Du bist mein Leben

Autor: Allegra
veröffentlicht am: 04.09.2009




Kapitel 6

Kate drückte ein Ohr an ihre Bürotür und horchte.
Im Flur unterhielten sich Josh und Mike eine Weile und dann wurden ihre Stimmen immer leise, bis sie ganz verschwanden.
Leise öffnete sie die Tür und späte raus. Der Flur war leer. Auf Zehspitzen lief sie in Mikes Büro, sie schloss die Tür und ging zu seinem Schreibtisch. Sie stöberte in seinen Schubladen und fischte aus der untersten Schublade ein schwarzes Adressbuch raus.
-Manche Leute bleiben eben beim Papier. - freute sie sich als sie das Buch in ihren Händen hielt. Sie hörte an der Tür Schritte und verstreckte das Buch unter ihrem T-Shirt.
-Hi. - begrüßte Mike sie überrascht. - Was machst du denn hier? - fragte er sie.
-Das wollte ich Sie gerade auch fragen. - entgegnete sie.
-Ich habe meine Brieftasche … - fing er an sich auszureden. - Das ist mein Büro. - fiel ihm dann auf.
-Wirklich? - tat Kate ganz überrascht und schaute sich um. - Sie haben Recht. - sie lächelte unschuldig. - Habe heute Morgen wohl die falschen Pillen geschluckt. - sagte sie und drängelte sich an ihm vorbei. - Schönen Tag noch. - wünschte sie ihm und ließ ihn total verwirrt mitten in seinem Büro stehen.
Um 15:00 Uhr verabschiedete sich Kate vor Margerie und ging nach Hause, mit dem kleinen Adressbusch in ihrer Tasche.

-Du bist so fies. - meinte Betty begeistert zu ihrer Freundin, als sie zuhause auf dem Boden saßen und in Mikes kleines Buch reinschauten.
-Er wird mich nie bekommen. - sagte Kate nur dazu. - Jetzt mach schon. - fügte sie hinzu und drückte Betty das Telefon in die Hand. Sie wählten die erste Nummer.
-Guten Tag, spreche ich mit Miss Lauren Santiago? - fragte Betty, als am anderen Ende eine Frauenstimme ertönte. - Ich rufe im Auftrag von Mister Cooper an. - sagte Betty und hielt sich die Nase zu, damit ihre Stimme anders klang. - Er möchte sich mit Ihnen heute Abend um 19:00 Uhr im Hotel *Tengler* treffen. - meinte sie und Kate hielt sich den Mund zu, um nicht laut aufzulachen. - Das hat er mir nicht gesagt. Können wir mit Ihnen rechnen? - fragte sie dann. - Auf Wiedersehen. - verabschiedete sich Betty und legte auf. Die beiden Freundinnen brachen im Gelächter aus.

Um 18:30 Uhr verließ Mike das Haus. Er setzte sich in sein Auto und fuhr los. Er war so selbstsicher, dass er sich selbst schon innerlich gratulierte. Irgendwie war er auch aufgeregt, als er daran dachte, mit Kate alleine zu sein. Sie war nicht so, wie seine anderen Freundinnen, die sich nur für Out-Fits und Schminke interessierten. Sie war so aufregend, so frisch, so anders.
-Guten Abend, Mister Cooper. - begrüßte Joan ihn an der Rezeption. - Ihre Begleitung erwartete Sie bereits am Tisch sieben. - verkündete sie. - Ich habe mir die Freiheit genommen der Dame bereits ein Glas Sekt servieren zu lassen. - fügte sie hinzu.
-Du bist ein Engel. - sagte Mike und ging zu Tisch Nummer sieben. Dieses Restaurant hat ihn auch schon in der Vergangenheit zu heißen Nächten verholfen, also konnte heute gar nichts mehr schief gehen.
An Tisch sieben blieb er stehen und seine Kinnlade fuhr runter. Das saß Lauren, seine alte Affäre.
-Hallo Schatz. - begrüßte sie ihn mit einem koketten Lächeln. - Ich war sehr überrascht, als deine Sekretärin bei mir anrief, doch auch erfreut. - sagte sie zu ihm.
-Hi. - murmelte er und fragte sich, was hier eigentlich vor sich ging. - Wie geht es dir? - fragte er und setzte sich ihr gegenüber.
-Jetzt geht es mir sehr gut. - sie lächelte ihn viel sagend an.
-Was macht diese Schlampe hier? - hörte Mike eine Stimme in seinen Rücken. Er sprang auf und schaute in das wütende Gesicht von Estelle. Sie stand vor ihm in einem kurzen Kleid und stemmte ihre Hände in die Hüfte.
-Wer ist hier eine Schlampe? - sagte Lauren dazu und sprang jedenfalls auf.
-Ladys, ganz ruhig. - meinte Mike, der selbst am Abgrund der Verzweiflung stand. Und als ob es noch nicht genug war, kamen noch Page, Silvia, Fiona und Sharon an den Tisch. Alles seine verflossenen Affären. Mike faste sich an den Kopf und rätselte, wem er dieses unangenehme Treffen zu verdanken hatte. Mit Mühe beruhigte er die aufgewühlten Hühner und sie alle nahmen am Tisch Platz.
-Bestellt euch war ihr wollt meine Süßen. - sagte er hinzu und ergriff die Flucht in die Toilette. Er stemmte sich an das Waschbecken und schaute in den Spiegel.
-Was ist hier los? - fragte er sein Spiegelbild. Er spritze sich kaltes Wasser ins Gesicht. Als er sich gerade die Hände trocknete, klingelte sein Handy. Er seufzte und ging ran.
-Hallo Mister Cooper. - hörte er Kates schadenfrohe Stimme sagen.
-Du?! - schrie er in den Hörer und kniff wütend die Augen zusammen. - Du hast es mir eingebrockt. - beschuldigte er sie.
-Wer denn sonst? - fragte sie nur. - Ich hoffe Sie amüsieren sich. - erkundigte sie sich und er hörte jemanden im Hintergrund kichern.
-Warum hast du das getan? - fragte er ratlos.
-Weil ich niemals zu Ihren Betthäschen gehören werde. - sagte sie. - Und jetzt viel Spaß bei der kleinen Party, die ich zu Ihren Ehren veranstaltet habe. - meinte sie und legte auf.-Warte. - rief er noch, doch es war zu spät. - Das wirst du noch büssen. - drohte er in die Sprechmuschel.
Um 24:00 Uhr kam er endlich nach Hause. Er war total erschöpft von den ganzen Gesprächen. Als Mike es endlich geschafft hatte, seine Freundinnen mit Getränken und Speisen ruhig zustellen, verlief der Abend gar nicht mal so schlecht.
Er streifte seine Kleider ab und trat in die Duschkabine. Die warmen Wasserstrahlen entspannten seine müden Muskeln.
Er dachte daran, wie Estelle und Lauren sich in die Haare bekamen und der Sicherheitsdienst gerufen werden musste, um die aggressiven Frauen zu beruhigen. Mike brach im Gelächter aus. Als er dort zwischen den ganzen Frauen saß, mit denen er mal zusammen war und sich ihre Vorwürfe und Zickerei anhören musste, fand er es nicht so witzig, aber jetzt konnte er sich das Lachen nicht verkneifen.
Mit Gedanken an Kate legte er sich in sein Bett.
-Du bist unglaublich. - murmelte er auf Kate bezogen und erneut huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Eine Frau wie sie hatte er noch nie in seinem Leben getroffen.

-Ist Kate in ihrem Büro? - fragte er Margerie, als er um 10:00 Uhr am nächsten Tag zur Arbeit erschien.
-Sie war heute Morgen hier und hat ihre Kündigung abgegeben. - meinte sie zu ihm.-Hat sie was dazu gesagt? - wollte er wissen.
-Nein. - meinte Margerie kurz.
-Sie ist einfach unglaublich. - murmelte er als er aus dem Gebäude lief.

Kate hatte sich gerade eine Tasse Kaffee gemacht und überlegte, wie sie wieder an Geld kommen könnte, um die Miete zu bezahlen. Sie setzte sich auf die Couch und nahm sich die Zeitungsanzeigen vor. Ein Klingeln an der Tür ließ sie aufschrecken.
-Mist. - schimpfte sie, als sie sich den heißen Kaffee über die Hose schüttete. Sie stellte die Tasse auf den Tisch und öffnete die Tür.
-Guten Morgen. - Mike stand vor ihr und lächelte sie an.
-Was wollen Sie hier? - fragte sie unfreundlich.
-Ich wollte mich für dafür bedanken, dass du mir gestern so einen tollen Abend beschert hast. - antwortete er. - Darf ich reinkommen? - bat er, doch sie bewegte sich keinen Millimeter.-Nein, dürfen Sie nicht. - sagte sie dazu. - Gern geschehen und jetzt gehen Sie. - befahl sie ihm.
-Ich will mit dir reden, Kate. - sagte er jetzt ernst.
-Wir haben nichts zu bereden. - sagte sie dazu.
-Du hast heute deine Kündigung bei Margerie abgegeben. - sagte er. - Ich möchte nicht, dass du gehst. - fügte er hinzu.
-Aber .. - stotterte Kate. Sie war der festen Annahme gewesen, dass er sie sowieso wegen gestern kündigen würde und da sie ihm das Vergnügen, sie raus zuwerfen nicht gönnte, hat sie selbst gekündigt.
-Ich muss gestehen, ich war gestern sehr wütend auf dich. - gab er zu. - Du musstest die ganzen Weiber sehen. - meinte er dazu und seufzte. - Aber ich wollte nicht, dass du gehst. - sagte er.
-Warum? - fragte sie und hielt den Atem an. Ihr Herz drohte zu platzen.
-Die Firma braucht dich. - meinte er und Kate schaute enttäuscht drein. - Deine Ideen sind so neu und das ist das, was wir brauchen. - er kam auf sie zu. - Und … - er stockte und sie hob ihre Augen, um in seine zu sehen. - Ich brauche dich. - gestand er ihr leise. Er war so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut fühlen konnte. Sie öffnete ihren Mund und schloss ihre Augen und wartete, bis er sie küsste. Denn es war der perfekte Augenblick für einen Kuss. Er kam zu ihr, damit sie ihre Kündigung zurücknahm und er sagte zu ihr, dass er sie braucht. In einer Seifenoper wären sich jetzt die Schauspieler leidenschaftlich in die Arme gefallen.-Kommst du zurück? - fragte er sie und sie öffnete ihre Augen.
-Okay, aber für heute nehme ich mir frei. - meinte sie und starte wie gebannt in sein Gesicht.-Dann bis Morgen. - meinte er munter und schüttelte ihr die Hand. Dann lief er die Treppe runter. Wie vom Blitz getroffen blieb Kate im Türrahmen stehen und schaute ihm hinterher.Sie schloss die Tür und setzte sich auf die Couch. Sie war im Moment mit ihren Gefühlen nicht ganz auf einer Ebene. Mike war für sie ein Rätsel und sie war nicht in der Lage es zu lösen.

-Das kannst du nicht tun. - meinte Josh am nächsten Tag zu Mike, als sie in seinem Büro saßen und sich unterhielten. Mike dachte nicht daran, Kate so schnell ihre Tat zu verzeihen. Jetzt wo sie wieder hier arbeitete, schmiedete er seinen Rachezug.
-Natürlich kann ich das. - entgegnete er und lächelte fies. - Sie muss sich nur in mich verlieben und ich gebe dann vor keine Interesse an ihr zu haben. Das wird sie kränken. - teilte er seinen Plan mit.
-Das ist herzlos. - teilte Josh ihm seine Meinung mit. - Und außerdem denke ich nicht, dass du in der Lage bist, gleichgültig zu tun, obwohl Kate dir so viel bedeutet. - gab Josh zu bedenken.
-Ich werde das schon schaffen. - versicherte Mike, obwohl es sich dessen auch nicht sicher war. - Sie hängt schon an der Angel. - fügte er hinzu.
-Wie du meinst? - sagte Josh dazu und erhob sich. - Nicht, dass es dir am Ende das Herz bricht. - meinte er zum Abschied und verließ Mikes Büro.

Durch einen Höllenlärm, der von der Empfangshalle zu kommen schien verwunderte Kate für einen Augenblick. Es war bereits nach 19:00 Uhr und die meisten Angestellten waren schon nach Hause gegangen. Sie trat aus ihrem Büro um nach dem Unruhestifter zu sehen und um Ruhe bitten, als sie Mikes Stimme vernahm.
-Stanley leg bitte die Waffe weg. - waren sein Worte und Kate erschrak. Sie begab sich vorsichtig an das Geländer, um nachzuschauen, was das vor sich ging.
Was sich vor ihren Augen abspielte, ließ sie noch mehr erschrecken. Ein üppiger kleiner Mann stand mitten in der Halle und hielt eine Waffe mit zitternden Händen fest. Mike stand an Margeries Theke mit zur Abwehr gehobenen Armen.
-Nein. - schrie der Mann und Kate hörte eine tiefe Trauer in seiner Stimme. - Ich dachte, wir wären Freunde. - sagte er zu Mike.
-Das sind wir auch. - bestätigte Mike.
-Wenn es so ist, warum schläft du dann mit meine Frau? - fragte Stanley weinend. Seine Hände zitterten noch mehr.
-Das ist nicht wahr. - stritt Mike ab und machte einen Schritt auf Stanley zu.
-Komm nicht näher. - schrie Stanley. - Ich werde dich töten und dann mich selbst. - drohte er.
-Stanley, beruhig dich bitte. - Mike Stimme klang einwenig höher, doch er blieb ruhig. - Ich habe Nichts mit Ramona. - versicherte er.
-Lüg mich nicht an! - schrie Stanley und wischte seine Tränen an seiner Schulter ab, ohne Mike aus den Augen zu lassen. - Ich weiß alles. - fügte er hinzu.
-Ich weiß nicht, wer dir so etwas erzählt hat, aber es stimmt nicht. - meinte Mike. - Und jetzt las die Waffe runter. - sagte er.
-Ich habe es satt, mir von dir etwas vorschreiben zu lassen. - sagte Stanley und schaute Mike voller Abscheu an. - Du hast mir belogen. Mit Freundschaft vorgespielt, damit du an meine Frau rankommst. - unterstellte er Mike.
-Stan, das ist nicht wahr. - sagte Mike und Kate konnte in seiner Stimme erkennen, dass er bereits die Geduld verlor.
-Du Abschaum. - beschimpfte Stanley Mike. - Du verdienst es nicht zu leben. - sagte er. - Jetzt knalle ich dich ab. - meinte er.
-Hier wird niemand abgeknallt? - Kate fand, dass es jetzt Zeit war sich einzumischen, bevor Stanley tatsächlich abdrückte. Sie schnellte die Treppe runter. Überrascht und verängstigt richtete Stanley seine Waffe zuerst auf Kate und dann wieder auf Mike.
-Kate, hau ab. - meinte Mike mit zusammengebissenen Zähnen.
-Nein. - protestierte sie und Mike verdrehte verärgert die Augen.
-Warum kannst du nie auf mich hören? - fragte er wütend.
-Weil du immer Unrecht hast. - entgegnete Kate und Mike schaute sie verwundert an. Geduzt hatte sie ihn noch nie. - Was geht hier vor? - sie wand sich jetzt Stanley zu, der mit großen Augen sie anstarrte.
-Dieser Mistkerl schläft mit meiner Frau. - ließ er Kate mit einer hohen Stimme wissen.-Haben Sie Beweise dafür? - fragte sie und versuchte so ruhig wie möglich zu klingen, obwohl ihr das Herz bereits in die Hose gerutscht war.
-Ich wurde angerufen. - meinte Stanley dazu und klang etwas verunsichert.
-Wer hat Sie angerufen? - wollte Kate wissen.
-Ich weiß nicht. Es war anonym. - gestand er.
-Und Sie glauben einfach einer Person am Telefon, die sich nicht mal vorgestellt hatte. - meinte Kate.
-Nun ja. - stotterte Stanley. Seine Unsicherheit war ihm anzusehen.
-Ahhha. - sie nickte nur.
-Gehen Sie weg. - scheuchte Stanley sie weg, denn sie hatte sich direkt in seine Schusslinie gestellt.
-Ich denke nicht dran. - meinte sie trotzig. - Sie kommen einfach hierhin, unterstellen meinem Verlobten Untreue und fuchteln auch noch mit einer Waffe vor meinem Gesicht. - beschwerte sie sich.
-Verlobten? - sagten Stanley und Mike im Chor.
-Natürlich. - bestätigte Kate mit einem kräftigen Nicken. Sie drehte sich zu Mike um und zwinkerte ihm zu.
-Natürlich. - sagte er dazu. - Das ist meine Verlobte. - stellte er Kate vor. - Und wir heiraten im nächsten Monat. - fügte er hinzu.
-Ich weiß nicht, wer Sie angerufen hat. - meinte Kate jetzt an Stanley gewand. - Aber Mike und ich, wir lieben uns und wir werden im nächsten Monat heiraten. - bestätigte sie ihm. Eine Mischung aus Verwirrung und Erleichterung machte sich auf Stanleys Gesicht breit.
-Sie sind verlobt? - fragte Stanley noch einmal.
-Ja. - sagte Kate und ging demonstrativ auf Mike zu. Sie legte ihm ihre Arme um den Hals und drückte ihre Mund auf seinen. Einige Momente später spürte sie Mikes Hände auf ihrer Hüfte und er erwiderte ihren Kuss mit einer solchen Leidenschaft, dass ihr der Boden unter den Füßen wegblieb. Mike ließ von ihr los und sie starrte ihm in die Augen. Ihr Atem wurde schneller.
-Und Sie lieben ihn? - fragte Stanley.
-Aber natürlich. - meinte Kate, ohne die Augen von Mike abzuwenden.
-Jetzt lass die Waffe runter, Stanley. - meinte Mike. - Du siehst doch, dass wir uns lieben. - sagte er und in diesem Moment glaubte Kate ihm das.
-Es tut mir so leid. - entschuldigte er sich und wollte gerade die Waffe runterlassen, als sie losging.

Fortsetzung folgt ...







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