If You Disappoint Me - Teil 49

Autor: RaggioDiSol
veröffentlicht am: 30.05.2010


Am Ende der Sitzung hatten wir ungefähr 10 Akten von ungelösten oder weitergegebenen Fällen. Darunter zwei Serienmörder, ein Ehrenmord, 4 Einbrüche (gleiche Zeit, gleiche Straße, und immer eine zurückgelassene schwarze Feder), 2 Banküberfälle und letzendlich die Akte von Juan Carlos Sergei Arnau, kurz gesagt von Carlos.
Wir studierten stundenlang seine Akte und wurden mit den verschiedensten Informationen bombardiert. Jack sah nach einiger Zeit ermüdet auf.
„Hört euch das an : Juan Carlos besitzt 4 Casinos in Las Vegas, 3 in Chicago und weitere 4 in New York . Und das sind nur die in den Großstädten. Das Sunrise Casino scheint sein Hauptsitz zu sein. Neben den Casinos betreibt er außerdem eine Restaurantkette namens DARLINGS. Er ist Mitbegründer der Hotelgesellschaft Costa del Sol in Miami. Er hat zwei Krankenhäuser und ein Altenheim errichten lassen und feiert am 16. Juli den Geburtstag seiner verstorbenen Frau und das in Miami.“
„Wow...was für ein Schweinesohn. Der schwimmt wohl in Geld..“ pflichtete Stanley bei.
„Ein Schwerverbrecher, der in der ganzen Öffentlichkeit vergöttert wird und außerdem so großzügig ist und seine Mitmenschen bedenkt. Da stinkt irgendwas gewaltig.“ murmelte Jack.
„Hier...Ich hab hier was gefunden. Vor 12 Jahren wurde ein Detective in seinem Casino getötet. Er schien verdeckt ermittelt zu haben. Einer von Carlos´ Männern gab sich geschlagen und entschuldigte sich, da er ihn für einen Räuber gehalten habe... Das ist aber sehr schlecht gelogen....“ sagte Peter.
„Gibt es irgendetwas aktuelles?“ fragte Catherine.
Ich meldete mich zu Wort.
„Hier ist ein Zeitungsartikel von der New York Times. Detective Cooper hat ihn aufbewahrt.
Er stammt vom 14. Januar und das vor zwei Jahren. Gillian O´Sullivan schreibt :
Gestern wurden strenge Ermittlungen im Captain Shiffard Casino in New York unternommen, da das FBI eine geheime Information über ein verstecktes Drogenlager unter dem Laden erhalten hatte. Zu Gunsten des berühmten Sergei stellte sich heraus, dass es sich um eine Fehlermeldung handelte. Die Leiter der Einsatzkräfte entschuldigten sich bei Sergei und zogen ihre Truppen am selben Abend zurück.....Und hier lautet es, dass Carlos 3 Tage nach diesem peinlichen Vorfall nach Tokio geflogen sei um sich eine „Pause“ zu gönnen....“
„ Ich bekomme Kopfschmerzen davon....Hat der Mann nichts anderes zu tun?“ fragte Milce.
„Ein ist klar....das Geld in dem der Typ schwimmt ist nicht gerade das selbstverdiente Geld...“ sagte Jack noch bevor er uns wieder ablöste.
In der folgenden Stunde beschäftigten wir Frauen uns am Schießstand der endlich eingerichtet worden war, während Milce und Stanley die Satellitensender begutachteten. Jack und Pete dagegen beschäftigten sich stumm mit den Akten.
Nachdem jeder fertig war, zogen wir uns um und fuhren endlich nach Hause.
Nach einer warmen Dusche zog ich mir etwas bequemes an und ging in die Küche um mir einen heißen Kaffee zu gönnen. Hillary hatte den Flug heute morgen genommen um ihre Angelegenheiten zu klären. In zwei Wochen würde sie wieder hier sein. Jerry wollte später noch vorbeischauen und Megan war sofort nach der Dusche wieder in Schale gesprungen um sich mit Sam zu treffen.
Nun saß ich allein da. Gönnte mir einen Kaffee und sah fern. Meine Gedanken wanderten von Carlos zu Jack von Jack zu Hillary und dann zu Josh. Ich hatte nichts mehr von ihm gehört, was mich beruhigte. Dann fielen mir Maddy und Daniel ein, die ich das letzte Mal bei der Geburt von Emily gesehen hatte. Ich schuldete ihnen noch einen Besuch. Ich wusste Daniel würde bestimmt sehr sauer sein. Und Maddy erst. Dann verschob ich die Gedanken und stand auf um mir ein Buch aus meinem Zimmer zu holen. Ich ging die Treppen hinauf und verschwand in meinem Zimmer. Während ich in meinem Zimmer wühlte , hörte ich wie jemand den Schlüssel ins Schloss steckte und die Tür öffnete. Zuerst dachte ich an Megan, aber so früh würde sie nicht zurück sein. Dann hörte ich drei verschiedene Männerstimmen. Eine lachend, und die beiden anderen etwas ernster. Ich erkannte Jerrys Stimme. Dann war da die von Mr. Benett und die von Jacks Vater Harry.
„Du darfst dir nicht so viel Gedanken machen, Robert. Nimms auf die leichte Schulter.“ hörte ich Harry Daymond sagen.
Die Antwort kam von Robert Benett.
„Kann sein, aber ich habe große Angst. Das ist das schrecklichste was mir wiederfahren ist. Ich glaube ich habe keine Kraft mehr.“ antwortete Catherines Vater.
„Robert...DU kannst nicht von ihr erwarten, dass sie dir um den Hals fällt, aber hassen wird sie dich nicht. Ich meine lass es einfach auf dich zukommen. Früher oder später muss sie es erfahren.“ sagte Jerry. „Will jemand Kaffe?“ .
„Ja, bitte.“ antwortete Harry. „Hör mal, Robert. Manchmal geschehen Dinge, die man nicht vermeiden kann. Sie kann es dir nicht übel nehmen. Du warst dazu gezwungen. Das ist alles.“
Ich verließ mein Zimmer kam am Treppenabsatz an und blieb stehen. Ich lächelte und lauschte noch etwas. Die drei konnten mich nicht sehen, da sie mit dem Rücken zum Treppenabsatz saßen. Ich setzte mich auf die oberste Stufe und lauschte.
„Harry hat Recht. Du bist auch nur ein Mensch. Sie wird Verständnis zeigen.“ sagte Jerry.
Ich spürte ,dass es um Roberts Tochter ging. Meine Gedanken wanderten, während meine Ohren auf Aufnahme standen.
„Du kannst nicht einfach reinplatzen und sagen , Schatz es tut mir Leid.“, aber du kannst dich auch nicht verstecken....“ sagte Jerry.
Ich stand auf und wollte sie soeben grüßen, als Harry das Wort ergriff.
„ Stimmt. Sie ist stark, aber so stark nun auch nicht. Amanda ist ein bezauberndes Mädchen. Lass ihr Zeit. Sie ist deine Tochter und das wird sich niemals ändern...“
Mein Hals fühlte sich aufeinmal so trocken an. Es war als ob ich Metallspäne
geschluckt hätte. Ich spürte den Kloß in meinem Hals. Eine kalte Welle überfuhr meinen ganzen Körper und brachte mein Blut zu erstarrren. Ich war eingefroren. Meine Ohren vernahmen ein hämmerndes rhythmisches Geräusch, das aus meinem eigenen Kopf zu kommen schien. Ich spürte nicht, wie sehr ich das Gelände mit der Hand gekrallt hatte.
„....alles wird wieder gut...“ hörte ich Jerry noch sagen, als wieder jemand einen Schlüssel ins Schloss steckte und die Tür öffnete. Megan, Sam und Jack kamen herein.
„ Guten Abend....“ grüßte Megan während sie ins Haus trat. Jerry und Harrys Vater antworteten auf ihren Grußen, als Megan mich erblickte und „Was ist los mit dir ?“ fragte.
Jack und Sam sahen zu mir auf. Jerry, Robert und Harry erblickten mich ebenfalls und erstarrten, so wie ich es getan hatte.
„Amanda....seit wann....“ setzte Jerry an.
Ich schnitt ihm das Wort ab.
„Lange genug...“ antwortete ich und spürte wie ich den Schritt in die Tiefe machte. Alles verschwamm vor meinen Augen und eine schwarze Dunkelheit umgab mich.
Ich fühlte mich wie ein Vogel, dessen Flügel gebrochen war. Ich falle in die Tiefe...Falle und Falle....aber lande einfach nicht. Dieses Gefühle der tiefen Leere....Jetzt wurde mir alles klar....Das letzte was ich schmeckte war Hass, bevor mich die Bewusstlosigkeit einholte.....

Ich spürte etwas feuchtes an meinem Gesicht. Im nächsten Moment hörte ich verschiedene Stimmen. Ich spürte einen stechenden Schmerz in meinem Kopf. Langsam öffnete ich meine Augen.
Ich lag auf der Couch. Über mir waren sechs verschiedene Gesichter zu sehen. Ich schloss die Augen nochmal und rieb mir die rechte Schläfe.
„Alles in Ordnung?“ fragte Megan. Ich öffnete die Augen wieder. Ich antwortete nicht. Stattdessen sah ich in die Leere und setzte mich aufrecht hin.
Ich fühlte mich so taub. Meine Wangen glühten und in meinem Kopf drehte sich alles wie ein Zwirbel.
Ein eigenartiges Gefühl machte sich in mir breit. Eine Mischung aus Wut, Hass, Verachtung und Enttäuschung.
Robert Benett hatte mich die ganze Zeit über an der Nase herumgeführt. Man hatte mich in allen meinen Vorstellungen verraten. Ich fühlte mich voller Mitleid.
Ich spürte einen heißen Tropfen auf meinem Oberschenkel. Als ich blinzelte erkannte ich, dass es eine Träne war und dann kamen auch schon die nächsten. Ich konnte nicht klar denken. Irgendwo in meinem Kopf schwirrten Bilder von Mum, dann sah ich plötzlich Catherine und mich selber als Kind....Ich biss die Zähne zusammen und ballte die Händen zu fäusten.
„Amanda?“ flüsterte Jerry. Ich sah auf wütend auf, dann schweifte mein Blick rüber zu Robert.
Ich stand automatisch auf und ging um die Couch. Alle sahen mir nach. Ich ging zur Haustür und öffnete sie energisch. Die Hand am Türknauf atmete ich tief ein.
„Raus...“ sagte ich und sah ungeduldig auf den Boden herab.
„Amanda...bitte...“ sagte Jerry. Ich sah ihn wütend an und fauchte „Raus....Raus aus meinem Haus!“.
Jerry gab erst nach, dann erschien ein verärgerter Ausdruck auf seinem Gesicht.
„Beruhige dich erst mal...reagiere nicht so schnell....Du könntest etwas sagen, was du nicht wirklich so meinst....“ setzte er an.
Ich kam etwas näher mit geneigtem Kopf, als ob ich akustisch nicht verstanden hätte, was er soeben gesagt hatte.
„Wie bitte?....Ich reagiere zu schnell?“ sagte ich und meine Stimme brach ab.
Ich biss mir auf die Unterlippe und blinzelte als meine Augen sich erneut mit Tränen füllten.
„ Du hast Glück...Du kannst dir nicht mal ansatzweise vorstellen, was ich für eine Reaktion geplant hatte, wenn dieser Tag je kommen sollte. Ich meine alles so wie ich es sage....Ich habe keinen Vater....“ sagte ich mit ernster Stimme.
Dann sah ich wieder zu ihnen und blinzelte die Tränen weg, wobei die Tränen am Rande meiner Augen hinunterkullerten.
„Und jetzt raus hier....Auf der Stelle....!“
Jerry´s Gesicht spannte sich an.
„Amanda...“ setzte er nochmal an. Ich spürte wie etwas in meinem Kopf riss.
„Raus hier! Auf der Stelle.....“ sagte ich verzweifelt. Und sah von Jerry zu Robert.
„Ich habe ihn sooft gebraucht...aber er war kein einziges Mal da....Meine Mutter wäre nie gestorben wenn er nicht gegangen wäre....“ rief ich, wobei ich letzteres aus meiner Seele schrie. Er zuckte plötzlich zusammen und sah zu Boden.
Fünf Sekunden lang war alles still. Kein einziger Mucks zu hören. Meine Kraft gab nach und verwandelte sich in Müdigkeit. Ich fing an zu schluchzen und spürte die Tränen wie Wasserfontänen aus meinen Augen fließen.
„Verschwindet.....Alle !“ rief ich zitternd.
Robert ging um die Couch und dann an mir vorbei und lief in die dunkle Nacht hinaus, ohne einmal zurückzuschauen.
Harry Daymond klopfte Jack einmal auf die Schulter und verließ das Haus ebenfalls.
„Amanda....Das ist nicht das richtige....Hör mir doch bitte zu...“ sagte Jerry ruhig.
„Nein Jerry. All der Hass, all die Schmerzen, all die Wut über die Jahre hinaus sollen jetzt auf einmal falsch sein ? Nur eine Einbildung?“ fragte ich ihn mit stockender Stimme. Ich schüttelte den Kopf hysterisch zu einem Nein.
„Niemals...Denk bloß nicht daran...weder du noch er....Lass mich in Ruhe Jerry...Versuch mir bloß nichts einzureden. Ich will das ihr geht...alle...“ sagte ich wimmernd.
Jerry nickte kaum merklich und trat hinaus.
Megan kam langsam zögernd zu mir. „Amanda?“ fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein....Verschwindet...“ sagte ich.
„Amanda....bitte.“ sagte sie. Als ich ihr ins Gesicht sah, erkannte ich ihre gläsernen Augen, die eben soviel Trauer verbirgten wie mein Herz.
„Ich gehe nirgendwo hin....Wir sind Schwestern und ich lass edich nicht allein.“ sagte sie flüsternd und öffnete ihre Arme.
Ich fiel ihr mit einem lauten Schluchzen in die Arme und ließ meinen Tränen freien lauf. Ich spürte wie sie Sam und Jack zunickte. Die Tür fiel langsam ins Schloss und Megan und setzten uns langsam auf den Boden, weil ich keine Kraft mehr hatte.
Ich weiß nicht wie lange ich weinte. Ich weiß nur, dass ich mit offenen Augen geschlafen habe. In meinem Kopf schwirrten alle möglichen Gedanken.
Ich kam mir so hintergangen vor. All die Monate hatte man mich hintergangen. Wer wusste alles davon? Ich wusste, dass Jerry davon wusste. Es wäre unmöglich gewesen wenn er ihn nicht erkannt hätte. Und was ist mit Hillary? Wusste sie es auch ....mein Instinkt plädierte für JA. Jacks Vater wusste wohl auch davon. Und ICH? Mich hat man im dunklen stehen lassen. Waren alle so blind ? Haben sie denn nicht all den Schmerz gespürt den er uns zugefügt hatte. Mein Hass wurde größer als er je schon war. Wegen ihm ist meine Mum gestorben sagte ich mir. Nur wegen ihm...Es ist alles seine Schuld. Er kann nicht behaupten , dass er keine Wahl gehabt hatte. Man hat immer eine Wahl.
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Am nächsten Tag stand ich um kurz vor sieben Uhr auf. Ich wollte einfach wach sein und ein Auge auf sie haben. Wer weiß zu was man fähig sein kann. Nachdem ich geduscht hatte öffnete ich meinen Schrank und zog mich um. Ich wollte soeben in die Küche gehen, als ich vor Amandas Zimmertür stehen blieb. Ich lauschte. Kein einziger Mucks. Ich wollte einfach nachsehen, ob es ihr gut ging. Ich legte meine Hand auf den Türknauf und drehte ihn langsam nach rechts. Die Tür gab geräuschlos nach, aber was ich sah oder vielmehr nicht sah machte mir sorgen. Amandas Zimmer war leer. Ihr Bett frisch gemacht, aber ihr Zimmer war leer und die Badezimmertür stand ebenfalls offen, aber ich bezweifelte, dass sie etwas im Dunkeln im Spiegel erblicken konnte. Seufzend schloss ich die Tür wieder und ging in die Küche. Ich hoffte, dass sie nur einen Spaziergang machen gegangen war.
Ich war in meine Gedanken vertieft, als ich in die Küche ging. Ich wusste was sie alles durchgemacht hatte und ich verstand auch weshalb sie ihn so hasste. Ich wünschte mir innig, dass sie sich nicht verlieren würde. Ich kannte meine Freundin. Ich wusste wie sie tickte und spätestens beim nächsten Treff würde sie ausrasten. Das bereitet mir manchmal eine Heidenangst. Amandas Hass war größer als ihre Liebe zu ihrem Vater. Ich wusste nicht zu wem ich stehen sollte, aber ich hoffte, dass ihr Hass sie nicht verwüsten würde.
Ich war kurz vor 4 Uhr aufgestanden und hatte mir meine Jacke angezogen. Ich trug darunter immer noch mein weißes Top und die graue Jogginghose. Mir war eiskalt und meine Haare flogen wild umher. Ich stand da. Ganz allein an der East River Promenade. Ich fühlte mich so verloren und so leer. Ich stand stundenlang an der Promenade und merkte nicht wie die Zeit im Flug verging. Ich war mit meinen Gedanken so vertieft, dass ich nicht merkte, wie ich mein Zeitgefühl verlor. Ich bereue es...hätte ich eine zweite Chance würde ich zu gerne in den Moment Hals über Kopf ins Wasser springen, dann wäre all das was noch bevorstand nicht geschehen müssen.




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