Don't stop the heartbeat now...

Autor: Kleines (2)
veröffentlicht am: 19.07.2009




Ich stand vor der Intensivstation und diskutierte mit der Nachtschwester. Sie erklärte mir, dass ich kein engeres Familienmitglied sei und deshalb nicht zu ihm dürfe. Ich schrie und zeterte herum, ich schrie sie unter Tränen an. Sie huschte schnell hinter die Glastür und kam nach ein paar Minuten mit einem Glas Wasser und einer Tablette zurück und erklärte mir, dass das eine Beruhigungstablette sei. Ich schlug ihr das Glas und die Tablette aus der Hand, das Glas zerbrach sofort in tausend Teile. Mir wurde schlecht und schwindelig. Plötzlich wurde alles schwarz vor meinen Augen und alles was ich dann noch spürte, war ein dumpfer Schmerz.

Als ich wieder aufwachte, lag ich im Notfallzimmer und hatte Verbände um meine Hände. Ich war wohl in die Scherben gefallen. In diesem Moment kam eine Schwester herein und ich fing wieder an zu weinen. Doch es folgte noch jemand und das war Philipp's Mutter Claudine. Sie war so etwas wie eine grosse Schwester für mich, denn mit ihr konnte ich über alles reden. Sie arbeitete als Therapeutin für schwer erziehbare Kinder.
Ich sah sie mir lange an, ihre Haare waren nicht wie sonst so glatt sondern standen nach allen Seiten ab und ihr sonst so perfektes Make-up war verwischt.
Sie erzählte mir, dass Philipp im Koma lag und die Ärzte nicht wüssten, ob er jemals wieder aufwacht.
Wieder schossen mir Tränen in die Augen und dabei umklammerte ich fest die Bernsteinkette, die ich von ihm auf den Geburtstag gekriegt hatte.
Ich flüsterte, dass ich ihn sehen will. Claudine nickte und sagte, dass sie deshalb gekommen wäre.
Als mir nicht mehr so schwindelig war, gingen wir aus dem Zimmer und stiegen in den Aufzug für in den zweiten Stock, wo die Intensivstation lag.
Claudine klingelte, denn man musste klingeln, damit eine Schwester die Tür aufschloss. Es war die selbe Schwester wie vorhin schon. Sie blickte mich an, sagte aber kein Wort. In ihrem Blick lagen Mitleid, Trauer, Wut und etwas das auf mich abschätzig wirkte.
Philipps Mutter ging voran, sie schien um Jahre gealtert zu sein in dieser Nacht.
Sie öffnete eine Tür und ging in dieses Zimmer. Ich stand davor und traute mich nicht, doch Claudine zwang mich nicht dazu, diese, für mich sehr grosse Mauer, zu überwinden.Als ich genug Mut gesammelt hatte, trat ich auch ein. Zuerst sah ich nichts, denn es war Nacht und das Zimmer war sperrlich beleuchtet und die Krankenhausflure waren beinahe weiss vor Licht. Als ich dann mehr sehen konnte erkannte ich Maschinen und als ich näher ran ging auch Philipp. Mir wurde wieder übel und abwechslungsweise heiss und kalt. Er hatte zwei Schläuche in der Nase, den einen für Sauerstoff, den anderen für Nahrung, erklärten mir die Ärzte später, als ich danach fragte. In seiner rechten Hand steckte die Infusion, an seiner linken Hand war ein Pulsmesser und sein ganzer Körper war voll mit Schläuchen und Geräten. Sein Mund stand leicht offen.
Mir strömten heisse Tränen übers Gesicht und ich liess mich auf einen Stuhl neben seinem Bett nieder. Ich streichelte seine Hand und flüsterte immer wieder, dass alles gut werden würde.
Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und vor lauter Erschöpfung schlief ich ein und alles was ich noch dachte war, dass sein Herz schlug...

Fortsetzung folgt...







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