Virago - Lieben verboten!

Autor: Marei
veröffentlicht am: 17.05.2009




'Die Nummer Neun, de Bona, stürmt durch!'
'Ja, in ihrem Egotrip, wie wir es von ihr gewohnt sind.'
'Da! Sie hat den letzten Abwehrspieler hinter sich gelassen. Was ein Schuss. Tor, Toooooooooor! Der Torwart hatte keine Chance! Da jubelt sie, die Spielerin des Jahres, Jordan!!'
'Passend wie die Faust aufs Auge! Der Schiri hat den Abpfiff abgegeben! Zum dritten Mal in Folge hat sie ihre Uni zum Sieg gebracht!'
'Ihr seid so Spinner!', lachte Mo, der neben seinen zwei Kumpels in der vordersten Fanreihe saß und das Spiel ebenfalls beobachtet hatte. Er stand auf und lief zu seiner besten Freundin Jordan hin. 'Jordan, sauberes Spiel.', gratulierte er und sie klatschten in ihrem gewohnten Siegeszeichen ein. Jordan nahm einen großen Schluck aus ihrer Pulle, wischte mit dem Schweißband an ihrem Handgelenk den Schweißfilm von ihrer Stirn und ließ sich auf die Bank in der Zuschauerreihe fallen. 'Boar, du spielst besser als die Meisten aus der Jungenmannschaft.', stellte Andre fest, während Michi diese Aussage mit einem kräftigen Nicken bejahte. 'Aber klar, die Luschen können auch nix.', sie lehnte sich zurück und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen.
'Bist sowieso ein Mannsweib, guck doch mal, wie du da sitzt.', schloss Mo sich an und hatte prompt einen Schlag auf den Hinterkopf sitzen. Jordan hielt diese Aussage jedoch nicht davon ab, breitbeinig auf der Bank sitzen zu bleiben. Auf ihren Schlag hin musste Mo lachen und setzte seine Sonnenbrille über. Jordan sprang auf: 'Jetzt hab ich Kohldampf, lass zu Magges fahren!'
'Dann fahr doch!', ignorierte Mo sie halb und sonnte sich weiter, da die Sonne heute einen wunderschönen Wärmeschleier auf die gesamte Landschaft gelegt hatte. 'Wie Sie meinen.', Jordan schnappte sich mit einem schnellen Griff Mos Motorradschlüssel, worauf dieser aufsprang und erbost hinter ihr herlief. Sie legte lachend einen Sprint hin und raste zu seinem Motorrad. Siegessicher schwenkte sie ihn in der Gegend herum und setzte sich auf seine Maschine. Sie steckte ihr Diebesgut in die dazu vorgesehene Öffnung und startete den Motor. Etwas skeptisch blickte sie zurück. Sie konnte Mo doch so schnell nicht losgeworden sein. Doch der stand wieder inmitten einer ganzen Horde Weiber. Jordan verdrehte die Augen. Nie hatte man seine Ruhe, wenn man mit ihm unterwegs war. Er badete redlich genießend in den Umschmachtungen, die ihm zuteil wurden. Also beschloss sie den Frieden etwas zu stören. Sie drehte die Maschine und fuhr mit viel zu viel Gas auf das Rudel umgarnender Hühner zu. Schreiend und kreischend hopsten sie, um ihr Outfit bedacht, bei Seite und Jordan legte eine Vollbremsung hin. Mo hatte sich nicht von der Stelle gerührt und strahlte sie nun mit hochgezogenen Augenbrauen an.
'Du kommst jetzt mit zum Magges, oder ich lass dich hier stehen!', stellte sie ihn vor vollendete Tatsachen und erreichte so mal wieder was sie wollte. Ohne eine Widerrede stieg Mo hinter ihr auf. Machte den Damen eine Kusshand, setzte seine Sonnenbrille wieder auf und wurde nun vom Fahrtwind umschlossen. Jordan fuhr wie gewohnt mit ihrem ungebremsten Fahrstil los und hielt erst wieder vor ihrem Ziel an.
'So du Casanova, könntest mir ja mal einen Bigmac ausgeben!'
'Du kleiner Gauner!', protestierte Mo und begann sie durchzukitzeln. Sie lachte schallend auf und fuchtelte mit ihren Armen: 'Ist gut, ist gut…hör schon auf!', brachte sie zwischen Lachschwellen hervor. 'Das reicht nicht!'
'Ich zahle!', krisch sie kichernd worauf er wieder von ihr abließ. 'Gut, dann wäre das ja geklärt.', Jordan folgte seiner Coolchecker Lederjacke ins Innere des Lokals und zahlte schließlich murrend.
'Guck mal dahinten.', grinste Mo plötzlich, als Jordan schon auf einen Fensterplatz zugesteuert hatte. Sie verleierte ihre Augen. Dort saßen zwei knapp bekleidete Blondinen aus der Highschool. /Scheiß Macho!/, dachte sie grummelnd und ließ sich ihrer Richtung nicht beirren. 'Jetzt komm, wir setzen uns zu ihnen.', befahl Mo stur. 'Vergiss es, ich hab das Essen, ich entscheide.', streckte sie ihm die Zunge entgegen und gewann den erneuten Machtkampf der Beiden. Wobei sie sich zu früh freute. Es brauchte nur ein paar gezielte Zuzwinkeraktionen, da saßen die zwei Tussen schon an dem schönen Fensterplatz neben Mo. Wie machte er das immer? Jordan blies gegen ihr Pony, welches das einzige ordentliche Haar auf ihrem Kopf darstellte und seufzte auf. Sie hatte dunkelbraunes Haar, welches in einem 10-14cm-Kurzhaarschnitt auf ihrem Kopf wüst in alle Richtungen hing, nur das Pony ging ab dem Seitenscheitel schräg über den Augenbrauen hinweg bis auf die andere Seite. Ihre offenen grauen Augen kamen durch die kurze Frisur sehr gut zur Geltung, wurden aber zur Unterstützung von einem schwarzen Eyeliner umrandet. Doch sie hatten meist einen etwas frechen, giftigen Blick drauf, die jedem sofort verrieten was Sache ist. Ihre zierliche Nase wurde von einem kleinen Piercing in Steinchenformat verziert. Ihre Klamotten waren meist mehr gemütlich als sonst was. Sie trug oft Adidassporthose, irgendein Top und farblich dazu passende Stulpen an den Armen. Sie sah es gar nicht ein dem Gruppenzwang zu folgen, um dann schnatternde Chicksen um sich rum gackern zu haben. Und genau das machte sie zu Mos bester Freundin. Diese Widerspenstige 'andere' Art.
Fluchend stopfte sie sich ihren Bürger hinein und beobachtete, wie dieser mal wieder seine große Flirtkunst raushängen ließ. Immer fester kaute sie auf ihrem bereits gleichmäßigen Brei herum, um Aggressionen abzubauen.
'Sag mal, Jordan , stört es dich nicht, dass dein gut aussehender Freund dir immer das ganze Rampenlicht stielt?', kicherte Jessika und streichelte dem grinsenden Mo schmachtend über die starke Mannesbrust. 'Welchen gut aussehenden Freund? Hab ich was verpasst? Ich sehe nur einen hässlichen Schwachmatten. Wen meinst du?', stellte sie sich dumm und biss erneut in ihren Hamburger. Was wollte die denn? Sie genoss doch einen hohen Bekanntheitsgrad, wobei sie darauf ja überhaupt keinen Wert legte.
Angewidert rümpfte Jessikas Freundin die Nase: 'Was ist das denn für eine, was gibst du dich mit der ab?'
'Frage ich mich auch des Öfteren.', antwortete Mo spitz, wohlwissend, dass Jordan seine Schikane richtig verstand. Diese opferte einen oder zwei vorsichtige Blicke, um Mo zu mustern. Natürlich sie kannte ihn in und auswendig. Sie war sich sicher, dass ihr kein Pfefferfleck an ihm unbekannt war. Jede Unebenheit. Trotzdem sah sie ihn sich noch einmal genauer an. Er hatte schwarze Wuschelhaare, die nur unwesentlich kürzer waren, als ihre eigenen und dunkle Augen. Meistens trug er eine dunkelblaue Jeans, die schon leichte Gebrauchsspuren in Form von Rissen aufzeigte und eine schwarze Lederjacke. Jordan war klar, dass die anderen Frauen schon Recht hatten, er hatte unglaublich Charme. Ein Lächeln, was jeden in den Bann ziehen konnte. Seine Arme wirkten unglaublich stark, sodass jede Frau den Beschützer in ihm sah, sein Zungenpiercing stand für unglaubliche Erotik, seine Augen für Geborgenheit. Er war ein alles in einem Rundum Packet. Doch genauso wusste sie, dass dies alles nur bluff war, mehr als flirten konnte der doch gar nicht.
'Was klotzt du denn so, Miss de Bona?', lachte er ihr entgegen und schwenkte mit seiner Handfläche vor ihrem Gesicht hin und her. 'Nichts.', zuckte sie mit den Schultern, 'habe mir nur gerade überlegt, dass ich abgehauen wäre, hättest du mich so dämlich angegrinst, wie die beiden Plastikpuppen in deinen Armen.'
Sie nahm einen Schluck aus ihrer Cola und grinste ihn frech an.
'Das ist der Grund, warum du mit zwanzig eine Single-Studentin bist.', entgegnete Mo gelassen und streichelte zur Bekräftigung seiner Worte über die Schultern der Frauen. Die nickten ihm synchron zu, worauf er sich noch stärker fühlte. Jordan stand auf und schmiss ihr Zeug weg: 'Wenn du das so sagst.'
Sie wehrte sich gar nicht, sondern streckte sich stattdessen Herzhaft. 'Ich fahr auf jeden Fall zurück ins Wohnheim, kommst du mit, oder soll ich dich hier lassen?'
'Lass mich hier, aber gib mir die Schlüssel, in zwei Minuten fährt ein Bus.'
'Genau, in zwei Minuten fährt ein Bus, dann weißt du ja, wie du Heim kommst.', sie drehte sich um und verließ das Restaurant mit einem schelmischen Grinsen. Sie schlenderte auf sein Motorrad zu und strich über die chinesischen Zeichen an der rechten Frontseite. Ein letzter Blick zurück durch das Fenster direkt auf ihren Freund. Schon erwischte sie ihn, wie er über Jessika herfiel, da sich die Andere direkt hinter Jordan auch verabschiedet hatte. 'Scheiße!', fauchte sie, trat gegen das Vorderrad und eilte zurück. Eine ewig erscheinende Sekunde starrte sie ihn an, bevor sie die Schlüssel mit lautem Donnern auf den Tisch knallte und herausstürmte, auf die Bushaltestelle zu. Vor ihrer Nase schloss der Bus jedoch seine Türen und fuhr davon. Schockiert stierte sie ihm nach, bis er bei der nächsten Ampel rechts abbog und hinter dem Häuserdschungel verschwand. Traurig schlenderte sie ihm nach. Den Weg kannte sie auswendig, doch er würde mindestens eine halbe Stunde dauern, mit dem langen Gefährt hingegen nur ein paar schläfrige Minuten. Seufzend blieb sie stehen und entschied sich, auf den nächsten zu warten. Mit ihrer gewohnten lässigen Pose ließ sie sich auf die Bank fallen und verschränkte die Arme vor der Brust.

*

Er hatte es endlich geschafft, seine kleine Schwester und sich gesund in die richtige Stadt zu bringen. Erleichtert atmete er aus und grinste seiner Kleinen triumphierend zu. Diese hatte ihren Kopf gegen die Scheibe gelehnt und ihre Augen geschlossen. 'Aufwachen! Das ist doch nicht dein Ernst! Jetzt, wo es wichtig wird, pennst du ein! Maiky!', weckte er sie und rüttelte wild an ihren Schultern. Verschlafen rieb sie ihre Knopfaugen und richtete sie auf ihn. 'Ich bin so müde, Rhys. Lass mich doch schlafen.', sie verstellte ihren Sitz in Liegeposition und schloss erneut ihre Augen. 'Nein, du musst mir jetzt helfen, das richtige Wohnhaus zu suchen.', drängte er, während er souverän dem grauen Asphalt folgte. Mareike rollte sich wie eine Katze zusammen und umschloss ihre Schultern mit ihren Armen. 'Wie du meinst.', murmelte er wispernd und hielt an einer Bushaltestelle an. Ein Mädchen saß dort und starrte geistesabwesend auf ihre Schuhe. Er fuhr das Fenster herunter und winkte sie heran. Fragend runzelte sie ihre Stirn und kam auf die Klapperkiste zu.
'Könnten Sie mir sagen, wo das Wohnheim-'
'Ja, kann ich.', ließ sie ihn gar nicht erst ausreden und stieg prompt hinten ein. Sie setzte sich in die Mitte und beugte sich zwischen den beiden Sitzen nach vorne. 'Ich kann keine Wege beschreiben, also fahr ich einfach mit.', erklärte sie ihr Verhalten und begann gleich zu dirigieren: 'Da vorne rechts.'
Sie lehnte sich zurück und schaute den Häusern nach, die an ihnen vorbeizogen. 'Okay.''Hier links. Oh, kann ich auch einen Kaugummi?', fragte sie dreist, als sich Rhys gerade einen zwischen die Zähne geschoben hatte. Er reichte ihr einen wortlos nach hinten. 'Danke, Mann.', schnappte sie ihn ihm aus der Hand und schmatzte pausenlos wild herum. 'Hier links.', warf sie wieder ein und er folgte ihren Anweisungen. 'Woher wissen Sie eigentlich, wo ich hin will? Sie haben mich gar nicht ausreden lassen?', kam er endlich zu Wort und sah ihr durch den Innenspiegel direkt in ihre grauen Augen. 'Hier rechts anhalten.', er blinkte nach rechts und hielt an, er wartete immer noch auf ihre Antwort, 'weiß ich gar nicht, aber danke fürs nach Hause bringen.'
Sie grinste ihm frech entgegen, rutschte auf den rechten Sitz rüber und stieg aus. 'Was?! Ich glaube ich spinne! Du-'
Schon wieder unterbrach sie ihn, dieses Mal in dem sie die Tür zu schmiss und ohne einen Blick zurück zu werfen auf ein großes Gebäude zu lief. 'Was eine Frechheit!', genierte sich Mareike neben ihm lautstark. 'Ich dachte, du würdest schlafen?'
'Nein.', lächelte sie ihn an und sie sahen beide der widerspenstigen jungen Frau nach. 'So ein Verhalten hab ich noch nie erlebt. Unerhört.', sagte sie in einem ruhigen Ton und griff sich Rhys Jacke vom Rücksitz, um sie sich um zu legen. 'Ich werde einfach den nächsten Fragen.', beschloss dieser und tat dies auch wenige Sekunden später. Einen alten Mann mit kleinem Mops an der Angel. 'Entschuldigen Sie, könnten Sie mir sagen, wo die Wohnhäuser der University sind? Ich weiß nicht genau, wie diese Universität heißt, aber-'Der alte Mann kam näher und hielt sich die Hand hinters Ohr, um anzudeuten, dass er ihn nicht verstehen konnte. Sein Mops begann mit einem lauten Kläffkonzert und riss dabei wie ein Rudel wild gewordener Piranhas an der dünnen Lederleine. Der Alte hatte einen verbrauchten, buckeligen Rücken, wodurch Rhys zwangsläufig drüber nachdachte, das kleine Etwas an seinem Arm könnte sich losreißen und ihn bei lebendigen Leibe fressen.'W-O°I-S-T°D-I-E°N-Ä-C-H-S-T-E°U-N-I-V-E-R-S-I-T-Ä-T?', startete Rhys einen neuen, langsamen und lauten Versuch.
'Sagen Sie das doch gleich - Da!', der alte Herr zeigte mit seinem klapprigen, zitternden Finger in eine Richtung, der Rhys Augen nun folgten. Das Gebäude, auf das dieses Mädchen zugegangen war. 'Vielen Dank!', bedankte sich Ryhs schnell und fuhr sofort auf das Gelände. 'Hat sie uns also doch den richtigen Weg gezeigt.', stellte Mareike freudig fest und musterte, endlich wieder sitzend das große Anwesen. Ein großes, leicht gelbes Gebäude, mit rotem Ziegelsteindach. Es war drei Stockwerke hoch und machte insgesamt einen pompösen Eindruck. Sie konnten das Ende dieser Gebäudekette auf den ersten Blick gar nicht erfassen. Es waren mehrere Häuser, die aneinander gereiht, waren und somit einen Innenhof zu umranden schienen. 'Wow, bombastisch!', hauchte Rhys kleine Schwester und stieg aus, nachdem das Auto sicher in der Parklücke stand. Sie liefen nebeneinander her in die Universität hinein. Ein großes Schild zeigte sogleich an, wo sie lang mussten, um das Sekretariat zu finden, somit mussten sie gar nicht erst befürchten, sich zu verlaufen. Das Innere war gigantisch, wies aber ebenso jahrzehntelange Gebrauchsspuren auf. Ein sattes Gelb mit einem roten Streifen in Hüfthöhe, folgte den langen Fluren durch das Labyrinth dieser Universität. 'Hier ist es.', freute sich Rhys und klopfte an. 'Herein.', ertönte sofort eine freundliche, hohe Frauenstimme. Sie öffneten die Tür und schauten in ein ordentliches Sekretariat hinein. Die Frau saß hinter ihrem großen Schreibtisch und hatte von ihren Unterlagen aufgesehen. 'Guten Tag, ich bin Rhys Miller und das ist meine kleine Schwester Mareike. Ich habe gestern hier angerufen, wir möchten zum Direktor.'
'Sehr gerne, wenn Sie sich noch einen kleinen Moment setzen möchten?', die Frau in ihren Midlifecrisis deutete auf Polsterbezogene Holzstühle. 'Danke.', antwortete Rhys und schaute zu seiner kleinen Schwester, die wie immer schüchtern ihm nachfolgte und sich verschränkt auf eines der Sitzgelegenheiten pflanzte. Er nahm ihre Hand und drückte sie kurz aber bestimmt.
'Sie dürfen nun eintreten.', lächelte die Sekretärin nickend, als ein anderer Mann das Büro verlassen hatte.







Teil 1 Teil 2


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz