Shafts of sunlight

Autor: Naina
veröffentlicht am: 07.06.2009




Hallo meine Lieben! Ich möchte mich für die Grammatikfehler oder andere Fehler entschuldigen, die meine Texte oft seitenlang begleiten. Ich lese mein Geschriebenes stets noch einmal durch, doch die Fehler fallen mir erst auf, wenn ich eine Geschichte nach längerer Zeit anrühre. Ich hoffe die Entschuldigung reicht euch! Dazu muss ich euch aber auch tadeln! Ich habe Amor die ganze Zeit falsch geschrieben und ihr warnt mich nicht! Peinlich :D
Ich wünsche euch trotzdem viel Spaß beim Lesen!
LG Naina


'Oh, nein, Jaymee! Warum ist Amor so nass, kannst du mir das sagen?', kam meine Mutter wie von Hornissen gestochen auf mich zu gelaufen, als ich die Tür geöffnet hatte und sprang sofort im Dreieck. 'Sag bloß, du hattest ihn vom Gestell?! Du hattest deinen Stab doch nicht einmal dabei.'
'Ich weiß, aber das ändert nichts daran, dass Amor sein Häufchen verrichten muss.', sagte ich bestimmt kichernd und schmiss mich auf die Couch. 'Ach, Schatz, sei nicht so übermütig, es hätte wer weiß was passieren können.''Ist es aber nicht.', ich griff mir mein Buch und begann mit meinem Zeigefinger über die kleinen, herausstehenden Hubbelchen zu streifen. 'Was hast du bei der Polizei erreicht?', fragte sie und lenkte mich somit von meiner Geschichte ab. Natürlich schwang wie immer ein besorgter Unterton mit. 'Du würdest es mir ja doch nicht glauben.', antwortete ich plump und las weiter.
'Also hast du nichts erreichen können?'
'Bei der Polizei nicht, aber sonst mehr als ich mir erhofft hatte.', ich beschloss, dass diese Information reichte und verpasste ihr einen Kuss auf die Wange: 'Mum, ich weiß deine Sorge wirklich zu schätzen und ich weiß wir haben die Diskussion mittlerweile fast täglich, aber ich kann mehr, als du denkst und es verletzt mich, dass du mir nichts zutraust.'
'Ich weiß, Jaymee, es tut mir Leid. Ich gebe mir Mühe.'
'Danke', ich lächelte sie an und verschwand in meinem Zimmer, nachdem ich Amors Napf gefüllt hatte. Wieder vertiefte ich mich in mein Buch, doch langsam hatte ich Lust auf ein neues Buch, nur warum waren Blindenbücher so teuer?! Dann redeten alle zur Zeit von diesem 'Biss' und ich konnte es nicht mal lesen. Sauerei!
Nach kurzer Zeit jedoch klingelte mein Handy. Wüst tastete ich meine Tasche ab und suchte ängstlich ich könnte das Telefonat verpassen. Als meine Hand schließlich den richtigen Gegenstand geangelt hatte, hob ich hastig ab: 'Ja?'
'Komm morgen um 15:00Uhr in den Park. Ich werde bei der Bank von vorhin auf dich warten' 'Was? Aber-', sofort hatte er wieder aufgelegt. Ich hielt das Gerät an meine Brust und atmete tief durch. Ich hatte mich so erschreckt, als ich seine Stimme erkannt hatte. Hatte er etwa mein Handy geklaut, um sich meine Nummer zu notieren? Ich kratzte mich verwirrt am Kopf. Was wollte er? Ich wollte ihn zurückrufen…er hatte die Nummer nicht übertragen.
Sofort wählte ich eine andere Nummer ein. Die Nummer meiner besten Freundin Larissa. Ich hatte ihr ja schließlich noch gar nichts erzählt. Alles sollte sie jedoch so oder so nicht erfahren.
'Hi'
'Hey Lary!', begrüßte ich sie freundlich, 'ich muss dir was erzählen…Es geht um einen Jungen, bzw. Mann.''OH!', ich hörte, wie sie sich gemütlich in ihrem knautschendem Sitzsack wälzte, 'Dann schieß mal los, ich bin ganz Ohr! Ich will alles von Anfang an hören.'
'Also gut. Als wir das letzte mal Kaffeetrinken waren, habe ich ihn kennen gelernt.'
'Wie das denn?'
'Ich bin gegen sein Motorrad gestoßen, als er in Eile war.'
Einen kleinen Moment Schweigen. 'Und weiter? Das war's doch nicht etwa?!'
'Nein, nein! Heute habe ich ihn im Park getroffen - reiner Zufall', ich wurde immer aufgeregter, obwohl ich ja einen ganz entscheidenden Punkt gar nicht erwähnte, 'ich hab ihn aus Versehen mit dem Ball abgeworfen, als ich mit Amor gespielt habe. Er hat eine unglaublich tolle Stimme.'
'Aha, und wie ging's jetzt weiter?'
'Wir haben uns gemeinsam auf eine Bank gesetzt und uns unterhalten. Eben hat er mich auf dem Handy angerufen - er hat sich meine Nummer einfach notiert- und jetzt sind wir für Morgen verabredet.'
'OOOH!', ihre Stimme stieg in ihr gewohntes Hoch, wenn sie etwas zum Staunen brachte, 'Gibt's ja nicht! Jetzt bin ich wohl die Letzte, für die sich ein Typ interessiert, dabei bist du-', sie hielt inne, als wüsste ich nicht, was sie sagen wollte, 'Ich komme aber mit! Ich werde ihn abchecken. Wer weiß, was das für ein Mann ist. Am Ende ist das ein hässlicher, fetter Mann, der glaubt, deine Hilflosigkeit ausnutzen zu können.'
'Gute Idee! Dann erzählst du mir danach haargenau, wie er aussieht, abgemacht?'
'Abgemacht!'
Ich legte nach einem weiteren unwichtigen Wortwechseln auf und schmiss mich in mein Kissen. Mein Herz schien sich befreien zu wollen. Es hetzte in meinem Brustkorb wild herum und ein wohliges Gefühl stieg aus meinem Bauch heraus, durch den Hals, in meinen Kopf. Ich war schrecklich aufgeregt. Ich wusste nicht, was dieser Mann wollte, ich wusste nicht, ob ich wirklich darüber nachdenken sollte, ob ich mich in ihn verlieben könnte. Ich wusste nur, ich musste die Zeit genießen, wenn sich ein Mann für mich interessierte! Ob er kriminell war oder nicht, war mir in diesem Moment völlig gleich. Sein Geruch tänzelte noch immer in meiner Nase herum und mein Arm behielt das Gefühl seiner Berührung bei. Es war keine Verliebtheit, die mich umgab, es war bloße Bewunderung. Seine Gegenwart fing an mir zu gefallen, selbst wenn es unsere zweite Begegnung gewesen war. Morgen sollte die Dritte folgen, auf vollkommen privater Ebene. Glaubte ich zumindest. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wusste ich doch gar nicht, was er wollte.
Da ich den nächsten Tag kaum erwarten konnte, begann ich endlich meine Hausaufgaben zu machen. Meine Mutter hatte mir extra zur Vereinfachung eine Punktschriftmaschine gekauft. Ein praktisches Gerät, mit dem ich wie auf einer normalen Computertastatur meine Texte eintippen konnte und fertig beschriftete Zettel herauskamen. Eines der Hilfsmittel, die ich angenommen hatte.
Ihr Vorschlag in eine Behindertengerechte Wohnung zum Beispiel lehnte ich bis heute ab, ich war ja nicht zu blöd Treppen zu steigen.
Aber diese Schriftmaschine war schon echt eine tolle Sache. Meiner Meinung nach, sollte unsere Schule sich auch mal über eine solche Anschaffung Gedanken machen!
Dort mussten wir nämlich die Brailleschrift (meist verbreitete Blindenschrift) selbst mit einem Druckstift handschriftlich in das Papier drücken.
Wie früher auf der normalen Tastatur hämmerte ich meine Worte in das Blatt. Einen Aufsatz über Romeo and Juliet. Unsere Lehrerin war der größte Shakespeare-Fan, der mir je unter gekommen war. Doch umso mehr ich mich mit dieser Geschichte befasste, desto größer wurde meine Begeisterung. Sie liebten sich so sehr, dass sie ohne den Anderen nicht mehr leben konnten. Ich lehnte mich auf meinem Schreibtischstuhl zurück. Gab es so eine Liebe wirklich? Konnte ich mir kaum vorstellen. Immerhin hatte uns mein Dad auch verlassen und warum? Wahrscheinlich, weil meine Mum einfach nicht mehr die Jüngste war.
Ich tastete die letzte Aufgabenstellung ab: 'Diskutieren Sie, ob eine solche Liebe auch heute noch möglich ist.''Blöde Frage, natürlich ist das…nicht möglich.', überlegte ich im Stillen. Es konnte nicht so sein. Dafür war die Welt zu oberflächlich.
'Der Blick auf das Innere des Menschen ist im Laufe der Zeit verschüttet worden. Heute zählt nur noch das äußere Erscheinungsbild.', tippte ich Gedankenversunken ein.

'Jaymee, beeil dich doch! Der Bus steht schon vor der Tür!', hetzte meine Mutter mal wieder am nächsten Morgen. Was hatte sie denn? Der Schulbus holte uns doch täglich ab und brachte uns alle wieder nach Hause. So brauchte doch keiner Angst zu haben, den Bus zu verpassen und zu spät zum Unterricht zu kommen!'Komme schon!', ich wuschelte verabschiedend durch Amors Fell und verließ das Haus.
'Guten Morgen, Jay.', hörte ich Freddy, der immer die Haltestellen zählte, um zu wissen, wann ich einstieg. 'Hi!', tastete ich mich durch, setzte mich neben ihn und klaute ihm zielsicher seinen Hörstöpsel, um ihn mir rein zu machen. 'Milow? Das hast du doch gestern schon gehört!', stellte ich lachend fest.
'Kann ich nie oft genug hören.'
Eigentlich waren Ipods, Mp3-Player oder sonstige Musikspendende Geräte verboten. 'Ihr habt schon einen Sinn weniger! Müsst ihr euch dann einen nächsten auch noch nehmen?!', würde unsere Lehrerin jetzt wieder tadeln. Doch jeder kennt es doch, Musik hebt die Laune. Freddy, oder eigentlich Frederik, war derjenige, zu dem ich als allererstes Kontakt aufgebaut hatte, seit ich auf dieser Blindenschule war. Er war auch der Einzige, den ich wirklich als Freund bezeichnete. Auch wenn er nicht wusste, wie ich aussah und ich nicht, wie er aussah. Er war von Geburt an blind und hatte dadurch weniger Probleme damit klar zu kommen. Das merkte ich immer wieder. Selbstverständlich war er sehr neugierig und wollte wissen, wie Farben aussehen und was Wolken sind, doch seine Welt war nun mal Schwarz. Meine Welt war bunt. Zumindest versuchte ich beim Abtasten den Gegenständen natürliche Farben zuzuordnen.
'Du könntest mal was anderes auf deinen Ipod machen. Wie wäre es mal mit Disney-Liedern?'
'Aber sonst kannst du auch noch alles essen oder?', lachte Freddy und wuschelte mir durch die Haare.'Warum? Die sind doch schön.'
'Du bist peinlich, wer hört denn schon Disney?'
'Ist doch egal, ich finde sie sehr schön. A whole new world zum Beispiel.'
Ich hörte Freddy seufzen, bevor er nachgab: 'Na gut, aber nur dieses eine Lied. Morgen, ja?'
'Danke', ich lehnte mich an seine Schulter und ließ die morgendliche Müdigkeit über mich hereinbrechen. Sie ließ mich in einen neuen unruhigen Schlaf fallen. Der Weg zur Schule dauerte nämlich einige Zeit, da die Schüler überall in der Stadt verteilt wohnten. Ohne, dass ich Einfluss darauf hatte, baute sich das Angesicht meines Fremden auf. Ich konnte mir das Gesicht nicht wirklich vorstellen. Doch der Geruch war schon tief in mir verankert, genauso wie der Klang seiner Stimme. Dabei war ich mir nicht sicher, ob ich vielleicht das alles vergessen sollte. Schließlich…nein, ich war einfach zu glücklich, dass mich jemand verstand. Die Art wie er mit mir geredet hatte, hatte mir sein Verständnis für meine Situation eindeutig bewiesen.
'Hey, Jay. Wir sind da. Schläfst du?'
'Hm?', ich richtete mich auf und streckte mich. Ich lief neben Freddy her und wir betraten das Behindertengerechte Gebäude. Wie musste das bloß aussehen? Tausende Menschen auf einem Haufen, die alle mit ihren Stöcken in der Gegend rumfuchtelten. Doch so schnell kann es geschehen, dass man auch dazugehört.'Hast du die Deutschhausaufgaben gemacht? Ich wusste gar nicht, was ich zu diesem Shakespeare sagen sollte! Für mich war das ein hoffnungsloser, höchstwahrscheinlich einsamer Romantiker.'
Ich senkte meinen Kopf: 'Ja, ich habe sie gemacht.'
'Echt? Respekt. Du bist einfach zu fleißig. Streber.'
'Na, was denkst du denn, ich will doch später irgendwas aus mir machen. Außerdem werde ich ja wie es aussieht Schriftsteller. Ich hasse es, dass es für uns keine allzu große Berufsauswahl gibt.'
Freddy strich mir vorsichtig über die Hand: 'Das sind alles Sachen mit denen du dich doch langsam abgefunden haben solltest. Sei doch froh, dass wir überhaupt die Chance bekommen hier einen Beruf zu lernen.''hm.'
'So Leute, kommt herein.', immer der gleiche Satz verließ die Lippen der Lehrerin, wodurch wir wussten, dass sie nun auch da war, wobei so gut wie alle, sie schon an ihrer Art die Schlüssel in der Hand klimpern zu lassen erkannten. Als wir alle saßen, ging Frau Rotenpieler wie gewohnt zuerst die Anwesenheitsliste durch. Es waren aber mal wieder alle da. Etwas, was auf normalen Schulen nicht so selbstverständlich ist. Durch den Schülerbus hatten die Schüler nämlich nicht mehr die Möglichkeit schwänzen zu gehen. Oder es war einfach nicht mehr so einfach.
'Schön. Und jetzt, wer hat die Hausaufgaben gemacht, bitte die Hand heben!'
Bestimmt streckte ich meinen Arm in die Höhe. 'Das kann doch nicht wahr sein! Die Arbeitsmoral in dieser Klasse muss sich schleunigst ändern. Vier Leute?! Was soll das? Dann lesen die Vier eben ihre Sachen vor und der Rest macht ein Stundenprotokoll, welches ich einsammeln und benoten werde!'
Ein großes Raunen und Motzen durchstieg den Raum. Ich stieß Freddy siegessicher in die Seite. 'Haha, Jay, super!', lobte Freddy ironisch und ich konnte mir vorstellen, dass er dabei die Augen rollte.
'Gut Jaymee, dann lesen Sie bitte die letzte Aufgabe vor.', bat meine Lehrerin in einem freundlichen Ton und ich fragte mich innerlich, ob die anderen drei schon vorgelesen hatten, ich hatte gar nichts mitbekommen.'Na gut!', ich suchte das richtige Blatt heraus und tastete mein geschriebenes ab, um es vorzutragen, 'Diskutieren Sie, ob eine solche Liebe auch heute noch möglich ist. Also, ich habe dazu geschrieben. Eine solche Liebe, wie William Shakespeare sie in Romeo and Juliet zum Ausdruck bringt, die jede Zeit übersteht, ist ein Wunschdenken. […]Der Blick auf das Innere des Menschen ist im Laufe der Zeit verschüttet worden. Heute zählt nur noch das äußere Erscheinungsbild.', schloss ich meinen dreiseitigen Text ab. Ich wusste, dass mir fast niemand zugehört hatte, doch ich fühlte mich sehr erleichtert.
'Danke Jaymee, das haben Sie sehr schön gemacht.'
Nach der Stunde wollte ich den Raum verlassen, da kam meine Lehrerin auf mich zu. 'Jaymee, warten Sie! Ich möchte Ihnen diese Ausgabe von Romeo and Juliet schenken. Wie Sie wissen, haben wir eine vereinfachte Form gelesen, doch ich glaube, Sie sollten das Original auch einmal lesen.'
'Warum ich?', verdutzt nahm ich das Buch entgegen, welches sie mir in die Hände legte.
'Ganz einfach, damit Sie die Chance haben, Ihr Bild über Shakespeare zu ändern. Es gibt diese Liebe auch heute noch.'
'Ich verstehe nicht…'
'Nehmen Sie es einfach als kleines Geschenk an, ja?', sie klopfte mir auf die Schulter und verließ mit mir zusammen das Zimmer. 'Ich danke Ihnen, Frau Rotenpieler.' Ich tastete das Buch ab. Es war mit Leder eingebunden. Die einzelnen Blätter waren etwas rau und insgesamt schien dieses Exemplar sehr alt zu sein. Ich verstaute es sicher in meiner Tasche und lief weiter zum nächsten Unterricht.

'So Freddy, ich wünsche dir noch einen schönen Tag!'
'Fährst du nicht mit dem Bus nach Hause?', fragte er mich verwundert. 'Nein, ich habe noch was vor. Bis Morgen!'
Larissa stand bereits neben mir, sie hatte mich nämlich von der Schule abgeholt. Gemeinsam liefen wir die Straße entlang. 'Jetzt bin ich super gespannt, was mich erwartet. Ich hoffe ja immer noch, dass er kein hässlicher, ekelhafter Klotz ist.'
'Geh doch nicht immer vom Schlimmsten aus, Lary.', kicherte ich. Wir betraten gemeinsam den Park. 'Da vorne müsste eine Bank stehen, dann war sie es.', dirigierte ich Larissa die mir zustimmte und sich mit mir hinsetzte. 'Wie viel Uhr haben wir?', fragte ich wartend und legte meine Tasche auf meinen Schoß.
'Punkt 15:00Uhr, wir sind genial!', lobte sie und legte ihre Hand auf meine. 'Ich freue mich für dich.', beteuerte sie zum ersten mal.
'Ich muss dir etwas zeigen.', ich holte mein altes, neues Buch heraus und reichte es ihr. 'Romeo and Juliet? Ach, du meine Güte, dieses uralte, schnulzige Theaterstück. Wääh, bin ich froh, dass wir das nicht lesen mussten. Du Ärmste! Boar, hier steht erste Veröffentlichung zwischen 1593 und 1597, das man das heute überhaupt noch liest.'
Ich nahm mein Buch wieder und umschloss es mit meinen Armen. 'Ich freue mich, es zu lesen. Guck mal, die Familien der beiden waren so verfeindet, und sie bleiben trotzdem für immer zusammen. Und nur durch ihren Tod können sich die Familien wieder versöhnen.'
'Mensch, Jay, das ist eine Geschichte! Oh, wir haben bereits 15:15Uhr. Erst bittet er dich um diese Verabredung und dann kommt er nicht. Idiot!'
Larissas Worte kränkten mich. Ich war mir sicher, dass das nicht in seinem Sinne gewesen war. Er lud mich doch nicht ein, um mich zu versetzen. Das konnte ich mir nicht vorstellen, was sollte ihm das auch bringen?'Gibt es bei dir eigentlich was neues, was die Männer angeht?', fragte ich, um sie auf andere Gedanken zu bringen und spielte nervös an meinen langen Haaren. 'Nichts, absolut nichts! Irgendwas mache ich falsch! Vielleicht sollte ich mir auch einen Lippenpiercing stechen lassen!', sie schlug sich zur Bekräftigung ihrer Worte in die Hand, 'oder einen Zungenpiercing!'
Ich kicherte leicht: 'Was hat das denn damit zu tun?'
'Scheint eine neue Mode bei uns zu sein, alle machen es und alle sind irgendwie vergeben…'
'Ach, Larissa, so ein Blödsinn. Du bist schön, so wie du bist.', der Wind wehte sanft durch die Bäume und regte meine Haare dazu an, lieblich in der Luft zu tänzeln. 'Weißt du überhaupt, wie ich aussehe?', fragte sie plump, wodurch ein Zucken durch mein Herz jagte.
'Aber ja! So vergesslich bin ich nicht!'
'Ich habe mich aber auch verändert. Genauso wie du!', sie wurde plötzlich äußerst patzig. Ich hatte sie wohl irgendwie verletzt.
'Aber du warst schon immer hübsch, warum sollte sich das geändert haben?', fragte ich in einem ganz vorsichtigem Ton.
'Sonst wäre ich ihm doch schon aufgefallen.'
'Es steckt also ein ganz bestimmter Mann dahinter. Du fällst ihm doch bestimmt auf!'
Larissa grummelte leicht, sagte aber nichts dazu. 'Okay.', ich drehte mich um 45° auf der Bank herum, so dass ich direkt auf sie schaute, wenn ich sehen könnte. Ich berührte mit meinen Händen sanft ihre Wangen. 'Was machst du da?', fragte sie mich verwundert.
'Was wohl! Ich mache mir ein Bild davon, wie du aussiehst!'
Sie zuckte weg. 'Das ist albern!', sie stand hektisch auf. 'wir haben schon halb vier. Er hat dich versetzt. Ich habe auch keine Zeit mehr, ich werde jetzt gehen!'
'Larissa?!', doch sie rannte weg. Verdutzt richtete ich mein Gesicht in die Richtung. Sie war einfach gegangen. Ihre Schritte wurden immer leiserer und gleichzeitig schneller. Ich lauschte ihr nach, bis ich nichts mehr hören konnte. Enttäuscht ließ ich meine Schultern hängen, so hatte ich mir den Tag beim besten Willen nicht vorgestellt.Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als nach Hause zu laufen, doch nach paar Schritten blieb ich wieder stehen, da der Klingelton meines Handys die Umgebung erfüllte. Ich hob ab und hielt mir das Gerät ans Ohr. 'Jaymee. Hallo?'
'Was sollte das?'
Er war es…
'Was sollte was? Sie sind nicht gekommen, wenn ich Sie daran erinnern dürfte.', ich siezte absichtlich, um eine größere Entfernung zu ihm aufzubauen, 'Sie haben gesagt 15:ooUhr! Sie stiften mich dazu an, zu kommen und kommen dann selbst nicht! Eine Unverschämtheit ist das.', baute ich meinen aufgestauten Frust sofort ab.'Du wolltest mich ins Gefängnis bringen.', beschuldigte er mich in einem ruhigen Ton.
'Aber nein! Das wollte ich nicht, wie kommen Sie darauf?'
Ich stand immer noch genau an der Stelle, an der ich das Telefonat angenommen hatte. Der Klang seiner angenehmen Stimme beruhigte mich etwas. 'Sonst hättest du dieses Mädchen nicht dabei gehabt. Hältst du mich wirklich für so dumm?'
'A-aber… so war das nicht…', ich wollte komischer Weise nicht, dass er sich nun nicht mehr melden würde. Ich fühlte mich doch so verstanden von ihm.
'Na gut. Ich gebe dir eine letzte Chance. Morgen, gleicher Ort, gleiche Zeit. Auf wieder sehen.'
'Moment!', hielt ich ihn davon ab, gleich wieder aufzulegen, wie er es das letzte mal getan hatte. 'Was ist?''Warum?'
'Warum was?'
Ich blieb eine kleine Sekunde ruhig. 'Warum tun Sie das? Warum wollen Sie mich überhaupt treffen? Wollen Sie mich unschädlich machen, damit ich sie nicht verraten kann? Ich verstehe das nicht.'
Zum ersten Mal hörte ich ihn leicht lachen.
'Jaymee, ich möchte dir nichts tun. Hab Vertrauen. Morgen 15:ooUhr, alleine.', wieder legte er einfach auf. Woher kannte er meinen Namen? Hatte er Larissa und mich belauscht? Das konnte doch nicht sein. Sie nannte mich stets nur Jay und von Jay auf Jaymee war wirklich nicht so eindeutig wie zum Beispiel von Sabby auf Sabrina oder so was. Woher also? Die Geschichte brachte mich immer mehr ins Zweifeln…







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