Wegen dir

Autor: Nati
veröffentlicht am: 27.03.2009




Morgendliche Einkäufe

Sarah und ich nahmen uns für diesen Tag vor, zum Strand zu gehen, weil es schönes Wetter war.
Schon um 12 Uhr mittags hatte sie gebettelt, dass wir raus dürfen, doch ihre Mutter war strikt dagegen, dass wir in der Mittagshitze rausgingen.
'Ihr Holt euch noch einen Sonnenbrand!' hatte sie immer wieder beteuert. Ehrlich gesagt würde mir das nichts ausmachen, denn wenn er vorüber wär, wäre ich schön braun.Ich war blass wie eine Leiche.
Gegen Nachmittag durften wir dann endlich aus dem goldenen Käfig raus.
Wir hatten unsere Bikinis unter unserer Kleidung an, damit wir hinterher ins Meer gehen konnten.
Der Himmel war blau, keine Wolke war dort. Nur die Sonne.
Als ich dann das Meer sah, war ich endgültig von der Insel verzaubert.
Die Sonnenstrahlen spiegelten sich im Meer, sodass es aufblitzte. Es musste gerade Flut sein, denn die Wellen tobten wild.
Begeistert nahm ich Sarah an die Hand und stürmte mit ihr runter zum Strand.
Ausgelassen kreischten wir herum und drehten uns um unsere eigene Achse, bis uns schwindelig wurde.
Dann zogen wir hastig unsere Klamotten aus und warfen sie achtlos auf den Sand, um schreiend ins Meer zu rennen und uns gegenseitig nass zu spritzen.
'Hey! Das war gemein!' rief ich, als Sarah mir Wasser ins Gesicht spritzte. Meine Augen brannten.
'Tschuldige.' Lachte sie.
Ich tat so, als würde es richtig wehtun, damit sie zu mir kam.
'Julia? Ist es wirklich so schlimm?' fragte sie besorgt.
Grinsend holte ich aus und platschte ihr ebenfalls Wasser ins Gesicht.
Vorwurfsvoll beteuerte sie:
'Das war gemein!'
Ich zog die Augenbrauen hoch.
'Wie du mir, so ich dir.'
'Okay, ich glaub, wir sind Quitt.'
Vor Anstrengung etwas keuchend gingen wir zu unseren Sachen und trockneten uns mit unseren Handtüchern ab.
Danach legten wir sie auf den Sand, setzten uns auf sie und ließen uns sonnen.
Es war so schön warm heute und ich dankte Gott jetzt schon, dass Sarah mich gefragt hat, ob ich mitkomme.
'Ich sag dir, wenn dein Typ am Samstag auch auf der Party ist, dann war das Schicksal.' bemerkte sie ganz nebenbei.
Ich sah sie uninteressiert an. Als ob wir ihn je wiedersehen würden.
'Sarah, wir werden ihn aber nicht wiedersehen.'
'Jetzt geht das schon wieder los. Du wirst sehen.'
'Hast du auf einmal übersinnliche Fähigkeiten, von denen ich nichts weiß?' fragte ich sarkastisch.
Sie kicherte in sich hinein.
'Ja.'
'Na dann.'
'Ich hab gesehen wie er dich angeguckt hat. Er war interessiert, ich sags dir.'
Ich verdrehte die Augen. Natürlich sah er gut aus und er war auch sehr süß, aber ich hatte ihn nur einmal gesehen.
Nach einer Begegnung kann man nichts über den Anderen wissen.
Man konnte auch nicht sagen, ob der Andere interessiert ist. Man kannte ihn ja schließlich nicht.
Davon war ich fest überzeugt, und auch Sarah konnte mich nicht umstimmen.
'Mein Gott, Sarah. Ich kenne noch nicht mal seinen Namen.'
'Noch nicht.'
Ich stöhnte genervt. Sie konnte man ebenso wenig umstimmen.
'Wie spät ist es?' fragte ich, um diesem Thema auszuweichen. Erneut.
Diesmal ging sie darauf ein. Sie sah auf die Uhr und lehnte sich wieder entspannt zurück.'Halb 7.'
Erschrocken stand ich auf.
'Halb 7?! Wir sind zu spät zum Essen!'
Jetzt registrierte auch sie, wie spät es war und stand ebenso erschrocken auf.
Wir zogen uns wieder an, nahmen alle Sachen, die auf dem Boden lagen, auf und beschlossen, so bald wie möglich wieder hier hin zu kommen.
Dann gingen wir schnell zurück zum Hotel. Zu spät, genauso wie gestern.

Als ich morgens aufwachte, schien die Sonne in mein Gesicht.
Das war die schönste Art, geweckt zu werden. Durch Sonnenstrahlen.
Ich atmete tief ein und aus und sah auf die Uhr. 9.30 Uhr.
Ich streckte mich müde und setzte mich auf.
Dann sah ich nach, ob die Anderen schon wach waren.
Ich hatte es schon geahnt. Natürlich schliefen sie noch. Jetzt wusste ich, woher Sarah das hatte, so lange zu schlafen, von ihrer Mutter.
Lächelnd ging ich ins Badezimmer und machte mich fertig.
Als ich wieder frisch war und ein Top und eine Röhrenjeans anhatte stolzierte ich in der Wohnküche auf und ab. Mir war langweilig.
Ich sah in den Kühlschrank und merkte, dass Inge einkaufen gewesen sein musste. Er war voll gepackt.
Plötzlich kam mir eine Idee. Ich suchte nach einem Zettel und schrieb:

Hallo ihr Beiden ,
Ich bin kurz draußen und hole Brötchen und sowas. Bis gleich!

Julia

Dann legte ich ihn auf den Küchentisch, nahm mir einen Korb und öffnete leise die Tür.Als ich draußen war, atmete ich tief durch. Die Luft hier auf der Insel war so angenehm.Dann ging ich durch die Straßen. Mittlerweile kannte ich die Strecke zur Stadt.
Zuerst bog ich in einen Supermarkt ein und suchte nach Obst. Eine große Tafel Schokolade nahm ich auch mit, obwohl ich ganz genau wusste, wie schlecht das für meine Figur war.Ich beschloss, nicht darüber nachzudenken und lief zur Kasse.
Diese Vorräte würde ich ganz gezielt in meinem Zimmer aufbewahren, damit Sarah nicht mal auf die Idee kam, auch nur ein Stück meiner heiligen Alpenmilch Schokolade zu essen.Direkt neben dem Supermarkt war der Bäcker, dessen Brötchen man schon auf 10 Meter Entfernung roch.
Als ich hinein ging, verstärkte sich dieser Geruch, dabei lief mir das Wasser im Mund zusammen.
Ich bestellte 5 normale Brötchen, 3 Berliner für den Nachmittag, 2 Mehrkornbrötchen und einen Amerikaner für mich. Ich wollte ihn auf dem Rückweg essen.
Zum Glück hatte ich den Korb dabei, jetzt konnte ich die Einkäufe dort unterbringen und musste nicht alles mit der Hand schleppen.
Als ich bezahlte, fiel mir auf, dass ich noch einen Gutschein von Esprit in meinem Portemonnaie hatte.
Ich ging aus der Bäckerei und sah ihn mir weiter an, während ich die Straße herunterlief.Er war über 50 Euro. Ich hatte ihn einmal zum Geburtstag von meiner Tante geschenkt bekommen.
Vielleicht würde ich hier ja irgendwo einen Esprit Laden finden, um ihn einzulösen.Plötzlich knallte ich gegen jemanden und alle Einkäufe fielen mit dem Korb zu Boden.'Scheiße.' Murmelte ich und sah meinem Gegenläufer in die Augen. Bei dem Anblick stockte mir der Atem. Es war er.
'Du schon wieder.' Sage er grinsend.
'Äh … Ja. Tut mir leid.'
Mein Herzschlag setzte einen Moment aus und aus einem Reflex heraus machte ich mich daran, die Lebensmittel aufzuheben, nur um ihn nicht länger ansehen zu müssen.Er kniete sich ebenfalls hin und half mir dabei.
'Ich … Also, das musst du nicht machen.' Stotterte ich hilflos und merkte, dass ich rot wurde.
Er lächelte.
'Wenn du schon meinetwegen alles fallen lässt, dann bin ich wenigstens so nett und helf dir dabei, es wieder aufzuheben.'
Er sah mich an. Gott, seine grünen Augen waren so durchdringend.
'Schön.' Sagte ich etwas plump und schaute wieder zu Boden.
Er reichte mir den letzten Apfel, der noch am Boden lag und stand auf.
'Also, da wir jetzt schon zum zweiten Mal auf so mysteriöse Art zusammentreffen denke ich, wir sollten uns gegenseitig vorstellen.'
Er hielt mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen. Etwas benommen schaute ich ihn an und registrierte erst gar nicht, was er meinte. Ich hörte nicht seine Worte, nur seine wunderschöne, weiche Stimme.
'Bist du noch da?' fragte er glucksend.
Ich nickte, doch eigentlich war ich es nicht. Er streckte noch immer seine Hand nach mir aus und jetzt beschloss ich, sie zu nehmen.
Er zog mich hoch, ließ mich jedoch nicht los.
'Ich bin Phillip.' Sagte er.
Ich war ganz benebelt davon, dass seine weiche, perfekte Hand meine hielt. Deshalb vergaß ich, schon wieder, zu antworten. Mein Puls schlug schneller als 180, anders ging es nicht.Er lächelte und zog die Augenbrauen hoch.
'Hast du auch einen Namen?'
Die röte stieg mir ins Gesicht und augenblicklich sah ich wieder zu Boden.
'Ich heiße Julia.'
'Julia …' murmelte er.
Ich sah wieder auf. Er blickte mich nachdenklich an und ließ meine Hand langsam los. Es war, als würde meine Handfläche, die seine berührt hatte, brennen.
'Freut mich.' Sagte er, immer noch nachdenklich.
Augenblicklich fragte ich mich, woran er wohl dachte. Ich wusste nicht, ob ich es bereuen würde, doch ich musste es wissen.
'Warum so nachdenklich?' fragte ich unsicher, mit einem gezwungenen Lächeln.
Ich hatte ihn wohl aus seinen Gedanken gerissen. Er sah mich verdutzt an.
'Äh. Ach, nichts weiter.' Er wedelte mit der Hand herum, das sollte wohl darstellen, dass er es nicht sagen wollte.
Etwas enttäuscht wandte ich meinen Blick von ihm ab, auch wenn es schwer war, ihn nicht anzusehen.
Für ein paar Sekunden schwiegen wir und ich wollte eigentlich schon wieder weitertrotten, da ich mir auf einmal so schäbig vorkam, doch dann fragte er plötzlich:
'Machst du hier Urlaub?'
Überrascht sah ich ihn an. Mit der Frage hatte ich nicht gerechnet. Was interessierte ihn das?'Äh, ja. Für 4 Wochen.'
Er nickte und wandte den Blick ab.
'Und du?' ich wollte das Gespräch am Laufen halten.
'Ja. Ich bin bis zum Ende der Sommerferien hier. Also auch noch 4 Wochen.'
Das beantwortete meine nächste Frage.
Nur Bayern hatte noch 4 Wochen Sommerferien. Die anderen Bundesländer wurden alle erst später von der Schule erlöst.
Ich lebte in Nordrhein-Westfahlen.
Allein schon aus dem Grund würde es nicht funktionieren.
Was dachte ich denn da? Wir kannten uns doch noch nicht mal! Und wahrscheinlich wäre es besser, wenn wir uns auch erst gar nicht kennenlernen.
Ich sah ihn so teilnahmslos wie möglich an und sagte:
'Ich muss gehen.'
Er hielt mich am Arm zurück. 'Warum?'
Ich war nicht im Stande, etwas zu sagen. Die Art, wie er mich jetzt ansah, raubte mir den Atem.
Er sah mich hoffnungsvoll an, doch ich brachte keinen Ton raus.
Auf einmal umspielte wieder ein Lächeln sein Gesicht.
'Soso. Interessanter Grund.'
Ich wollte mich zurückhalten, doch jetzt zuckte auch ich mit den Mundwinkeln.
'Wenn du willst' Sagte er plötzlich, wahrscheinlich aus einem Impuls heraus. 'also ich würde gerne mal etwas mit dir unternehmen. Dich … etwas kennenlernen.' Er sah jetzt wieder ganz ernst aus und daran erkannte man, dass es nicht gelogen war, was er sagte.
Scheiße.
Ich wusste, dass ich mich in ihn verlieben würde, wenn ich jetzt keinen Schlussstrich ziehe.Doch dieser Blick, diese Augen, dieser Mund, diese Art, einfach alles an ihm, überredete mich dazu, mich trotzdem mit ihm zu treffen.
'Was willst du denn unternehmen?' fragte ich zögerlich.
Er lächelte wieder und mein Puls verschnellte sich augenblicklich.
'Mal sehen. Komm einfach morgen so gegen 14 Uhr zum Kur-Platz. Weißt du wo der ist?'Aus einem Reflex heraus nickte ich.
'Okay, dann … bis morgen.' Ich musste hier weg, sonst würde ich wegkippen, da meine Knie so wackelig waren. Erst jetzt fiel mir auf, dass er noch immer meinen rechten Oberarm umfasse.
Er schien es auch erst jetzt zu bemerken, denn er ließ mich mit einem 'Äh, `tschuldige.' wieder los.
Ich lächelte ihn noch flüchtig an, bevor ich mir Mühe gab, möglichst würdevoll fortzugehen. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken und war froh, als ich um die Ecke ging und er mich nicht mehr sehen konnte.
Sofort entspannten sich meine, bis gerade noch angestrengten, Muskeln. Ich atmete geräuschvoll aus und stützte mich an der Wand ab, als mir plötzlich schwindelig wurde.Alles drehte sich. Ich schüttelte den Kopf und versuchte damit, ihn wieder klar zu kriegen.Auf einmal wurde mir klar, was gerade passiert war und ich seufzte lachend. Wenn das jetzt immer so geht, wenn ich ihm begegne, sollte ich mir ernsthaft Sorgen um meine Gesundheit machen.
Langsam und vorsichtig tastete ich mich weiter nach vorn. Ich wollte es nicht riskieren, noch einmal die Lebensmittel fallen zu lassen.
Während ich weiterging fiel mir ein, dass ich ja noch einen Amerikaner in der Brötchentüte hatte. Er war ein Geschenk des Himmels. Zucker hilft einfach gegen alles.
Beinahe schon gierig holte ich ihn heraus, biss hinein und nahm die Dinge langsam nicht mehr kreisend war.
Beruhigt lief ich zurück zum Hotel.







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