If You Disappoint Me - Teil 62

Autor: RaggioDiSol
veröffentlicht am: 31.12.2012


Als Megan Donahue am Hotel ankam, war es 16 Uhr (Dienstag).
Sie hatte am Morgen des Tages in ein Hotel außerhalb der Stadt eingecheckt und dort einen anderen Ausweis aus dem Päckchen vorgezeigt, als den, den sie für diese Mission benutzen sollte. Jerry hatte alles gründlich durchdacht und ihr Zimmer dort eingerichtet. Dort waren Waffen, technischer Krimskrams, sowie Stadtpläne oder Karten des Hotels platziert worden, damit sie die nötigen Sachen hatten. Hier sollten sie sich auch ab und zu treffen, damit sie sich austauschen konnten. Sie ging zur Rezeption und traf dort auf einen freundlichen Angestellten namens Tom Rogers.
"Guten Tag, ich habe einen Termin bei Mrs. Tallis..." sagte Megan. Sie hoffte, dass sie den Namen der Personalleiterin richtig ausgesprochen hatte. Laut Jerry war ein Bewerbungsgespräch nicht nötig, da er sie über eine sichere Verbindung eingeschleust hatte. Sie betete innerlich, dass dem so war.
Der Mann namens Tom, nahm den Telefonhörer und wählte eine dreistellige Nummer. Anschließend legte er auf und wandte sich ihr zu.
"Mrs. Tallis ist in wenigen Minuten hier. Sie können in der Lobby auf sie warten. Darf es sonst noch etwas sein?" fragte er lächelnd.
"Nein, danke. Ich bin dann dort hinten, sollte sie kommen." verabschiedete sie sich und nahm am Ende der gigantischen mit Gold und Marmor verzierten Eingangshalle Platz. Beim Hinsetzten ließ sie ihre Hand langsam an ihrem Oberschenkel entlang wandern und aktivierte das Mikrofon, damit Stanley und Milce mithören konnten. Gleichzeitig griff sie nach einer Strähne und streifte sie sich hinter das linke Ohr. Keiner der Anwesenden, weder die Gäste, die in der lauten Halle hin und her gingen, noch einer der Angestellten bemerkte, dass das die Bewegung war, mit der sie sich ein weiteres Minimikrofon ins Ohr steckte. Über dieses sollte sie sowohl mit Stanley und Milce, als auch mit den hier anwesenden Kollegen in Kontakt bleiben können. Die Frage war nur: Wer von ihren Kollegen hatte sein Mikrofon ebenfalls aktiviert? Während ein kurzes Piep in ihrem Kopf ertönte, griff sie gelangweilt nach einer Zeitschrift und tat so, als würde sie darin blättern. Ein weiteres Doppelpiep war das Signal dafür, dass sie "online" war, wie Milce immer gerne zu sagen pflegte.
"Schlafloses Manhatten an eifriges Zimmermädchen..." hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf.
"Schrei noch lauter...Dann hört man vielleicht dein Echo in der Halle!" murmelte sie und hielt die Zeitschrift höher.
Diesmal ertönte ein Lachen, dass ihren Schädel brummen ließ.
"Stan-, ich meine zynischer Zar, hör auf! Ich bekomme davon Kopfschmerzen!" fügte sie verärgert hinzu.
"Ist das der Name, den Jerry mir gibt? Zar?! " fragte Stan stattdessen verärgert, obwohl beide die Adjektive dazugedichtet hatten.
"Ja, aber rate mal, wie er dich hat vorher nennen wollen..." sagte sie neckend und blätterte in der Zeitschrift weiter.
"Wie?" hörte sie nun seine düster gewordene Stimme.
"Der Russe..." antwortete sie und verstummt amüsiert.
Sie hörte daraufhin nur noch eine Reihe abgehackter russicher Flüche, die von einem tiefen wütenden Brummen begleitet wurden.
"Themawechsel...Wie geht es so?" ertönte diesmal Milce´ Stimme, der nebenbei gemerkt den Decknamen "Prozessor" erhalten hatte. Wenn es nach Megan ging, hatte sich Jerry diese Namen nur zu seinem eigenen kindlichen Vergnügen ausgedacht.
"Sehr bescheiden...Ein gigantisches Hotel.Nur sehr vornehme Gäste..." berichtete sie.
"Wieso haben wir kein Bild?" meldete sich Stan wieder zu Wort.
~"Mit der Kette stimmt irgendwas nicht. Das Bild ist verschwommen. Ich hatte keine Zeit sie mir näher anzusehen. Heute müsst ihr ohne auskommen, bis ich auf Pete treffe."
+"Geht klar, ich sage Pete, was zu machen ist. Das müsste er mit den Sachen in deinem Hotel hinkriegen können."
Anschließend war im Hintergrund Stans lautes Gelächter zu hören.
~"Was ist jetzt schon wieder mit ihm los?" fragte sie neugierig und blätterte weiter.
+"Oh, er hat entdeckt, welchen Namen Jerry Amanda gegeben hat..." und noch bevor Stan den Namen aussprechen konnte, der selbst Megan hatte zum Lachen gebracht, sah sie aus dem Blickwinkel, wie sich jemand näherte und blickte auf.
Vor ihr stand eine Frau Ende 40. Wunderschne rosige Haut. Schlank und groß. Gekleidet in einen dunklen Anzug mit rotem Halstuche, sodass ihr blondes Haar noch heller wirkte. Sie lächelte förmlich.
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"Mrs. Gordon?" fragte sie. Ich nickte und erhob mich.
"Mein Name ist Lydia Tallis. Ich bin die Personalchefin." sagte sie und reichte mir eine Hand, die ich lächelnd entgegennahm.
"Freut mich sehr sie kennen zu lernen, Mrs. Tallis." antwortete ich ihr.
"Gehen wir am besten in mein Büro..." sagte sie und zeigte in einen Korridor, den ich vorher nicht bemerkt hatte.
Ich ging neben ihr her. Unsere Schritte hallten in der großen Halle , wurden aber von dem Echo unzähliger anderer Schritte übertönt.
"Wie Sie wissen, bestehen wir hier nicht auf ein Vorstellungsgespräch. Sollten wir mit ihrer Arbeit nicht zufrieden sein, werden sie wieder entlassen. Außerdem gibt es hier eine Etage, für die weiblichen Angestellten, die pendeln müssen. Wenn Sie wünschen, können sie dort untergebracht werden." sagte sie während wir den Korridor entlang gingen.
"Danke sehr, das weiß ich zu schätzen. Aber das Problem der Unterkunft habe ich nicht. Es sind vielmehr die Schichten, die mich etwas nervös machen. Wie sie wissen, habe ich einen Sohn und meine Mutter ist schon alt und kann nicht den ganzen Tag für ihn sorgen." entgegnete ich und versuchte überzeugend rüberzukommen.
"Das verstehe ich. HIer bei uns gibt es am Tag zwei Schichten. Die Morgenschicht von 03.00 Uhr bis 12 Uhr und die Abendschicht von 18 Uhr bis 03.00 Uhr. Sie können selbstverständlich einen Schichtwechsel einlegen. Dafür müssten Sie mir allerdings 48 Stunden vorher Bescheid geben, damit die Stelle rechtzeitig ausgefüllt werden kann." antwortete sie und öffnete die Tür in ihr Büro.
"Nehmen Sie, bitte Platz" sagte sie und verschwand im Nebenraum. Ich ergriff die Gelegenheit und streckte den Arm unter die Tischplatte und befestigte dort eines der kleinen Mikrofone. Rechtzeitig setzte ich mich aufrecht hin, als Mrs. Tallis Schritte ertönten und sie Sekunden darauf wieder auftauchte. Auf ihren Armen trug sie weißen Stoff und ein kleines Schild, die sie auf die Tischplatte legte.
"Sehen wir mal...Sie wollen die Abendschicht...Die ist dieser Woche leider schon besetzt. Wenn es für sie in Ordnung ginge, würde ich sie für nächste Woche eintragen..." sagte sie mit einem Blick in ihren Computer.
Ich nickte und versuchte etwas enttäuscht zu wirken.
"Verstanden. Vielleicht kann die Nachbarstochter wieder auf meinen Sohn aufpassen. Diese eine Woche werde ich schon jemanden finden können."
Sie nickte kalt und zog einen Stift aus ihrer Schublade.
Sie kritzelte etwas auf das Schild und reichte es mir.
Es war ein Brustschild für die Arbeitskleidung. Fein säuberlich hatte sie meinen Namen hingeschrieben. Sarah Gordon.
"Das hier ist die Dienstkleidung. Die Größe müsste Ihnen passen, wenn nicht fragen sie Martha aus der Wäscherei nach einer anderen Größe. Gehen Sie gleich ins Untergeschoss und lassen sich ihr Schließfach zeigen. Seien sie morgen pünktlich um 2.30 Uhr hier. Die Umkleiden sind im Untergeschoss. Auf jeder Etage finden sie einen Serviceraum. Hier ist ihr Dienstschlüssel. damit haben sie Zugang zu den Serviceräumen. Dort befinden sich zudem die Wächewägen und frische Handtücher. Schließen sie immer richtig ab und achten auf das "BITTE NICHT STÖREN" Schild vor den Zimmertüren. Im Haus herrscht für das ganze Personal Handyverbot. Für Notfälle geben sie das Personaltelefon an. Dort sind sie dann während der Dienstzeit erreichbar. Sollten sie diese Regel oder eine sonstige brechen, werden sie ohne Weiteres entlassen." sagte sie in einem schnellen Tempo und verstummt anschließend um meine Reaktion abzuwarten. Ich kannte schließlich alles was sie mir runtergerasselt hatte auswendig und nickte unbeeindruckt.
"Haben Sie sonst noch fragen?" fragte sie mich mit einem durchbohrenden Blick.
"Nein..." antwortete ich schüchtern und sah auf das Namensschild in meiner Hand.
"Bei Fragen oder Problemen wenden Sie sich zuerst an meinen Assistenten Fred Dennings und dann im Notfall erst an mich. Seien sie morgen pünktlich..." sagte sie noch und führte mich anschließend aus dem Raum und drückte mir vorher Uniform und Schlüssel in die Hand. Dann verschwand Sie um die Ecke.
Als sie aus dem Sichtfeld war, biss ich mir auf die Unterlippe. Irgendwie konnte ich mich doch nicht beherrschen und ein "Blöde Zicke" entfuhr mir. Ich war pathologische Assitentin und zwar die beste, die man nur haben konnte und sollte jetzt Zimmermädchen spielen.
Am Fahrstuhl angekommen drückte ich auf den Knopf und wartete ungeduldig.
"Was war das denn für eine?" fragte mich Milce plötzlich, den ich vollkommen vergessen hatte.
Ich drehte mich von der mit mir auf den Fahrstuhl wartenden Menge weg und flüsterte "Keine Ahnung, aber eins weiß ich sicherlich, die hat einen Besenstiel verschluckt und der sitzt ganz schön fest...". Wieder ertönte Stans Lachen im Hintergrund, als ich in den Fahrstuhl stieg, um in das Untergeschoss zu wandern und dort die Sachen in einen Spind sperren zu können.
"Das war erst der Anfang..." sagte Stan neckend und ich stimmte ihm mit einem "Ich würde am liebsten davonlaufen." zu.
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Nachdem Megan in dem dunkeln grauen Gängen des Untergeschosses ihren Spind gefunden und die Sachen dort verstaut hatte, traf sie eine kleine rundliche Frau mit roten Locken, deren Name Martha war und die ihr viel symphatischer war, als die stocksteife Tallis. Nach einem unterhaltsamen Smalltalk mit ihr, dem sie entnahm, dass Martha schon seid 10 Jahren in diesem Hotel arbeitete, stieg sie in Fahrstuhl und fuhr wieder zu Lobby hinauf.
Sie wollte gerade das Hotel verlassen, als ihr der große schlanke Rezeptionist hinter der Theke auffiel. Dieser hatte sie auch bemerkt und nickte ihr kaum merklich zu. Sie grüßte ihn ebenfalls mit einem unauffälligen Nicken und verließ das Hotel. Draußen hielt sie ein Taxi an und stieg hinein.
"Zum Holiday INN ,bitte" wies sie den Fahrer an und kuschelte sich in den Sitz, da sie wusste, dass sie eine viertelstündige Autofahrt erwartete.
"Zimmermädchen, wohin?" ertönte Peter´s Stimme in ihrem Kopf. Sie zuckte augenblicklich zusammen, da sie zuerst annahm, der Fahrer hätte sie mit ihrem Decknamen angesprochen. Dieser saß allerdings hinter einer kugelschicheren Scheibe, sodass er ihr Flüstern kaum verstehen würde. Also zog sie ihr Handy aus der Tasche und hielt es sich an das linke Ohr, ohne dabei irgendwen angerufen zu haben. Sie wollte vermeiden, dass der Fahrer sie im Frontspiegel beobachtete und sich das Gesicht der selbstgesprächeführenden Frau merkte, da sie ihm verdächtig erschien. Erst als der Fahrer sie kurz im SPiegel ansah und sie sich vergewissert hatte, dass er gesehen hatte, dass sie angeblich telefonierte, antwortete sie.
"Ich fahre gerade nach Hause." sagte sie und wusste, dass Pete wusste, was damit gemeint war. "Das Bewerbungsgespräch verlief großartig."
*"Ich bin auch erst vor zwei Stunden angekommen. Die haben mich sofort hinter die Theke gestellt, weil jemand aussetzen musste. Ich hatte jedoch keine Gelegenheit mich eurem Gespräch beizugesellen, da hier permanent jemand rumläuft und mich anspricht." entgegnete Pete.
Im Hintergrund ertönte die Stimme von Stan und Milce, die beide Anstalten machten Pete etwas zu fragen und sich gegenseitig ins WOrt fielen und anfingen zu streiten.
*"Naja, vergiss deine Kette nicht. Ich soll sie reparieren, habe ich gehört.Meine Kamera funktioniert einwandfrei." sagte Pete nebenbei.
"Ja, irgendwie überträgt sie nicht richtig. Wenn du morgen abend Zeit hast, kannst du ja vorbeikommen. WAS ist deine Kamera, überhaupt? " entgegnete ich.
*"Es ist ein Ring. Eignet sich gut, um das Gästebuch aufzunehmen..."






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