Perle Münze Muschel

Autor: little miss sunshine.
veröffentlicht am: 13.03.2009




Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als ein aus Lederfetzen zusammengeflicktes Etwas sie am Kopf traf.
'Au! Was war das denn?'
'Das sieht aus wie ein...'
'Na los jetzt sag. Was ist das?'
'Es sieht aus wie eine kleine Tasche oder ein kleiner Beutel.'
Verwirrt sahen beide in den Himmel. Nichts war zu sehen.
'Janica ich habe Angst. Was war das? Was hat uns diesen Beutel heruntergeworfen? Lass und schnell nach Hause gehen. Ich fürchte mich. Was, wenn das ein Geist war?'
'Lilli, jetzt hab keine Angst. Vielleicht hatte ein Vogel den Beutel ums Bein gebunden und er hat ihn verloren. Aber du hast recht. Wir sollten uns wirklich beeilen. Es ist schon fast dunkel und Großmutter wird sich schon Sorgen um uns machen.'
Schnell rannten sie nach Hause.
'Sehen wir uns Morgen?'
'Ja sicher. Ich wollte mit Fjalla ausreiten. Hast du Lust mit zu kommen?'
'Oh ja! Das haben wir wirklich schon lange nicht mehr gemacht. Ich komme auf jedem Fall mit. Also dann. Schlaf gut und träum schön.'
'Ja, ich wünsche dir auch eine Gute Nacht. Bis morgen dann.'

Voller Vorfreude auf den nächsten Tag ging Janica schlafen.

In der Nacht wurde sie wie so oft von schrecklichen Albträumen geplagt. Immer und immer wieder derselbe Traum. Sie erlebte ihren 10. Geburtstag und sah mit an, wie ihre Eltern starben.
Dann war sie auf einmal komplett woanders. Auf einer kleinen sonnigen Wiese mit vielen Blumen graste Fjalla neben ihr. Der seichte Wind strich ihr durch die Haare und über ihr Gesicht und sie roch den Frühling.
Plötzlich flog ein großer Vogel über ihnen. Ein lederner Beutel fiel vor ihr ins Gras. Schreiend zog der Vogel Kreise über ihr und Fjalla. Janica hob den Beutel auf und wollte ihn gerade öffnen, als Fjalla unruhig wurde.
'Fjalla? Was hast du? Ist hier irgendwo ein Tier?'
Ihr Pferd scharrte nervös mit dem Huf. Janica sah zum Himmel und sah nun, dass sich dicke schwarze Wolken gebildet hatten. Schnell sprang sie auf und stieg auf Fjallas Rücken und trieb sie an. Den kleinen Lederbeutel hatte sie in ihrer Eile im Gras liegen lassen. Aber sie wollte auch eigentlich nicht genauer wissen, was sich darin befand. Es machte ihr Angst. Ein Vogel der Lederbeutel vom Himmel warf...was konnte das bedeuten?
Sie ritt immer weiter und immer weiter. Aber wohin eigentlich? Sie hatte überhaupt keine Orientierung mehr. Wo hatte Fjalla sie hingebracht?
Regen prasselte ihr ins Gesicht und ihre langen nassen Haare klebten an ihrem Rücken, als sie vom Pferd stieg. Sie sah sich um und bekam Angst. Sie war mitten in einer großen Schlucht. Rings um sie ragten spitze graue Felsbrocken aus den schroffen Wänden.

'Fjalla? Wo hast du mich hingebracht? Wo sind wir denn hier bloß? Ach Fjalla...ich hab solche Angst...wie sollen wir denn nur wieder nach Hause finden? Ich bin so froh, dass ich dich bei mir habe.
Oh Fjalla, sieh mal dahinten ist ein Felsvorsprung...komm schnell wir stellen uns dort unter. Dann haben wir zumindest ein bisschen Schutz vor dem Gewitter.'
Wie zur Antwort, wieherte Fjalla zustimmend. Auch Fjalla war die Situation nicht ganz geheuer. Sie hatte Angst, dass spürte Janica ganz deutlich.
Die Kälte des Regens und des Windes machte sich in der Schlucht breit. Janica zitterte am ganzen Körper. Es war so schrecklich kalt und nass und sie hatte nur ihr weißes Leinenkleid an.
Das Gewitter wurde immer schlimmer. Es donnerte ohrenbetäubend laut und der Regen prasselte vom Himmel herab, als ob es Wasserdamm gebrochen wäre.
Plötzlich schlug direkt vor ihnen ein Blitz in den Boden ein. Fjalla wieherte und drehte vollkommen durch. Sie bäumte sich auf und galoppierte davon.
'Fjalla! Fjalla bitte bleib hier, wie soll ich denn ohne dich je wieder nach Hause finden? Bitte, bitte Fjalla komm wieder zurück. Du kannst mich doch hier nicht allein lassen.FJAAAAALLAAAAAAAAAA!!!!'

Es donnerte wieder laut und Janica wachte schweißgebadet auf.
‚Gott sei Dank. Es war nur ein schlechter Traum' sagte sie zu sich selbst. Trotzdem stand sie auf und vergewisserte sich, dass Fjalla im Stall stand.
Draußen tobte ein furchtbares Gewitter. ‚Vielleicht hat es meine Träume beeinflusst', dachte sie nach. Sowas sollte möglich sein. Ihre Großmutter hatte ihr das einmal erzählt und Janica vertraute ihrer Großmutter in allen Dingen.
Nachdem sie sich wieder in ihr Bett gekuschelt hatte, schloss sie die Augen und dachte über ihren sonderbaren Traum nach. Es war wirklich komisch, dass sie genau das träumte, was ihr am Tag zuvor passiert war.
Ein Vogel der kleine Lederbeutel vom Himmel warf. Und jedes mal hatte sie den Beutel an der Stelle liegen lassen, an der er ihr vor die Füße gefallen war. Die Neugier brannte in ihr. Sie würde wirklich zu gern wissen, was sich in diesem Beutel befand. Aber auf der anderen Seite stand die Angst. Was, wenn etwas Schreckliches in diesem kleinen Beutel wäre? Wie auf einer Waage, wog sie ab, ob sie dem Geheimnis des kleinen Beutels nachgehen sollte, oder ob sie es einfach sein ließ.
Am Ende war die Neugier größer.
Sie stand auf um aus dem Fenster zu sehen. Es regnete immer noch und auch der Wind hatte nicht nachgelassen. So beschloss Janica morgen Lillian zu überreden, mit ihr nach dem Beutel zu suchen und herauszufinden, was sich darin befand.
Nachdem sie sich noch ein paar mal im Bett herum gewälzt hatte, fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen wurde Janica vom dem zwitschern der Vögel geweckt. Sie sah aus ihrem kleinen Fenster. Die Sonne durchflutete die Wiese mit ihren ersten sanften Strahlen und der Tau - oder war es der Regen aus der vergangenen Nacht? - glitzerte auf den Grashalmen und die Vögel sangen aus vollem Halse. Kein einziger Hinweis auf den furchtbaren Sturm der letzten Nacht.
Tief atmete sie die klare Luft ein und blinzelte in die Sonne. Sie wusste nicht genau warum, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass heute ein wirklich schöner Tag werden würde. Sie musste Lilli nur noch davon überzeugen den Lederbeutel mit ihr zu suchen um endlich zu erfahren, was sich darin befand. Vor lauter Neugier hatte Janica das Gefühl zu platzen. Schnell zog sie sich an, lief die Treppe hinab um ihre Großmutter zu begrüßen und um zu frühstücken. Ihr Magen grummelte bereits lautstark.







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