Wegen dir

Autor: Nati
veröffentlicht am: 29.03.2009




Verabredung

Ich schlief diese Nacht nicht gut. Die Aufregung war einfach zu groß.
Wo wollte er mit mir hin? Warum wollte er mich überhaupt kennenlernen? Wie würde das mit uns weitergehen? Wird er mich nett finden?
Die ganzen Fragen, und noch viele mehr, schwirrten mir die ganze Zeit im Kopf herum. Und dann noch eine:
Was sollte ich Sarah erzählen? Die Wahrheit? Oder sollte ich mir eine gute Ausrede einfallen lassen?
Ich ging alle Möglichkeiten einmal durch.
Erstens: Ich erzähle Sarah, dass ich mich mit Phillip treffe. Doch das würde dazu führen, dass sie die ganze Zeit total aufgekratzt und wahrscheinlich im ersten Moment enttäuscht wäre, dass ich ihr das nicht schon gestern erzählt habe.
Zweitens: Ich lüge ihr etwas vor. Doch das würde sie wahrscheinlich sofort merken, da ich eine sehr schlechte Lügnerin bin. Und wenn sie es nicht vorher herausfindet, dann würde sie es später tun.
Ich strich mir verzweifelt durchs Haar. Beide Möglichkeiten waren hoffnungslos.
Ob ich es ertragen könnte, wenn sie die ganze Zeit um mich herum springen würde, weil sie sich so für mich freut?
Das würde meinem Blutdruck nicht gut tun.
Plötzlich bekam ich eine Idee. Ich werde es ihr sagen, aber erst im letzten Moment, kurz bevor ich mich auf den Weg zum Kur-Platz mache.
Das ich da nicht schon früher drauf gekommen bin! Mein Gehirn war bestimmt zu benebelt um daran du denken.
Den ganzen Morgen schaute ich fast alle zwei Minuten auf die Uhr. Ich konnte es einerseits kaum erwarten, doch andererseits hatte ich Angst, ihm nicht zu gefallen.
Als es endlich 13.45 Uhr war, bat ich Sarah, ein Stück mit mir draußen rumzulaufen.
Erleichtert erhob sie sich von ihrem Sessel. Sie bohrte schon die ganze Zeit, was denn los sei.'Also Sarah, ich glaube, ich muss dir da was erzählen.' Sagte ich als wir vor der Tür waren.'Ja, glaub ich auch.' Sie war anscheinend schon leicht angesäuert.
Ich atmete tief durch.
'Okay, du wirst wahrscheinlich gleich Luftsprünge machen. Also, der Typ, den wir am ersten Abend hier gesehen haben, den hab ich gestern wieder gesehen.'
Sie riss die Augen weit auf.
'Ist nicht wahr!' sagte sie lachend. 'Ich wusste es! Und was ist passiert?'
Ich wunderte mich ein bisschen darüber, dass sie auf einmal wieder so gute Laune hatte.'Ja, ähm … Er hat mich gefragt, ob ich mich heute mit ihm treffen will.'
Jetzt war sie nicht mehr zu bremsen.
'Aaaaah! Ich wusste es! Und was hast du gesagt?'
'Ich hab … ja gesagt.'
Ich sah mein Leben schon an mir vorbeiziehen, als sie mich plötzlich so fest umarmte, dass ich keine Luft mehr bekam.
'Ist … Ja … gut … ganz ruhig.' Stieß ich hervor, doch es schien sie nicht zu interessieren, dass ich gerade starb.
'Sarah! … Lass … mich … Los …'
'Oh!' sagte sie nur. 'Entschuldige. Ich freu mich nur so für dich! Er ist ja echt süß!'
Ja, das war er wirklich. Allein schon sein Name.
Phillip.
Und wie er ihn aussprach - es klang wie Musik. Der Name passte zu ihm. Meistens haben gutaussehende Jungs Spießernamen, zum Beispiel Peter.
'Und? Wohin geht ihr?' Sarah zog mich aus den Gedanken.
Ich zog die Augenbrauen ratlos hoch. 'Ich weiß nicht.'
Sie guckte mich entgeistert an. 'Du weißt nicht, wo ihr hingeht?!'
'Er hat gemeint, ich soll um 14 Uhr am Kur-Platz sein, und dann sehen wir weiter.'
Sie sah auf ihre Armbanduhr und erstarrte.
'14 Uhr?' fragte sie.
'Wie spät ist es?!' fragte ich entsetzt.
'Du hast noch 5 Minuten! Beeil dich!'
Ich lief schon los, doch dann musste ich sie noch unbedingt was fragen. Ich drehte wieder um.'Sarah?' fragte ich unsicher. Sie sah mich erwartungsvoll an.
'Kann ich so zu ihm gehen?' Ich drehte mich einmal um meine Achse und wartete auf ihr Urteil. Ich hatte einen Knielangen Rock und ein Top an, da es heute sehr warm war.Sie verdrehte die Augen.
'Natürlich! Und jetzt geh, bevor ich es für dich tue.'
Glücklich lächelte ich sie an, bevor ich mich wieder auf den Weg zum Kur-Platz machte.Er war schon da und wartete auf einer Bank.
Mein Herz fing an zu pochen als ich ihn sah. Er war so schön.
Als er dann unwiderstehlich lächelte und aufstand wurden meine Knie wackelig. So wie beim letzten Mal.
'Hey.' Sagte er, als wir uns gegenüberstanden.
Ich lächelte. 'Hey.'
Eine Weile blieben wir dort so stehen, bis ich diese peinlich Stille nicht mehr ertragen konnte.'Und was machen wir jetzt?' fragte ich und das Blut schoss mir ins Gesicht.
Er zog die Augenbrauen hoch, verzog sein Gesicht zu einem Grinsen und sagte:
'Ich denke, ich sollte dir ein Eis ausgeben und danach gehen wir ein bisschen am Strand spazieren.'
Ich kicherte und fühlte mich ein bisschen geschmeichelt.
'Du willst mir ein Eis ausgeben?' fragte ich misstrauisch.
Er nahm die Hände hoch und sagte gespielt entsetzt:
'Oh, tut mir leid wenn das zu viele Kalorien hat!'
Jetzt prustete ich los. 'Denkst du, ich bin so eine Tussi, die auf Kalorien achtet?!'
Er nahm sie wieder runter und sah mich mit weichem Gesichtsausdruck an.
'Nein, das glaube ich nicht.'
Ich wusste ja nicht, wie das zu deuten war, aber ich glaube, das war ein klarer Pluspunkt für mich.
'Also?' er bewegte seinen Kopf nach rechts, wo eine Eisdiele war. 'Wollen wir uns dann jetzt ein kalorienreiches Eis besorgen?'
Ich nickte entschlossen und ging mit ihm dorthin.
'Was willst du für Eins haben?' fragte er.
Ich überlegte. 'Hm. Ich denke, heute hätte ich gerne eine Kugel Erdbeere und eine Vanille.'Er nickte und bestellte für uns. Ich sah mich in der Zwischenzeit ein bisschen in der Gegend um.
Es war fast überall grün hier. Schön grün. Wenn die Sonne auf den Platz schien, hatte es etwas von einem Garten, jedoch war er mitten in der Stadt.
Als ich mich ein Stück weiter umdrehte, sah ich einen wunderschönen Brunnen, dessen Wasser sich in den Sonnenstrahlen spiegelte.
Der Kur-Platz war unglaublich.
Als ich wieder zu Phillip sah, musterte er mich eindringlich.
'Es ist schön hier, oder?' fragte er lächelnd.
Ich nickte. 'Ja. Vor allem der Brunnen ist schön.'
'Bist du jetzt zum ersten Mal hier?'
'Ja.'
'Er kommt heute wegen der Sonne sehr gut zur Geltung.' Sagte er beiläufig und nahm die Beiden Eis von der Theke in seine Hände und reichte mir eins davon.
'Danke.' Murmelte ich.
'Komm.' Sagte er bestimmt und lief los. Ich ging hinterher.
Eine Weile gingen wir stumm nebeneinander und aßen unser Eis, bis ich all meinen Mut zusammenkratzte und ein Gespräch anfing.
'Darf ich dir Fragen stellen?'
Er lächelte verschmitzt und antwortete: 'Natürlich.'
Ich atmete tief durch.
'Bist du genauso wie ich zum ersten Mal hier?'
Er schüttelte den Kopf. 'Nein. Ich war letztes Jahr schon mal hier.'
Ich nickte. 'Und mit wem bist du denn hier?'
'Mit meinen Eltern und meinem kleinen Bruder Jonas. Und du?'
Er hatte einen jüngeren Bruder? Mein Gott, wie süß musste der denn sein? Doch aus irgendeinem Grund konnte ich mir nicht vorstellen, dass es jemanden geben sollte, der noch besser aussah als Phillip.
'Julia?' Ich sah ihn verdutzt an und sah, dass er grinste.
'Mein Gott, du denkst glaube ich zu viel. Kriegst du davon denn keine Kopfschmerzen?''So viel denke ich auch nicht!' protestierte ich.
Er zog die Augenbrauen hoch und grinste weiter.
'Nein. Nur so viel, dass man dich nach jedem Satz den man sagt wieder aus den Gedanken ziehen muss.'
Ich streckte ihm die Zunge raus und war überrascht, dass es mir so leicht fiel, ihm gegenüber unhöflich zu sein.
Nach einem Moment, wo wir wieder schwiegen, erwiderte ich plump:
'Nein, davon bekomme ich keine Kopfschmerzen.'
Er zog die Mundwinkel wieder hoch. 'Willst du mir auch noch eine Antwort auf die andere Frage geben?'
Ich sah ihn verdattert an.
'Welche Frage?'
'Mit wem du hier bist.'
'Ach so. Ich bin mit meiner besten Freundin und ihrer Mutter hier.'
'Und wo sind deine Eltern?' fragte er interessiert.
'Zuhause.'
Er nickte lächelnd.
'Deine Freundin ist nach unserem ersten Treffen ja ganz schön abgegangen.' Stellte er nebenbei fest.
Ich riss die Augen auf und sah beschämt zu Boden.
'Äh, ja. Sie … fand dich süß.' Sagte ich, während ich mir den Kopf kratzte.
Er grinste triumphierend.
'Wer findet mich schon nicht süß?'
Ich lachte über seine Oberflächlichkeit.
'Autsch! Ich denke, nicht ich, sondern du hast Kopfschmerzen!'
'Hey! Nicht so unhöflich, junges Fräulein!' rief er und pikste mir in die Seite. Eine Mischung aus Schmerz und Kitzel durchzog meinen Körper und ich wusste nicht, was schlimmer war. Ich flehte ihn lachend an aufzuhören.
'Bist du jetzt brav?' fragte er neckisch.
'Ja! Ich schwöre es!' Er ließ augenblicklich von mir ab und ich holte tief Luft.
'Mach … das … nie wieder!' keuchte ich erschöpft.
'Ich kann dir nichts versprechen.' Sagte er grinsend.
Wir liefen den ganzen Nachmittag am Strand entlang und unterhielten uns über alles Mögliche. Ich fand heraus, dass er 17 war und in Bayern lebte, so wie ich es schon vermutet hatte, dass er Mernen mit Nachnamen hieß und dass er leidenschaftlich gerne Gitarre spielte und auch selbst Songs komponierte.
Ich hatte mich nur nicht getraut ihn eins zu fragen, dass, was mir eigentlich am wichtigsten war: Ob er eine Freundin hatte.
Ich wollte am liebsten gar nicht daran denken und mir wurde sofort klar, dass ich ihn netter fand, wie ich es mir eigentlich erlaubt hatte.
Als ich auf meine Uhr schaute, war es 18.28 Uhr. Ich musste zurück ins Hotel.
So ungern ich diesen wundervollen Ort mit dieser unglaublich süßen Person verlassen wollte, ich musste.
'Phillip?' fragte ich und blieb stehen.
'Was ist?'
'Ich muss gehen. Sonst bekomm ich ärger.' Ich versuchte zwangshalber zu lächeln.
Er nickte und sah aufs Meer.
'Sollen wir morgen oder so noch mal was zusammen unternehmen?'
Meine Hoffnungen hatten sich erfüllt. Er wollte mich wiedersehen! Ich musste mich zügeln, um die Freude nicht zu zeigen, die mir diese Frage bereitete.
'Klar. Von mir aus gerne.'
Er sah wieder zu mir. 'Okay. Dann wieder am Kur-Platz um dieselbe Zeit?'
Ich nickte lächelnd und mein Herz setzte einen Schlag aus.
'Es war lustig heute mit dir.' Sagte ich zögernd, doch ich war stolz auf mich, dass ich es überhaupt rausgekriegt hatte.
Er erwiderte mein Lächeln. 'Find ich auch.'
'Schön. Dann sehen wir uns morgen?' Ich musste es noch einmal von ihm bestätigt haben, dass er sich noch mal mit mir treffen wollte.
'Jap.' Erwiderte er grinsend.
Ich sah kurz auf meine Hände, um mich wieder zu besinnen. Von seinem Anblick wurde mir schwindelig. Er war so schön.
Ich musste lächeln als mir klar wurde, wie oft ich schon diesen Gedanken gefasst hatte, obwohl wir uns erst heute kennengelernt hatten.
'Julia?' fragte er grinsend und ich wurde geweckt.
'Was ist?'
'Du wolltest gehen.' Sagte er neckisch. 'Oder willst du doch noch ein bisschen mit mir hier bleiben?'
Ich wurde rot und starrte auf den Boden. So ein Angebot konnte man eigentlich nicht abschlagen, doch ich musste.
'Äh, nein. Ich muss jetzt los.' Ich sah auf meine Uhr. 'O mein Gott! Sie werden mich töten!' rief ich, als ich sah, dass es 18.32 Uhr war. Sie warteten jetzt schon 40 Minuten darauf, dass ich zurückkam, damit wir Essen gehen konnten.
Phillip lachte in sich hinein.
'Das wäre noch ein Grund mehr, hier zu bleiben.'
Ich verdrehte die Augen. 'Ich muss jetzt gehen. Bis morgen!'
Ich winkte ihm noch zu und machte mich dann auf den Weg zum Hotel.
Während ich durch die Straßen ging, lachte ich vor mich hin. Ich war so glücklich, wie schon lange nicht mehr und ich würde es nicht zulassen, dass jemand mir diesen Urlaub vermasselte. Natürlich wusste ich, dass es mir nach dem Urlaub schlecht gehen würde, aber sollte ich deshalb auf das hier verzichten? Nein.
Ausnahmsweise war ich mal froh, dass Sarah mich gleich mit Fragen bombardieren würde. Ich musste meine Freude irgendwo raus lassen, sonst würde ich platzen.

Sarah kam nach dem Abendessen, bei dem ich übrigens nicht getötet wurde, mit mir auf mein Zimmer.
'Also los! Wie war's?' fragte sie sofort als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
'Oh Sarah! Es war toll! Er ist so süß!' rief ich und grinste.
'Ich hab's dir doch gesagt! Und wie geht das jetzt mit euch weiter?'
'Wir treffen uns morgen nochmal.' Sie kam auf mich zu und sprang mit mir auf dem Bett herum, während sie immer wieder ´O mein Gott` sagte.
Wir kreischten rum wie Bekloppte, aber es war befriedigend, dass es anscheinend jemanden gab, der sich genauso freute wie ich.
Dann kam ich mir zumindest nicht so dämlich vor.
Schwer atmend ließen wir uns aufs Bett fallen, lachten jedoch noch immer.
Sie lehnte sich zu mir herüber und fragte: 'Ist er wirklich so toll?'
Ich nickte energisch. 'Ich kenne keinen süßeren, netteren und Gutaussehenderen Jungen. Er ist so … anders.' Jetzt war ich wieder ernst.
'Hm.' Murmelte sie und starrte an die Decke. 'Ich freu mich für dich, Julia.'
Ich lächelte zu ihr rüber. 'Danke, dass du nichts dagegen hast, dass ich mich mit ihm treffe.'Sie sah mich verdutzt an. 'Wieso sollte ich was dagegen haben?'
Ich runzelte die Stirn. 'Naja … Ich hab schon heute nichts mit dir gemacht und morgen wird es genauso sein.'
Sie verdrehte die Augen. 'Julia, du weißt, dass ich dir das gönne. Der Urlaub ist lang. Wir werden noch genug Gelegenheiten haben, was zusammen zu unternehmen.' Ihr Blick wurde sarkastisch. 'Und vielleicht machen wir ja auch mal was zu dritt.'
Ich lachte und sah zu ihr. 'Danke, Sarah.'







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