In love again

Autor: Allegra
veröffentlicht am: 10.05.2009




Kapitel 6

Regungslos blieben sie auf dem Bürgersteig liegen, ganz vergessen, dass sie von mehreren Dutzend Passantenaugen beobachtet wurden. Die ganzen Gefühle, die Natalie bereits seit so vielen Jahren zu unterdrücken versuchte, schwammen wieder an die Oberfläche, als sie in die Bläue Jacks Augen ertrank. Das Gewicht und die Wärme seines Körpers kamen ihr so schmerzhaft vertraut vor. Mit ihrer Brust fühlte sie sein Herz schlagen. Der Lärm der Straße drang bis Natalie nicht durch, es gab nur sie und Jack, der über diese Zusammenkunft genauso überrascht schien, wie sie selbst.
-Ist Ihnen was passiert? - eine erschrockene Stimme holte sie in die Realität zurück. Hinter Jacks breitem Rücken, erschien ein faltiges freundliches Gesicht mit vor Schreck
aufgerissenen milchigen Augen. -Soll ich einen Krankenwagen rufen? - erkundigte sich der ältere Herr. Jack sprang auf die Beine und zog Natalie mit hoch. Ein stechender Schmerz an dem rechten Elenbogen ließ sie aufschreien. Besorgt schauten Jack, der ältere Mann in einem Hawaiihemd und eine ältere Frau, die ängstlich hinter dem Rücken des Mannes hervorguckte Natalie an. Vorsichtig legte Jack seine Hand auf ihren Unterarm und drehte diesen leicht um sich die Wunde näher anzusehen. Natalie rümpfte die Nase.
-Sieht nicht so schlimm aus. - teilte er mit und ließ zu Natalies Bedauern ihren Arm los, die an der Stelle brannte, wo Jack sie berührt hatte. -Aber am besten ich fahre dich ins Krankenhaus, damit du untersucht wirst, vielleicht hast du innere Verletzungen. - schlug er vor, doch Natalie wich erschrocken zurück. Bei der Untersuchung wird der Arzt sicherlich die Hämatome auf ihrem Körper sicherstellen können.
-Es ist nicht nötig. - sagte sie nur zu Jack und dem älteren Ehepaar. - Mir geht es gut. - versicherte sie und klopfte den Straßendreck von ihrer Hose.
-Haben Sie sich vielleicht das Kennzeichen merken können? -fragte Jack das ältere Pärchen, die sie schüttelten bloß mit dem Kopf.
-Es war so schnell. - piepste die Frau. Hilfesuchend schaute Jack sich um, doch die anderen Passanten wichen seinem Blick aus und beeilten sich aus seinem Blickwinkel zu verschwinden. Es war so typisch für diesen Stadtteil. Die Leute hatte überhaupt keine Zivilkurasche. Bloß sich in nichts einmischen, dachte Natalie verärgert.
-Ich danke Ihnen. - sagte Jack dann zu dem älteren Paar und schüttelte ihnen nacheinander die Hand.
-Tut uns leid, dass wir nicht weiter helfen konnten. - sagte der Mann und schien sehr reumütig. Sie verabschiedeten sich und gingen. Jack drehte sich zu Natalie um.
-Soll ich dich vielleicht doch zu Arzt bringen? Du siehst so bleich aus. - stellte er fest, doch Natalie schüttelte energisch mit dem Kopf.
-Es ist bloß der Schrecken, der mir noch in den Knochen sitzt. - ließ sie Jack wissen, ohne ihn anzuschauen. Sie befürchtete, dass sie sich ihm an den Hals werfen würde, wenn sie seinen Blick erwidert.
-Du musst es ja wissen. - gab er auf. - Tja, so sieht man sich wieder. - wechselte er schlagartig das Thema.
-Ja. - sagte Natalie bloß dazu.
-Wie geht es dir so? - fragte er sie höflichkeitshalber.
-Gut geht es mir. - antwortete sie bloß.
-Gut. - entgegnete er und es entstand eine unangenehme Pause. - Ich muss jetzt los. - sagte er dann dazu ohne sich vom der Stelle zu rühren. - Soll ich dich irgendwohin mitnehmen? - schlug er vor.
-Nein, danke. - sie schüttelte mit dem Kopf. - Ich habe es nicht weit. - fügte sie hinzu.-Ok. - sagte er bloß dazu. - Bis dann. - verabschiedete er sich und drehte sich weg.-Bis dann. - sagte Natalie dazu. Sie schaute ihn hinterher. Eine Angst ihn nie wieder zu sehen, erfüllte ihr Inneres. Doch sie drehte sich auch zum Gehen. Tränen traten ihr in die Augen. Erneut stolperte Jack auf so eine heldenhafte Weise in ihr Leben und wieder ließ sie ihn einfach gehen, wie vor 5 Jahren. Und wie lange würde sie diesen nicht genutzten Moment bereuen? -fragte sie sich. Weitere 5 Jahre oder vielleicht 10? - Natalie. - hörte sie plötzlich Jacks Stimme und ihr Herz machte ein freudenerfülltes Salto. Sie drehte sich zu ihm um. - Ich wollte dir noch meine Nummer geben, damit wir nicht wieder 5 Jahren auf so eine Gelegenheit warten müssen, um uns wieder zu treffen. - fügte er hinzu und streckte ihr eine Visitenkarte entgegen.
-Ok. - konnte sie nur aus sich herauspressen.
-Also, melde dich bei Gelegenheit. - sagte er nur und ging davon.
-Ok. - wiederholte sie und schaute die gebahnt auf die Karte, wo mit großen goldenen Buchstaben sein Name stand und unten die Festnetznummer und darunter die Handynummer. Natalie drehte sie zwischen den Fingern und steckte sie dann in die Gesäßtasche ihrer Jeans. Sie wusste noch nicht, ob sie sich bei Jack melden wird, sie wollte Paul keine weitere Gelegenheit bieten sie als Sandsack zu benutzen.

Zwei Stunden später kehrte sie mit einem vollen Beutel Lebensmittel zu Sarahs Haus zurück. Sie klingelte an der Tür und Drew machte ihr die Tür auf. Anhand der fehlenden Schütze konnte sie feststellen, dass die Kekse fertig waren.
-Du kommst gerade richtig. - verkündete er ihr und ließ sie rein. Sie stellte den Beutel im Flur ab und nahm den köstlichen Duft von gebratener Ente wahr. - Es gibt heute gefüllte Ente. - teilte er ihr mit. Sie betrat die Wohnküche. Der Tisch war bereits gedeckt und Julie und Nicky saßen bereits am Tisch.
-Hallo Süße. - begrüßte Sarah sie stellte einen Gartensalat auf den Tisch. Natalie gab ihrer Freundin zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange.
-Das Essen ist fertig. - sagte Drew und brachte feierlich das Blech mit der Ente an den Tisch.Nach dem Essen, verzogen sich die Kinder in Julies Kinderzimmer und die beiden Freundinnen nahmen im Garten auf der Hollywoodschaukel Platz, mit einer heißen Tasse Kaffee.
Natalie musste die ganze Zeit an Jack denken und daran, ob sie ihn anrufen sollte oder nicht. Einerseits hat er ihr ja ihre Nummer gegeben, damit sie ihn anrufen kann, aber vielleicht hat er das ja aus reiner Höflichkeit gemacht. Andererseits war sie verheiratet und sie wollte Paul keinen Anlass geben, noch eifersüchtiger und gewalttätiger zu werden, als er es bereits war. Vielleicht sollte sie Jack heimlich anrufen, überlegte sie sich, doch verwarf diese absurde Idee wieder. Sie war doch nicht mehr 15 Jahre alt um sich heimlich mit einem Mann zu treffen. Was soll sie Paul denn sagen? Er hat sie zwar misshandelt, doch sie würde ihn trotzdem nie betrügen. Aber es war Jack? - rief ihr Herz. Wenn es um ihn ging, war Natalies Welt sowieso auf den Kopf gestellt.

Sie hatte gehofft, nach so vielen Jahren endlich über Jack hinweg zu sein, doch dem war nicht so. Ihre Gefühle für ihn waren immer da, in dem hintersten Eck ihres Herzens verborgen. Ein Blick, eine Berührung und schon konnte sie diese Gefühle nicht mehr halten. Sie brachen ihn ihr aus, wie ein Vulkan.
-Hörst du mir überhaupt zu? - Sarahs Stimme rief sie wieder in die Gegenwart zurück.
-Bitte. - sagte Natalie noch ganz benommen. Von dem Gefühlsausbruch in ihrem Inneren war sie noch total verwirrt. Sie wusste nicht, welchem dieser Gefühle sie folgen sollte. Der Liebe, die sie nach so vielen Jahren noch für Jack empfang oder dem Pflichtgefühl Paul gegenüber, das sie davon abhielt ihn zu verlassen. Dann war da noch Nicky. Wie soll ein Vierjähriger verstehen, dass der Papa Mama immer schlägt. Er war noch zu jung um die Trennung seiner Eltern zu verkraften. Das war ein weiterer Grund für Natalie Jack nicht anzurufen.
-Hallo. - Sarah schnipste mit den Fingern vor Natalies Gesicht. - Erde an Naty. - rief sie. Natalie schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu verjagen und schaute Sarah reumütig an.-Tut mir leid. Ich bin heute richtig schlecht in Zuhören. - gab sie zu und nahm einen Schluck von dem Kaffee.
-Vielleicht soll ich zuhören und du erzählst mir einfach, was du auf dem Herzen hast. - schlug Sarah vor und beobachtete Natalie aufmerksam.
-Ich hatte heute einen kleinen Unfall. - fing sie an und Sarahs Augen weiteren sich aus. - Daher auch die Wunde an meinem Elenbogen. Ich wollte es vor Nicky nicht erzählen, er ist so sensibel, was solche Sachen betrifft. - begründete sie. - Es geht mir aber gut. - versicherte sie Sarah, die gerade den Mund aufmachte um sie mit den Fragen nach dem Geschehen zu bombardieren. - Ich habe Jack wieder getroffen. - sagte sie dazu. - Was heißt getroffen? Er hat mir praktisch das Leben gerettet. - gab sie zu und lächelte vor sich hin.
-Ja, er hatte immer so etwas Heldenhaftes an sich. - stimmt Sarah zu. - Und dann?
-Nichts, - Natalie zuckte mit den Schultern. - Wir haben nicht großartig geredet. Er hat mir aber seine Nummer gegeben. - sagte sie.
-Wirst du ihn anrufen? - fragte Sarah, die ihre Neugier nicht weiter verbergen konnte.-Ich weiß nicht. - gab Natalie ihre Unsicherheit zu. - Ich bin doch verheiratet. - sagte sie dazu.
-Na und? - meinte Sarah mit einer wegwerfenden Bewegung. - Gegen Freundschaft ist nichts einzuwenden. Es wäre doch sicherlich interessant für dich mit Jack was trinken zu gehen, über alte Zeiten zu quatschen. - fügte sie hinzu.
-Du weißt ja noch, was bei dem letzten Trinkengehen mit Jack passiert ist? - sagte Natalie dazu.
-Oh ja. Ich sage nur Atlanta City und Jack. - stimmte Sarah zu und nickte vielsagend.-Und Alkohol. - fügte Natalie vorsichtig hinzu.
-Aber natürlich. - sagte Sarah skeptisch. Natalie wusste ja auch selbst, dass der Alkohol nur eine geringe Rolle in dieser Nacht in Atlanta City spielte. Auch wenn sie keinen Tropfen davon getrunken hätte, wäre es höchstwahrscheinlich genau so ausgegangen. - Was machst du jetzt? - fragte Sarah.
-Ich weiß nicht. - sagte Natalie unsicher. - Was denkst du, soll ich ihn anrufen? - fragte sie Sarah.
-Warum nicht. - entgegnete diese. - Es ist schon so lange her. Warum sollst du mit Jack nicht einen Kaffee trinken gehen? - sagte sie.
-Genau. - stimmte Natalie ihr zu. Natürlich hatte Sarah Recht, es war bereits 5 Jahre her, doch vergessen hatte Natalie nichts. Sie konnte noch jetzt Jacks Duft an diesem Abend wahrnehmen, seinen Körper spüren, seine Küsse schmecken. Nur wenn sie an diese Nacht zurückdachen, wurde ihr ganz heiß und schwindelig. -Ich muss auch schon los, in einer Stunde fängt meine Schicht an. - sagte sie.
-Du arbeitest noch immer in dieser Bar? - fragte Sarah angewidert.
-Ich brauche das Geld. - sagte Natalie dazu.
-Wir können dir doch was … - sprach Sarah, doch Natalie unterbrach sie. Es war immer das Gleiche mit Sarah und Drew. Kaum sprach Natalie über das Geld, schon boten sie ihr es an.-Ich will nichts davon hören. - bestand sie und ging wieder ins Haus.

Nicky schlief bereits auf dem Boden in Julies Zimmer. Natalie hob ihn hoch und er kuschelte sich an ihre Brust, ohne aufzuwachen.
-Bis dann. - verabschiedete sie sich von Sarah mit einem Kuss. Auch Julie gab ihrer Patentante einen Kuss auf die Wange. - Gute Nacht. - wünschte sie.
-Bis Morgen. - verabschiedete sich Drew von seinen beiden Frauen mit Küssen.
-Pass auf dich auf. - meinte Sarah und rückte den Kragen seiner Uniform zu Recht.
-Ah Schatz, - sagte Drew nachsichtig. - Du bist so überängstlich. Was kann mir schon im Museum passierten? Wird der Skelettdinosaurier mich etwa fressen. - scherzte er.
-Wie in `Nachts im Museum` - kicherte Julie.
-Man weiß ja nie. - sagte Sarah bloß dazu.
-Gute Nacht. - sagte er und machte hinter sich die Tür zu.
Natalie setzte Nicky in Julies Kindersitz und schnallte ihn an. Selbst nahm sie auf dem Beifahrersitz Platz. Drew startete den Motor, der bedrohlich aufheulte und fuhr langsam auf der Einfahrt raus. Nach etwa 20 Minuten erreichten sie die Chelby Road und vor Natalies Haus brachte Drew das Auto zum Stehen.
-Soll ich Nicky hochtragen? - fragte er, doch Natalie lehnte dankbar ab. Sie wusste nicht, ob Paul schon schlief oder nicht. Für heute hatte sie genug Kratzer und Schmerzen.
-Danke fürs Nachhausebringen. - meinte sie und nahm Nicky aus dem Wagen, der friedlich in ihrem Arm schlief. Dann nahm sie noch ihren Beutel mit Lebensmittel aus dem Kofferraum.-Gute Nacht. - verabschiedete sich Drew.
-Gute Nacht. - sagte Natalie und ging hoch zu ihrer Wohnung. Leise betrat sie den Flur. Paul schlief schnarchend auf der Couch beim laufenden Fernseher. Sie legte Nicky in sein Bett und schaute aus dem Fenster. Drew stand noch immer da und späte aus dem Fenster zu ihren Fenstern hoch. Sie winkte ihm zu und er fuhr davon. Das machte er immer. Er fuhr oder ging nicht weg, bevor er sich davon überzeugte, dass sie in ihrer Wohnung in Sicherheit war. Wenn er nur wüsste, dass hier in der Wohnung noch mehr Gefahr auf sie lauerte als auf der Straße, dachte sie traurig. Sie deckte Nicky zu und verließ sein Zimmer.
Im Wohnzimmer schaltete sie den Fernseher aus und warf eine Decke über den schlafenden Paul. Sie sammelte die Flaschen vom Boden und stellte sie auf die Einrichte in der Küche ab. Sie packte die Lebensmittel in den Kühlschrank und wusch ab.
Nachdem sie sich für die Arbeit fertig gemacht hatte, überprüfte sie noch mal die Taschen ihrer Jeans, um diese dann in den Wäschekorb zu werfen. Bei dem Anblick auf Jacks Karte, geriet ihr Herz aus den Bahnen und schlug wild.
Sie nahm den Telefonhörer in die Hand und wählte mit zittrigen Fingern die Handynummer. Nach dem ersten Tut wollte sie bereits auflegen.
-Ja. - meldete sich eine weibliche Stimme auf der anderen Seite der Leitung. Vor Schreck ließ Natalie das Telefon fallen und hörte die Frauenstimme immer wieder `Hallo, wer ist da?` sagen. Sie hob den Hörer auf und legte auf.
Ihr Herz schlug schmerzhaft gegen die Rippen. Tausende Gedanken ergriffen sofort ihr Gehirn.
War das etwa Jacks Freundin oder sogar Ehefrau? - fragte sie sich, während sie den Hörer an ihre Brust drückte.

Fortsetzung folgt ...







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