Love and other disasters

Autor: Breeze
veröffentlicht am: 20.03.2010




Die zwei Tage bis zu Julies 18. Geburtstag vergingen wie im Flug. Während sie in ihrem Bett noch halb dahin dämmerte, kam ihre Mutter schon in ihr Zimmer und lächelte über die zerzausten Haare ihrer Tochter. 'Na du. Guten Morgen', fügte sie lächelnd hinzu und setzte sich auf die Bettdecke, wo sie Julie leicht über die Schläfe strich. 'Hast du gut geschlafen? Du siehst ziemlich durch den Wind aus?' Na toll, dachte sich Julie, nicht mal an meinem Geburtstag sehe ich einigermaßen annehmbar aus. 'Jetzt zieh nicht so ein Gesicht,' sagte ihre Mutter, als hätte sie Julie Gedanken gelesen, 'ich meine nur, dass deine Haare etwas zerzauster aussehen als sonst. Ansonsten bist du genauso bezaubernd wie immer.'
'Mooom! Jetzt werd nicht gleich wieder sentimental.' Obwohl sie es irgendwie albern fand, konnte sie nicht anders und rieb ihr Gesicht an der Hand ihrer Mutter. Es gab ihr ein wohliges Gefühl, eine bestimmte Art von Geborgenheit, die nur zwischen Mutter und Tochter bestehen konnte.
'Okay, du scheinst wach zu sein. Wie wäre es mit Frühstück?' 'Hm, gibt's denn Geburtstagsfrühstück?', neckte Julie ihre Mutter. Sie wusste ganz genau, dass ihre Mutter auf jeden Fall Waffeln gemacht hatte. Das war eine Art Tradition bei Ihnen.
Während Julie in ihrem Bademantel am Tresen saß und sich etwas von den Waffeln genehmigte, fing ihre Mutter mit der Torte an. 'Also meine Süße, bist du schon aufgeregt wegen deiner Party heute Abend?' 'Naja,', sagte Julie und fing nervös an mit ihrer Gabel herumzustochern.
'Ein bisschen schon.' Während ihre Mutter weiter über ihre Tagesplanung und das Vorstellungsgespräch, welches nächste Woche anstand, sprach, versank Julie völlig in ihren Gedanken.

Sie war unglaublich nervös, auch wenn sie das nicht vor ihrer Mutter zugeben wollte. Natürlich war es im Endeffekt auch nur eine ganz normale Party und sie müsste sich eigentlich keine Sorgen machen, dass irgendetwas schief gehen würde. Aber ihr war doch irgendwie mulmig zu Mute und sie hatte ein komisches Gefühl, obwohl sie nicht sagen konnte, woher dieses Gefühl plötzlich kam.
Gestern Abend ist doch auch noch alles in Ordnung gewesen, überlegte Julie. Jetzt reiß dich zusammen Julie, du wirst das schon schaffen!, dachte sie plötzlich in einem Anflug von Wut auf sich selbst. Sie machte sich schon wieder Sorgen und im Ernstfall würden ihr genau diese Sorgen noch die gesamte Party vermiesen. Sie schob sich die letzte Gabel Waffeln in den Mund und beschloss noch schnell ein paar Yogaübungen zu machen, ehe sie sich fertig machte und sich mit Is traf.

Während sie unter der Dusche stand, gelang es Julie alle Zweifel vollends zu beseitigen und sie spürte, wie sich nach und nach, erst ihr Nacken, und dann alle restlichen Muskeln entspannten.
Sie lächelte und als sie sich schnell eine Jeans und ein Sweatshirt überzog, fing sie an die Melodie von 'Somewhere over the rainbow' zu summen. Bis sie bei Is angekommen war, waren alle Sorgen wie weggeblasen und Julie war davon überzeugt, dass der Tag einer der schönsten in ihrem Leben sein würde. Sie klopfte und hörte ein aufgeregtes 'Ich geh schon!', gefolgt von hastigen Schritten auf der Treppe.
Is öffnete die Tür und umarmte ihre Freundin so stürmisch, dass Julie gezwungen war heftig mit den Armen zu rundern, damit sie nicht beide umkippten und sich Schürfwunden zulegten.'Hey, hey, hey… Nicht so schnell, Is! Ich will nicht unbedingt einen fetten Kratzer vom Beton auf meiner Wange haben, wenn ich heute Abend auf meiner Party auftauche!', lachte Julie und als sie sich sicher war, dass sie ihren Stand komplett stabilisiert hatte, umarmte auch sie Isabella. 'Warte', Is wandte sich aus der Umarmung und stellte sich grinsend vor Julie. 'Happy Birthday to you, Happy Birthday to you….'

Julie konnte nicht mehr vor Lachen, als sie oben neben Isabella auf dem Bett lag. 'Das war echt süß von dir! Danke für deine Version des Liedes. Thomas war anscheinend auch echt begeistert', scherzte Julie. Thomas, der Briefträger war genau in diesem Moment um die Ecke gebogen und hatte etwas entgeistert geguckt, als er Is vor Julie auf und ab hüpfend und natürlich singend, sah. Is hatte einige Verse dazu gedichtet und eine kleine Choreographie einstudiert. Das war etwas, dass Julie zu Isabellas 8. Geburtstag ebenfalls für sie gemacht hatte. Nur das Julie, wenn sie jetzt darüber nachdachte, wohl nicht ganz so professionell gewirkt hätte.
'Ja, aber er weiß ja, was er von uns beiden halten muss', grinste Isabella. Sie spielte damit auf mehrere Jahre und mehr als eine peinliche Situation an, die die beiden schon mit Thomas überstanden hatten.
'Schwesterchen,' kam Toms Stimme von der Treppe her.
Julie versteifte sich leicht und hatte Glück, dass Isabella sich gerade vom Bett herunter rollte und ihrer Reaktion somit in keiner Weise Beachtung schenkte. Julie rollte sich lediglich zur Seite und stütze ihren Kopf auf ihren Ellenbogen. Als Tom ins Zimmer kam, hatte sie sich gedanklich wieder einigermaßen im Griff.

'Hey Julie.' Toms kurzes Zögern war nur Julie aufgefallen, da war sie sich sicher. 'Herzlichen Glückwunsch', fügte er etwas lahm hinzu. 'Du bist aber sehr gut drauf', Isabellas Ton deutete ihr Missfallen an. 'Ich weiß wirklich nicht, warum du immer so komisch drauf bist. Vor ein paar Jahren wäre das hier', sie deutete mit ihrem Zeigefinger von Tom zu Julie 'nicht so gelaufen als würdet ihr euch überhaupt nicht kennen!' beklagte sich Isabella.
Julies Blick ging sofort von Isabella zu Tom, ein wenig panisch, dass auch er genau jetzt an den längst vergangen Moment in der Küche dachte und auf der anderen Seite neugierig, was er wohl als Erklärung anführen würde und ob sie wohl aus seinem Mienenspiel oder seinen Worte irgendetwas Interessantes herausfiltern könnte. Gleichzeitig breitete sich in ihr ein wohliges Gefühl aus, als sich ihre Blicke trafen und sie an den Kuss, den Geschmack seiner Lippen und das Verlangen, welches sie in diesem Moment durchzuckt hatte, zurück erinnert wurde. Ich dachte, ich hab das hinter mir gelassen, wunderte sich Julie und bis sich leicht auf die Unterlippe.
Was sie, nach diesem kurzen Moment des Blickkontaktes auf jeden Fall sagen konnte, war, dass auch er sich an den Kuss erinnert hatte. Sie wusste nicht wie, aber sie hatte es in seinen Augen sehen können.
'Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du weißt, wann Mom und Dad wieder da sind?', überging er die Aussage einfach und wandte sich an Isabella. 'Ähm, keine Ahnung.' Is kratzte sich am Kopf und schien zu überlegen. 'Ich glaube die beiden sind heute ins Möbelhaus gefahren. Du weißt schon, wegen der neuen Couch oder so. Ich hab noch mit Mom gesprochen, dass Julie mich abholt und ich dann den Nachmittag mit ihr verbringe. Sie meinte, da ich heute Abend auf Julies Party bin, sehen wir uns nicht, also denke ich, dass die beiden eine ausgedehnte Shoppingtour geplant haben.'
'Okay,' erwiderte Tom und schien dann etwas planlos. Er bewegte sich keinen Zentimeter, obwohl er keinen ersichtlichen Grund hatte, noch weiter bei Isabella im Raum zu verharren. 'Und du machst als eine Party?', leicht lächelnd sah er Julie an, die erstaunt war, dass er sie angesprochen hatte. Ihr Umgang miteinander beschränkte sich ja seit längerer Zeit normalerweise eher auf ein Minimum.

'Ja…, ich hab mich mehr oder weniger von Is überreden lassen', gab sie zu. 'Naja, so lange musste ich dich ja auch nicht überreden. Ich denke, den Hauptverdienst kann ich Robert anrechnen. Er hat wahrscheinlich mehr dafür getan, in dem er ständig auf dich eingeredet hat.', erklärte Isabella. 'Auf jeden Fall geht es so gegen 10 los. Wir feiern in der alten Scheune.', brabbelte sie weiter. Tom stand immer noch da und ehe Julie wirklich wusste, was sie da sagte, war es schon zu spät. 'Wenn du Lust hast, kannst du auch gerne kommen.'

Im gleichen Moment verfluchte sie sich innerlich dafür, dass sie sich selbst nicht mehr unter Kontrolle zu haben schien. Sie würde ernsthafte Probleme bekommen, wenn das so weiter gehen sollte.
Tom zog überrascht eine Augenbraue hoch und obwohl Julie sich zu hundert Prozent sicher war, dass sie inzwischen komplett rot geworden war, kam sie nicht umhin, Tom trotzig anzustarren, so ganz nach dem Motto: Du hast schließlich damit angefangen!'Hm, ich denke ich werde mal vorbeischauen', brummte Tom und es schien, als hätte Julies Worte die selbe Wirkung wie eine Peitsche auf ihn gehabt. Nachdem er ihr noch kurz einen bedeutungsvollen Blick zugeworfen hatte, welchen Julie nicht deuten konnte und Isabella zum Glück wieder nicht bemerkt hatte, wünschte er den beiden Freundinnen noch einen schönen Tag, bevor er wieder durch die Tür verschwand.
Und Julies einziger Gedanke, der sie von nun an bis in die Abendstunden des Tages verfolgen sollte, war:
Oh mein Gott, was hab ich nur getan?







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