Klänge der Nacht

Autor: _Britta_
veröffentlicht am: 01.05.2009




Ich wollte gerade auflegen als sich Ludwig endlich meldete. Seine Stimme klang immer noch so schön, wie ich sie in Erinnerung gehabt hatte. Bis auf einen komischen Unterton, der aber kaum bemerkbar war, erklang sie hell und klar. Doch sein gewählter Tonfall ließ mich trotz allem innerlich erschaudern.
'Was willst du?'
Es klang gequält und trotzdem beherrscht, wie als ob er mir nicht zeigen wollte, wie er sich fühlte. Vor meinem Auge erschien das Bild vom Ball, wie er mich begrüßt hatte, wie er gelacht hatte. Doch das hier passte nicht zu ihm, soweit ich das überhaupt schon sagen konnte…kleinlaut stotterte ich ein paar Worte.
'Es…es tut mir leid, wenn ich dich, also wenn du jetzt keine Zeit hast oder so. Dann rufe ich später wieder an'. Oder auch nicht, dachte ich. Ich fühlte mich unbehaglich. Als keine Antwort kam entschloss ich mich, den ersten Schritt zu machen.
'Also', fing ich an. 'Wenn ich dich nerve oder so. Dann sag es bitte. Dann werde ich nicht mehr anrufen, ich werde dich auch nicht mehr belästigen. Ich weiß eigentlich nicht mal jetzt, warum ich dich angerufen habe. Aber, wenn irgendetwas ist was ich für dich tun kann, dann sag es bitte'. Die Antwort kam schneller als erwartet.
'Es gibt etwas. Komm morgen früh in den Park. Allein. Ich möchte dir etwas bringen also komm pünktlich. Ich erwarte dich an der Steinbank. Und komm allein!'
Ein hoher Ton unterbrach meine Starre.
'Das von ihnen ausgeführte Telefonat, wurde unterbrochen. Wenn sie mit dieser Person verbunden werden möchten, drücken sie die…' Ich schaltete das Telefon aus und ging hinunter. Meine Schwester sah sich irgend so einen alten Horrorschinken an, ich glaube es war was mit Werwölfen und Vampiren. Es schauderte mich. Sie hatte diesen Tick schon seit Jahren, doch ich konnte dem nichts nachempfinden. Was war daran schon so interessant?Ich meine, man sah nur irgendwelche Kreaturen mir spitzen Zähnen die andere mit ihren spitzen Zähnen ausschlürften. Wenn du Glück hattest gab es noch eine verunglückte Liebe, die dann aber auch zerbrach weil der Freund ein Vampir war oder so. In allen Filmen passierte doch immer das gleiche. Natürlich gab es viel Blut zu sehen. Und der Showdown war eh immer das beste. Alle waren umgebracht worden oder gestorben, was eigentlich ja das selbe war und trotzdem heulten immer alle, die die Filme sahen und lobten ihn in den höchsten Tönen. Hallo? Was war das denn bitte für ein film, wenn am Schluss alle tot waren? Dann müssest du dir denn Film rein theoretisch eh nicht ansehen, weil du ja schon alles weißt. Aber was sollte man machen, sie war eben so. Um mich von dem Gespräch von vorhin abzulenken setzte ich mich neben sie. Alles war besser als über das von eben nachzudenken. Ich hatte schließlich schon genug in den letzten Tagen nachgedacht, wegen allem möglichen. Jetzt hatte ich einfach keine Lust mehr. Wie ich vermutet hatte ging der Film über ein Paar das sich nicht lieben konnte weil der Ehemann einem Vampir irgendwann einmal ein Versprechen abgegeben hatte. Da er es nicht eingelöst hatte kam der Vampir nun und nahm Rache. Er machte den Geliebten ebenfalls zu einem Geschöpf der Nacht und tötete seine Frau. Seitdem reiste er ruhelos in der Welt umher. Dies alles in einem Film der über eine Stunde dauerte. Ziemlich kitschig obwohl ich zugeben musste, das die Szene, als seine Frau umgebracht worden war und er an ihrer Leiche kniete und um sie weinte sehr gut gelungen war. Ich musste mir ein paar Tränen verkneifen aber das war's auch schon. Danach spielten wir beide noch ein bisschen Karten, bevor wir dann zu Mittag aßen. Um nicht unnötig über das Telefongespräch nachdenken zu müssen, meldete ich mich freiwillig um den Abwasch zu machen. Eigentlich hasste ich den Abwasch aber heute kam er mir Recht. Ich versuchte so lange wie möglich zu brauchen, war aber trotzdem schon nach 20 Minuten fertig. Wir waren halt auch nur zu zweit! Rastlos spazierte ich umher, nahm immer neue Arbeiten auf mich. Meine Schwester schaute mich nur mit großen Augen an. Schließlich machte ich sonst fast nie was! Aber sie hielt Gott sei Dank ihren Mund. Irgendwann begriff ich, das ich vor dem Problem davonlief. Ich glaube ich hatte einfach Angst. Angst vor dem, was meine Gedanken mir verraten könnten, wenn ich nachdenken würde. Auf was ich wohl kommen würde? Was er wohl war? Unwillkürlich musste ich an einen Vampir denken aber das war unmöglich, oder? Es gab so was nur in Filmen und das auch nur in schlechter Besatzung. Ich lachte auf. Da sah man ja, auf was ich kam. Trotzdem ließ mich die Erinnerung schaudern. Es passte zusammen, trotzdem konnte es einfach nicht sein. Schließlich einigte ich mich darauf, dass er einfach ein wenig übergeschnappt war. Das war alles. In meinem Zimmer legte ich mich auf mein Bett wie so oft. Auf meinem Schreibtisch lag das Telefon. Es erinnerte mich schmerzhaft an das Telefonat. Warum hatte er es so schnell abgebrochen? Hasste er mich jetzt? Wahrscheinlich war ich nicht gut genug für ihn, aber wenn dem so war, warum wollte er mich morgen treffen? Und auch noch in einem Park? Mit einer Steinbank…na gut! Wir hatten viele Parks hier in der Stadt aber in meinem Wohnviertel nur drei. Davon war nur in einem eine Steinbank, wahr also nicht schwer zu erraten, in welchem er mich treffen wollte. Aber wollte ich überhaupt? Im Endeffekt wusste ich, dass ich der Versuchung nicht widerstehen konnte. Ja ich würde hingehen und er würde mir sagen was das alles zu bedeuten hatte. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht drehte ich meine Musik auf und schaute aus dem Fenster.


Schnell legte er auf. Es kam ihm wie Stunden vor, seit sie angerufen hatte, dabei waren erst wenige Minuten vergangen. Sein Magen fühlte sich flau an. Er hatte sich gefreut ihre Stimme zu hören, das war ihm sofort aufgefallen, doch er wollte und konnte es nicht ertragen. Deshalb hatte er so schnell aufgelegt. Einen kurzen Moment nur hatte er es in Erwägung gezogen sie noch mal zurück zu rufen, doch er hatte es gelassen. Das hätte nur unnötigen Schmerz bedeutet. Und das war das letzte was er jetzt gebrauchen konnte. Untätig stand er im Raum biss er endlich die Stimmen seiner Freunde hörte.
'Ludwig, bist du da drin? Antworte uns, bitte! Wir haben alles mitbekommen. Aber ist doch nicht so schlimm, sie ist doch nur ein Mädchen. Nach ein paar Wochen werden wir dir eine feste Freundin suchen keine Sorge. Wenn du sie dann magst machen wir die zum Vampir ok? Aber du verstehst doch bestimmt, das dieses Mädchen getötet werden muss oder etwa nicht? Sie wäre nicht gut für dich, also trauere jetzt nicht. Wir haben alle Durst willst du mit auf Jagd? Wir würden dir heute alle den Vortritt lassen obwohl wir nicht verstehen weswegen du um die so trauerst also komm schon. Es wird dir gut tun, mal wieder unter die Leute zu kommen. Du hast schon seit zwei Tagen nichts mehr zu dir genommen. Du musst doch bestimmt Durst haben? Ludwig bitte! Antworte uns es macht mich und die anderen ganz verrückt wenn du so bist. Ludwig? LUDWIG?'
Teilnahmslos ging er zur Tür und öffnete sie. Seine Freunde atmeten erleichtert auf.'Was ist? Kommst du mit auf Jagd? Wird dir gut tun hmm?' Clemens sah ihn erwartungsvoll an, dabei brauchte er gar nicht so zu tun. Ludwig wusste auch so, dass der Älteste sie geschickt hatte um zu sehen, wie er mit der Situation umging. Deswegen antwortete er schnell und klug.
'Nein ich werde nicht mitkommen. Ich will SIE morgen trinken, das wird mir reichen. Außerdem muss ich mir noch überlegen wie ich sie umbringen will. Ich dachte an Genickbruch aber das geht wohl zu schnell. Entschuldigt mich also bitte'. Er ging an ihnen vorbei und machte sich daran seine Schlafgemächer aufzusuchen. Seine Freunde schauten ihm verblüfft hinterher. Ja, jetzt konnten sie dem Ältesten wenigstens etwas Positives berichten. Seine Gedanken kreisten nur um sie. Ja, wie wollte er sie eigentlich umbringen?Er dachte an Genickbruch. Das war das schnellste und schmerzloseste. Ja so würde er es machen, auch wenn er sich danach für immer hassen würde. In seinen Räumlichkeiten angekommen verschloss er die Tür. Erst dann war er sich sicher, das ihn niemand stören konnte. Er merkte wie er Durst hatte, doch er ignorierte ihn. Ja er würde sie morgen trinken, das reichte vollkommen. Er hatte in Gedanken schon alles geplant. An der Bank würde er sie erwarten. Wenn niemand hinsah ein kurzer biss und sie würde nicht mal mehr schreien können, er war sehr schnell. Wenn er genug hätte würde er sie mit einem Genickbruch umbringen und sie dann liegen lassen. Bei der Vorstellung musste er schwer schlucken. Aber es gab auch etwas Tröstliches. Sein durst wäre nicht das einzigste, warum er sie beißen würde. Wenn man als Vampir jemanden beißt, den man über alles liebte, dann würde ein Teil der getöteten Seele in einem weiter leben. Er wusste zwar nicht genau, ob er sie soo sehr liebte aber seine Gefühle für diese fremde Mädchen waren stark. So starke Gefühle bei sich hatte er noch nie erlebt. Doch! Er war sich sicher, dass sie in ihm weiter leben würde. Und das war ein Trost für ihn. Sie würde nicht ganz verschwinden von dieser Welt oh nein! Ihr Tot würde nicht sinnlos sein. Und mit diesem wissen stand er auf mischte sich wieder unter seinesgleichen.







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