Vom ewigen Alltagstrott, Jungs, komplizierten Gedanken und allerlei anderen Dingen

Autor: himbaereis
veröffentlicht am: 06.06.2009




Flippen könnte ich! Und zwar aus! Warum? Warum? WARUM? Wieso musste der mich mit einem Schneeball abschießen, mit einem bescheuerten Spitznamen versehen und dann auch noch im selben Flieger wie ich sitzen?
Wieder ballten meine Hände sich zu Fäusten. Eigentlich bin ich ein friedlicher Mensch.Hm...nein das ist gelogen. Ich bin schon sehr leicht reizbar... und es gibt viele Leute, die es schaffen mich schnell zu provozieren. Dann kann es schon passieren, dass ich austicke. Einmal hab ich es geschafft, einem Arschloch das Nasenbein zu brechen.
Aber ich hatte einen wirklich guten Grund das zu tun. Er hat meiner besten Freundin Fia das Herz gebrochen.
Vielleicht komme ich jetzt brutal, aggressiv oder gewalttätig rüber...aber ich sehe nicht ein, einen Kerl unverschont zu lassen, wenn meine beste Freundin neben mir sitzt und sich wegen dem Arschloch die Augen ausheult. Sicherlich hab ich Fia auch getröstet...aber nach einer gewissen Zeit rede ich im Kreis. Und da Taten bekanntlich mehr sagen als Worte...hab ich dem Jungen kurzerhand eine rein gezimmert. Man...was war das für ein Gefühl. Also abgesehen von dem Schmerz, der anschließend durch meine Hand schoss...aber dieses Gefühl wenigstens ein kleines Stück von dem zu beschädigen, was andere beschädigt...ich war damals fest davon überzeugt, eine gute Tat vollbracht zu haben.

Ein Stück glücklicher, dachte ich darüber nach, was mich dieses Jahr wohl in Australien erwarten würde.
Ob ich mich vielleicht auch endlich mal wieder verlieben würde? Eigentlich hatte ich nach meiner gescheiterten Beziehung keine Lust mehr auf den ganzen Kram...aber das Gefühl verliebt zu sein fehlt einem irgendwann.
Die Schmetterlinge, die im Bauch Achterbahn fahren...und die ganzen anderen Attraktionen im Rummel Mensch. Viel zu lange hab ich das nicht mehr gespürt.
Freude keimte wieder in mir auf. Ein Gefühl der Wärme durchströmte mich, als ich an das vergangene Jahr in Coral Bay dachte.
Coral Bay ist der mit Abstand schönste Ort der ganzen Welt! Es ist nahezu perfekt. Sonne, Strand, nette Leute, tolle Typen, traumhaftes Wasser, Palmen und Sonnenuntergänge, die man sich schöner nicht träumen könnte. Selbst mein Bruder, den sonst eigentlich nichts vom Hocker hauen kann, hat sich in dieses Städtchen verliebt...und ich meine... es ist mein Bruder! Eigentlich ein Mensch, von dem ich nie erwartet hätte, dass er so etwas wie Gefühle überhaupt kennt! Geschweige denn besitzt. Aber dem Zauber von Coral Bay kann nicht mal so ein Ekelpaket wie es mein Bruder ist entgehen.Auch unsere Bekannten, die dort wohnen sind toll. Eine Millionärsfamilie in Coral Bay. Freunde einer Chaotenfamilie in Deutschland. Wie es dazu allerdings kam...ist eine echt peinliche Geschichte.Das war vor 5 Jahren im Urlaub gewesen. Wir waren in Portugal in irgendeinem Hotel und saßen gerade im Gartenrestaurant. Von weiten sah es bestimmt aus wie so eine Werbefamilie. Mutter, Vater, Bruder und Schwester.
Es war alles wie immer. Sascha und ich waren damit beschäftigt, uns banale Schimpfwörter an den Kopf zu werfen und meine Eltern diskutierten über medizinische Theorien.
-Ich glaube selbst im Urlaub gelingt es meiner Familie nicht, aus dem Alltagstrott zu fallen und einfach nur Urlaub zu machen. -
Na ja. Wir saßen jedenfalls so da, hatten bestellt und warteten nun aufs Essen. Ich sah mich ein wenig unter den Gästen um, in der Hoffnung vielleicht ein Mädchen zum spielen zu finden. Nachdem ich also Tisch für Tisch abgecheckt hatte, bemerkte ich eine Familie am Nebentisch. Die hatten auch zwei Kinder. Einen Jungen und ein Mädchen. Das Mädchen schien so etwa in meinem Alter zu sein und sah auch ziemlich nett aus. Ich überlegte noch ein wenig hin und her, und kam dann zu dem Entschluss sie zu fragen, ob sie Lust hätte, mit mir zu spielen.
Inzwischen war unser Essen angekommen. Fressmonster Sascha hatte sich großkotzig eine Erwachsenenportion bestellt und saß nun mit vollen Backen da. Ich hatte mir Kartoffeln bestellt. Dazu gab es irgend so einen Dip. Das ganze sah sehr appetietlich aus, also begann ich zu essen.Als ich gerade dabei war eine Kartoffel zu halbieren, passierte es. Das war eine ziemlich harte Kartoffel also stach ich mit voller Wucht in das Ding hinein. Tja aber anstatt wie eine normale Kartoffel einfach in zwei Hälften zu gehen, flutschte die eine Hälfte vom Teller und flog auf den Nachbartisch. Das war der Tisch, an dem das nett aussehende Mädchen saß. Die Köpfe am Tisch gingen hoch und schauten verwundert herum, in der Hoffnung eine plausible Erklärung für fliegende Kartoffelhälften zu finden.
Ich lief knallrot an. Die bösen Blicke meiner Eltern brachten mein Gesicht zum glühen. Aber damit nicht genug. Wie Eltern halt so sind, sollte ich mich natürlich entschuldigen. Ich stand also langsam auf, ging mit immer röter werdendem Kopf zum Nachbartisch nahm meine halbe Kartoffel und murmelte ein paar entschuldigende Wörter.
Ich muss wahrscheinlich so mitleiderregend ausgesehen haben, sodass die Leute nicht einmal meckerten. Im Gegenteil. Sie lachten lauthals los. Sie bogen sich richtig vor lachen. Der Vater, klopfte mir auf die Schulter und sagte irgendetwas auf einer mir noch unbekannten Sprache zu mir. Als ich ihn verständnislos ansah, ging er zu meinen Eltern und klärte die ganze Sache ab.
Glücklicherweise schienen sie sich am Ende so gut zu verstehen, dass wir den restlichen Urlaub zusammen verbrachten. Das brachte mir nicht nur eine Menge Vorkenntnisse in Englisch sondern auch eine tolle Freundin. Reggie war ein toller Mensch. Trotz der Verständigungsschwierigkeiten, hatten wir viel Spaß. Ich blieb über Briefe mit ihr im Kontakt.

Heute, fünf Jahre später, im Zeitalter des ICQ schreiben wir uns natürlich keine Briefe mehr. Wir kommunizieren recht oft und verstehen uns noch immer genauso gut wie in Portugal.

Dem 'häufigen' Briefwechsel, zwischen Reggie und mir, verdanken wir unsere Australienurlaube. Ja. Genau. Es liegt nur an mir, dass wir nach Coral Bay fliegen können. Alles die Schuld einer halb rohen Kartoffel und meinem Esstalent.

Nachdem ich mich wieder einmal erfolgreich vom Kotzen abgelenkt hatte, überlegte ich, mit was ich mir die restliche Zeit bis zu Landung vertreiben könnte. Auf lesen oder schlafen hatte ich keine Lust. Handy spielen war verboten, und andere technische Geräte mussten ausgeschaltet bleiben. Ich hob meine Tasche vom Boden hoch und schaute hinein, in der Hoffnung etwas zu entdecken, dass mir die Langeweile vertreiben könnte.
Ich sah ein Buch, Ladekabel, Handcreme, meinen Schlüssel, mein Notfalltäschchen und allerlei andere Dinge die man so in Frauenhandtaschen findet.
Nichts weiter Interessantes.
Dreck aber auch.
Ich sah zu meiner Familie. Sascha schlief, mein Vater löste ein Kreuzworträtsel und meine Mutter las ein Buch.
Na toll. Die hatten schon mal keine Anregungen zum beschäftigen parat. Ob ich vielleicht doch schlafen sollte?
Wer weiß...vielleicht träumte ich dann diesen bekloppten Traum endlich mal zu Ende und konnte mich im Schlaf wieder anderen Dingen zuwenden.
‚Nachricht ans Unterbewusstsein: Träum den Scheiß endlich zu Ende!'
Da mir also nichts anderes als schlafen übrig blieb, versuchte ich, in der Hoffnung meine Post ans Unterbewusstsein war angekommen, einzuschlafen.

Ich versuchte mich also in Position zu bringen und schlief dann irgendwann ein.
Tatsächlich träumte ich weiter.
Wieder lag ich im Schnee. Da mir das inzwischen ja alles schon bekannt war, stand ich schnell auf und lief wieder zielstrebig im Wald herum. Irgendwann hatte ich auch den Ausgang des Waldes gefunden. Ab da, wusste ich nicht mehr weiter stand erst einmal da. Ich kam mir vor wie eine Spielfigur in diesen bekloppten Spielen, auf die mein Bruder so abfährt.
Langsam ging ich also weiter und befand mich irgendwann wieder auf der Lichtung. Als ich mich setzte, knackte irgendetwas im Geäst der Bäume. Ich sah nach oben und konnte eine schwarze Gestalt zwischen den Bäumen ausmachen. Gebannt schaute ich ihr bei ihren akrobatischen Meisterleistungen zu und merkte nicht, wie es langsam dämmrig wurde.
Plötzlich war die Gestalt aus dem Bäumen verschwunden.
Ob ich vielleicht doch in einem Disneyfilm gelandet war und gerade eine indirekte Bekanntschaft mit Tarzan gemacht hatte? Den Bewegungen im Baum zuurteilen war es durchaus möglich.Na ja. Tarzan hin oder her, ich saß da allein mitten auf einer kleinen Wiese. Vielleicht wurde mir langweilig oder ich war es einfach Leid da allein sinnlos rumzusitzen, warum auch immer, ich stand auf und wanderte weiter.
Eine ganze Weile latschte ich noch durch das immer höher werdende Gras dann kamen Bäume. Ich sah zurück und bemerkte, dass die Lichtung oder Wiese, was auch immer es eben war, in einem Kreis von Bäumen lag.
Oh toll, jetzt war ich bei Twilight angekommen. Ich meine, ich war eine Twilightliebhaberin. Ich liebe Film und Bücher. Und ohne jeden Zweifel, war ich Edward total verfallen.
Trotzdem wunderte es mich sehr, dass die Lichtung ein Kreis war.
Egal. Ich wanderte weiter. Der Wald, in dem ich mich jetzt befand war wirklich schön. Ich schien im Frühling angekommen zu sein. Die ersten zartgrünen Blättchen waren zu sehen und die Vögel spielten DSDS. Begleitet von schöner Vogelmusik und duftenden Waldblumen, lief ich weiter durch den Wald. Öfters, knackte es in den Ästen aber ich ließ mich nicht beirren und ging weiter. Langsam, begann die Landschaft sich wieder zu ändern. Die Bäume verschwanden allmählich und wichen großen Felsbrocken. Die Helligkeit des Waldes verschwand mit den Bäumen und je weiter ich ging, desto mehr Dunkelheit umgab mich. Als ich nach oben sah, lachten mich Mond und Sterne an.Aha. Eine Nachtwanderung.
Komischerweise konnte ich alles sehen. Als ob die Sonne scheinen würde. Aber es war ja nur ein Traum. Da brauchte ich mich eigentlich über nichts wundern.
Ich ging also weiter diesen Pfad lang. Ich ging und ging und kam trotzdem nicht an.
Toll. Also eine kurze Zusammenfassung meines Traumes: Ich latschte einen endlos langen Weg und kam nicht an einem Ziel an.
Super. Ehrlich. Ich bin mir ja nicht so sicher, was genau mein Unterbewusstsein damit verarbeiten will, aber es scheint irgendetwas Langes und vor allem, Langweiliges zu sein. Ob es vielleicht mein Flug ist? Aber woher weiß mein Unterbewusstsein das schon vorher?
Und warum kann ich in einem Traum eigentlich mit mir selber reden?
Jetzt fange ich sogar schon an, in meinem Traum mit mir selber zu reden und anschließend auch noch darüber nach zu denken.
Vielleicht sollte ich einfach aufwachen...aber dann werde ich vielleicht nie erfahren, was es mit meinem abartigen Traum nun auf sich hat. Gut. Zurück zum eigentlichen Geschehen im Traum.Ich befand mich immer noch auf dem Pfad. Aber langsam, wurden die Steine wieder kleiner. Ich war also bald aus dem Gebirge heraus. Wer weiß was danach kam.......
Trotzdem ging ich weiter. Langsam wollte ich nämlich mal wissen, weshalb ich hier wie eine Gestörte durch die Kante wanderte.
50 Meter weiter, hörte ich wieder dieses Knacken im Gebüsch. Ich drehte mich herum und sah eine Gestalt in einem langen schwarzen Mantel mitten auf dem Weg stehen. Lord Voldemord meldete sich also auch beim Kaffeekränzchen an.
Wenn jetzt noch Bambi und Tarzan kamen, waren wir ja komplett.
Ohne das schwarze Männchen hinter mir weiter zu beachten, setzte ich meinen Weg fort.
Normalerweise hätte ich jetzt erwartet, zu dem Etwas hin zu gehen und zu schauen, was das war, aber die Nina in meinem Traum war da offensichtlich anderer Meinung.
Die schwarze Figur blieb anscheinend stehen, denn so oft ich zurück sah, immer stand sie am selben Fleck.

Eine Ewigkeit später, sah ich im Morgengrauen ein altes Haus. Imposant ragte es aus den Nebelschwaden. Eine schmale Steintreppe führte hoch zu dem Haus.
Als ich davor stand, wirkte es noch imposanter als von weitem.
Es war wunderschön. In japanischem Stil gebaut und mit einem traumhaften Garten. Staunend ging ich um das Haus herum. Es strahlte so etwas aus...Gefahr, Spannung, aber auch Gemütlichkeit, Magie und Wärme. Obwohl es gar nicht groß aussah, dauerte es doch ziemlich lange, bis ich um das ganze Haus herum gegangen war.
Vielleicht lag das aber auch einfach daran, dass ich in meinem gesamten Traum eigentlich nichts anderes als laufen gemacht hatte und meine Füße weh taten.
Als ich wieder an der Tür stand, bemerkte ich, dass sie offen stand. Zögernd machte ich einen Schritt nach vorn. Da ich dummerweise noch nicht nah genug an der Tür war, machte ich noch einen großen Schritt und stieß mit dem Kopf gegen einen Balken.
Verdammt! Nicht einmal in meinen Träumen, schaffte ich es schmerzfrei zu bleiben. Ich verfluchte mein Talent noch ein bisschen und zog dann den Kopf ein. Vorsichtig ging ich weiter in Richtung Tür.Sie war offen!
In der Anstrengung, kein Geräusch zu machen, streckte ich meinen Kopf soweit es ging nach vorn und sah durch den Spalt hindurch. Wow! Wem auch immer dieses wunderschöne Haus gehörte, er war definitiv lange nicht daheim gewesen. Soweit ich sehen konnte, war alles total staubig und voller Spinnweben. Ich bewegte die Tür so weit, dass ich hindurch gehen konnte. Die Luft anhaltend, setzte ich einen Fuß auf das alte Parkett. Wie zu erwarten knarrte es ohrenbetäubend. Na scheiß drauf, dachte ich mir jetzt und riss die Tür mit vollem Schwung auf. Erstaunt sah ich mir den restlichen Raum an. Ich ging ein paar Schritte weiter in den Raum. Plötzlich ruckelte irgendwas an mir.

'Nina, wach auf! Wir sind da!'







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