Wegen dir

Autor: Nati
veröffentlicht am: 27.12.2009




Entschuldigt, dass es dieses Mal so lange gedauert hat, aber dieses Kapitel ist wirklich sehr zäh und traurig. Es war nicht leicht, das zu beenden, weil mir schon so viele andere Ideen in meinem Kopf herumschwirrten, wie genau ich jetzt weiterschreiben könnte. Ich hoffe, ihr lest es trotz der langen Wartezeit immer noch gerne!

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Verzweiflung

Ich lief tapfer zu meinem Hotel zurück und versuchte jeden Gedanken an Phillip zu verdrängen. Es gelang mir halbwegs. Ich dachte immer an etwas, dass mich nicht interessierte, doch dann schossen mir plötzlich wieder Bilder von ihm durch den Kopf, völlig unkontrolliert.
Ich hatte mich getäuscht.
Ich konnte nicht so tun, als wäre alles okay, als würde ich glauben, dass unsere Trennung nichts an unserem Verhältnis zueinander ändern würde. Wenn er bei mir war, fiel es mir viel leichter, an so etwas zu glauben.
Doch mittlerweile war ich schon wieder fast 10 Minuten von ihm getrennt und da fing der Pessimismus in meinem Hinterkopf an, sich langsam wieder auszugraben. Ich konnte ihn nicht aufhalten.
Er war wie eine schreiende Stimme, die man nicht überhören konnte.
An meinem vertrauten Fenster angekommen, stieg ich so leise es ging wieder in die Wohnung ein. In meinem Zimmer wurde die Verzweiflung noch schlimmer. Allein mein Bett erinnerte mich an ihn.
Wie wir vor zwei Wochen darin gelegen haben und er unabsichtlich bei mir eingeschlafen war. Ich lächelte beinahe bei dem Gedanken. Er hatte so unglaublich zufrieden ausgesehen, als er schlief.
Ich ließ mich auf den Fußboden sinken und lehnte mich gegen die Wand. Ich atmete tief durch und versuchte, mich zu fangen. Das würde ich schon überstehen.
Ich musste es überstehen.
Bestimmt eine Stunde saß ich einfach nur da und starrte an die Decke. Es faszinierte mich beinahe selbst, dass ich noch nicht angefangen hatte, zu weinen, obwohl sich schon die ganze Zeit ein gewaltiger Kloß in meinem Hals befand. Doch ich ließ nicht zu, dass mir auch nur eine Träne über die Wange glitt. Nicht schon wieder.
Ich hatte gestern Abend genug geweint.
Ich sah auf die Uhr.
Fast halb neun.
Dann war es doch schon spät genug, um Frühstück für Inge und Sarah zu holen, oder? Das war ich den Beiden schuldig, nachdem ich sie gestern so angeschrien und vernachlässigt hatte.Vorsichtig erhob ich mich und mir wurde kurz schwarz vor Augen, weil ich so lange gesessen hatte. Noch einmal holte ich tief Luft, um den Weg aus der Wohnung ohne einen Nervenzusammenbruch zu überstehen, und ging los.

Während ich durch die Straßen ging, wartete, oder besser hoffte, ich, dass Phillip auf einmal aus einer dunklen Ecke sprang und mich umarmte. Doch natürlich war er nirgendwo und obwohl ich das gewusst hatte, enttäuschte mich die Tatsache, ihm nicht begegnet zu sein. Ich fühlte mich so unglaublich allein.
Ich lief noch eine Runde am Strand herum und genoss die frische Seeluft. Ein paar Mal atmete ich tief ein und aus und erstaunlicher Weise ging es mir dadurch immer für ca. zwei Minuten besser. Die kühle Luft durchströmte meine Lunge und ließ mich das Messer im meinem Herzen vergessen. Zumindest für ein paar Minuten.
Wenig später war ich wieder in dem Apartment angekommen und legte die Brötchentüte auf den Tisch.
Es war mittlerweile 09.41 Uhr und Sarah und Inge waren immer noch nicht wach.Ich wusste nicht, wieso, aber ich musste ein genervtes Seufzten unterdrücken. Vielleicht, weil ich Ablenkung haben wollte, aber die einzigen Menschen, die mich jetzt ablenken konnten, friedlich in ihren Betten schliefen? Das wäre die plausibelste Möglichkeit.
Ich starrte auf die Uhr, deren Zeiger sich fünftausend Mal langsamer als je zuvor zu bewegen schienen. Die Zeit verstrich so elendig langsam und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Lesen konnte ich jetzt nicht. Dafür hatte ich definitiv keinen Kopf.
Musik hören würde mich zum Weinen bringen, da war ich mir sicher. Auf den Fernseher würde ich auch nicht sonderlich achten. Aber ich konnte doch nicht einfach nur hier rumsitzen und die Uhr anstarren! Himmel Herrgott!
Ich konnte vielleicht darüber nachdenken, wie ich jetzt weitermachen sollte. Ja, das war eine gute Idee. Was sollte ich zum Beispiel meinen Eltern erzählen, wenn ich wieder Zuhause war? Ich konnte ihnen nicht vorspielen, dass alles in Ordnung sei. Wie sollte ich in der Schule klarkommen, wenn meine Gedanken die ganze Zeit abschweiften? Ich war ja jetzt schon nicht besonders gut, aber würde ich jetzt endgültig absacken? Ich runzelte die Stirn. Das konnte ja heiter werden.
Plötzlich öffnete sich die Tür von Sarahs' Schlafzimmer und sie blickte mich müde an. Ihre Laune schien, zu meiner Verwunderung, gar nicht so schlecht zu sein.
Leise und vorsichtig murmelte sie: 'Morgen.'
'Morgen.', sagte ich und starrte auf meine Hände.
Ich hörte, wie sie näher kam. Jetzt oder nie, dachte ich.
'Sarah, es tut mir…', setzte ich an, doch ich wurde von ihr unterbrochen.
'Ist schon okay. Ich kann's doch verstehen.' Nun stand sie direkt vor mir und sah mich nachdenklich an. 'Jetzt komm doch mal her.'
Ohne zu zögern, umarmte sie mich und rieb mir den Rücken. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Warum musste sie mich umarmen? Das machte alles doch nur noch schlimmer! Ich war so stolz, dass ich bis jetzt noch nicht angefangen hatte, zu weinen, aber es war doch nur logisch, dass mir sowas nicht unbedingt half, standhaft zu bleiben. Ich drücke sie kurz und holte tief Luft, um mich zu beruhigen.
'Sarah, kannst du mich bitte loslassen?', fragte ich und spürte den riesigen Kloß in meinem Hals. Ohne ein weiteres Wort lockerte sie ihren Griff und sah mich wieder an. 'Ihr werdet das schon schaffen, okay?' Sanft strich sie mit ihren Händen über mein Gesicht.
'Ja.' Ich war nicht im Stande, mehr zu sagen. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich blinzelte schnell die Tränen weg, die sich an die Oberfläche gekämpft hatten und stellte zu meiner Genugtuung fest, dass ich mich wieder beherrschen konnte.
Danach frühstückten wir und sprachen kaum noch ein Wort. Auch als Inge dazu kam, wurde es nicht besser. Ich hatte eigentlich gedacht, dass die beiden mich ablenken konnten, aber anscheinend sahen sie mir an, dass ich immer noch traurig war und trauten sich nicht, ein längeres Gespräch mit mir anzufangen. Das machte alles nur noch schlimmer.

Als ich dann schließlich aufstehen und in mein Zimmer gehen konnte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Da musste ich mir wenigstens nicht die Mühe geben, ein Lächeln vorzutäuschen. Nur in meinem Zimmer konnte ich so sein, wie ich wollte.
Weil ich dort alleine war.
Unglaublich, ich fand es sogar traurig, dass ich mich jetzt vor anderen Leuten, speziell vor Sarah, verstellen musste.
Als ich die Tür hinter mir schloss, seufzte ich schwer und ließ mich zu Boden sinken. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass das noch lange nicht alles war. Nach einiger Zeit würde es noch schlimmer werden, der Schmerz, die Trauer. Ich würde ihn noch mehr vermissen als jetzt. Wie sollte ich das bloß überleben? Ich hatte doch jetzt schon das Gefühl, nicht atmen zu können, weil meine Kehle dauerhaft wie zugeschnürt war. Es tat weh, wenn ich sprach, tief Luft holte oder seufzte. Wie schlimm sollte es noch werden? Das Messer in meiner Brust drehte sich dauerhaft und jedes Mal, wenn ich mich auch nur annähernd ablenken konnte, wurde mir in der nächsten Sekunde wieder schmerzhaft bewusst, dass ich alleine war. Phillip war nicht da.
Ich musste ohne ihn klar kommen.
Und jedes Mal, wenn ich mir dessen bewusst wurde, war der Schmerz noch schlimmer als zuvor. Es brachte also im Grunde nichts, mich abzulenken, da es dann nur noch mehr wehtat.Ich zog meine Beine an meine Brust und schlang meine Arme um meine Knie. Langsam ließ ich meinen Kopf darauf sinken und wehrte mich nicht gegen die Tränen, die mir in die Augen schossen. Ich wusste, dass ich sie dieses Mal sowieso nicht hätte aufhalten können. Und eigentlich wollte ich es auch gar nicht.

Der Tag neigte sich immer mehr dem Ende zu, doch meine Tränen versiegten nicht. Ich aß die ganze Zeit über nichts. Wieso auch? Ich hatte gar keinen Hunger… Mein Magen meldete sich nicht, also musste ich ihm auch nichts geben. Ich saß einfach nur so da, an meiner Tür gelehnt und überließ mich dem Schmerz und den Tränen. Was hätte ich auch Anderes tun sollen? Früher oder später schossen mir doch wieder dieselben Bilder durch den Kopf, egal, wie sehr ich mich ablenkte.
Ich hatte aufgegeben.
Jetzt, als ich so weinte, konnte ich noch nicht einmal verstehen, wieso ich mich anfangs so dagegen gesträubt hatte. Der Schmerz war derselbe, egal, ob ich es tat oder nicht.So ging es weiter, den ganzen restlichen Tag lang, bis schließlich mein Handy klingelte. Erschrocken fuhr ich zusammen von dem Geräusch und holte es mit zitternden Händen aus meiner Hosentasche.
Es war Phillip!
Gott, das hatte ich total vergessen! Er wollte doch anrufen!
Schnell hob ich ab und ließ das Telefon beinahe fallen, so aufgeregt war ich.
'Phillip!', rief ich erleichtert und wartete auf den wunderschönen Klang seiner Stimme.'Julia' Er klang genauso sehnsüchtig, wie ich. 'Wie geht's dir?'
Ich verzog den Mund und zog die Nase hoch. 'Mir ging's schon mal besser.', flüsterte ich. Aber jetzt, wo ich seine Stimme hörte, konnte ich frei reden, ohne Schmerzen zu verspüren.'So hörst du dich auch an.' Ich konnte es beinahe vor mir sehen, wie er lächelte. 'Ich bin wieder Zuhause. Man, das Haus hier kommt mir jetzt unendlich groß vor, nachdem ich wochenlang in diesem Apartment gewohnt hab.'
Er wollte mich ablenken, das lag auf der Hand. Aber das schaffte er auch.
'Werde ich es auch irgendwann mal sehen?', fragte ich und meine Mundwinkel zuckten.'Natürlich! Und ich denke, es wird dir gefallen. Ich meine, du stehst doch auf moderne Einrichtungen, oder?'
'Wer tut das nicht?'
'Na also.'
Eine Weile schwiegen wir beide.
'Phillip?'
'Ja?'
…'Ich vermisse dich jetzt schon unendlich…'
'Ich dich auch, mein Engel, glaub mir. Aber es bringt nichts, jetzt Trübsal zu blasen. Das ändert nämlich nichts, okay?' Seine Stimme war so sanft…
'Okay.', flüsterte ich.
'Und bitte, hör auf zu weinen. Mir zur Liebe.'
Ich gluckste leise. 'Ich bin nicht, sicher, ob ich das kann.'
'Aber wie soll ich auch nur eine Sekunde überstehen, wenn ich weiß, dass du gerade bei dir im Zimmer weinst?' Ich hörte das Lächeln in seiner Stimme.
'Okay, ich werd's versuchen…' Wobei ich jetzt schon wusste, dass es mir nicht gelingen würde.
'Dankeschön.', flüsterte er. Mein Herz zog sich zusammen, sehnte sich nach ihm.Ich wusste nicht, wie lange wir noch redeten, aber auf jeden Fall war es schon stockfinster, als er die Worte sagte, die ich am wenigsten hören wollte.
'Julia?', fragte er leise und müde.
'Nein.', antwortete ich ganz automatisch. Ich wusste, was er mir sagen wollte.Er lachte leise. 'Tut mir wirklich leid, aber ich muss jetzt auflegen… Mein Bruder will noch mit mir auf eine Party gehen…'
'Kannst du nicht Zuhause bleiben?' Er musste die Sehnsucht in meiner Stimme hören.'Nein, leider nicht. Er ist jünger als ich und meine Eltern meinen, ich müsse auf ihn aufpassen. Ich glaube, denen ist gar nicht klar, dass der sich spätestens nach zwei Minuten, die wir da sind, sofort verpisst und ein paar Mädels sucht.' Er lachte ins Telefon und ich schloss die Augen, genoss seine musikalische Stimme.
'Ich will aber nicht, dass du gehst…', flüsterte ich.
'Ich will es auch nicht, aber ich muss…'
'Hmmmm….'
'Wir telefonieren morgen, ja?'
'Versprochen?'
'Na klar. Wie sollte ich einen Tag ohne deine Stimme auskommen?'
Ich lächelte, wobei ich wusste, dass meine Sehnsucht trotzdem unermesslich stärker war als seine. Es konnte nicht sein, dass er sich mehr nach mir verzehrte, als ich mich nach ihm.'Gut, dann reden wir morgen weiter.'
'Schön…' Er machte eine kleine Pause. 'Ich liebe dich.'
Ich schloss erneut die Augen. 'Ich liebe dich.'
Dann war es vorbei.
Ich ließ langsam das Telefon sinken und hoffte, dass er vielleicht doch noch etwas sagen würde, wobei ich schon das Piepen hörte. Ich seufzte leise und steckte es wieder in meine Hosentasche. Jetzt war es so unglaublich still in diesem Raum. Ich hörte nur das Ticken von der Uhr, die sich gegenüber von mir an der Wand befand. Es war 9 Uhr abends.Plötzlich verspürte ich Sehnsucht nach meinem Bett und ich wunderte mich, dass ich schon so müde war. Wobei, eigentlich war es ja kein Wunder, schließlich hatte ich den ganzen Tag geweint. Ich merkte, wie mir der Kopf dröhnte.
Vorsichtig stand ich auf und taumelte zum Bett, um mich schließlich darauf fallen zu lassen. Ich gab mir nicht die Mühe, noch einmal ins Badezimmer zu gehen und mich umzuziehen und mir die Zähne zu putzen; stattdessen zog ich mir die Sachen aus und beschloss, nur in Unterwäsche zu schlafen. Ich wusste, dass ich Phillip zwar versprochen hatte, nicht zu weinen, aber wenn ich nicht mal seine Stimme hörte, war es schwierig, dieses Versprechen einzuhalten. Also gab ich mich erneut den Tränen hin und schlief, immer noch weinend, schließlich ein.

Die Abreise verlief reibungslos. Nichts brachte mich dazu, neugierig aufzuschauen oder in Panik zu verfallen, weil ich vielleicht etwas vergessen hatte. Ich spürte nämlich keine Gefühle, abgesehen von der Trauer tief in meinem Herzen. Die ganze Fahrt auf dem Schiff blieb ich in dem Auto von Inge sitzen und sah aus dem Fenster, genauso wie auf der restlichen Rückfahrt nach Hause. Ich sah viele Bäume, Felder, Häuser, doch nichts davon beachtete ich. Ich war einzig und allein damit beschäftigt, nicht los zu weinen, weil ich nicht wollte, dass Sarah und Inge mich so sahen. Ich hatte ihnen das Leben in den letzten Tagen schon schwer genug gemacht.
Jetzt musste ich mich zusammenreißen können. Zumindest 4 ½ Stunden lang.
Und ich schaffte es. Ich war beinahe verwundert, dass wir schon Zuhause waren, als wir auf den altbekannten Hof vor meinem Haus fuhren.
Sarah stieg noch kurz mit aus und half mir, meine Sachen rein zu tragen, umarmte mich und flüsterte mir noch ein paar Sachen ins Ohr, an die ich mich schon eine Sekunde später nicht mehr erinnerte, und dann war auch sie weg.
Meine Eltern waren zu dem Zeitpunkt noch beide arbeiten und es würde noch eine oder eineinhalb Stunden dauern, bis sie da wären.
Es war gerade 16.30 Uhr.
Mein Herz zerbrach bei dem Gedanken, jetzt noch so lange alleine zu sein, also holte ich mit zittrigen Fingern mein Handy aus der Hosentasche und gab Phillips Nummer ein.
Sofort nach dem zweiten Klingeln nahm er ab.
'Julia?', fragte er verwundert und ich hörte, wie er irgendwo hinlief.
'Ich konnte es nicht mehr aushalten…', murmelte ich leise und ließ mich zu Boden sinken. Von seiner Stimme wurden meine Knie weich wie Pudding.
'Julia… Ich hab gerade keine Zeit. Ich muss meinem Bruder helfen, seine Geburtstagsparty vorzubereiten…'
Alle meine Hoffnungen wurden mit einem Schlag zunichte gemacht. Ich wollte gerade etwas erwidern, doch er erkannte, dass mein sogar Schweigen traurig klang und so fuhr er fort: 'Ich ruf dich heute Abend an, ja? Versprochen.'
Ich schloss die Augen, darauf bedacht, nicht am Telefon los zu weinen. 'Ja.', sagte ich und atmete aus.
'Julia?'
'Ja?'
'Ich liebe dich.'
Ich presste die Lippen aufeinander. 'Ich liebe dich.'
Er legte auf und ich seufzte. Ich war so bitter enttäuscht, dass er keine Zeit für mich hatte. Wahrscheinlich, weil ich das nicht gewohnt war. Im Urlaub hatte er immer Zeit für mich gehabt. Es war nur logisch, dass ihn jetzt, wo er wieder Zuhause war, seine Pflichten erwarteten und er wieder mehr zu tun hatte.
Trotzdem wurde mir jetzt nur noch mehr bewusst, dass ich mehr auf ihn angewiesen war als er auf mich. Er klang kein bisschen traurig…
Das Messer in meiner Brust drehte sich rücksichtslos und vor lauter Schmerz fing ich schon wieder an zu weinen.
Jetzt musste ich an all die Leute denken, die schon einmal Liebeskummer mitgemacht hatten. Sie sagten alle, es ginge früher oder später vorbei. Aber was, wenn es ein paar Ausnahmen gab, die sich nicht von dem Schmerz erholten? Was, wenn ich von nun an jeden Tag mit dieser Trauer aufwachte und auch wieder einschlief? Das konnte ich nicht überleben.Ich war mir sicher, dass es solche Ausnahmen gab.
An wen konnte ich mich denn wenden? Ich konnte doch nicht Sarah immer wieder mit demselben Zeug voll reden… Aber wen hatte ich denn sonst? Meinen Eltern konnte ich nichts von Phillip erzählen… Und selbst, wenn ich es täte, sie würden nichts von meinem Schmerz verstehen. Sie wüssten nämlich nicht, was für ein wunderbarer Mensch er war. Ich hatte niemanden, dem ich nicht auf der Tasche lag, wenn ich ihm von Phillip erzählte.
Ich stützte meinen Kopf auf die Knie und schlang meine Arme um sie. Was war das nur für eine ungerechte Welt? Wieso musste nur so eine große Entfernung zwischen uns herrschen? Wieso konnten wir nicht einfach glücklich zusammen sein?
Selbst wenn wir jeden Abend telefonieren würden, würde das nichts an dem Schmerz ändern und an der Tatsache, dass sich zwischen uns mehrere hundert Kilometer befanden. Wie sollte ich ohne seine Berührungen auskommen? Ohne seine Küsse?
Bei dem Gedanken an unsere letzte gemeinsame Nacht zog sich mein Herz zusammen und ich fing an zu schluchzen.
Zwar hielt er sein Versprechen und rief mich an diesem Abend noch mal an, doch auch nach diesem stundenlangen Telefonat konnte ich die Tränen nicht zurückhalten und so schlief ich mit nass verweintem Gesicht ein.







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