Mein bester Freund

Autor: Aa++!!Tammy
veröffentlicht am: 21.08.2009






Als wir schon eine ganze Weile wieder geschwiegen hatten, da fragte er plötzlich in die Stille hinein: „Sag mal, bist du dir sicher? Ich meine bist du sicher, dass …?“„Ich weiß es nicht, ich meine, ich hab keinen Test gemacht. Aber naja, … ich meine ich bin eineinhalb Wochen drüber.“
Er schwieg ein lange Minute und schien über irgendetwas nach zu denken, bis er sagte: „ Du musste einen Test machen!“
„Phillip, ich kann nicht. Was, wenn er positiv ausfällt? Was, wenn ich eines Morgens mit ‚nem Kugelbauch aufwache? Was soll ich dann denn nur machen? Oh Gott ich bin doch erst 16. Das ist echt zu viel. Dabei wollte ich noch so viel erreichen! Ich wollte mein ABI machen und Fotojournalistik studieren oder nach Kassel an die Schauspielschule gehen. Ich weiß, dass ich was tun muss, aber ich kann nicht. Wenn der Test positiv ausfällt, dann ist es eindeutig.“
Ich redete hysterisch vor mich hin. Stammelte das ein meinte das Andere. Dabei wusste ich nichts mehr. Nichts, bis auf eines: Ich konnte oder besser gesagt wollte keinen Test machen. Denn dann wäre mein letzter Ausflucht auch verloren, falls er positiv ausfällt.
„Aber May, du kannst doch nicht einfach abwarten was passiert. Du musst doch wissen, was mit dir los ist, bevor du überhaupt über was anderes nachdenken kannst. Du kannst wichtige Entscheidungen nicht einfach auf einer ungewissen Lüge aufbauen. Bevor du nichts weißt, kannst du nicht weiterdenken. Das ist so, als wollte man ein Bild malen, bevor man Farben gekauft hat. Man kann es sich im Kopf vorstellen und ausmalen. Aber doch nicht fertigstellen. May, bitte, du musst, du kannst unmöglich mit dieser Ungewissheit leben. Ich kenne dich, das zerfrisst dich innerlich. Und selbst wenn der Test positiv ausfällt, ich bin für dich da und erst dann können wir weiter denken.“
Ich fühlte, dass er recht hatte, doch ich wollte es nicht einsehen, auch wenn ich es musste.



Und so kam es, dass ich mit Phillip am nächsten Tag vor der Apotheke stand und seine Hand umklammerte.
Meine Knöchel traten schon weiß hervor, als ich meine vom Stress abgekauten Fingernägel in seine Hand senkte und er zusammenzuckte.
Daraufhin versuchte ich krampfhaft, mich zu entspannen, was das ganze nur noch schlimmer machte. Ich hatte Muskeln in meinem Körper angespannt, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie besaß.
Sanft befreite sich Phillip von meinen Fingernägeln und drückte meine Hand:
„Komm!“
Er hatte Recht. Und das Thema hatten wir auch schon ausdiskutiert, doch irgendwie fühlte ich mich immer noch unwohl dabei.
Doch als ich sah, dass auch Phillip sich offensichtlich unwohl fühlte, fasste ich all meinen Mut zusammen und Schritt durch die Tür der Apotheke direkt auf die Theke zu.Doch als sich eine Verkäuferin uns zu wandte verließ mich eben dieser gerade aufgekommene Mut wieder und ich war wie gelähmt.
Ich wusste nicht, ob die Verkäuferin, das schon gewöhnt war, doch sie machte keine Anstalten gereizt zu reagieren, sondern lächelte mich sogar nach einer Minute Schweigen noch freundlich und aufmunternd an.
Und nur durch ihre freundliche Art schaffte ich es einen ganzen Satz auszusprechen: „Ich … wir brauchen … einen … Schwangerschaftstest!“Sie sah nicht einmal schockiert aus, sondern drehte sich immer noch lächelnd um und holte den Test aus dem Regal.









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