Auf der anderen Seite der Nacht

Autor: Nacomi
veröffentlicht am: 09.05.2009




Ein paar Möwen zankten sich lautstark um einen Seetanghügel, der reiche Beute versprach, der Wind hatte aufgefrischt und trieb die Wellen peitschend vor sich her. Wie wilde Pferde sprangen sie durcheinander, jagten sich nach, bäumten sich hoch auf, um gleich darauf donnernd auf den Strand aufzuschlagen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, ein schmaler Silberstreif am Horizont verkündete ihre Ankunft und tauchte den Strand in ein fahles Licht. Das Feuer war in Asche zerfallen, die nun vom Wind verstreut wurde.
Langsam schälte ich mich aus der Decke und blickte mich suchend nach Salvador um. Schreckliche Alpträume hatten mich geplagt und hielten mich noch gefangen. Der Strand war leer wie eh und je - kein Salvador in Sicht. Stattdessen blieb mein Blick an dem Mann hängen, der gerade aus den schäumenden Wogen auftauchte und sich das Wasser aus dem Haar schüttelte. Als er aufblickte und sah, dass ich aufgestanden war, hob er grüßend die Hand und eilte herüber. 'Gute Morgen' sagte er und küsste mich auf die Stirn. Einen Moment erlag ich der Versuchung und umarmte ihn. Während ich mein Gesicht an seine nasse Schulter legte schalt ich mich schon für diese Geste und ließ schnell wieder von ihm ab. 'Morgen' murmelte ich verschämt. Er lächelte und entblößte dabei eine Reihe strahlend weiß blitzender Zähne. 'Komm' meinte er und fasste nach meiner Hand, die ich wieder mal nicht schnell genug hatte zurückziehen können. Er führte mich zu der Stelle, an der ich Salvador immer angebunden hatte. 'Ich weiß jetzt was ihn so erschreckt hat.' Er kniete sich in den Sand. Neugierig äugte ich über seine Schulter auf den zerstampften Boden. 'Eine Schlange?' fragte ich ungläubig. Luìs nickte bestätigend. 'Und zwar eine der äußerst giftigen Sorte. Ihr Gift bringt einen nicht unbedingt um, wenn man schnell ärztliche Hilfe bekommt, hat man aber nicht die Möglichkeit - wird es wirklich gefährlich.' Ich blickte auf den langen schlanken Leib der Schlange, der schwarz schimmerte und bekam eine Gänsehaut. 'Ob sie Salvador gebissen hat?' wagte ich es schließlich zu fragen. Luìs stand auf und drehte sich zu mir um. 'Das glaub ich kaum, schau mal hier…' er deutete auf den Kopf der Schlange. 'Salvadors Huf hat den Schädel zertrümmert, ich schätze sie hatte gar nicht die Möglichkeit zuzubeißen…' 'Na hoffentlich' meinte ich nur und sah zu, wie die Sonne langsam aus dem Meer empor kletterte.
Eine Weile stand Luìs unbeweglich hinter mir. Ich vergoss ein paar stumme Tränen und sehnte mich nach seiner Umarmung. Gleichzeitig verschränkte ich die Arme vor der Brust und drehte das Gesicht so, dass er meine Tränen nicht sehen konnte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er langsam seine Hand nach mir ausstreckte. Doch auf halbem Weg hielt er inne und ließ den Arm sinken. Seufzend wand er sich um und ließ mich mit meinen Sorgen allein. Für einen Moment konnte ich es nicht glauben. Hatte er mich wirklich einfach so stehen lassen? Hatte er nicht gesehen, dass ich ihn gerade jetzt gern bei mir gehabt hätte? Dass ich mich fürchterlich sorgte? Die Wut im Bauch kochte auf und stieg langsam in einem dicken Kloß meine Kehle hinauf und blieb schließlich am Ende der Speiseröhre stecken. So sehr ich auch schluckte, der Kloß saß fest.
Ärgerlich stapfte ich ein paar Meter am Strand entlang. Die Sonne blendete auf dem Wasser und ich gab es bald auf nach Salvador Ausschau zu halten. Also kehrte ich zum Lagerplatz zurück. Luìs saß an den Sattel gelehnt da und kaute auf einem Grashalm. 'Kaffee?' fragte er ohne zu mir aufzublicken. Stumm ließ ich mich in den Sand fallen und nickte. 'Ist gleich fertig' sagte er und deutete auf den Kessel der auf der Glut stand. Aus halb geschlossenen Augenschlitzen beobachtete er, wie ich müde den Kopf auf die Knie bettete. Ich tat so, als bemerke ich es nicht und ärgerte mich innerlich weiter über ihn. Sollte er als erster das Wort ergreifen, sollte er den ersten Schritt machen. Er tat es nicht. Schweigend tranken wir unseren Kaffee. Die Sonne stieg langsam immer höher. Ich spürte ihre steigende Hitze im Rücken und wusste, dass ich vermutlich einen fürchterlichen Sonnenbrand im Nacken bekommen würde, aber ich regte mich nicht. Aus dem Augenwinkel sah ich Luìs gerunzelte Stirn und wusste genau, was er wollte. Ärgerlich stieß ich die Luft aus. Sollte er doch den Mund aufmachen und mich fragen, ob ich nicht zu ihm in den Schatten kommen wollte. Ich hätte heulen können, weil er einfach nichts sagte. In meinem Kopf drehte sich alles und mir war furchtbar schlecht, während ich krampfhaft versuchte die Tränen zurück zu halten. Die Vernunft sagte mir, dass ich einen Sonnenstich hatte und dass die Folgen, wenn ich mich nicht schleunigst in den Schatten begab, fatal sein würden. Schließlich mussten wir noch ins Dorf, denn wir hatten nichts mehr zu Essen. Ich musste sofort los reiten, wenn Salvador zurückkehrte. Salvador! Wie ein Blitz durchzuckte mich der Gedanke an den herrlichen Wallach. Und schlagartig wurde mir bewusst, dass ich die ganze Zeit nicht an ihn gedacht hatte. Wie konnte ich nur? Anstatt mich um das Pferd zu sorgen, hatte ich die ganze Zeit nur an meinen Machtkampf mit Luìs gedacht. Nur kurz schämte ich mich dafür. Denn ich musste mich sofort wieder darauf konzentrieren, ja nicht schwach zu werden. Innerlich bebend wartete ich auf ein Wort von ihm, das mich erlösen würde. Ich spürte, dass es bereits Mittag sein musste, ohne mich umzudrehen. Denn die Sonne brannte nun erbarmungslos auf meinen Kopf, was bedeutete, dass sie genau über mir stand. Irgendwann verlor ich das Bewusstsein und kippte einfach um.

Da ich jetzt bis zum 13.Mai im Urlaub bin, habe ich jetzt erstmal drei Teile auf einmal eingesandt. Wundert euch also nicht, dass erstmal nichts mehr von mir kommt, aber sobald ich wieder da bin gibt es Teil 13. Liebe Gruesse







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