... Absender unbekannt

Autor: Andrea
veröffentlicht am: 08.04.2009




Bis dahin kann ich ja mal meinen Schreibtisch aufräumen, mir einen Kaffee kochen, meinen Antrag auf Gehaltserhöhung zu Ende tippen. Den Kaffe kocht dann doch besser Gitti, auf dem Tisch ist eigentlich noch genügend Platz, also geht's an den wichtigen Antrag. Das muss sein. Wollt ich mir doch gestern die Traumschuhe meines Lebens kaufen, gibt mir der Schuhverkäufer meine Bankkarte mit etwas pikiertem Blick zurück und bemerkt peinlich berührt :' Frau Kaiser… Ihr Guthaben scheint erschöpft!' Mit ziemlich tachykarden Puls stehe ich wieder vor dem Schuhladen, habe immer noch das Gefühl des geschmeidigen Leders in den Händen und schicke einen hoffentlich nicht wahr werdenden Fluch an Marita. Wann wird Sie endlich begreifen dass ich mit diesem Gehalt nicht leben kann?
So… der Antrag ist fertig. Den kann Gitti dann gleich mal ins Chefbüro bringen. Ich kann hier nicht weg, schließlich kommt ja noch der Techniker.
Als nächstes scheuche ich den Praktikanten erstmal auf einen Stuhl um die Bürouhr zu kontrollieren. Die hat wohl auch ihre besten Zeiten hinter sich und ist stehen geblieben. Verschüchtert guckt mich das schmale Kerlchen an und flüstert: 'Frau Kaiser die Uhr ist in Ordnung und die Uhrzeit stimmt auch!' Komisch, ich war sicher dass die Uhr steht.Gitti schüttelt mit verkniffener Miene ihre frisch gefärbten Strähnchen und tut gut daran sich wieder ihrer Abrechnung und ihren Knabbermöhren zu widmen.

Am späten Nachmittag höre dann endlich den Servicewagen über den Kiesweg zum Parkplatz fahren. Beim Spurt zum Spiegel stoße ich mich äußerst schmerzhaft am Oberschenkel, aber naja … auf eine Beule mehr oder weniger kommt's da auch nicht drauf an, sprühe mir mein Lieblingsparfüm Marusja hier und da und dort und überall hin. Zwar bezeichnet meine Tochter den Duft gefährlicher als ihr K.O.-Spray… aber das ist mir egal. Mein verflossener Udo fand den Duft betörend. So betörend, dass er bei seinen Auszug meine geliebtes Fläschchen mitgenommen hat. Auf seiner Seite im Badezimmerschrank stand nur noch ganz einsam und verlassen ein Fläschchen Hühneraugentinktur.
Ich schaffe es gerade noch den oberen Blusenknopf aufzuknippeln… ist auch unheimlich heiß heute…. da steht er in meiner Bürotür. Enrico !!! Gerade will ich mein bezauberndes ich-bin-eine-ganz-liebe Lächeln aufsetzen, da entdecke ich neben ihm ein kleines, blasses, milchgesichtiges Bürschchen. Ja… hallo… wer ist das denn? Der Kleine blinzelt mich an und meint er wäre nur der Praktikant. Ja… denke ich und 'nur der Praktikant' hätte ruhig heute mal daheim bleiben können.
Aber nix da. Er setzt sich in meinen Schreibtischstuhl und bestaunt meine nichtfunktionierende Kuli-Sammlung.
Meine Aufmerksamkeit gilt jetzt nur noch dem schnuckeligen Techniker, dessen Aufmerksamkeit gilt jedoch nur meinem Faxgerät. Jetzt schaut er mich mit strengem Blick an und fragt nach der zweiten Kartusche. Die erste Kartusche wäre bei einem Neugerät immer nur minimal befüllt, deshalb hätte er mir beim letzten Mal doch gleich eine neue mitgebracht. ' Tja, wo hat Gitti die wieder hingekramt?!!!.' fluche ich in meinen Gedanken! Enrico schaut mich lächelnd an und sagt: 'Frau Kaiser Sie haben die Kartusche mit samt Handbuch in diesen Schrank dort gelegt! Er deutet mit seinem rechten Arm Richtung Ablagecontainer. Ich nicke nur kurz und erwidere:' Ja, mit solchen Dingen bin ich immer sehr ordentlich!'Mein Techniker drückt die Kartusche dem blassen Knaben in die Hand, denn er ist der Meinung soviel Verantwortung könne 'Andi' jetzt schon übernehmen.
Der scheint technisches Talent zu haben, denn fünf Minuten später stehe ich schon wieder allein in meinem Büro. Ein Lächeln, ein Händedruck und weg war mein 'Service-macht-den-Unterschied'-Team.
Ich lasse mich in meinen Stuhl fallen… Aua… die Beule an meinem Oberschenkel! Ich schiebe die Unterlagen auf meine Schreibtisch etwas hin und her und was liegt da …! Mein Antrag! Gitti!!!!







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