagt Blut. Ein Haar könnte mir genauso gut helfen. Doch es ist so dünn, es wäre fähig überall hingeflogen zu sein. Also, rechts oder links. Umso mehr ich nicht mehr weiter wusste, umso schneller wurde ich traurig. Karin war da jetzt ganz allein, zwischen diesen ekligen Barbaren und keiner konnte ihr helfen. Ich entschied mich für rechts, der Weg führte weiter vom Schloss weg und ich denke die Barbaren wollen von allen Dörfern so weit wie möglich nur weg sein. Im schnellen Galopp ritt ich den Weg entlang, doch wohin es mich führte, war nur eine kleine Quelle. Ich war doch falsch. Oh nein. Dahinter ging es zwar weiter, aber was ist wenn ich doch falsch war? Dadurch verirre ich mich nur noch mehr. Ich war völlig verzweifelt.
Enttäuscht stieg ich von Pferd und ging zu der kleinen Wasserquelle. Kniend saß ich da, beugte mich darüber und starrte in das stillklare Wasser. Es war hier sehr ruhig. Meine Hand war immer noch zu einer Faust geballt, denn darin hatte ich die Kette von Mali.'Oh Mali, was soll mir die Kette bringen.', schluchzte ich und eine Träne viel aufs glatte Wasser.
'Warum weinst du?', hörte ich eine Männerstimme sagen. Wer ist da? Ein Barbar? Nein, die würden sich tiefer anhören und nicht so nett und erzogen. Ob ich mich umdrehen sollte? Wer war dieser merkwürdige Kerl? Vielleicht sogar Florian oder Samuel? Aber dann hätte ich ihre gepflegte Stimme erkannt.
Schnell wusch ich mir die Tränen aus dem Gesicht und kam mit dem Oberkörper wieder hoch.
'Ist alles in Ordnung?', ertönte die sanfte Männerstimme wieder.
'Ja, mir geht es gut.', stammelte ich und schluchzte dabei etwas. Seine Schritte konnte ich hören und die kamen auf mich zu. Was will er machen? Sich neben mich setzen?'Könnest du dich vielleicht zu mir umdrehen, junge Dame?', fragte er und blieb hinter mir stehen.
Er war ganz nahe bei mir. Sein Körper konnte fast meinen berühren.
'Es tut mir Leid, nur ich mag es nicht wenn Menschen mich weinen sehen.'
'Ach, es gibt bestimmt einen Grund dafür dass du geweint hast. Übrigens mein Name ist Christian.', erläuterte er mir und blieb so lange hinter mir stehen bis ich eine Antwort von mir gab. Es wäre unhöflich wenn ich meinen Namen auch nicht nennen würde.
'Ich heiße Sharon.', platze es aus mir raus.
'Du bist das Burgfräulein von Hildyen, stimmt das?', fragte er und verbeugte sich vor mir.'Ja, doch bitte siezt mich nicht. Ihr könnt mich ruhig duzen.', murmelte ich und musste dennoch an Karin denken.
Ich konnte mich nicht hier unterhalten, da ich wusste dass Karin in Gefahr war.
Schnell stand ich auf und drehte mich um. Zuerst blickte ich nur auf seine Schuhe, sie waren aus Stahlketten gemacht. Er hatte eine Kniestück am Bein und das sah alles zusammen wie eine riesige Strumpfhose aus. An seiner Hüfte hatte er eine lederne Schenkeldecke, sie war schwarz, wie auch die ganze Rüstung. Einen dunkelbraunen Gürtel trug er auch und daran war sein Schwert mit der Hülle befestigt. An der Brust hatte er ein Kettenhemd an und davor einen ledernen Brustharnisch. An den zwei Schulterschienen war ein langer schwarzer Umhang befestigt.
Als ich in Christians Gesicht blickte, kribbelte es in meinem Bauch. Es war wunderschön, er hatte keinen Bart, er erinnerte mich ein wenig an meinen Bruder Samuel, nur das seine Haare kürzer und dunkelbraun waren.
'Ich würde mich gerne mehr mit Euch unterhalten, doch eine Freundin schwebt in Lebensgefahr, ich muss ihr helfen.', erläuterte ich und wollte schon an ihm vorbei gehen.Doch da packte er mich am Handgelenk und zog mich zurück.
'Du willst doch nicht alleine gehen, oder?', fragte er besorglich.
'Nein. Doch bis jetzt war ich immer allein und keiner konnte mich begleiten.'
'Es ist besser ich komme mit Sharon. Ich will nicht dass dir etwas passiert. Ach und bitte duze mich. Ich bin kein angesehener Herr wie du, ich bin nur ein Ritter.'
Meine Wangen wurden rot und wieder kribbelte es in meinem Magen. Innerlich wurde ich aufgeregt und er schien mir zu gefallen. Ob das etwas zu bedeuten hatte?

'Du möchtest mit mir kommen?', fragte ich und sank beschämend den Kopf.'Klar. Ein Burgfräulein sollte niemals allein in einem Wald sein, bei dem es gleich dunkel wird.'
Er hatte recht, der Himmel färbte sich in gelb orangene Farben und der Wald wurde dunkler.'Danke Christian.', lächelte ich und mein Herz fing an zu pochen.
Dieses glückliche Gefühl verging einfach nicht, doch ich spürte immer wieder Gefühle für Christian. Es wird doch wohl nicht bedeuten, dass ich mich verliebt habe. Das kann nicht sein. Ich kannte ihn doch kaum und außerdem was ist wenn eine Hochzeit zwischen mir und Karl bestehe? Auch darum muss ich wieder zur Burg zurück, Karl könnte sogar morgen oder übermorgen an der Burg sein. Was sollten Samuel und Florian zu ihm sagen? Das ich spurlos verschwunden bin?
Doch Christian riss mich aus meinen Gedanken: 'Alles in Ordnung, Sharon?', fragte und schaute mich an.
Meinen Kopf zog ich erschrocken nach oben und blickte ihm in die Augen, doch da musste ich zurückschrecken.
'Nein!', murmelte ich leise und hielt mir die Hand vor den Mund. Einige Schritte ging ich zurück und war ganz Starr vor Angst.
'Was ist los?', fragte er und bekam selber Angst.
Seine Augen waren Gold, so wie meine, doch auch in seinen Augen war noch ein wenig tiefblau drinnen. Was bedeutet das? Wieso hatte er die gleichen Augen wie ich. Er wird wohl auch etwas mit dem Drachen zu tun haben.
'Sharon. Bitte sag mir was los ist?', fragte er mich beunruhigt.
Er kam wieder auf mich zu doch ich ging immer wieder von ihm weg. Da wollte er meine Hand greifen, damit ich stehen blieb, doch ich zog sie weg.
Verängstigt stand er da und schaute mir nach, wie ich immer mehr aus der kleinen Lichtung mit dem Teich, verschwand.
Warum hat er dieselben Augen? Wieso er?
Irgendwann murmelte ich: 'Du hast die selben Augen wie ich.' Da ging ich wieder auf ihn zu und flüsterte dabei: 'Wieso hast du die Drachenaugen?'
Meine Augen füllten sich plötzlich, weil ich verunsichert und ängstlich davor war, sogar zu überrascht. In mir bebte einfach alles.
'Du hast sie also auch. Lange hab ich gehofft dass ich denjenigen treffe, der die andere Hälfte des Drachenauges besitzt. Doch das du es warst Sharon hätte ich niemals gedacht. Ich weiß nicht ob du schon wusstest, dass das Schwert gezogen werden muss. Denn wenn nicht, breitet sich Black Seal darüber aus und wir werden einen Krieg erklären müssen. Alle bösen Wesen, wie Kobolde, Goblins, Gnome und andere Kreaturen werden uns angreifen und sie werden so lange weiter machen bis alle tot sind oder sie jemanden haben vor dem sie sich fürchten. Das wäre dann der Drache und das Schwert. Deswegen suche ich diejenige die die andere Hälfte der Augen hat und endlich hab ich sie gefunden.', erläuterte er mir. Es klang ernst. Anscheinend hat er wirklich vor die dunkle Höhle in der Nähe von Black Seal zu betreten. Das Böse war ein Teil des Lebens, könnte man sagen. Es ist das Gegenteil des Guten. Black Seal steuert das Böse. Es lenkt Kreaturen die aus der Erde kommen, Geister die aus der Höhle stiegen und Untote die aus ihren Gräbern herabstiegen. Dann gibt's noch die gewöhnlichen Gestalten, die man in der Nacht sehen kann. Wie immer sah man sie am häufigsten. Doch das eigentlich, was es ausmachte, wenn man das Schwert nicht zog, verdunkelt sich immer mehr das Böse. Irgendwann wird die böse Seite siegen und unsere Welt wird in Angst und Schrecken leben.
'Nun, wo finden wir das Schwert und den Drachen genau?', fragte ich und versuchte mich zu beruhigen.
'In einer Höhle weit entfernt von hier.', murmelte er und senkte ein wenig den Kopf.'Seit Tagen bin ich auf den Weg zu ihr, ich hatte gehofft die andere Hälfte zu finden und tatsächlich tat ich das. Jetzt können wir gemeinsam uns auf den Weg machen.''Das geht nicht.', murmelte ich leise und ging wieder einige Schritte zurück.
'Natürlich.'
'Nein! Ich muss Karin retten und zu meiner Burg, in einigen Tagen kommt der Herzog und ich kann nicht einfach weglaufen, ohne den anderen Bescheid zu sagen.', brummte ich. Warum verstand er das nicht? Das muss man doch begreifen. Jeder würde mich suchen, sich Sorgen machen, besonders meine Brüder und da kann ich nicht einfach weglaufen.'Es tut mir Leid.'
Hastig drehte ich mich um und lief den kleinen Weg weiter, er war klein, so dass einige Farnen sich von der anderen Seite berühren konnten. Den Kopf hielt ich immer unten und schaute manchmal kurz hinter mich.
Als mein Kopf umgedreht war und ich trotzdem weiter lief, prallte er gegen etwas Hartes.'Autsch!', meckerte ich und sah zuerst nur ein dunklen Lederharnisch.
Da hörte ich das Lachen einiger Männer, es kam mir bekannt vor und ich wusste schon wer sie waren.







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