Vom ewigen Alltagstrott, Jungs, komplizierten Gedanken und allerlei anderen Dingen

Autor: himbaereis
veröffentlicht am: 15.11.2009




So...ich habs endlich geschafft ;D Tut mir Leid, wenn ihr sooo lange warten musstet...aber ich konnte mich einfach nicht aufraffen. Deshalb ist der Teil vielleicht auch nicht soooo der Burner. Egal ;D
Ich schreiben auf jeden Fall weiter und hab auch nicht vor aufzuhören ;D
Solltet ihr das also gedacht haben :D
Ha ha, falsch gedacht.

So..und weil ich es ja hoch und heilig versprochen habe..
Besucht die Homepage von Aphrodite. Aphrodite ist eine tolle Autorin und eine wirklich nette Person ;D
Ich mag sie sehr. Ebenso Honeybee und die ganzen anderen Menschen, die ich hier auf RuL kennengelernt habe :D
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Guckt euch die Homepage an...und lest unbedingt ihre Geschichten! Ihr verpasst was, wenn ihr es nicht macht :D :D :D
liebste Grüße, himbaereis


'Woher weißt du das?'
'Und wahrscheinlich willst du mir -. Woher soll ich was wissen?'
'Na ja das mit dem Geld?'
'Hä? Das hab ich jetzt nur so gesagt. Außerdem weiß ich sogar wie viel sie dir gegeben hat. Du brauchst es nicht zu leugnen. Schon klar. Glückwunsch, dass ich dir so viel eingebracht habe.'
Ich drehte mich um 180° und humpelte zurück zum Haus.
Wie bescheuert ich dabei aussah, wollte ich lieber nicht wissen.
'Nina jetzt warte doch mal.'
'Worauf sollte ich warten? Hast du Angst, dass du nicht hinterher kommst? Brauchst du nicht haben, ich mache nicht zu schnell.'
Er stieß ein verbittertes Lachen aus.
'Siehst du? Das, genau DAS ist dein Problem! Du hörst einem einfach nicht zu!!! Ich versuche schon die ganze Zeit, dir etwas zu sagen, aber du hörst verdammt noch mal nicht zu! Wie kann man denn nur so stur sein!? Was verlierst du, wenn du mir fünf Minuten zuhörst?''Mein Herz…', murmelte ich leise.
'Was?'
'Nichts, hab ich gesagt. Gar nichts. Aber…nenn mir einen vernünftigen Grund, wieso ich dir nach dem, was du mit mir gemacht hast, noch zuhören sollte!'
'Ich weiß es nicht.'
'Da siehst du es! Du weißt es selbst nicht. Also kannst du mir nicht vorhalten, dass ich nicht zuhöre!'
'Vielleicht gibt es keinen vernünftigen Grund! Sonst bist du doch auch nicht so spießig und verklemmt! Jeder macht auch mal unvernünftige Sachen! Dazu leben wir schließlich!!'Mir kamen schon wieder die Tränen.
Bei jedem Wort, dass er sagte, verliebte ich mich mehr in ihn! In seine Stimme, seine Augen, seine Klugheit, seine Logik, seine Arme, seinen Bauch…und seinen unverbesserlich tollen Charakter.
Es war schrecklich.
Ich war hin- und hergerissen, zwischen dem Wunsch ihm zuzuhören und dem Wunsch ihm noch eine zu scheuern! Er hatte es verdient!
Aber der Wunsch ihm zuzuhören, verlor.
Ich schlug ihn zwar nicht aber ich ignorierte ihn wieder. Was wollte er mir schon großartig sagen?
Was er sich von seinem tollen Geld alles gekauft hat?
Idiot.
Und trotzdem…eine leise Hoffnung keimte in meinem Hinterkopf auf.
Was wenn er mir nun sagen wollte, dass er sich schrecklich in mich verliebt hatte? Was wenn er vorhatte, den Rest seines Lebens mit mir zu verbringen?
Durch meine Sturheit würde ich das vielleicht nie erfahren. Ob ich ihn doch einfach reden lasse? Und selbst wenn… wenn nicht das kam, was ich hören wollte, dann konnte ich ihn ja anschließend wieder ignorieren.
Genau. So würde ich es machen.

'Also gut. Was willst du mir unbedingt sagen?'
'Oh, ich sehe du brennst drauf zu erfahren was es ist.'
'Willst du jetzt weiter sarkastisch sein, oder willst du mir lieber irgendwas erzählen?''Ich nehme erzählen.'
'Na dann. Leg los.'
'Wahnsinn…diese Neugierde in deinem Gesicht…genauso guckt Reggie immer, wenn im Fernsehen Nachrichten kommen. Uneingeschränkte Aufmerksamkeit, unbändiges Interesse…Wow. Hör zu. Ich will dich nicht nerven. Wenn du es nicht hören willst, dann sag es. Dann werde ich dich nicht weiter damit belästigen.'
'Ich gebe zu, diese Auswahl ist verlockend…aber du brennst so darauf es loszuwerden…ich will es jetzt wissen. Also spuck es schon aus.'
'Na ja…die Sache ist die…'
Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich es hören wollte. Was, wenn jetzt der endgültige Tod für mein Herz kam? Was, wenn er es jetzt für immer kaputtmachen würde? Wenn er es jetzt in Stücke reißt?
Dennoch sah ich ihn erwartungsvoll an.
'Ja?'
'Na ja…'
'Jetzt mach es nicht so spannend. Du bist echt schlimmer als jeder Krimi. Also. Was ist jetzt los? Ich will nicht in Ungewissheit sterben.'
'Ich hab das Geld nicht angenommen.'
'Du hast was!?'
'Ich hab es nicht angenommen.'
'Moment. Du willst damit sagen…du hast die Zeit mit mir freiwillig verbracht? Ohne 150 Dollar im Hinterkopf?'
'Ja.'
'Wow. Entschuldige…das muss ich jetzt erst verarbeiten.'
Er atmete aus.
Ob es enttäuscht oder erleichtert klang, konnte ich nicht so genau sagen.
Die Freudenfete in mir drin übertönte alles.
Ich merkte, wie mir kleine Stromstöße über den Rücken fuhren und alles anfing zu kribbeln.Er mochte mich doch!
Er hatte keine 150 oder wie viel auch immer Dollar genommen!
Wenn er jetzt nicht neben mir gelaufen wäre, hätte ich glatt einen Freudentanz gemacht.1000 Glücksgefühle strömten auf mich ein.
Er mochte mich!!!
Er mochte mich vielleicht sogar sehr!!!
Er hatte kein Geld genommen, um mich zu ertragen!
Er hatte es freiwillig getan!!
Am liebsten wäre ich gehüpft und gesprungen. Mein Knie und die ganzen anderen Kratzer waren auf einen Schlag vergessen.
Vor lauter Freude hätte ich fast wieder angefangen zu heulen.
Es jubilierte in mir.
Er mochte mich.
Der ganze Stress war total sinnlos gewesen!
Obwohl es mir schwer fällt, muss ich zugeben…er hatte Recht.
Wenn ich nicht so verdammt stur gewesen wäre, hätte ich mir einige Tränen ersparen können. Hätte ich ihm doch einfach zugehört!
Wäre ich nicht so dumm gewesen.
Er hatte so Recht gehabt. Manchmal muss der Mensch unvernünftige Dinge tun.
Und…das sind zum Teil die schönsten Dinge, die man überhaupt erleben darf!
Er mag mich!!!
Am liebsten hätte ich ihn ja umarmt. Aber ich glaube…das wäre dann doch etwas zu eindeutig gewesen.
Aber was sollte ich jetzt sagen?
Danke?
Danke, dass du deine Zeit freiwillig mit mir verbracht hast?
'Wow. Ähm…ja. Ich weiß nicht, was ich jetzt darauf sagen soll…'
'Wie wäre denn ein ‚Es tut mir Leid Shane'?'
'Für den Anfang nicht schlecht. Also…es tut mir Leid Shane. Und…ja. Danke.'
Verschmitzt grinste ich ihn an.
Er grinste glücklich zurück.
Er mag mich!

'Danke wofür?'
'Na ja…keine Ahnung. Aber mir ist nichts Besseres eingefallen. Vielleicht danke, dass du kein Geld genommen hast, um deine Zeit mit mir zu verschwenden. Wie auch immer. Danke.'
'Du…ach nein. Egal.'
'Was ist mit mir?'
'Gar nichts.'
'Hab ich mich bekleckert?'
'Nein…dein Knie sieht nur ziemlich gruselig aus.'
'Ach…das ist halb so wild. Ich bin da abgehärtet.'
'Na ja…du musst es ja wissen. Tut mir übrigens Leid…wegen dieser dämlichen Entführungsaktion. Aber ich war so wütend auf dich und deine sture Ignoranz. Tja…und irgendwie ist dann wahrscheinlich doch irgendwas ausgehakt.'
'Ach jetzt komm schon. Es war an und für sich ganz lustig von dir entführt zu werden. Du bist der absolut mieseste Geiselnehmer allerzeiten.'
'Ja…ich glaube das hattest du bereits erwähnt.'

Er öffnete mir die Tür und ging dann gleich irgendwohin um wahrscheinlich Desinfektionsmittel zu holen.
Eigentlich würde doch Wasser zum auswaschen reichen. Das wäre zumindest nur halb so ekelhaft brennend.

Ich hievte mich vom Küchenstuhl hoch, drehte den Wasserhahn auf und hielt ein Stück Taschentuch unters Wasser.

'Oh nein. Vergiss es. Du wirst dir jetzt nicht dieses keimige Taschentuch aufs Knie legen. Das verseucht die Wunde noch mehr. Um das Brennen im Knie wirst du wohl oder übel nicht herumkommen.'
Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er wieder in der Küche war.
Ertappt ließ ich mich zurück auf den Stuhl sinken, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn trotzig an.
Er lachte.
'Also. Wir können das auf die harte oder weiche Tour durchziehen. Welche ist dir lieber?''Die harte. Aber mach schnell, damit ich es hinter mir hab.'
Er sah mich erstaunt an. Sicherlich hatte er erwartet, dass ich die weiche Tour bevorzugen würde.
Tja. Pech gehabt.
'Na gut. Auf deine Verantwortung. Aber du musst stillhalten.'
'Mhm.'
Er ging in die Hocke, kippte Desinfektionsmittel auf ein Tuch und klatschte es dann mit Schwung auf mein Knie.
Das war definitiv ein Fehler gewesen.
Schlagartig schnellte mein Bein hoch und verfehlte nur knapp sein sogenanntes ‚Schwarzes'.Ärgerlich sah er mich an.

'Ich hab dir doch gesagt, dass du stillhalten sollst! Sei froh, dass du nicht getroffen hast.'Böse sah ich ihn an.
'Du wolltest die harte Tour. Erinnerst du dich?'
'Ja aber du hättest mich vorwarnen können! Hast du eine Ahnung wie die Scheiße brennt!?''Soll ich den Feuerlöscher bereitstellen? Ich meine…falls dein Knie Feuer fängt?'
'Du bist so wahnsinnig unlustig, weißt du das?'
'Du dafür umso lustiger.'
'Ja klar. Füg mir Schmerzen zu und ergötz dich daran.'
'Als ob du Menschen keine Schmerzen zufügst.'
Zum Beweis hielt er mir seine Hand vors Gesicht.
Meine Bissspur war noch deutlich zu sehen.
Selbstzufrieden grinste ich ihn an.
'Ich denke…wir sind quitt.'
'So gut wie. Was hältst du von Waffenstillstand?'
'Meinetwegen. Ich würde Frieden vorziehen…aber man nimmt, was man kriegen kann.'Nachdem er mich verarztet hatte, sah er mich an.


'Probier mal aufzustehen und zu laufen.'
Er sah mich immer noch so an.
So undefinierbar.

'Jetzt steh auf und versuch zu laufen. Wenn du nämlich nicht gut laufen kannst, weil der Verband zu eng ist, dann müssen wir ihn lockern.'
'Wieso hast du mir eigentlich einen Verband gemacht? Ein Pflaster hätte es sicherlich auch getan.'
'Sicher. Und wenn du dann irgendwann eine Entzündung im Knie hast, wird mir wahrscheinlich die Schuld gegeben, dass ich dich nicht fachgemäß verarztet hätte. Glaub mir… ein Verband ist sicherer.'
'Na wenn du das sagst. Laufen geht jedenfalls. Danke fürs Verarzten.'
'Hab ich gern gemacht. So. Ich treffe mich jetzt noch mit ein paar Freunden. Hast du Lust mitzukommen?'
Hatte ich Lust?
Na aber Hallo!
'Was wollt ihr denn machen?'
'An den Strand. Surfen.'
'Und wer kommt alles mit?'
'Wirst du dann sehen. Und? Bist du dabei?'
'Solange ich nicht das einzige Mädchen bin und nicht surfen muss, ja.'
'Okay. Dann pack deine Sachen zusammen und nimm dir was zu Essen mit. Ich habe nämlich keine Lust, dich den ganzen Weg nach Hause zu schleppen, weil du wieder umgekippt bist.''Danke. Aber wenn du das schon so sagst…bleib ich am besten hier. Wir wollen schließlich nicht, dass ich umkippe.'
So schwungvoll wie es mit verbundenem Knie ging, drehte ich mich rum und stakste die Treppen hoch.
Ich spürte seinen Blick im Rücken…aber ich zwang mich, nach vorn zu sehen. Hätte ich ihm wieder in die Augen gesehen, wären wahrscheinlich sämtliche Sicherungen durchgebrannt und ich hätte mich ihm hemmungslos an den Hals geschmissen.
Wäre ziemlich ungünstig gewesen.

Mit einem Buch packte ich mich auf die Gartenliege und versuchte mich zu konzentrieren.Den einen Satz hatte ich mittlerweile schon 5 Mal gelesen…aber meine Gedanken schweiften immer und immer wieder ab.
Zu wem, brauche ich wahrscheinlich nicht sagen.
Ablenkung war das Stichwort.
Aber was?
Rennen und tauchen fielen dank meinem Knie aus. Buch lesen ging auch nicht.
Was sollte ich hier noch machen?
Coral Bay - Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten.
Ha, ha, ha.
Mir fiel ein, dass die Ranch nicht weit entfernt war.
Vielleicht könnte ich mich meiner Pferdeangst stellen und Freundschaft mit diesen Tierchen schließen. Ich könnte John ja fragen, ob er mich die restlichen Tage hier unter seine Fittiche nimmt und mir etwas reiten beibringt.
Für meinen mutigen Entschluss klopfte ich mir im Geist auf die Schulter. Schnell sprang ich auf und sackte stöhnend zusammen, als mein Knie sich meldete.
Was hatte der da unten nur angestellt?
Kurz entschlossen riss ich den Verband ab und besah mir den Schaden erneut.
Es sah weder schlimm noch schön aus.
Ein Pflaster würde da vollkommen reichen.
Ich machte mich auf die Suche nach der Hausapotheke.
Gesucht gefunden, kramte ich sie durch, klebte mir ein XXL-Pflaster auf mein Knie und holte dann mein restliches Geld.
Aber…wo musste ich eigentlich hin?
Ob die hier eine Karte hatten?
Ich dachte an seine Worte…wenn ich wieder umkippe. Ob es da wirklich so sinnvoll war, sich auf ein Pferd zu setzen? Wahrscheinlich nicht.
Also gut. Doch kein Ponyreiten für mich.
Ein Teil…und ich glaube das war vor allem mein Körper, atmete erleichtert aus. Aber was sollte ich jetzt machen? Baden gehen wollte ich mir nicht zumuten. Wenn schon Desinfektionsmittel so höllische Schmerzen verursachte…dann will ich lieber gar nicht wissen, wie es mit Salzwasser ist.
Tja…und sonst? Wäre ich man doch mit an den Strand gegangen.
Wäre ich doch nicht immer so empfindlich und zickig! Eigentlich hatte ich nie ein Problem gehabt, das einzige Mädchen zwischen Jungs zu sein. Und ich glaube die australischen Männer unterschieden sich nicht allzu sehr von den deutschen.
Und selbst wenn…wie viel schlimmer konnten die schon sein?
Also gut. Doch an den Strand.

Verdammt. An welchen Strand!? Seine kleine Geheimstelle fiel sicherlich aus. Also…suchen. Na ja…dann gibt's eine kleine Strandwanderung gratis dazu.
Auch nicht weiter schlimm. Ich war ja schließlich nicht gehbehindert. Ich hatte nur ein aufgeschürftes Knie…nichts wovon man gleich eine Infektion bekommt.
Wahrscheinlich hatte Blödmann mich mit seiner Paranoia schon angesteckt. Aber…auf der anderen Seite war es wirklich süß gewesen, wie er sich Sorgen gemacht hatte…Nie hatte ein Junge sich so dermaßen Sorgen um mich gemacht. Schon seltsam wie unterschiedlich die Menschen doch sein konnten…

Nachdem ich meinen ganzen Kram zusammengepackt hatte, marschierte ich zum Strand. Vielleicht sah ich ja irgendwo Reggie oder Sascha…oder meine Eltern oder wen auch immer. Am liebsten wäre mir natürlich Blödmann…
Der würde Augen machen, wenn er mich doch am Strand sehen würde…und ich würde nicht umkippen!!
Ich hatte ausreichend - scheiße. Ich hatte nichts gegessen. Oh man! Der Junge lenkte mich sogar von so lebenswichtigen Dingen wie essen ab!
Während ich nachdachte, lief ich weiter am Strand lang. Essen oder nicht essen. Das war hier die Frage.
Ich entschied mich - ganz gegen meine Gewohnheit - gegen essen.

Es waren massig Menschen hier und ich musste ziemlich aufpassen, dass nicht irgendein kleines Kind aus Versehen seinen Algenkuchen nach mir warf.
Ich muss gestehen…ich hab was gegen kleine Kinder. Wenn sie schlafen sind sie süß…aber auch nur dann.
Vor zwei Jahren hatte ich, um mein Taschengeld aufzubessern, mal die Kinder unserer Nachbarn gehütet. Danach hatte ich mir geschworen, einmal und nie wieder.
Am Anfang lief noch alles gut…aber dann gingen die Eltern in die Oper. Zurück blieben Lilly, Sebastian und eine (noch) ahnungslose Nina.
In Gegenwart ihrer Eltern waren sie zwei kleine Goldstücke.
Aber wenn nur ich da war, dann wurden aus diesen kleinen süßen Wesen wahre Monster. Sie schrien und warfen Barbies, LEGO oder was auch immer nach mir. Irgendwann wurde es mir dann zu bunt. Ich brüllte die beiden an und räumte dann laut fluchend das Wohnzimmer auf. Währendessen, schlichen die zwei sich in die Küche, räumten den Kühlschrank leer und fingen dann an mich mit Stücken einer Tiefkühlpizza, Käse, Wurst und Gemüse zu bombardieren. Ein Glück, dass sie an die Eier nicht rankamen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es dann in der Wohnung ausgesehen hätte…
Na ja jedenfalls hatte ich die beiden dann irgendwann ans Bett gefesselt und sie mit ihrer schrecklichen Kindermusik so lange gefoltert, bis sie eingeschlafen waren. Anschließend wurden sie wieder entfesselt und ich konnte den restlichen Abend auf dem Sofa genießen.Für das bisschen aufräumen, Kinder anschreien und Kinder fesseln, gab es dann im Endeffekt 30€. Ziemlich viel…aber wahrscheinlich kannten die beiden ihre Kinder besser als ich und waren froh, dass sie den Abend für sich genießen konnten.

Ich war so mit meinen Babysittererinnerungen beschäftigt, dass ich die Frisbee, die direkt auf mich zukam erst bemerkte, als sie mir an den Kopf flog.
Wütend hob ich sie auf und sah nach, wer mir das Teil an den Kopf geworfen hatte. Ich sah ein paar Jugendliche, die lachten.
Ein braungebrannter Beachboy kam ganz im Baywatch-Stil auf mich zu gejoggt und entschuldigte sich mit einem Zahnpastalächeln für den ‚Unfall'.
Ich konnte nicht anders. Ich lächelte ihn dumm an und kicherte noch dümmer.
Wahrscheinlich war ich so von dem reflektierten Licht seiner Strahlezähne geblendet, dass ich den böse guckenden Blödmann erst viel später bemerkte.
Er kam auf mich zugestapft und beäugte mich misstrauisch.

'Guck mich nicht so anklagend an. Ich hab es mir halt anders überlegt. Ich guck dir und deinen Freunden beim Surfen zu.'
'Und wie kam es zu diesem Sinneswandel?'
'Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Und weil du ja nicht die Zeit hattest, um mich wieder auszuladen, hab ich beschlossen, dich hier am Strand zu besuchen.'
'Aha. Na ja dann…willst du mit Frisbee spielen?'
'Wenn du aufhörst wie der böse Wolf zu gucken, dann ja.'
Er grinste.
'Also gut Rotkäppchen. Kannst du fangen?'
'Wenn ich mir Mühe gebe, dann ja.'
'Sehr gut. Dann los.'
Schneller als ich gucken konnte, warf er mir das Ding zu.
Natürlich fing ich sie nicht. Ob er es aus Trotz machte, oder einfach um vor seinen Freunden cool da zu stehen, wusste ich nicht. Es war mir auch egal. Der nächste Wurf, war mein Wurf. Der würde Augen machen. Ich war mies im fangen. Das gebe ich zu. Aber dafür konnte ich werfen.
Ich warf die Frisbee mit meiner ganzen Kraft zu ihm zurück und grinste dann über seinen verblüfften Gesichtsausdruck.
Auch die ganzen anderen Kerle um mich herum, staunten über meinen Wurf nicht schlecht. Triumphierend drehte ich mich gekonnt um und strahlte dabei wie ein Honigkuchenpferd.
Wir spielten noch eine ganze Weile, bis einer schließlich beschloss surfen zu gehen. Und wie das in Gruppen halt so ist, folgten ihm alle.
Es war lustig ihnen zuzugucken. Ausnahmslos waren sie gute Surfer.
Ich war so wahnsinnig neidisch auf sie. Sie hatten das hier alles jeden Tag. Sommer, Sonne und Meer.
Ich dagegen hatte Liebesprobleme, Winter, Schnee und Kälte.
Wie gern hätte ich mit ihnen getauscht.

'Hey! Wieso guckst du so traurig?'
Ich sah nach oben. Der Zahnpastatyp stand vor mir und sah mich fragend an.
'Öh…na ja. Wahrscheinlich weil ich in wenigen Tagen nach Hause fliege.'
'Oh…hm ja ich glaube, dann würde ich genauso gucken wie du. Ich könnte es mir gar nicht vorstellen woanders zu leben.'
'Na vielen Dank auch. Das heitert ungemein auf, weißt du das?'
'War nicht so gemeint. Woher kommst du denn?'
'Deutschland.'
'Das hört sich ja wahnsinnig begeistert an. Deutschland ist doch auch ganz nett.'
'Ja…und genau das ist der Punkt. Ganz nett ist halt nicht gut. Wir haben gerade Winter in Deutschland…und als würde das nicht reichen, liegt Schnee und es ist eiskalt.'
'Mein Beileid. Aber…du solltest deine schlechte Laune nicht schon hier ausleben. Das kannst du auch im kalten Winter machen.'
Ich sah ihn an.
'Wahrscheinlich hast du Recht. Wie heißt du eigentlich?'
'Jake. Eigentlich Jakob…aber ich find den Namen nicht so doll.'
'Jake? Jakob?? Wie der in Twilight! Ich find den Namen geil! Und du kannst irgendwie fast genauso gut aufheitern.'
Ich knipste mein Grinsen wieder an und sprang auf.
'Ich fühle mich geehrt. Du bist inzwischen das 10. Mädchen, dass bei meinem Namen an Twilight denkt.'
'Tja dann…würde ich sagen, lass uns irgendwas Mädchenfreundliches spielen. Wie wär's mit Fußball?'
'Ich dachte es soll mädchenfreundlich sein?'
'Na ja. Ist Fußball nicht mädchenfreundlich?'
'Also…eigentlich nicht…'
'Was ist denn deiner Meinung nach mädchenfreundlich? Fangeball? Oder Seilspringen?'Er grinste mich verschmitzt an.
'Du bist echt ganz genauso, wie Shane dich beschrieben hat.'
Das ließ mich hellhörig werden. Blödmann redete mit seinen Freunden über mich? Na wenn das kein gefundenes Fresschen war. Wenn ich es geschickt anstelle, erfahre ich vielleicht sogar, was er so über mich gesagt hat.
Ich fing mit Mädchenmasche Nr. 1 an: Der unschuldige Augenaufschlag.
'Shane hat mich beschrieben? Wie denn?'
Einen Momentlang sah er mich irritiert an, und ich hatte schon Angst, dass er es durchschauen würde…aber dann fing er an zu reden.
'Na ja…zum Beispiel das du nicht so zimperlich wie andere Mädchen bist. Du hast keine Angst und bist immer für eine Überraschung gut.'
'Ist das jetzt positiv? Oder eher negativ?'
'Na ja…also wenn ich an seine Exfreundin denke, dann ist es durch und durch positiv. Du bist sozusagen das genaue Gegenteil von ihr. Und damals hat er sich ständig über ihre Zimperlichkeit und ihr übertriebenes Getue beschwert. Du hingegen bist ganz natürlich. Ohne übertriebenes Getue oder sowas.'
'Na ja…dann nehme ich es als Kompliment.'
'Glaub mir…das kannst du machen. Es ist nicht oft, dass er dermaßen über ein Mädchen schwärmt. Genau genommen, ist es das erste Mal, dass er überhaupt so oft von einem Mädchen redet.'
'Er redet oft über mich?'
'Ja klar. Ich meine…als sein bester Freund darf ich mir natürlich jede kleine Einzelheit anhören.'
'Und ich dachte immer, nur Mädchen reden so viel. Was erzählt er denn alles?''Ich glaube nicht, dass ich es dir sagen darf…aber da du sowieso nicht mehr so lange hier bist, wird es wohl nicht so schlimm sein.'
Ich grinste innerlich. Das war ja einfacher als gedacht. Aber wer hätte auch erwartet, dass Blödmanns bester Freund so eine Plaudertasche war?
'Soll ich mich jetzt auf das Schlimmste gefasst machen?'
'Kommt drauf an, was du unter ‚schlimm' verstehst.'
'Zickig, launisch, gemein…sowas.'
'Na ja also…das hat er auch über dich gesagt. Aber nur am Anfang.'
'Nur am Anfang? Wie lange redet er denn schon über mich?'
'Na ja…seit er aus Deutschland wieder da ist. Ich weiß sogar, dass ein deutscher Freund von ihm, dich mit einem Schneeball abgeschossen hat und du dachtest, er wäre es gewesen.'Ich muss sagen, dass überraschte mich. …redete er denn ununterbrochen über mich!?'Redet ihr eigentlich noch über irgendwas anderes?'
'Selten.'
Er grinste wieder.
'Wow…also das hatte ich nicht erwartet. Aber wieso redet er denn so viel über mich?''Na ja…schätze er mag dich.'
'Achso…er mag mich.'
Na ja. Was hatte ich auch anderes erwartet? Das er sich Hals über Kopf in mich verliebt hatte? Ganz sicher nicht.
Ich würde es nicht erwarten…aber ich hoffte es. Ein Teil in meinem Kopf - ein ganz kleiner - hoffte mehr als alles andere darauf.
'Ich glaube, ich verstehe langsam, wieso er dich mag.'
'Ach ja?'
Fragend hob ich beide Augenbrauen. Das mit der einen bekam ich immer noch nicht hin.'Ja. Es ist sicherlich seltsam…aber du strahlst dieses gewisse Etwas aus.'
'Dieses gewisse Etwas? Also…Shane meinte immer nur zu mir, ich sei die größte Zicke allerzeiten.'
'Typisch Shane. Sowie er ein Mädchen mag, fängt er an, alles zu machen, damit es nicht so aussieht.'
'Wozu das denn?'
'Er nennt es Selbstschutz, ich nenne es die pure Blödheit. Du kennst doch sicherlich auch die Geschichte mit Brad und Hilary und so. Nachdem er das überstanden hatte, hat er sich geschworen, nie wieder ein Mädchen so an sich ranzulassen, dass es ihn verletzen kann.''Soll heißen?'
'Seine eigentliche Abneigung ist Sympathie. In dem meisten Fällen jedenfalls. Es gibt sicherlich auch Menschen, die er Quatsch nicht leiden kann. Aber…ich glaube nicht, dass du dazu gehörst. Und wenn doch, dann ist er der größte Idiot, den die Welt je gesehen hat.''Das mit Hilary…hat ihn das wirklich so schwer getroffen?'
'Ja sicher. Sie war seine erste, richtig große Liebe. Auch wenn das in dem Alter ziemlich unglaubwürdig ist…es soll sie doch geben.'
'Armer Shane.'
'Na ja…er lebt ja noch. Und wenn er nicht so verbohrt und stur wäre, dann hätte er auch öfters mal eine Beziehung oder so. Ich meine…er ist 16 und seit fast 6 Jahren hatte er nichts mehr mit einem Mädchen.'
Ich grinste.
'Er ist schon ziemlich eigenartig oder?'
'Ja…ich glaube er ist der eigenartigste Mensch, den ich je getroffen habe. Aber ich habe auch nie einen treueren und besseren Menschen als ihn getroffen. Ich weiß, das klingt jetzt ziemlich mädchenhaft und schwul…aber ich bin froh, dass er mein bester Freund ist. Ich könnte nicht ohne ihn leben.'
'Du hast Recht. Es klingt mädchenhaft und schwul. Aber…ich glaube ich habe auch nie etwas Süßeres gehört. Dass Jungs sich so nahe stehen können, wusste ich nicht. Ich dachte immer, nur wir Mädchen haben so eine riesige Zuneigung untereinander.'
'Nein…wir Jungs haben das auch. Allerdings hauen wir uns auf die Schulter und beleidigen uns. Wir rennen nicht umher, kreischen, freuen uns, kuscheln und geben uns Küsschen.''Wäre schlimm, wenn ihr das machen würdet.'
'Oh ja.'

'Hey ihr beiden. Seid ihr jetzt fertig mit eurem Kaffeekränzchen?'
Blödmann stand breitbeinig vor uns, hatte die Hände in die Seiten gestemmt und beobachtete uns misstrauisch.
Jake hob abwehrend die Hände.
'Bleib ruhig. Wir haben uns nur unterhalten, keine Angst.'
'Ich hab doch keine Angst. Ich wollte nur wissen, ob ihr jetzt wieder mitspielt. Die anderen haben keine Lust mehr zum surfen und deshalb wird jetzt Volleyball gespielt. Macht ihr mit?''Volleyball?'
Zögernd sah ich die beiden an. Ich konnte zwar Fußball spielen…aber im Volleyball war ich eine absolute Niete. Ich würde mich vor Blödmann und all seinen Freunden zum absoluten Trottel machen!
Aber andererseits…was hatte ich hier noch großartig zu verlieren? Einen Ruf ganz sicher nicht. Und Jake meinte ja selbst, dass Blödmann mich mochte.

'Na dann auf geht's. Worauf warten wir noch? Ich hab nicht mehr viel Zeit hier…und die Zeit, die ich noch habe, werde ich mit viel Spaß genießen!'
Mit diesen Worten schnappte ich mir den Ball und rannte humpelnd auf das von den anderen vorbereitete Spielfeld.

Natürlich musste ich die erste Angabe machen, und natürlich traf ich einen, von den 100 Beachboys um mich herum, am Kopf. Aber der lachte nur und warf den Ball rüber zu den anderen.
Nach drei spannenden und vor allem lustigen Spielen, warfen wir uns in den Sand und schauten in den Himmel. Ich schirmte meine Augen mit einer Hand ab und träumte wieder leicht vor mich hin.

Irgendwann muss ich wohl eingenickt sein, denn plötzlich befand ich mich wieder an dem Waldsee oder Tümpel oder was auch immer das war.
Ich lauschte, ob vielleicht wieder irgendetwas hinter mir knackte, aber diese beängstigende Stille blieb. Langsam erhob ich mich, um mir das Wasser näher anzusehen. Leichte Wellen schwappten an den kleinen Strand und das Wasser schillerte in grünen und blauen Facetten. Es sah wunderschön aus. Der Teich war umsäumt von dichten Farnen und Gräsern. Dieses ganze Grün hob die vielen blauen und grünen Töne des Wassers hervor. Es sah so wunderschön aus.
Wie verzaubert.
Irgendwann wand ich meinen Blick von dem Teich ab und sah hinauf zu den Baumkronen. Die Sonnenstrahlen kamen nur ganz schwach durch das dichte Blattwerk. Schatten spielten auf dem Waldboden und meine poetische Erzählweise kam mir inzwischen echt bescheuert vor.
Normalerweise schmalzte ich nie so herum…aber dieser Teich…insgesamt die Umgebung hier wirkte so friedlich und ruhig.

'Hey Nina! Wach auf, wir packen langsam zusammen. Die Sonne geht gleich unter und dann geht es wieder zurück.'
'Die Sonne geht unter?'
'Jep.'
'Krass…hab ich so lange geschlafen?'
'Ja aber Shane hat uns alle davon abgehalten, dich zu wecken.'
'Wieso?'
'Weil du so zum anbeißen ausgesehen hast. So richtig süß.'
'Na zum Glück habt ihr keine Fotos gemacht.'
'Nie im Leben.'
'Gut. Also los. Lasst uns zusammenpacken und dann den Sonnenuntergang genießen.'
'Die Frau hat gesprochen.'
Sie salutierten alle und fingen dann an, alles zusammen zu räumen. In ihrem Fall hieß das, alles so schnell wie möglich in irgendwelche Rucksäcke und Taschen zu quetschen.
Jungs eben.

Obwohl ich schon etliche Sonnenuntergänge in Australien erlebt hatte, kam dem heute, keiner gleich. Nie hatte ich so einen atemberaubenden Sonnenuntergang gesehen.
Gut, vielleicht hatte ich auch noch nie einen neben Blödmann gesehen…aber ich glaube er trug nur unwesentlich dazu bei.
Obwohl ich versuchte es mir einzureden, wäre es dumm gewesen zu glauben, dass Blödmann nur unwesentlich dazu beitrug.
Seit ungefähr eineinhalb Wochen, drehte sich mein gesamtes Denken nur um ihn…da konnte es unmöglich sein, dass eins der schönsten Dinge auf der ganzen Welt, durch ihn nur unwesentlich schöner wurde. Ich musste mir hier seit einer ganzen Weile so viele Dinge eingestehen. In diesem Fall machte es wohl keinen Unterschied mehr, ob es ein Eingeständnis mehr, oder weniger war.
Als ich kurz zur Seite sah bemerkte ich, dass Blödmann unmittelbar neben mir saß. Versunken sah ich sein sonnenbestrahltes Profil. Er war einfach ein absoluter Traummann. Ein Riesenarschloch, ein mieser Blödmann, ein arroganter Sack…und trotzdem der tollste Typ auf der ganzen Welt.
Wieso konnte er sich nicht einfach auch in mich verlieben? Laut Jake mochte er mich schließlich. Aber…wie sehr er mich mochte, das wusste ich nicht. Aber ich konnte Jake ja schlecht fragen, wie sehr er mich mochte. Ich hatte sein Vertrauen schon genug strapaziert. Ihn so etwas fragen, konnte ich einfach nicht bringen.







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