Vom ewigen Alltagstrott, Jungs, komplizierten Gedanken und allerlei anderen Dingen

Autor: himbaereis
veröffentlicht am: 31.07.2009




Oh Gott!
Was hatte der denn jetzt vor?
'?hm, Shane? Alles in Ordnung? Ist dir schwindlig oder so?'
Jetzt grinste er.
War ja klar.
'Mir gehts sehr gut kleine Eisprinzessin. Ich wollte nur deinen entsetzten Blick sehen. Du hast auch immer sehr viel Spa? daran, meine schockierten Blicke zu sehen. Wenigstens einmal wollte ich auch in den Genuss kommen.'
'Du bist echt unm?glich wei?t du das?'
'Ja, ich glaube das wurde mir schon ?fter gesagt.'
'Tanzen wir jetzt bitte weiter? Ich muss noch lernen, wie ein Discofox geht.'
'Nichts lieber als das.'
Wahnsinn, Bl?dmann entwickelte sich ja zum echten Gentleman. Ob es vielleicht doch m?glich war, ihn zu m?gen? Also als Kumpel?
'Aber daf?r, dass du eigentlich nicht tanzen kannst, machst du dich wirklich gut. Wieso warst du nicht bei der Tanzschule? Am fehlenden Rhytmusgef?hl kann es nicht liegen. Was ist passiert?'
Sollte ich ihm das wirklich erz?hlen?
Weil, eigentlich ging ihn mein Privatleben nicht wirklich viel an.
Aber andererseits...in knapp zwei Wochen w?rde ich ihn eh nie wieder sehen. Was sollte es da schon gro?artig schaden?
'Na ja. Eigentlich hat das verschiedene Gr?nde...'
'So? Welche denn?'
Aufmerksam studierte er meinen Gesichtsausdruck.
'Also da w?re zum einen, dass ich eigentlich nicht gern tanze. Dann hatte ich keine Lust und einen Tanzpartner hatte ich auch nicht. Nicht mehr...'
'Nicht mehr?'
'Eigentlich wollten mein Freund und ich zusammen den Kurs machen, aber dann ging es mit der Beziehung steil bergab und irgendwann war sie dann halt vorbei.'
'Oh, das tut mir Leid. Betreten guckte er auf den Boden.'
Was ging denn nur hier ab?
Ich erz?hlte Bl?dmann mein Privatleben, ihm war etwas peinlich...war ich hier im falschen Film?
Springt Mickey Mouse hier gleich rum?
'Du sag mal, warum erz?hl ich dir das eigentlich?'
'Ich wei? es nicht. Aber was h?ltst du davon, wenn wir einfach Frieden schlie?en und nett zueinander sind?'
'Wenn du aufh?rst die ganze Zeit ?ber mich zu lachen, von mir aus.'
'Ich lache nicht ?ber dich. Wie oft denn noch?'
'Wor?ber lachst du dann die ganze Zeit?'
'Na, ?hm...?ber unsere Streitereien?'
Ja sicher und gleich er?ffnet er mir wahrscheinlich, dass der Weihnachtsmann in Wirklichkeit eine Frau ist.
'Ach sind die so lustig?'
'Ja, ich finde es sehr am?sant, wenn du w?tend wirst.'
'Ich bin lustig, wenn ich w?tend werde? Du bist echt ein Freak, wei?t du das?'
'Hab ich auch schon ?fter geh?rt. Hast du vielleicht mal Neuigkeiten f?r mich?'
'Hm, dass du ein arroganter, aufgeblasener Esel bist hab ich dir schon gesagt. Bl?dmann, Arschloch...Ekelpaket? Was w?rdest du zu Ekelpaket sagen?'
'Gef?llt mir nicht. Etwas anderes, freundlicheres bitte.'
'Freundlicher...wie w?re es mit Kotzbrocken?'
'Freundlicher!'
'Bl?dmann?'
'Sag mal, ist das Wort ?freundlicher' so schwer verst?ndlich?'
'Trottel?'
Er sagte nichts, und guckte nur genervt.
'Ist ja gut, bleiben wir einfach bei Shane. Okay?'
'Shane...ja, ich denke wir k?nnen bei meinem Namen bleiben.'
'Aber, du wolltest doch eigentlich Neuigkeiten ?ber dich. Hast du Kotzbrocken, Trottel, Ekelpaket und Bl?dmann schon einmal als Bezeichnung bekommen?'
'Ja. Soll ich dir auch sagen von wem?'
'Mir?'
'Nicht nur, aber den Gro?teil ja.'
'Von wem noch?'
'Reggie.'
Ich grinste ihn an.
'Gibt dir das nicht zu denken?'
'Wieso, sollte es?'
'Ja, die Namen wurden dir sicherlich nicht grundlos verpasst.'
'Ach, was du nicht sagst. Aber wei?t du, ich habe kein Problem mit meiner Welt. Ich bin so, wie ich bin immer sehr gut zurecht gekommen. Weshalb sollte ich mich da ?ndern? Nur weil ich ein oder zwei Leuten nicht ins Bild passe.'
'Macht irgendwie Sinn. Aber wenn du nur halb so arrogant und aufgeblasen w?rst, w?rdest du sicherlich besser zurecht kommen.'
'Das ist reiner Selbstschutz. Wei?t du, mir wurde zu sehr wehgetan, deshalb hab ich diese Fassade aufgebaut. Nur wirklich wenige, kennen den echten kleinen Freak.'
'Du nennst dich selbst einen Freak?'
'Ja sicher, wieso nicht? Im Grunde ist doch eigentlich jeder Mensch ein Freak. Der eine mehr, der andere weniger.'
'Woher hast du die ganzen Weisheiten?'
'Na, wenn man lange genug dar?ber nachdenkt, kommt man da von allein drauf.'
'Du willst also damit sagen, ich bin auch ein Freak?'
'Ja. Vielleicht bist du nicht so ein krasser Freak, aber irgendwo hat jeder Mensch etwas Freakiges.'
'An die Vorstellung, ein Freak zu sein muss ich mich erst einmal gew?hnen.'
'Du bist kein richtig krasser Freak. Du bist halt nur ein ganz besonderer Mensch. Du bist anders, als andere M?dchen. Du denkst tiefer und guckst hinter die Fassade.'
'Woher willst du das wissen?'
'Ich habe das Buch gesehen, welches du liest.'
'Sofies Welt?'
'Ja. Die Geschichte der Philosophie ist ein komplexes Thema. Es ist schwer, sich durch dieses Buch durch zu bei?en.'
'Wenn du w?sstest, wie langsam ich darin lese...'
Und wenn du w?sstest, dass ich dabei bin, dich richtig nett zu finden...
'Wo hast du eigentlich gesehen, dass ich das Buch lese?'
'An dem Tag, als wir uns das erste Mal richtig unterhalten bzw. gestritten haben, lagst du doch dann im Garten auf einer Liege und hast ein Buch gelesen. Na ja, und weil ich halt doch etwas Deutsch kann, habe ich mitbekommen, dass du Sofies Welt liest.'
'Sag mal, stalkst du mir hinterher?'
?berrascht zog er - diesmal beide - die Augenbrauen hoch.
'Wie kommst du denn darauf? Weil ich dich tanzen sehe und wei?, welches Buch du zurzeit liest?'
'Ja.'
'Findest du das nicht selbst ein bisschen albern? Als ob ich dir hinterher stalken w?rde!'Wieso betonte er den letzten Satz so abf?llig? Sollte es klingen wie ?Als ob ich das n?tig h?tte?'?
Au?erdem war es wirklich erstaunlich, wie er mich einsch?tzte. Ich meine, an sich h?rte sich das ja alles nicht schlecht an...aber war ich wirklich so tief denkend wie er dachte? Woher wollte er wissen, dass ich nicht genau wie andere nur ?ber Schminke und Klamotten redete?'Wie kommst du dazu, mich so einzusch?tzen?'
'Was?'
'Ich meine, wie kommt es, dass du mich so einsch?tzt?'
'Ich wei? es nicht. Aber ich war mir eigentlich ziemlich sicher. Schon allein die Tatsache, dass du Moderne Klassik h?rst. Es gibt nicht viele M?dchen in dem Alter, die Yiruma kennen.'
Da hatte er allerdings recht.
'Was h?rst du noch f?r Musik?'
'Na ja, eigentlich alles was ich sch?n finde. Rock, Pop, Reggae, Pop-Punk, Indie, seichten Girliepop und Soundtracks.'
'Also geht dein Musikgeschmack quer durch?'
'K?nnte man so sagen. Was ist mit dir? Was h?rst du alles?'
'Rock, Indie und Klassik.'
'Warum ?berrascht mich das nicht?'
'Was, dass ich Klassik h?re?'
Ich grinste. Aber ich muss zugeben, der Junge hat Geschmack. Da war nichts mit Schranz oder anderem M?ll. Rock, Indie und Klassik. Na ja, Girliepop konnte ich von ihm wohl wirklich nicht erwarten.
'Ich mag deinen Musikgeschmack. Das ist viel besser als der M?ll, den Sascha als Musik bezeichnet.'
'So kleine Eisprinzessin. Ich denke den Discofox beherrscht du. Und...', nach einem kurzen Blick auf die Uhr 'In einer knappen Stunde wird das Buffet er?ffnet. Denkst du, du schaffst es noch? Oder kippst du bewusstlos um?'
Er machte es schon wieder.
Und wieso wechselte er so pl?tzlich das Thema?
Obwohl er wirklich nett sein konnte, machte er sich in einer Tour lustig ?ber mich!
Aber das w?rde ich ihm nicht wieder auf die Nase binden. Schlimm genug, dass er es ?berhaupt macht. Da muss ich ihn nicht noch darauf hinweisen, dass es mich eventuell st?ren k?nnte.
Denn obwohl wir Frieden geschlossen hatten, wurde ich das Gef?hl nicht los, dass es ihm unheimlich Spa? machen musste, mich zu ?rgern.
'Ey Freak!'
'Was denn?'
'H?r auf mich dauernd auszulachen!'
Hatte ich nicht eben beschlossen, ihm nicht zu sagen, dass ich mich dar?ber ?rgerte!?
Oh mein Gott!
NINA! Komm mal wieder klar. Du drehst in der Gegenwart von Bl?dmann total am Rad!Was um alles in der Welt ist nur los mit dir!?
Fehlt nur noch, dass ich Herzklopfen kriege, wenn er vor mir steht.
Oder das ich pl?tzlich nicht mehr richtig essen kann und mit Besteck um mich werfe.
Genau das passiert n?mlich, wenn ich mich verliebe.
Ich kann in seiner N?he nichts mehr. Ich bin total bekloppt.
Ich rede unnat?rlich laut, kichere wie bl?d, versuche mit Messerwerfen auf mich aufmerksam zu machen, ersticke an Schnitzeln...
Es ist wirklich furchtbar, wenn ich verliebt bin.
Ich habe das inzwischen mehrere Male durchgemacht. Es war immer genau dasselbe:Nina ist verliebt. Sie sitzt beispielsweise in einem Restaurant. Der, in den Nina sich dummerweise verknallt hat, kommt pl?tzlich in das Restaurant.
KATASTROPHE!
Nina beginnt sich daneben zu benehmen. Sie kichert nerv?s und verschluckt sich dabei an ihrem Essen. Sie hat zitternde H?nde und f?ngt pl?tzlich an, f?r die Weltmeisterschaften im Messerwerfen zu ?ben.
Durch das Zittern ihrer H?nde n?mlich, entwickelt das Besteck ein Eigenleben und fliegt ?ber den Tisch.
Und als ob das nun immer noch nicht genug w?re, rennt Nina gern Leute um, wenn sie hicksend aufs Klo fl?chtet.
Am liebsten hat sie unschuldige Kellner. Die stehen immer perfekt im Weg und laden richtig zum umrennen ein.

Es ist wirklich schlimm, wenn ich verliebt bin. Immer wieder spule ich die Szene im Restaurant ab und es ist mir jedes Mal aufs Neue peinlich.
Aber, immerhin hat es wenigstens die Aufmerksamkeit des Typen immer auf mich gelenkt.Wenn schon alles schiefgeht, zumindest das klappt.
Auch wenn sie wahrscheinlich alle beteiligten w?nschen, er h?tte das Restaurant nie betreten.

'Hey kleine Eisprinzessin. Warum wirst du rot?'
Nein, bitte nicht das.
Nicht das Rotwerden.
Obwohl dieser schreckliche Abend im Restaurant schon ?ber ein Jahr her ist, werde ich immer noch rot, wenn ich nur daran denke.
Dass ich in dem Moment, in dem ich damals aufs Klo gefl?chtet bin, rot wie ein Feuerwehrauto war, verdr?nge ich immer.
Eigentlich geh?re ich nicht zu den Menschen, die schnell rot werden. Im Gegenteil. Meine Blutzirkulation im Gesicht, ist erschreckend langsam.
Wenn mir etwas peinlich ist, werde ich immer erst rot, wenn es schon l?ngst vorbei ist.

'Ich bin gar nicht rot.'
'Bist du wohl. Wie eine kleine Tomate.'
Oh nein.
Das l?dt ja f?rmlich zu einem neuen, b?sen Spitznamen ein.
Was kommt wohl jetzt?
Schneewei?chen und Tomatenrot?
Kleine rote Eisprinzessin?
Rotk?pfchen?
'Was ist dir peinlich?'
'Mir ist nichts peinlich. Und ich bin auch nicht rot.'
'Warte. Ich werde dir gleich beweisen, dass du genauso gl?hst, wie die Nase von Rudolf.'Er z?ckte sein Handy.
'Ja sicher, mach ein Foto von der legend?ren rotk?pfigen Eisprinzessin.
Stell es am besten noch ins Internet. Damit auch jeder sieht, wie rot Eisprinzessinnen werden k?nnen.'
'Verschluck dich nicht an deinem Sarkasmus kleine Eisprinzessin. Wenn du so unfotogen bist, werde ich dich nur fotografieren, wenn du es nicht merkst.'
'Was bist du eigentlich? Therapeut, Sklaventreiber oder Stalker?'
Er grinste.
'Wahrscheinlich die perfekte Mischung aus allem. Ein Stalker, der sich durchsetzen kann, aber auch beruhigt.'
'Wenn es um dich geht, schaffst du es sogar, Stalker nett erscheinen zu lassen.'
'Eine meiner leichtesten ?bungen. Aber, wieso eigentlich Stalker? Weil ich ein Foto von dir machen will, wenn du es nicht mitbekommst?'
'Ganz genau. Ich mag Fotos von mir nicht. Also kannst du das sch?n sein lassen.'
Wieder grinste er.
Ich glaube langsam, sein Grinsen war Taktik. Es sollte mich auf die Palme bringen. Es war zu nichts anderem da, als mich zu ?rgern.
'Ich wei? ja nicht, wieso du immer so bl?d grinst, aber du scheinst es trotz Frieden immer darauf anzulegen, mich w?tend zu machen!'
Nein, ganz falsch! Das wollte ich alles nicht sagen.
Ich glaube langsam, ich kann mich einliefern lassen. Ich benehme mich wie eine total Irre! Ob man in Gummizellen gut schlafen konnte?
Ob Zwangsjacken bequem waren?
Und...kann man in Zwangsjacken schlafen?
Egal wohin ich mich einliefern lasse, ich w?rde Zeit zum denken haben. Denn irgendwas lief in Bl?dmanns Gegenwart grunds?tzlich falsch.
Was zum Teufel ist nur los mit mir?







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