Grasgeflüster

Autor: ~♥~ Ginny ~♥~
veröffentlicht am: 30.07.2009




Ich lag im Gras, als ich ihn auf mich zukommen sah. Sollte ich so tun als würde ich in die andere Richtung starren oder ihm zuwinken? Ich verharrte reglos in der liegenden Stellung und schloß die Augen. So oft hatte ich mir vorgestellt, dass wir uns wiedersehen würden, so viele Möglichkeiten hatte ich mir vorgestellt, so viele verschiedenen Orte und Situationen, vergeblich. An eine stille Wiese und meine spärliche Bekleidung, ein bunt gemusterter Bikini, oder daran, dass er mit einem Lächeln auf mich zukommen würde, war ich nicht gekommen. Mit halbgeschlossenen Augen musterte ich seinen Körper. Ein grünes T-Shirt schmiegte sich an seinen muskulösen Körper und brachte seine starken Arme zur Geltung. Er trug eine kurze, für meinen Geschmack etwas zu weite, schwarze Hose. Am meisten störten mich die Schuhe, welche schon viel zu abgetragen und zum Teil zerrissen waren. Außerdem hatten sie keine bekannte Marke. Wenn er schon billige Schuhe von Deichmann kaufte, könnte er sie wenigsten regelmäßig erneuern!
Ich schüttelte unmerklich den Kopf. Ich tat es schon wieder. Ich lenkte mich mit unwichtigen Dingen ab, um das Flattern in meinem Bauch und das Kribbeln zwischen meinen Beinen zu ignorieren. Aber es half nichts. Ich musste einfach aufsehen, musste herausfinden, ob mein Märchenprinz die Absicht hatte mich zu retten. Ich blieb liegen, richtete es jedoch so ein, dass ich meinen Kopf auf meinen Arm aufstützen konnte. Und da sah ich ihn. Er war nur noch ungefähr zehn Schritte von mir entfernt. Ich zählte jeden unbewusst mit, während ich ihm tief in die Augen blickte. Ich musste unverzüglich grinsen, als ich sah wie er Fältchen um die Augen bekam und sich seine Lippen zu einem schalkhaften Lächeln verzogen. Wie sehr hatte ich diese perfekten Lippen, diese einzigartig weißen Zähne vermisst.
Schließlich ließ er sich vor mir im Schneidersitz nieder und begrüßte mich mit dieser unvergleichlich samtenen Stimme. Sie vibrierte und ließ ihn so männlich erscheinen. Ich fühlte mich so stark wie nie zuvor zu ihm hingezogen.
Auch er schien das Knistern, das wie elektrischer Strom in der Luft lag, zu spüren, denn während unserer vertrauten Unterhaltung rückte er immer wieder ein kleines Stück näher. Mir schien, als wollte er nicht, dass ich es bemerkte, doch ich realisierte jede kleinste Bewegung seines Körpers, damit ich mich später daran erinnern konnte.
Er war einer der Menschen, mit denen ich mich vollkommen ungezwungen unterhalten konnte. Es entstanden niemals diese peinlichen Pausen zwischen den Gesprächsthemen und wenn, dann waren sie nicht unangenehm sondern dienten zum Nachdenken. Ich liebte es, mich mit ihm über die ausgefallendsten Dinge und Wünsche zu unterhalten, er hatte eine genauso ausgeprägte Fantasie wie ich, oder ich hörte ihm einfach nur zu. Wenn er mir etwas erzählte, dann sahen wir uns meist sehr lange an und ihn schien es nicht zu stören, dass ich seinen Blick so hypnotisierend wie eine Kobra beim Beutefang festhielt. Manchmal versuchte ich aus ihm schlau zu werden, weil er mit mir niemals offen über seine Gefühle sprach, doch meistens faszinierten mich seine Augen so sehr, sie waren von einem umwerfend schönen braun, dass ich gebannt wie ich war nicht imstande war den Blick zu senken. Außerdem liebte ich es, ihm durch die Haare zu wuscheln, diese Geste war häufig einer meiner Annäherungsversuche und verfehlte so gut wie nie die gewünschte Wirkung.
Inzwischen lag ich wieder auf dem Rücken und hatte die Arme unter dem Kopf verschränkt, hatte meinen Kopf jedoch noch immer ihm zugewendet. Die Augen halb geschlossen, da mich die Sonne blendete, sprachen wir weiter über Gott und die Welt. Ich konnte mit ihm über alles reden. Vor allem gestaltete es sich in seiner Gegenwart so leicht die richtigen Wörter zu finden. Wäre es nach mir gegangen, hätten wir ruhig bis in alle Ewigkeit dort sitzen können.Er war mir plötzlich wieder so nah und vertraut wie vor einem Jahr im Sommer. Es kam mir so vor, wie wenn ich ihn schon ewig kennen würde, ich brannte darauf endlich seine warmen, großen Hände auf meinem schlanken, kühlen Körper zu spüren. Beinahe hatte ich ein wenig Bange vor der Explosion, die dann zustande kommen würde. Das wäre dann, wie wenn Mars und Venus kollidieren. Das wäre es mir auf jeden Fall Wert, ich hatte schon zu lange darauf gewartet.







Teil 1 Teil 2 Teil 3


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz