Liebe auf Ukrainisch

Autor: _Schmusekätzchen_
veröffentlicht am: 21.06.2009




Hey leute, hier also der 2. Teil meiner Geschichte. Ich bin froh wenn sie euch gefällt und ich hoffe ihr werdet die zeit aufbringen mir einen Kommentar drunter zu schreiben.
Dann macht das weiterschreiben auch glaich viel mehr Spaß.
Und jetzt euch viel Spaß beim lesen.
lg Dani

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'Hey Iri, du bist ja tatsächlich schon fertig.' feixte Kyle.
'Wow Kyle, du bist ja tatsächlich pünktlich.' stichelte Irina zurück, als sie den Kopf in Kyles Zimmer steckte und er fertig gerichtet auf seinem Bett lag und ein Auto-Magazin in der Hand hatte. Sie wollte ihn eigentlich nur abholen, aberals sie den Blick ein Stück durch sein Zimmer schweifen ließ wurde sie neugierig.
Sie öffnete die Türe ganz und trat einen Schritt in das ehemalige Gästezimmer. Obwohl Kyle erst zwei Tage bei ihnen wohnte und sich noch einige Umzugskartons an den Wänden stapelten, hatte Kyle es bereits geschafft dem Zimmer seine ganz persönliche Note aufzudrücken. Sie ließ den Blick über Regale und Wände gleiten, aber die meisten Bands auf den Postern und Spruchbändern sagten ihr nichts. Ein paar allerdings wie 'Metallica', 'Bullet for My Valentine' und 'Rage Against the Machine' kannte sie. Ebenso die Rock am Ring T-Shirts waren ihr nicht unbekannt.
'Hey, du hörst genau die gleiche Musik wie mein bester Kumpel!'
'Echt?!' Kyle legte das Magazin aus der hand und richtete sich ein wenig auf. 'Sag mal wo ist der eigentlich? Ich hab von dem noch gar nix mitbekommen. Ist er so was wie deine Geheimwaffe falls ich mal wieder nicht klopfe bevor ich ins Bad reinplatze?''Quatsch, ' lachte sie 'Alexej ist bestimmt nicht meine Geheimwaffe. Bodyguard passt da schon eher. Oder großer Bruder. Aber es stimmt nicht ganz dass du noch nichts von ihm mitbekommen hast. Erinnerst du dich an den Brief den Lea mir heute Morgen gegeben hat?'Kyle nickte.
'Der ist von Alexej. Er ist im Moment sechs Wochen in Australien und hatte mir vor seiner Abreise versprochen zu schreiben.
'Na dann ist ja gut dass er sein Versprechen gehalten hat, oder?' feixte Kyle. 'Ich kann mir lebhaft vorstellen was ihn bei seiner Rückkehr erwartet hätte, wenn er sich die ganzen sechs Wochen nicht bei dir melden würde. ich glaube dass du da ziemlich ungemütlich werden könntest… Wildkatze.'
Lachend wich er der Zeitschrift aus, die Irina nach ihm warf. 'Wie lange ist er denn schon dort?'
Irina seufzte. 'Bis jetzt sind es eigentlich erst 2 Wochen, aber ich vermisse ihn schon so arg, als wäre er bereits einen ganzen Monat weg.'
Kyle sah sie aus warmen blauen Augen verständnisvoll an und stand auf.
'Komm wir gehen dich ablenken. Wolltest du mir heute Abend nicht noch was von eurer entzückenden Kleinstadt zeigen?'
Er grinste bei dem Wort Kleinstadt, denn eigentlich war Büdingen mit seinen 21 000 Einwohnern keine ganz so kleine Stadt.
Irinas Laune besserte sich bei seinem Grinsen schlagartig und sie boxte Kyle in den Bauch.Als sie nur ein Grinsen zur Antwort erhielt fragte sie: 'Gehen wir?'
'Ich bin fertig', antwortete er mit Unschuldsmine, 'falls du dir grade nicht wehgetan hast können wir gerne gehen.' Mit einem Grinsen verschwand er Richtung Haustüre und Irina verdrehte die Augen himmelwärts bevor sie ihm folgte.

Also, was soll ich dir denn zeigen? fragte Irina gutgelaunt, als sie in ihr kleines Cabrio stiegen. 'Ich denke wir fahren zum See.' fuhr sie weiter, als keine Antwort kam. 'Da ist es echt schön und warm genug zum Schwimmen ist es auch noch. Na, was meinst du?''Hmm, generell hätte ich da ja nix dagegen, aber ich hab mein Badezeug jetzt gar nicht mitgenommen.'
'Ja dann husch, husch! Zurück ins Haus und einpacken!'
Während Kyle seine Badehose und ein Handtuch einpackte wendete Irina das kleine Cabrio und fuhr aus der Einfahrt. Auf der Straße hielt sie an und ließ ein kurzes Hupen hören.Einige Minuten später schlenderte Kyle, eine kleine Sporttasche in der Hand, seelenruhig aus dem Haus.
'Sag mal, dafür dass du aus einer großen Stadt kommst, bist du die Ruhe selbst.' spöttelte Irina, als er die Tasche auf den Rücksitz warf. Dann sprang er ohne die Türe zu öffnen auf den Beifahrersitz, was ihm einen tadelnden Blick von Irina einbrachte.
'Ich dachte immer in so großen Städten und vor allem in den USA würde alles immer so hektisch zugehen. Aber dein Zeitgefühl scheint dir irgendwie abhanden gekommen zu sein, oder?'
Sie grinste kurz zu ihm hinüber, während sie von der kleinen Straße in der sie wohnten auf die Hauptstraße abbog.
'Schau auf die Straße, sonst kommen wir gar nicht erst am See an.' zog er sie auf.Ihr Bruder hatte ihm erzählt, dass sie erst seit 3 Wochen den Führerschein hatte obwohl sie schon seit Januar achtzehn war.
Zur Antwort streckte sie ihm nur die Zunge heraus, dann richtete sie ihren Blick schnell wider auf die Straße.
Während sie den Blick wie befohlen nicht mehr von der Fahrbahn ab wand, unterhielt Kyle sie mit einigen Erzählungen aus seinem früheren Leben.
'Die Zeit in Miami war wirklich sehr schön, aber irgendwann werden einem das schöne Wetter und die fast immer hohen Temperaturen lästig. Es ist im Vergleich zu Deutschland immer sehr warm, was im Frühling und Herbst gerade noch geht. Es ist dann zwar fast schon heiß, aber die Luft ist klar und trocken, so dass man die Hitze nicht ganz so spürt. Aber im Sommer ist dir Luft zu der Hitze auch noch feucht und es ist echt ekelig, wenn di dich abends in den Bett legen willst und die Bettlaken sind so nass, als hätte dein bett den ganzen Tag über geschwitzt.' Bei diesem Vergleich musste Irina laut lachen.
'Hey, das ist gar nicht so lustig. Es wird mit der Zeit echt langweilig wenn es immer nur warm ist. Und obwohl es manchmal - so im Oktober bis März - auch mal kühlere Tage gibt, vermiss ich doch den Schnee am meisten. Der richtige Wechsel der Jahreszeiten fehlt mir.'

Während der halben Stunde die sie zum See brauchten, erzählte er ihr witzige Episoden von sich und seinen Freunden in Miami. Aber am meisten erzählte er ihr von seinem großen Bruder, den er scheinbar genau so vergötterte und zum Vorbild hatte wie sie ihren.Er brachte sie immer wieder zum lachen und nachdem die halbe Stunde im nu vergangen waren, bedauerte Irina es fast, als sie am See ankamen.
Aber obwohl seine Geschichten interessant, unterhaltsam und amüsant waren, hatte Irina die ganze Zeit über gespannt auf seine Erklärung gewartet, warum er von seiner alten Schule geflogen war.
Aber Kyle schien dieses Thema bewusst auszuklammern und so wagte sie, ihn schließlich von sich aus zu fragen.
'Hmm, obwohl ich jetzt ja so viel von dir weiß, habe ich immer noch eine Frage.'Kyle schwieg kurz bevor er antwortete. 'Ja, ich glaube ich weiß was du mich fragen willst. Warum ich von meiner alten Schule geflogen bin, oder?'
Er war ernst geworden, aber er hatte keinen harten oder feindseligen Ausdruck in den Augen. Sie blieben, genau wie seine Stimme, warm und freundlich.
'Das ist leider nicht so einfach zu erklären und es würde uns beiden auch den schönen Abend verderben, da ich nicht so gerne daran zurückdenke. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dir ein anderes Mal davon erzähle? Ich verspreche dir wir holen das irgendwann in nächster Zeit nach, ja?'
Sie waren auf dem Parkplatz des Sees angekommen und Irina stellte den Motor des Wagens ab. Sie zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und wand sie zu Kyle um.
'Nein, es macht nichts, natürlich nicht. Es tut mir leid dass ich gefragt habe. Natürlich kannst du es mir wann anders erzählen wenn du möchtest.'
'Es muss dir nicht leidtun, ich erzähle es dir gerne, aber nicht heute Abend.'

Still saßen sie da und beobachteten wie die Sonne langsam hinter dem Waldrand versank und ihre warmen Strahlen ein letztes Mal durch die Bäume schickte.
Als nicht mehr als ein leichtes Glühen übrig geblieben war, durchbrach Irinas Stimme leise die Stille. 'War es etwas sehr schlimmes was du getan hast?'
Sie hatte akzeptiert, dass er im Moment nicht darüber reden wollte, aber diese eine Sache musste sie einfach wissen. ihre Stimme klang beherrscht und ruhig, aber innerlich wartete sie nervös auf die Antwort. Er verstand.
'Nein, es war nichts Schlimmes. Zumindest nicht das, was ICH getan habe. Komm jetzt, es ist schon fast neun.'

Nachdem sie aus dem Wagen gestiegen und das kleine Stück bis zum See gelaufen waren, breiteten sie eine Decke aus die Irina eingepackt hatte und redeten über alle möglichen Dinge, während sie den Blick über die Oberfläche des Wassers und über die Wiese schweifen ließen..Der See war nicht sonderlich groß und künstlich angelegt, aber er reichte aus um sich in den heißen Wochen des Jahres abzukühlen und im Winter darauf Schlittschuh zu laufen.

Während sie so auf der Wiese saßen die das Ufer des Sees säumte, kam Kyle plötzlich auf die Idee Sternenbilder raten zu spielen. Irina erinnerte sich daran, dieses Spiel früher oft mit ihrem Vater und ihrem Bruder gespielt zu haben.
'Schau mal, das dort ist geformt wie eine Armbrust.' zeiget Kyle auf eine Sternenformation die aus nur fünf Sternen bestand. Drei davon waren wie auf einer Kette aufgefädelt und einer rechts und einer links des ersten Sterns vervollständigten das Bild.
'Stimmt, aber ich hab ein viel schöneres.' behauptete Irina, als sie sich rückwärts neben ihn auf die Decke sinken ließ. 'Schau mal das dort drüben sieht aus wie zwei ineinander gehakte Ringe..'
Sie zeigte in die Richtung die die meinte, aber Kyle schüttelte nur den Kopf.
Also ich sehe da keine Ringe.' entgegnete er. 'Und überhaupt, wieso sehen Mädchen immer so was wie Herzen oder Ringe oder so?'
'Gar nicht war, nicht immer!' protestierte Irina. 'Aber das sieht wirklich aus wie zwei Ringe.'
Als Kyle anfing zu lachen und sie spaßhaft in den Bauch zwickte, setzte sie sich auf und stürzte sich auf ihn. Sie fang an ihn zu kitzeln und er wehrte sich so gut er konnte. Wie zwei kleine Kinder balgten sie sich im Gras und lachten dabei so sehr, dass ihnen schon nach kurzer Zeit die Seiten weh taten.
Als sie wieder zu Atem gekommen waren, lagen sie eine ganze Weile schweigend nebeneinander und beobachteten die Sterne und die Nacht.
'Erzähl mir was über die Leute hier Irina', bat Kyle sie leise. 'Deine drei Freundinnen, dein bester Kumpel, dein Bruder… was sind das für Leute?'
'Oh, naja.', Irina dachte nach, 'Sie sind alle eigentlich sehr nett. Die drei Mädels und ich sind schon seit der fünften Klasse befreundet und irgendwie haben wir alle genug Toleranz, um unsere Fehler gegenseitig zu akzeptieren. Ich denke, das ist der Hauptgrund warum wir es geschafft haben so lange befreundet zu bleiben.'
Kyle drehte den Kopf leicht zur Seite, so dass er ihr Gesicht nun aus dem Augen winkel sehen konnte. 'Was sind das denn für Fehler?' fragte er neugierig.
'Naja, ich kann dir natürlich nicht die Fehler verraten, die fallen unter das 'Kleeblatt-Geheimnis', aber ein paar Sachen, vor allem die Vorzüge unseres Quartetts kann ich dir schon erzählen.'
Bei dem Wort Kleeblatt-Geheimnis hatte er leise in sich hineingelächelt, aber sie hatte es trotzdem gesehen.
Schnell fuhr sie fort: 'Also, Vivien ist die Superbraut mit dem Killerbody und den unschuldig blauen Babyaugen. Ihr größter Fehler ist es, dass sie die Jungs reihenweise vernascht. Sie meint es nicht so und ist eigentlich total lieb, aber eben nur wenn man sie näher kennt. Und sie ist diejenige, zu der man immer kommen kann, wenn man Probleme mit dem richtigen Outfit oder mit den richtigen Schuhen hat.' Irina grinste. 'Sie kann aus jedem Outfit etwas ganz besonderes machen und hat ein Händchen für Accessoires.'
Kyle hatte ihr fast andächtig zugehört und war nun der Meinung, dass es sich lohnt mit jemandem wie Irina über die anderen drei Mädchen zu reden. Es war sehr lehrreich zu wissen, in welches Fettnäpfchen man besser nicht treten sollte und welche Komplimente vielleicht angebrachter waren als andere. So in Gedanken versunken hatte er gar nicht bemerkt dass Irina weitergeredet hatte. '…ist die mit dem Feengesicht, den schwarzen kurzen Wuschelhaaren und den grünen Kobldsaugen. Wir nennen sie aus Spaß auch immer 'Dancingqueen', weil sie immer zum Partymachen und weggehen aufgelegt ist und bei ihr nie Langweile aufkommt.'
Grüne Augen und schwarze Wuschelhaare? Aha, dass konnte nur Lea sein. Die, die ihr am Morgen den Brief von Alexej gegeben hatte. Er schaute wieder hoch in den Himmel zu den Sternen.
'Naomi, die mit der schönen braunen Haut und den langen geflochtenen Zöpfen, ist sozusagen die Seele des Kleeblatts. Sie hat für jeden ein offenes Ohr und kann Streitereien ganz wunderbar schlichten. Wenn irgendjemand von uns dreien ein Problem hat, mit dem wir zu niemand anderem gehen können, dann gehen wir damit zu Naomi. Sie ist total lieb und süß aber leider auch ein bisschen schüchtern.'
Kyle ließ diese Informationen ein bisschen auf sich wirken, dann fragte er leise und eindringlich: 'Und was spielst du für eine Rolle in dem Viereck?'

Mit so einer Frage hatte Irina nicht gerechnet. Sie blieb einen Moment still liegen, dann antwortete sie zögernd. 'Ich weiß es nicht. Ich denke ich wäre gerne mehr wie Lea. So ein Wiebelwind. Vivien ist das Supergirl, Lea die Patyqueen, Naomi ist immer ruhige und besonnen und ich, ich wäre wohl gerne etwas verrückter als ich es bin.'
'Wieso denn noch verrückter? Hättest du gern einen bösen Teddy unterm Bett oder hättest du lieber eine Vorliebe für Männer die sich bei Mondschein in einen Vampir verwandeln?' fragte er sie neckend
Sie knuffte ihn wieder mal in die Seite. 'Nein, so was doch nicht. Ich will zum Beispiel im Sommer mal bunjee-jumpen gehen und ich würde gerne mal senkrecht an einem Hochhaus hochlaufen, an so einem Kletterseil. Es gibt so viel was ich machen will, was ich aber wahrscheinlich nie erleben werde.'
Der wehmütige Klang in ihrer Stimme passte nicht zu dem fröhlichen, aufgeweckten Mädchen das Kyle bis dahin kennen gelernt hatte. 'Was noch?' fragte er nur.
'Was noch? Noch so viel. Ich möchte einmal auf einem großen, schnellen Motorrad durch die Berge auf den Serpentinen fahren oder Windsurfen gehen. Oder auf der Glasplatte über dem Grans Canyon stehen oder mal nach Australien fliegen. Du siehst es gibt noch so viel was ich machen möchte.'
Etwas leiser fügte sie hinzu: 'Ich möchte mir ein Tattoo machen lassen, einfach mal im Bett Chips essen oder eine Kissenschlacht machen bis die Federn aus den Kissen kommen.''Aber das sind doch ganz einfache Sachen, wieso machst du sie nicht einfach?' Kyle drehte sich komplett zu ihr um und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
'Naja, ich weiß es hört sich eigentlich ganz einfach an, aber das ist es nicht. Zumindest nicht für mich. Ich weiß nicht wie viel du von meiner Familie weißt, aber ich glaube ich erzähl dir mal ein bisschen was über sie. Mein Vater und meine Mutter führten eigentlich eine ganz normale Ehe. Bis auf die Tatsache, dass mein Vater eines Tages der Bürgermeister unserer Stadt Büdingen wurde, da war ich 3 und Tyler 5. Ab da mussten wir immer die braven und jederzeit vorzeigbaren Kinder sein. Wir durften nicht wie andere Kinder herumtollen und im Sand oder im Matsch spielen, sondern wir bekamen ferngesteuerte Autos die wir nur in unserem großen Haus fahren lassen durften oder in meinem Fall teure Porzellanpuppen mit denen ich nicht spielen durfte.'
Kyle hätte sie am liebsten in den Arm genommen. Wie sie das erzählte, so emotionslos und unbeteiligt, ging es ihm mehr zu Herzen, als wenn sie angefangen hätte zu weinen.Versteh mich nicht falsch, ich hatte eine schöne Kindheit, aber eben auch eine sehr strenge Kindheit, die immerzu von Regeln und Ansprüchen geprägt war. Tyler hatte mit 18 dann die Nase voll und ist zu Hause ausgezogen. Unsere Eltern wollten natürlich nicht, dass es einen Aufstand gab, der unserem Vater schaden könnte, deshalb besorgte unser Vater uns eine kleine nette Wohnung, in die ich mit 16 dann auch ziehen durfte. Du siehst also mein leben war bis jetzt so was von langweilig, dass es Zeit wird dass ich es etwas aufpeppe.'Bei diesen Worten lächelte sie wieder und Kyle hatte eine Idee.

'Sag mal Iri, kann man in diesem Nest hier auch irgend was anderes machen?'
'Was meinst du mit ‚etwas anderes'?' hakte Iri nach, während sie sich bei dem Themenwechsel zunehmen wieder entspannte. Sie hasste es Mitleid in den Augen der Menschen zu lesen. Sie hatte durchaus keine schlechte Kindheit gehabt.
'Es ist mitten unter der Woche, da wirst du hier nicht viel zu sehen kriegen.'
Sie zuckte mit den Achseln. 'Das hier ist halt nicht Miami.'
Kyle schien ihr ihre letzte spitzige Bemerkung nicht übel zu nehmen, sondern er sah sie kurz nachdenklich an, dann erschien ein verwegenes Lächeln auf seinem Gesicht.
'Es gibt hier in der Nähe bestimm ein Freibad, oder?'
'Ja, ein wenig außerhalb ca. 10 Minuten von hier in der Nähe des Waldes, wieso? Es ist zwar noch warm genug zum baden, aber erstens ist das Freibad schon zu und zweitens könnten wir auch hier ins Wasser, oder? Das Freibad macht unter der Woche schon um sechs zu.''Egal, fahr bitte trotzdem mal zum Freibad. Ich muss ja alle Sehenswürdigkeiten mal kennen lernen.' Dabei zwinkerte er ihr, wie schon so oft, lachend zu.
'Da bist echt verrückt, weißt du das? Was willst du dir da nachts um zehn Uhr großartig ansehen? Es wäre doch viel sinnvoller morgen Mittag hinzufahren und dann dort auch baden zu gehen, oder?'
Er lächelte sie mit seinen warmen blauen Augen spöttisch an und meinte: 'Ola, ich hab gar nicht gewusst dass du so eine Spielverderberin bist. Wahrscheinlich hast du Recht und ich bin zu verrückt für dich.' Er hatte sie mittlerweile so weit kennen gelernt um einschätzen zu können, mit welchen Argumenten er sie ködern könnte. Und er hatte Recht behalten.Manche Frauen bildeten sich etwas auf ihre Schönheit oder ihre Intelligenz ein. Bei Irina war es eher ihr Ruf, man könne mit ihr Pferde stehlen und sie würde jeden Unsinn mit machen, auf den sie Stolz war.
Als er sie nun so herausfordernd angrinste, verwünschte sie sich und seufzte dann laut. 'Also gut, gehen wir.'
Sie stand auf und nachdem Kyle ihrem Beispiel gefolgt war, schüttelte sie die Decke aus, legte sie zusammen und ging dann an seiner Seite zurück zum Auto. Sie stieg ein und ließ den Motor an. 'Also, wenn du unbedingt sinnlos durch die Gegend fahren willst machen wir das halt.
'So hier wären wir.' stelle Irina nach zehnminütiger Fahrt fest. Sie waren auf dem großen Parkplatz vor dem Schwimmbad angekommen und wie vorausgesagt sah man in der Dunkelheit nicht mehr als eine hohe Mauer und ein Zaun
'So, da du eh nicht mehr als das hier zu sehen bekommen wirst, können wir genau so gut wieder heimfahren.'
Irina legte den Rückwärtsgang ein und wollte gerade nach hinten zurücksetzen, als Kyle die Autotüre öffnete und hinaus sprang.
'Kyle! Was soll das denn jetzt?' reif sie ihm hinterher. Sie wartete ein paar Minuten mit laufendem Motor auf eine Antwort oder seine Rückkehr. Vielleicht musste er noch kurz pinkeln oder so.
'Schwachsinn' schallt sie sich im nächsten Moment selbst.
Wieso sollte er abends um zehn zu einem leeren Freibad fahren nur damit er dort pinkeln gehen konnte?
In schätzungsweise fünf Minuten würde es völlig dunkel werden und sie verspürte keinerlei Lust denn im Dunkeln nach ihm zu suchen. Vor allem nicht so nahe am Waldrand.Als sie nach fünf Minuten immer noch keine Antwort erhalten hatte, stellte sie den Motor ab. legte den ersten Gang ein damit das Auto nicht wegrollen konnte und stieg, noch einmal seufzend, aus.
'Kyle!' rief sie wieder. 'Kyle, wo bist du?'
Der Wald schien ihr auf einmal dunkel und furchteinflößend, um sie herum nur Stille. Große und kleine Schatten wurden auf die schwach erleuchtete Parkplatzfläche geworfen, während Irina angestrengt versuchte irgendwo im Dunkeln Kyle ausfindig zu machen. Dann, auf einmal ein knacken trockener Zweige. Schritte und das Rascheln trockener Blätter.
'Kyle bist du das?!'
Es kam keine Antwort zurück. Ein paar Sekunden verstrichen quälend langsam, dann wurde sie immer unruhiger.
'Kyle sag doch was, verdammt noch mal! Das ist nicht lustig!'
Immer noch kam keine Antwort.
Plötzlich spürte sie eine Bewegung hinter sich und gerade als sie sich umdrehen wollte sah sie aus dem Augenwinkel eine Person, die hinter sie trat.
Sie nahm an, dass es Kyle sei und holte gerade Luft um ihm ordentlich den Kopf zu waschen, als sich eine behandschuhte Hand über ihren Mund legte.
Für einen Moment setzte ihr gesamtes Denken aus. sie fühlte sich wie gelähmt und tausende von Fantasien über entflohene Serienmörder bis hin zu potentiellen Vergewaltigern durchströmten ihren Kopf. Sie spürte wie ihr ganzer Körper sich in Angst verkrampfte und sich seinem Schicksal ergeben wollte.
'NEIN!' schrie es in ihrem Kopf. 'Das lässt du dir nicht gefallen. Wehr dich gefälligst!'In diesem Moment fand sie wieder zu neuer Kraft zurück und erinnerte sich daran, was sie vor langer Zeit einmal in einem Bericht über Selbstverteidigung gelernt hatte. Sie hatte ihren Körper wieder unter Kontrolle und begann nun wie wild um sich zu schlagen und zu zappeln.Als die Hand auf ihrem Mund verrutschte und sie ihre Zähne mit aller Kraft in dem weichen Leder versenkte, hörte sie hinter sich einen unterdrückten Fluch und im selben Moment löste sich die Hand vollends von ihrem Gesicht.
Sie drehte sich mit Schwung um und riss die Faust nach oben um sie ihrem Angreifer irgendwo im Gesicht zu platzieren.
Ihr Arm wurde abgefangen und im selben Moment wurde sie von zwei starken Armen umklammert, das Gesicht an eine eindeutig männliche Brust gepresst.
Moment Mal, den Geruch kannte sie doch…
'Mensch Iri, jetzt komm mal wieder runter. Es tut mir leid falls ichd ich erschreckt habe.''Kyle?' flüsterte sie noch immer verstört. 'Was… was war das denn eben?'
Nachdem sie sich kurz erholt hatte, bekam die Wut die Oberhand. Sie riss sich von ihm los. 'Kannst du mir bitteschön mal erklären was du dir dabei gedacht hast?'
'Iri, Mensch jetzt sei doch mal still!' flucht Kyle erneut. Das klang so resolut, dass Irina den Mund sofort wieder zuklappte.
Kyle packte sie am Arm und zog sie unter die Laterne, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. 'Sag mal Kyle hast du sie noch alle?' zischte Iri nun gezwungenermaßen leiser.
'Was soll das hier alles und warum bitteschön trägst du Handschuhe? es ist Sommer zum Kuckuck!'
'Iri, jetzt beruhig dich bitte wieder. Ich hab's ja nicht böse gemeint und ich hab mich auch schon entschuldigt. Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken, aber du macht meinen ganzen Plan kaputt wenn du so rum schreist.'
Irina sah ihn verdutzt an. 'Was für ein plan?'
'Schau, das wollte ich dir ja gerade reklären. Oder besser gesagt zeigen.'
Er verzog die Lippen wieder zu seinem frechen Lächeln und Irina fühlte sich gleich ein winziges bisschen besser.
'Komm.' sagte er nur und fasste sie an der Hand. Das Leder fühlte sich an ihrer Handfläche kalt an, aber seine Hand umfasste die ihre groß und beschützend.
Wenn sie sich vor ein paar Minuten noch fast zu Tode gefürchtet hatte, fühlte sie sich nun sicher und geborgen.
Sie liefen ein kurzes Stück hand in Hand und dann standen sie mit einem mal vor dem Gitternetzzaun des Freibades.
Kyle kniete sich auf den Boden und zog eine kleine Taschenlampe und ein kleines schwarzes Ledermäppchen aus der Tasche.
Dann bat er Irina die Taschenlampe zu halten.
'Halte den Lichtstrahl genau so. Ich seh sonst nicht genug.'
Erst jetzt sah sie, dass sie am Hintereingang des Freibades waren. Die Türe vor der sie standen war so geschickt in den Gitternetzzaun eingefügt, dass sie fast gar nicht auffiel. Und trotzdem hatte Kyle sie scheinbar innerhalb von Minuten gefunden.
Als Kyle das kleine Mäppchen in die Hand nahm und sich an der Türe zu schaffen machte sah sie, dass er zwei kleine, dünne Stäbchen in der Hand hatte und im Lichtkegel der Taschenlampe - die sie ihm hielt - das Schloss der Türe bearbeitete.
'Kyle, was hast du vor?!'







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