In love again

Autor: Allegra
veröffentlicht am: 03.05.2009




Kapitel 5

Es waren nunmehr fünf Jahre vergangen seit dem Tag an dem Natalie Paul das Ja-Wort gab und ihrer Liebe zu Jack den Rücken kehrte. Und seit bereits fünf Jahren bereute sie diese Entscheidung.
Zwei Wochen nach der Hochzeit hatte sich Paul um 180 grad gedreht und war nicht mehr so zuvorkommend und nett, wie sie ihn kennen gelernt hatte.
-Wollen Sie auch mitfahren, Lady? - der Busfahrer holte sie unsanft aus ihren Gedanken. Sie schüttelte die nervigen Erinnerungen ab und stieg ein. Der Busfahrer, ein bulliger Mann mit Schweißflecken unter den Achseln, setzte den Bus mit einem heftigen Ruck wieder in Gang. Natalie setzte sich auf einen freien Platz am Fenster und lehnte ihren Kopf gegen die Glasscheibe. Sie war hundemüde. Sie schloss für einige Minuten die Augen, doch es gelang ihr nicht, ohne daran zu denken, was sie zuhause erwartete.
Paul hatte bereits seit mehreren Monaten seinen Job in der Baufirma verloren und machte sich nicht die geringste Mühe einen neuen Job zu suchen. Er saß von morgens bis abends vor dem Fernseher und trank Bier, dann schlief er auch die meiste Zeit vor der Glotze ein.
Um ihre Wohnung zu erhalten und um Nahrung auf den Tisch zu bekommen, ging Natalie bereits zwei Jobs nach. Morgens bis Mittag arbeitete sie bei McDonalds und nachts schenkte sie Alkohol in der Bar in der Nähe ihrer Wohnung aus. Doch das Geld reichte immer noch nicht. Ihren Traum Staatsanwältin zu werden hatte sie bereits seit Jahren aufgegeben. Sie hatte nicht das Geld und auch keine Zeit um das Jurastudium zu finanzieren. Paul war auch keine große Hilfe.
-Chelby Road. - machte eine weibliche Computerstimme die Fahrgäste auf die nächste Haltestelle aufmerksam. Abrupt blieb der Bus stehen und Natalie stieß beinahe mit einer älteren Dame zusammen, die sie daraufhin misstrauisch ansah und ihre kleine abgenutzte Tasche an ihre Brust presste. Entschuldigend lächelte Natalie die Dame an, doch ihr Gesicht blieb davon unberührt. Dieses vorsichtige Verhalten konnte Natalie ihr nicht übernehmen. Chelby Road war nicht gerade die sicherste Gegend und wer diese meiden konnte, der tat es auch. Nur traurig, dass Natalie ausgerechnet hier wohnte. Sie stieg aus dem Bus und machte sich auf den Weg nach Hause.

Die alte Haustür mit einer zerbrochenen Scheibe quietschte als Natalie diese aufschlug. Im Flur waren die weißen Wände mit Graffiti mit obszönem Inhalt beschmiert. Die Treppe war auch renovierungsbedürftig, manche Stufen waren kaputt oder fehlten ganz. Das Geländer war wackelig und gab keinen Halt mehr.
Fast jeden Tag kam es in dieser Gegend zu schweren Überfällen, Vergewaltigungen und Schlägereien. Jeden Tag gab es hier Polizeieinsatz. Natalie lebte nicht gerner hier, doch was anderes konnte sie sich einfach nicht leisten.
Sie lief hoch in die zwei Etage und schloss die Tür mit abgesplitterter blauer Farbe auf.-Ich bin wieder da. - verkündete sie und streifte ihre Schuhe von den angeschwollenen Füssen. Sie bekannt keine Antwort, sie erwartete auch keine. Der Fernseher schrie durch die ganze Wohnung. Sie ging ins Wohnzimmer und sah Paul, wie immer auf der Couch sitzen mit einer Dose Bier in der Hand. Er nahm keine Notiz von ihr. -Wo ist Nicky? - fragte sie Paul. Konfus und mit blutunterlaufenen Augen blickte Paul zu ihr hoch. - Nicky, unser Sohn. - half sie ihm auf sie Sprünge.
-Im Kindergarten. - antwortete er endlich und wand sich wieder dem Fernseher zu.-Paul. - sagte sie bestürzt. - Du solltest ihn doch heute vom Kindergarten abholen. Gestern Abend habe ich dir doch gesagt, dass du um 13:30 Uhr da sein solltest. - schrie sie ihn an. Sie griff nach dem Telefon und rief in Nickys Kindergarten an, doch dort ging keiner dran. Panik machte sich in ihr breit Sie legte auf und wählte die Nummer von Sarah.
-Hallo Drew. - sagte sie aufgeregt als auf dem anderen Ende der Leitung eine männliche Stimme erklang. - Kannst du mir bitte einen Gefallen tun? Nicky müsste noch im Kindergarten sein, holst du ihn bitte ab. - bat sie ihn. - Ach, er ist bereits bei euch? - fragte sie überrascht und erleichtert zugleich. - Danke, ich komme ihn gleich abholen. - verabschiedete sie sich und atmete tief durch. Sie legte auf und stierte Paul wütend an.-Er ist bei Drew. - informierte sie ihn und er nickte nur. Sie war sich auch nicht sicher, ob er ihre Worte überhaupt zur Kenntnis nahm. Seine Gleichgültigkeit machte sie wahnsinnig. Sie griff ihm die Fernbedingung aus der Hand und schaltete den Fernseher aus.
-Was machst du da? - beschwerte sich Paul.
-Du nervst mich. - teilte sie ihm mit. - Wie lange soll es so noch weitergehen? - fragte sie und bekam wie auch öfters keine Antwort. - Such dir endlich einen Job, damit wir aus dieser Bruchbude rauskommen. - schlug sie ihm wütend vor. Er zeigte immer noch keine Reaktion. - Paul, wach auf. - sie legte ihre Hände auf seine Schultern und schüttelte ihn. - Lass dein Leben nicht so einfach an dir vorbeiziehen. - hoffnungsvoll schaute sie in sein Gesicht, das von ihren Bemerkungen unberührt blieb. Erschöpft richtete sie sich wieder auf. Sie warf die Fernbedingung auf die Couch und ging ins Schlafzimmer um sich umzuziehen. Sie zog ihre Uniform aus und schlüpfte in einer Jeans und ein T-Shirt. Als sie zur Tür sah, sah sie Paul im Türrahmen stehen und erschrak.
-Gehst du zu deinem Drew? - meinte er gehässig. Natalie band ihre Haare zu einem Zopf zusammen. Genervt verdrehte sie die Augen. Es kam jeden Tag zur Streitereien, wenn nur Drews Name über ihre Lippen ging. Paul war sehr eifersüchtig, was Drew betraf. Seine Eifersucht war erstens unbegründet und zweitens völlig hirnrissig, weil Drew mit Sarah, ihrer besten Freundin verheiratet war.
-Erstens gehe ich nicht zu Drew, ich gehe Nicky abholen, den du vergessen hast. - gab sie zurück. - und zweitens er ist nicht MEIN Drew. - sie schob sich an Paul vorbei und lief ins Bad. Sie legte Make-Up auf.
-Warum kann er Nicky nicht hierhin bringen? - fragte Paul, der jetzt im Bad stand.-Ich will Drew keine Unannehmlichkeiten bereiten. - sagte Natalie und trug Mascara auf. - Er tut schon genug für uns. - meinte sie und schraubte die Mascaratube wieder zu.-Oh ja, der heilige Drew. - meinte Paul sarkastisch. - Der perfekte Mann. - fügte er hinzu. Natalie warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
-Allerdings. - pflichtete sie ihm bei. - Wäre nicht verkehrt sich eine Scheibe von ihm abzuschneiden. - sagte sie und bereute diese Aussage. Ohne Vorwarnung gab Paul ihr eine Ohrfeige. Vor der Wucht des Schlagens taumelte Natalie einige Schritte zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Mit einem vor Wut versetzten Gesicht ging Paul auf sie zu und legte seine rechte Hand auf ihre Kehle. Er drückte zu und Natalie schnappte nach Luft.-Sage es noch mal? - verlangte er von ihr mit zusammengebissenen Zähnen. - Ich bin dein Ehemann und du gehörst mir. Wage es nicht noch einmal mir zu widersprechen. - drohte er. Sein Gesicht war vor Wut gerötet. - Wage es nicht. - wiederholte er und ließ sie los. Natalie fiel auf die Knie und gierte nach Luft. Paul drehte sich um und ging. Ihre Lungen brannten und sie hustete. Das Schlucken fiel ihr schwer. Tränen rannten über ihr Gesicht. Mit Mühe zwang sie sich wieder auf die Beine.
Das ein weiterer Grund, warum sie seit fünf Jahren ihren Endschluss bereute. Paul war in letzter Zeit sehr aggressiv geworden und seine Eifersucht wuchs über alles hinaus. Immer wieder kam zur Handgreiflichkeiten, von denen Natalie Blutergüsse und Kratzer davontrug, doch sie erzählte es niemanden, nicht einmal Sarah. Sie schämte sich für ihre jetzige Situation. Sie wollte Staatsanwältin werden um Frauen von den schlagenden Männern zu befreien und jetzt war sie selbst eine Ehefrau, die von ihrem Ehemann geschlagen wurde. Tränen der Bitterkeit und der Ironie strömten über ihre Wangen.
Aus dem Spiegel schaute eine abgemagerte Frau, mit dunklen Ringen unter den Augen sie an. So wollte sie nie werden. Vorsichtig berührte sie den Abdruck von Paul Hand auf ihrem Hals. So konnte sie auf keinen Fall bei Sarah und Drew aufkreuzen. Sie werden sicherlich Fragen stellen. Sie eilte in ihr Zimmer und zog ein Halstuch aus dem Schrank, das sich um ihren Hals band um Pauls Misshandlungen zu verdecken. Zurück im Bad legte sie noch mehr Make-Up auf um die Ringe unter den Augen zu verdecken und verließ fluchtartig die Wohnung. Paul hatte nicht mal versucht sie aufzuhalten und er entschuldigte sich auch nicht für sein Verhalten, was in letzter Zeit zur Tagesordnung aufstieg.
Die frische Luft tat ihr gut. Sie ordnete ihre Gedanken und verdrängte die vorherigen Ereignisse aus ihrem Gedächtnis.
Das Haus von Drew und Sarah befand sich in der Sunshinestreet, die umso viel freundlicher und sicherer wirkte und es tatsächlich auch war als Chelby Road. Die grünen Wiesen vor den weißen Häusern ließen in Natalie ein Gefühl von Neid aufsteigen. Sie würde auch gerne hier leben, doch wie gesagt finanziell war es einfach nicht möglich. Drew und Sarah hatten ihr schon vorgeschlagen, ihr finanziell zu helfen, doch sie wollte keine Almosen.
Das Haus in dem Drew und Sarah lebten, hat Drews Großmutter ihm vererbt und es befand sich am Ende der Straße. Es war ein weißes Gebäude mit einer roten Tür und roten Fensterrahmen. Vor dem Haus wuchs eine große alte Eiche und an einem dicken Ast war eine Schaukel angebracht.
Natalie passierte das niedrige Tor und lief die Verandatreppe hoch zur Haustür. Bereits nach dem ersten Klingeln ging die Tür auf. Drew stand vor ihr und um seinen Bauch war eine Schürze gewickelt, die einen lustigen Gegensatz zu seiner Statur ergab. Immerhin war Drew zwei Meter groß und wog um die 100 Kilo. Da schien eine Schütze etwas fehl am Platz.-Hi. - begrüßte er sie mit einem breiten Lächeln.
-Hallo. - grüßte Natalie zurück und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Drew trat bei Seite und sie betrat das großzügige Wohnzimmer an dem auch eine offene Küche angeknüpft war.-Mama. - Nicky kletterte von dem Stuhl und lief ihr entgegen. Sie schloss ihn in die Arme und küsste sein Gesicht. - Mama. - ermahnte er sie lachend.
-Na, was macht ihr schönes? - fragte sie ihn.
-Wir backen Kekse. - kam ihm Julie zuvor, die auf einem Stuhl kniete und bunte Streusel auf die Kekse streute. Nicky nickte nur und nahm Natalies Hand.
-Guck, das habe ich gemacht. - er zehrte sie zum Tisch. Schnell kletterte er auf den Stuhl und zeigte Natalie auf einen Keks in Form eines Herzens auf dem das Wort *Mama* mit Zuckerglasur geschrieben war.
-Das sieht ja sehr lecker aus. - sagte Natalie dazu und Nicky lachte.
-Es ist aber noch nicht gebacken. - sagte Nicky.
-Hallo Schatz. - begrüßte Natalie Julie mit einem Kuss auf die Stirn. - Wie war es im Kindergarten? - fragte sie.
-Wir haben heute draußen gespielt. - antwortete Julie.
-Ja und dann hat Onkel Drew uns abgeholt. - meinte Nicky dazu, jetzt ganz damit beschäftigt ein weiteres Teigherz mit bunten Streuseln zu bestreuen.
-Danke. - formte Natalie mit den Lippen als Drew zum Tisch zurückkam.
-Gerne. - meinte Drew und rollte den Rest des Teiches auf. - Willst du was trinken? - bot er ihr an.
-Nein, ich wollte nur Nicky abholen. - sagte sie.
-Ach nein. - stöhnte er auf. - Ich will aber noch nicht gehen. - jammerte er. - Ich möchte doch die Kekse auch essen, die ich gemacht habe. - teilte er ihr mit und schaute sie mit seinen stahlblauen Augen bettelend an.
-Lass ihn hier bleiben. - sagte Drew und stach Herzen aus dem ausgerollten Teig aus.-Ja, bitte. - bat Nicky sie erneut.
-Ok. - gab sie nach und verwuschelte sein dunkelbraunes Haar. - Ich muss sowieso noch was einkaufen. - meinte sie nur.
-Komm einfach zum Abendessen. - schlug Drew vor. - und dann fahre ich euch nach Hause. - fügte er hinzu.
-In Ordnung. - willigte Natalie ein und ging zur Tür. - bis später. - verabschiedete sie sich und verließ das Haus.
Auf dem Weg zum Supermarkt fragte sie sich, warum Paul nicht so sein konnte, wie Drew. So zuvorkommend, verlässlich, einfach perfekt. Obwohl Julie nicht seine Tochter war, liebte er sie von ganzem Herzen und Paul weigerte sich sogar mit Nicky auf den Spielplatz zu gehen. In ihren Gedanken versunken, lief sie über die Straße und übersah dabei den roten Sportwagen, der um die Ecke bog und direkt auf die zuraste.
Im nächsten Moment lag sie auf dem Bürgersteig und starrte in eine männliche muskulöse Brust umhüllt von einem Baumwohl-T-Shirt. Sie spürte einen brennenden Schmerz am rechten Ellenbogen. Ihr Herz raste noch immer vor Schreck.
-Was für ein Wiedersehen?. - hörte sie eine bekannte Stimme, die ihr Herz noch mehr zum Rasen brachte, voller Freude und Überraschung. Sie hob ihre Augen und sah in Jacks lächelndes Gesicht.

Fortsetzung folgt ...

*Hallo zusammen, da bin ich wieder mit der Fortsetzung meiner Geschichte über Natalie und Jack. Viel Spaß beim Lesen und ich würde mich über euere Kommentare freuen. Gruß Allegra.*







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