(K)Ein Chef zum Verlieben

Autor: Princess
veröffentlicht am: 10.07.2009




Das Telefon an Ella Fencys Schreibtisch klingelte und lenkte ihre Aufmerksamkeit vom Bildschirm zum Hörer. Herzlich Willkommen bei der 'Redaktion Carry, Abteilung Love and Help, Sie sprechen mit Ellodie Fency, was kann ich für Sie tun?' Ella hasste es Anrufe während der Arbeit entgegen zu nehmen. Sie störte nicht nur, die unendlich lange Begrüßung, sondern auch die ständige Angst, es könnten schlechte Nachrichten aus der Chefetage sein. Sie liebte zwar ihren Job als Autorin des Liebes -und Ratgeberteils, doch seit etwa zwei Monaten störten Spannungen das Arbeitsklima. Es ging das Gerücht herum, Herr Reichenbach würde sein Lebenswerk das Lifestyle Magazin Carry verkaufen. Ausgelöst wurden diese Gerüchte durch den Hausmeister Harry, der ein Telefongespräch mit angehört hatte, indem Herr Reichenfeld seiner Frau mitteilte, wie sehr er sich auf die neu gewonnene Freizeit mit ihr freue.
'Lass doch die Förmlichkeit, hier ist Maria, deine beste Freundin falls du dich erinnerst!' 'Du warst die mit den kurzen roten Haaren und der Sommersprossen, oder? Spaß beiseite, es tut mir Leid, dass ich mich in letzter Zeit nicht so oft gemeldet habe, aber irgendwie war ich immer in Gedanken.' Natürlich hatte Ella in den letzten Wochen mehrmals überlegt ihre beste Freundin anzurufen, doch sie entschied sich schließlich doch immer lieber für das Alleinsein. 'Ella es ist drei Monate her, dass dich Sebastian verlassen hat. Langsam solltest du wieder anfangen weiterzuleben. Guck dir mal die ganzen verlassenen Frauen in den deutschen Seifenopas an. Die sind dort auch nie länger als ne Woche depressiv.' Jetzt redete Maria schon wie ihre Schwester Emma. Wieso glaubten alle´, dass sie nach der Trennung einfach so tun könnte als wäre alles in Ordnung. Verstand denn niemand, dass Sebastian nicht nur ihre Herz sondern auch ihre Zukunft und somit ihr Leben zerstört hatte, als er ihr bei ihrem Lieblingsitaliener gesagt hatte, dass er keinen Sinn mehr darin sah, die Beziehung weiter zu führen. Er wolle lieber Karriere machen anstatt sich mit Familienplanung zu beschäftigen. Ella versuchte die Gedanken an Sebastian aus ihrem Kopf zu bekommen. Zu sehr schmerzten die Erinnerungen noch. Während sie sich eine Träne aus dem Gesicht wischte versuchte sie ihre Freundin davon zu überzeugen, dass es ihr gut ginge. 'Maria mir geht es gut, wirklich. Es ist nur so, dass ich…also na ja ähm ich hab jemand neues kennen gelernt und deshalb momentan nicht so viel Zeit.' Obwohl Ella ihre Freundin ungern anlog, seufzte sie erleichtert, als sie merkte, dass Maria ihrer Freundin Glauben schenkte. Ella hätte beinahe gelacht, während sie sich selbst zuhörte. Wie sollte sie denn jemand Neuen kennen lernen, wenn sie Sebastian jeden Tag im Büro sah. Wie oft schrieb sie in ihren Kolumnen, dass man niemals mit einem Arbeitskollegen anfangen sollte, doch selbst war sie kein Stück schlauer gewesen. 'Nächste Woche treffen wir uns bei Emmas Geburtstag und da erzähl ich dir die Details, aber jetzt muss ich leider auflegen. Es klopft an meiner Tür und es könnte mein Chef sein. Du weißt ja, Privatgespräche während der Arbeitszeit sind strengstens untersagt. Tschüß Maria.Diesmal sagte sie die Wahrheit. 'Herein', versuchte sie das Klopfen zu übertönen. Es war Susi, Herr Reichenfelds persönliche Sekretärin. Ella fand, dass Susi wirklich alle Klischees über Sekretärinnen übertraf. 'Hey Ella, um 14:30 ist eine Besprechung im Konferenzraum. Alle Mitarbeiter haben Anwesenheitspflicht hat der Chef gesagt!' Bevor Ella nach dem Anlass der Besprechung erfragen konnte, watschelte Susi schon in ihrem viel zu engen Minirock aus ihrem Büro hinaus. Die zwanzig Minuten bis zur Besprechung kamen Ella vor wie drei Stunden. Sie hatte Angst, dass sich heute alle Gerüchte bewahrheiten würden. Wie sollte sie bloß weiterleben, wenn sie nicht nur ihre große Liebe, sondern auch ihren geliebten Job verlieren würde? Pünktlich zu Beginn der Besprechung begab sie sich zu den anderen in den Konferenzraum. Sie wollte nicht früher kommen, da sie das Gefühl hatte, dass sie immer noch die gesamte Belegschaft mitleidig ansah.
Zuerst suchte sie Sebastian. Er saß in der ersten Reihe und unterhielt sich mit einem Kollegen. Anscheinend hatte er was Witziges gesagt, denn der Kollege lachte laut auf. Plötzlich kam Herr Reichenfeld hinein und alle Stimmen verstummten. Doch als ein weiterer, aber deutlich jüngerer und besser aussehender Mann ihm folgte fing das Gemurmel wieder an. Ella schaute sich den mysteriösen Fremden genau an. Sie musste lächeln, da er sie an ihren geliebten Ken aus ihren Kindertagen erinnerte. Er hatte kurze braune Haare, die natürlich glänzten. Seine braunen Augen sahen selbstsicher in die Runde und seine zart wirkenden Lippen wurden von einem Dreitagebart unterstrichen. Er trug einen schwarzen Designeranzug mit einem aprikotfarbenden Hemd und einer schwarzen Krawatte. ER schein durchtrainiert zu sein, was ihn schon fast vollkommen machte. Ob Barbie auch noch kommen würde, dachte sie und aus ihrem Lächeln wurde ein Lachen. Es war das erste Lachen seit der Trennung von Sebastian. Sie war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht bemerkte, dass alle anderen um sie herum still geworden waren und sie nun anstarrten, wie eine Verrückte. Plötzlich trafen sich ihre und Kens Blicke und Ella sah in welcher Situation sie sich mit ihrem Lachen gebracht hatten. Alle sahen abwechselnd zum geheimnisvollen Ken und ihr. Doch Ella konnte nicht aufhören zu lachen und sie wusste nicht einmal mehr warum. Doch Ken schien dies nicht zu stören, denn schließlich fing auch er laut zu lachen an. Erst als Herr Reichenfeld sich räusperte, hörten sie zu lachen auf. 'Meine geliebtes Carry-Team', begann der Chef seine Rede. 'Neben mir sehen Sie den Mistkerl, der mir mein Magazin wegnehmen möchte!' Plötzlich lachte er laut und auch der Mistkerl lachte mit. Außer Ella kam niemand so richtig mit Reichenbachs Humor zurecht und so war auch sie die Einzige, die mit ihnen lachte. 'Dieser Mistkerl hier ist nämlich mein Neffe Silas Reichenfeld und er wird mein Baby, die Redaktion, übernehmen.' Reicheneld versuchte das Getuschel seiner Angestellten zu unterbrechen indem er von der bisherigen, großartigen Karriere seines Neffen sprach. Doch außer der Tatsache, dass er mal Kolumnist bei der U.S. Weekly war blieb bei niemanden viel von den Informationen hängen. Schließlich kam Reichenfeld zum Ende seiner Rede und dies zur Freude seines Teams, denn sie ganzen Verkaufszahlen interessierten nur die Wenigsten. Ella wollte gerade den Saal verlassen, als ihr Chef sie zu sich rief. Ella hatte Angst sie würde Ärger für ihren Lachanfall bekommen und so ging sie mit unerfreutem Gesichtsausdruck zu den beiden hinüber. 'Silas das ist Ellodie Fency. Frau Fency leitet die Love and Help Abteilung und ist eine meiner kreativsten und besten Autoren. Vielleicht sogar die beste, aber für heute ist sie deine Reiseleiterin durch den Verlag. Ich habe noch ein Meeting mit meinen Anwälten wegen der Übernahme des Richardson Verlags. Auf wieder sehen!'
Die beiden waren keine Minute allein im Sitzungssaal als Silas Ella total unerwartet an sich drückte.und ihr ein 'Endlich allein' ins Ohr hauchte. Ella stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Bevor sie versuchte sich aus den Armen ihres zukünftigen Chefs zu befreien, begann dieser laut zu lachen und lies sie so plötzlich los, dass sie beinahe zu Boden fiel. 'Das war ein Witz, Ellodie. Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als du in meinen Armen lagst. Du hast mich angeschaut wie den Tod persönlich.' Ella konnte es nicht fassen. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein. 'Ich weiß ja nicht, ob sie diese Primitivitäten als Humor bezeichnen, aber ich für meinen Teil finde so was nur pubertär und unangebracht, deshalb bitte ich sie solche Aktionen in Zukunft zu unterlassen. Abgesehen davon würde ich es begrüßen, wenn sie mich Frau Fency nennen.' Ella versuchte die unnahbare zu spielen, doch sie selbst wusste wie unsicher sie die Gegenwart ihres realen Kens machte. 'Es tut mir Leid, wenn ich dich mit meinem pubertären, unangebrachten Humor etwas verunsichert habe und ich werde versuchen mich zu bessern. Was deinen Namen betrifft, muss ich dich aber leider enttäuschen. Er ist viel zu schön, um dich beim Nachnamen zu nennen.' Ellodie verzichtete auf weitere Diskussionen und schlug vor nun endlich zum Rundgang durch den Verlag zu kommen. 'Nachdem sie den Konferenzsaal nun schon kennen führe ich sie nun in das Büro ihres Onkels, das in Kürze wohl das Ihre sein wird.' Bevor Ella ausgesprochen hatte unterbrach Silas sie schon durch sein herzhaftes Lachen. 'Warum sprichst du so geschwollen mit mir und sagst so was wie in Kürze. Bist du so verunsichert, weil du jetzt weiß, dass ich mal dein Chef sein werde. Als ich das erste mal gesehen habe warst du viel lockerer. Die lachende Ellodie fand ich irgendwie sympathischer. Ist sie krank? Kann ich sie besuchen?' 'Okay dann eben unförmlich. Wenn Sie mit ihren beschissenen Sprüche nicht sofort aufhören, ist diese dämliche Führung zu Ende bevor sie überhaupt angefangen hat.. Und das ist mein Ernst sie Möchtegern Clown. Falls sie das nicht kapieren haben wir richtig fetten Beef!' Damit hatte der Juniorchef nicht gerechnet, doch er verkniff sich so gut er konnte das Lachen und folgte Ella brav wie ein Schuljunge. Doch schon nach wenigen Metern konnte er nicht widerstehen Ella weiter zu provozieren. 'Haben wir auch total fetten Beef, wenn ich sie heute Abend zum Essen einlade?' Ella wusste nicht warum sie so reizbar war, was diesen Ken betraf, doch sie hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. 'Dann machen sie diese Scheiß-Führung doch alleine sie aufgeblasener InTouch-Futzi.' Mit diesen Worten wollte Ella ihren Ken stehen lassen, doch er hielt sie am Arm fest. 'Also haben wir jetzt fetten Beef oder was?' Ella wusste sich nicht zu helfen und fing plötzlich genau so herzlich zu lachen an wie zuvor in der Konferenz. 'Barbie war während meiner Kindheit neben meiner realen besten Freundin Maria meine Lieblingsfreundin und ich werde sich ganz bestimmt nicht hintergehen und deshalb werden sie heute Abend entweder allein essen gehen oder Barbie fragen!' Silas wusste nicht, was der Blödsinn sollte den Ella da von sich gab. Er war doch Single und wer war überhaupt Barbie. Doch nachfragen konnte er nicht, da Ella schon längst durch den langen Flur und schließlich durch die Glasschwingtür verschwunden war. 'Ellodie Fency, ich glaube wir werden eine Menge Spaß zusammen haben!', gab Silas noch von sich, als könnte sie ihn hören und machte sich dann allein auf den Weg, den Verlag zu erkunden.
Natürlich rief Ella sofort ihre beste Freundin an um ihr von dem lebenden Ken zu berichten. Zwar konnte sie ihr nicht sagen, dass sie ihn heute erst kennen gelernt hatte, da sie ihr ja vor der Konferenz was von einem Neuen vorgeflunkert hatte, aber glücklicherweise hatte sie ihn sonst noch nicht beschrieben. 'Und dann hat er gesagt ´Endlich allein´ und…' 'Nein hat er nicht', unterbrach Maria Ellas Erzählungen. 'Und er sieht wirklich aus wie Ken? Beschreib ihn doch mal etwas detaillierter!' 'Also er hat …. Oh ein Anruf in der anderen Leitung. Bleib dran!' 'Herzlich Willkommen bei der 'Redaktion Carry, Abteilung Love and Help, Sie sprechen mit Ellodie Fency, was kann ich für Sie tun?' 'Also wenn du schon nicht mit mir allein ausgehst dann vielleicht mit Barbie und mir? Sag nichts, das war nur ein Scherz. Ich bräuchte nur kurz die Nummer der Druckerei.' Ella wollte schnellstmöglich weiter mit Maria telefonieren, deshalb stellte sie ihn gleich durch. 'Ich stelle Sie durch. Auf wiederhören!' 'Da bin ich wieder. Also er hat wunderbar glänzendes braunes Haar, verführerische braune Augen und Lippen die aussehen als seien sie zum Küssen bestimmt. Und sein Körper ist Sex pur!' 'Ähm ich glaub das mit dem Durchschalten hat nicht ganz funktioniert!' Ella konnte es nicht fassen. Sie schrie laut auf vor Verzweiflung. Hatte sie ihrem zukünftigen Chef wirklich gerade bestätigt wie sexy er aussah? 'Ach sie sind es Herr Reichenfeld Jr. Ich habe nur gerade mit dem Modelagent über das nächste Covergirl gesprochen!' 'Das Covergirl ist als diesmal männlich?' Über Ellas Kopf zeichnete sich eine riesige Wolke mit dem Wort Shit darin ab. 'Es wird ein Pärchen und das männliche Model ist ein Traum. Egal ich schalte sie nochmal durch. 'Oh Gott Maria ich glaube mein neuer Chef weiß, dass ich ihn für einen Sexgott halte. Maria? Maria sag mir bitte, dass du dich umoperiert hast und nun wie ein Mann lachst.' 'Maria ist der Modelagent oder das Covergirl?' fragte Silas noch, doch als Antwort bekam er nur einen piependen Ton, der ihm zeigte, dass Ella aufgelegt hatte.







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