Solange du da bist...

Autor: beautiful_baby
veröffentlicht am: 20.03.2009




Das Haus war wirklich riesig. Es hätten mindestens 10 Personen darin leben können, ohne sich zu stören. Für drei (mit mir waren es jetzt vier) Personen war es auf jeden Fall viel zu groß. Enrico zeigte mir alle Zimmer und sie waren alle wirklich sehr schön. Hell und natürlich groß. Dann kamen wir zu meinem Zimmer.
'Wir wussten nicht genau, was dir gefällt, aber ich denke es passt zu dir', sagte er und öffnete die Tür.
'Wow!', war das Erste, was ich sagte. Das Zimmer war echt wunderschön. Alles war in weiß und rosa gehalten und in der Mitte stand ein riesiges weißes Himmelbett.
'Gefällt es dir?', fragte Enrico.
'Ja, es ist toll.'
'Das freut mich. Lass uns jetzt runter gehen. Papa und Manuela kommen sicher gleich.'
'Ja okay.'
Wir gingen die Treppe runter und ich setzte mich an den großen Tresen in der Küche. 'Willst du was trinken?', bot Enrico mir an. 'Ja, gerne.' Er ging an den prall gefüllten Kühlschrank und holte eine Flasche Orangensaft raus. Dann ging er an einen der Hängeschränke und holte zwei Gläser raus. Er goss sie beide voll und stellte mir eins hin. Ich bedankte mich und nahm einen großen Schluck aus dem Glas.
'Und wie gefällt dir Deutschland bis jetzt?'
'Also, dass was ich bisher gesehen habe, gefällt mir wirklich sehr gut!'
Personen eingeschlossen...
'Na dann ist ja gut.'
'Und was meinst du? Wie lange darf ich diesmal bleiben, bis er mich wegschickt?' Ich wusste nicht wieso, aber ich musste meinen Frust, über meinen Vater irgendwo raus lassen, obwohl das normalerweise überhaupt nicht meine Art war. Die Gefühle, die ich hatte, behielt ich meistens für mich.
'Vanessa, sieh doch nicht alles immer so negativ. Du solltest dich eigentlich freuen hier zu sein.'
'Welch eine Ehre...'
'Niemand hat dich gezwungen hierher zu kommen.'
'Gott...', ich seufzte, 'was erwartest du von mir? Dass ich nach 17 Jahren wieder zurück komme und wir machen alle einen auf Happy Family?'
'Das verlangt auch keiner von dir!'
'Noch nicht! Weißt du, ich bin hierher gekommen, weil ich froh darüber war, dass er mich sehen will. Und weil ich antworten will.'
'Antworten worauf?', fragte er.
'Auf die Millionen von fragen, die ich habe.'
'Zum Beispiel?'
Ich überlegte kurz. Ich wollte nicht sofort mit allem raus rücken, außerdem hoffte ich , dass ich irgendwann allein mit meinem Vater sprechen könnte.
'Zum Beispiel... Wieso hat er mich weggeschickt und dich nicht? Wieso hat er sich kaum gemeldet? Wieso hat er mich nicht besucht und wieso durfte ich euch nicht besuchen? Warum sollte ich ausgerechnet jetzt zurück kommen? Und vor allem, will ich wissen was mit Mama ist.'
'Was soll mit ihr sein?'
'Ich will wissen, wo sie ist, warum sie gegangen ist, ob sie sich mal gemeldet hat. Man Enrico, weißt du denn wirklich gar nichts darüber?'
'Ich weiß auch nicht mehr als du. Tut mir Leid.
'Gut, dann warte ich halt auf Papa.'
'Was denkst du? Das hier gleich das'Frage und Antwort Spiel' gespielt wird?'
'Wieso nicht?'
'Kleines, du bist so naiv! Dir ist klar, dass Manuela dabei ist?'
'Äh...ja. Das hattest du bereits erwähnt, aber dass hindert mich doch nicht daran, mit meinem Vater zu sprechen, oder?'
'Naja.... also...Sie war nicht besonders begeistert davon, dass du herkommst. Sie sagt, du würdest so viele Probleme machen und dass würde die Familie zerstören oder so.' er sah mich etwas entschuldigend an.
'Die Familie ist schön längst zerstört!' Ich sagte es leise, so als wäre es nur für mich bestimmt.
'Deine vielleicht, aber ihre nicht. Sie hat Angst, dass du ihr'den Rang' ablaufen könntest, verstehst du? Sie war immer die Nummer 1 und dann auf einmal kommst du.'
'Das verstehe ich nicht. Dich hat sie doch auch akzeptiert.'
'Ja, aber auch das hat lange gedauert und was hätte sie machen sollen? Ich war nun mal da und...' Er stockte.
'Und ich nicht', beendete ich seinen Satz, 'aber weißt du, dass ich will auch gar nicht. Ich bin schließlich nicht wegen ihr hier.'
'Vanessa, bitte, leg dich nicht mit ihr an. Wenn sie will, kann sie dir das Leben zur Hölle machen.' Das schockte mich gar nicht,
'Ich habe keine Angst vor ihr. Außerdem kann ich ein Biest sein wenn ich will!', ich grinste.'Vanessa, bitte. Pass auf mit...', fing er an, aber das klingeln des Telefons unterbrach ihn.Er ging zu dem Telefon, dass an der Küchenwand hing und nahm ab. Komisch . Ein Telefon , dass noch an der Wand hing. Sowas altmodisches, passte gar nicht in diese Haus.'Ach komm schon, Papa. Das wird ja wohl möglich sein. Sie ist...Ja okay. Bis später.'Ich konnte mir schon denken, was er sagen wollte.
'Das war Papa. Er hat ein wichtiges Meeting und kann nicht weg. Er wird wahrscheinlich etwas später kommen.'
Na, dass war ja klar.
'Okay. Dann lass und irgendwas machen.'
'Was denn?'
'Keine Ahnung. Zeig mir die Stadt oder so.'
'Okay.'
'Aber lass mich vorher duschen gehen. Der Flug und so...'
'Ja, klar. Lass dir Zeit.'
'Ich brauch nicht lange.'
Schnell ging ich die Treppen hoch und sprang unter die Dusche, die übrigens in meinem eigenem Bad war, dass an mein Zimmer grenzte. Oh mein Gott ein Bad nur für mich.Danach zog ich mich schnell an. Nichts besonderes. Nur eine graue Röhrenjeans, ein schwarzes Top und schwarze Lack-Pumps. Danach legte ich nur ein bisschen Make-up auf und kämmte kurz durch meine langen Haare. Ich hatte keine Lust sie zu glätten, was ich normalerweise immer tat, denn ich mag meine Locken überhaupt nicht. Viele Leute haben mir schon gesagt, dass es gut aussah, aber ich mochte sie einfach nicht. Meine Haare verrieten, dass ich nicht NUR Afro-Amerikanerin war, sondern auch zum Teil Latina. Ich nahm meine Tasche und machte mich auf den Weg nach unten.
'Können wir?'
Enrico saß auf dem Sofa und starrte in den Fernseher.
'Ja klar.' Er schaltete den Fernseher aus und stand auf. 'Du warst wirklich schnell.', stellte er fest.
'Übung.'
Grinsend ging ich Richtung Tür und Enrico kam mir hinterher.
Als wir draußen waren brannte die Hitze in meinem Gesicht.
'Puh, das ist ja voll heiß hier...', stellte ich fest.
'Ist dir das gerade noch nicht aufgefallen?', fragte er erstaunt.
Doch schon, aber da war mir wegen etwas, oder besser gesagt, jemand anderes ganz heiß geworden.
'Äh nee... wahrscheinlich nicht', antwortete ich.
Enrico ging in Richtung Auto.
'Wir fahren erst bis in die Stadt, dann stellen wir das Auto ab und laufen, okay?', fragte er, saß aber schon im Auto.
'Ja, ist okay', sagte ich und setzte mich auch in das Auto.
Die ganze Fahrt über, war es sehr ruhig. Wir redeten kaum und ich dachte viel nach. Hauptsächlich über Jermaine. Ich hatte keine Ahnung, wieso ich gerade so heftig auf ihn reagiert habe. Es war ein Gefühl, dass ich überhaupt nicht einordnen konnte und das gefiel mir einfach nicht. Ich wusste immer was ich fühlte, das lag wahrscheinlich daran, dass ich nicht sonderlich viel fühlte, aber ich weiß halt einfach immer, was mit mir los ist. Mein Leben ist schon seit ich denken kann, total strukturiert und bisher hat mich auch nichts aus der bahn geworfen, oder so sehr aus der Fassung gebracht, aber diesmal war es etwas ganz anderes.Ich versuchte, das Gefühl und die Gedanken an Jermaine zu ignorieren, aber es gelang mir einfach nicht. Immer wieder sah ich sein wunderschönes Gesicht vor mir und hörte seine verführerische Stimme. Es war einfach zu schön um es zu verdrängen.
'Wir sind da.'
Wir stiegen aus und gemeinsam gingen wir einmal durch die ganze Innenstadt. Berlin war wirklich schön. Enrico zeigte mir alles und es wurde ein richtig lustiger Nachmittag. Allerdings taten mir meine Füße auch schon ein bisschen weh und ich hatte höllischen Durst.'Sollen wir vielleicht was trinken gehen, oder so?', fragte ich.
'Ja, klar. Da kann ich dir auch gleich die nächste Sehenswürdigkeit zeigen.'
'Okay.'
Wir gingen noch ungefähr fünf Minuten und standen dann vor einer Bar. Sie hieß'Black' und sah von außen schon sehr schön aus.
'Sehenswürdigkeit?', fragte ich verwirrt.
'Naja nicht ganz. Aber das ist eine der angesagtesten Bars in Berlin. Sie gehört Jermaine's Vater. Ich denke Jermaine müsste jetzt auch da sein. Er arbeitet manchmal dort.'
Als ich seinen Namen hörte, fing mein Herz, wie verrückt an zu klopfen. Ich würde ihn also gleich sehen.
'Gehen wir rein?'
'Äh... ja. Natürlich.'
Mit langsamen Schritten und auf zittrigen Beinen ging ich ich auf die Tür zu.

Fortsetzung folgt... falls erwünscht.







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