Seni Seviyorum.. Ez Te Hez Dikim...

Autor: Reymii
veröffentlicht am: 05.04.2009




In Ungewissheit zu leben ist wohl das Schlimmste. Ich wusste bis zu diesem Tag immer noch nicht, ob er das selbe wie ich empfand oder aber sich von mir genervt fühlte. Ich wollte ihn nicht nerven, das ließ mein Stolz nicht zu. Obwohl alles in meinem Körper nach ihm schrie, ihn festhalten und nie wieder loslassen wollte, ignorierte ich ihn, ich unterdrückte diese Gefühle. Aber was würde es mir denn auch schon nützen, wenn ich sie einsehen würde? Wäre er denn derselben Meinung wie ich? Dass wir uns liebten? Nein, wohl eher unwahrscheinlich, so wie er sich damals verhielt.<bR> Also nahm ich die Rolle der starken, unabhängigen Frau ein und lebte weiter, doch immer mit einer gewissen Zersplitterung in meinem Herzen.
Aber das ist gar nicht so einfach, wenn man auf dieselbe Schule geht. Ohne mir richtig im Klaren darüber zu sein, beobachtete ich ihn. Jeden einzelnen seiner Schritte. Ich studierte die Art wie er redete, wie er schaute, wie seine Mimik sich nacheinander immer wieder änderte. Mal gelangweilt, dann erregt, dann wieder frustriert. Ich fragte mich, was in seinem Kopf wohl so durchging. Es sah von weitem immer so aus, als ob er über etwas sehr schwieriges nachdachte.
Es gab aber auch Zeiten, da verfluchte ich ihn, ihn und mich. Wieso spielte er dieses Spiel mit mir? Ich war mir sicher, dass er mein Interesse an ihm bemerkt hatte.
Wenn ich in den Pausen mit meinen Freunden in die Cafeteria kam sprang er plötzlich auf und lachte oder machte andere Dinge, nur um sich bemerkbar zu machen. Wenn ich durch die Gänge ging, hört ich ihn und seine Freunde weiter hinter mir. Ich wusste, dass er das alles wegen mir tat. Er schaute mich zwar nicht an und machte auch keine Besonderen Dinge, die mir das gezeigt hätten, doch ich spürte es, ich war ja nicht doof.
Und ich, wieso freute ich mich insgeheim so darüber? Wenn ich sah, wie er hinter mir herging, wenn er plötzlich aufsprang und in meine Richtung sprach, versuchte meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken? Wieso schwoll mein Herz dann immer wieder an? Wieso konnte ich mir ein schiefes Lächeln nie verkneifen? War ich wirklich so eingeschränkt? Deswegen, wegen diesen ganzen kindischen Dingen verfluchte ich ihn und mich...Aber wenn ich jetzt an diese Zeit zurück denke, dann sehe ich, wie klar doch alles war. Er hatte mich wirklich in der Schule verfolgt, wollte wirklich meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nicht, weil er mit mir spielen, mir wehtun wollte, sondern weil er nicht anders konnte. Er hatte auch dieses Gefühl wie ich, das Gefühl, den anderem immer nah sein zu müssen. Er war auch in mich verliebt. Doch dies alles habe ich erst sehr viel später erfahren und damals, habe ich ihn dafür gehasst.
Was Ezdan aber ausmachte, waren seine Launen. Er erinnerte mich stark an Mr Darcy aus Stolz und Vorurteil. Vielleicht aber aus deshalb, weil ich mich selber als Elizabeth Bennet sah, verrückt. Insgeheim sehnte ich mir den Tag herbei, wo wir vielleicht auch unter einem Regen stehen und uns anschreien, uns unsere Liebe gestehen würden... Zwar gab es keinen Regen, sondern Sonnenschein, als wir zum ersten Mal ein richtiges Gespräch führten und es wurde auch keine große Liebe gestanden, doch wir redeten und das reichte...
Es waren die letzten Tage im Spätsommer und wir hatten Sportfest. Ich bin schon immer eine sehr gute Sportlerin gewesen. Am meisten gefiel mir das Rennen. Den Wind um die Ohren zu haben, ihn auf der Haut zu spüren, die Muskeln mal richtig anstrengen.. Trotzdem fand ich ein Sportfest an der Oberstufe blöd, wem nützte das?
Von überall her konnte man die Mädchen vor Erschöpfung ächzen und fluchen hören und das Brüllen der Jungs wenn sie gewannen. Alles in allem war es friedlich. Ich saß an der Bank hinter der Schule, dort, wo niemand war. Mir war plötzlich schwindelig geworden und ich wollte sitzen aber alleine, denn ich wusste, würde ich irgendwo in der Vorderseite sitzen, würden sofort Ali und Burak kommen. So eine Gelegenheit um ein Mädchen mal an so einem schönen Tag zum Kreischen zu bringen ließen sie sich nicht entgehen, da war ich mir sicher. Die Sonnenstrahlen auf meiner Haut und der ruhige Wind, der leise die Blätter an den Bäumen und den kleinen Büschen hinter mir zum Rascheln brachte, halfen mir, mich zu entspannen. Ich war total weggedöst, als plötzlich Jemand mit einem lauten Seufzer sich neben mich setzte und die Bank unter seinem Gewicht erschütterte. Erschrocken riss ich meine Augen auf und sah um mich. Ezdan saß rechts von mir und schaute mich mit einem breiten Grinsen an. Mein Herz machte einen Sprung und ich musste erst einmal einen langen Atemzug nehmen. Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte. Da er kein Freund von mir war, konnte ich nicht einfach 'Hey' sagen. Aber wir kannten uns, also musste ich etwas sagen, doch was?. Also murmelte ich ein kleines 'Hallo.'
'Bist du schon so kaputt?' fragte er mich, ohne mein Hallo zu erwidern. Das war ein gutes Zeichen, er wollte mit mir reden, also durfte ich es jetzt nicht vermasseln.
'Nein, eigentlich nicht. Mir.. Mir wurde auf einmal schwindelig und ich wollte mich etwas ausruhen', antwortete ich ihm mit einer etwas zu hohen Stimme. Verdammt, ich war zu aufgeregt, hoffentlich spürte er es nicht.
'Du bist sehr schnell gerannt,' sagte er und lachend fügte er hinzu 'ich dachte schon Ismail wird jetzt ohnmächtig, so wie er rot angelaufen ist, bei dem versuch dich zu überholen' Schadenfroh lachte er in sich hinein. Das gefiel ihm anscheinend, dass sein Freund jetzt das Gespött seiner ganzen Truppe war. Jungs...
'Ja, aber du musst auch bedenken, dass Ismail ungefähr das dreifache von mir wiegt', antwortete ich lächelnd und zum ersten Mal schaute ich ihm jetzt direkt ins Gesicht. Wow, seine Augen ließen einen Menschen fast erglühen, von so nahem. Ich wurde rot und wie rot ich wurde. Ich konnte das Blut an meinen Wangen und an meiner Stirn, sogar an meinem Hals unter meiner Haut brennen und pochen spüren. Sofort wendete ich den Kopf von ihm, damit er das nicht sah, was auch idiotisch war, denn das war ja wohl noch auffälliger.
Ich hörte ihn tief seufzen, es war erschreckend, so voller Kummer. Dann sagte eine zeit lang niemand etwas, wir hörten einfach nur der Umgebung zu und aus irgendeinem Grund, war diese Pause gar nicht peinlich. Sie war schön. Dann schaute er wieder zu mir und ich spürte, wie er nach Worten suchte, die er sagen konnte.
'Du tanzt sehr gut.' Erschrocken fuhr ich hoch, was meinte er damit? Woher... 'Auf der Hochzeit, die von Mahsun und Leyla, da habe ich dich doch gesehen', fügte er schnell hinzu. Offenbar hatte er meinen Verwirrten Gesichtsausdruck gesehen. Ach ja, stimmt, die Hochzeit. Jetzt endlich fiel mir auch etwas ein, was ich sagen konnte, etwas, dass mich schon so lange beschäftigt hatte.
'Ezdan', setzte ich an und er sah mich erfreut und erstaunt an, vermutlich weil ich ihn mit seinem Namen angesprochen hatte. Ich kannte ihn noch. Das brachte mich etwas aus der Bahn aber ich fuhr fort. 'Woher kannst du Zeybek tanzen?'
Das verwirrte ihn, er hatte anscheinend nicht mit so einer Frage gerechnet. Verdattert sah er mich an.
'Wieso? Zeybek lernt man doch...', er sprach so, als ob er einem kleinen Kind eine dumme Frage beantworten würde. Ich geriet etwas in Panik.
'Nein, also ich meine... Du bist doch Kurde und Zeybek ist so ein typisch türkischer Tanz. Ich dachte nur.. ähmm.. na ja...' stammelte ich und jetzt kam mir diese Frage sehr bescheuert vor. Ich schaute etwas verlegen drein und wieder kam die Röte zurück. Ich hoffte so sehr dass er nicht sauer sein würde.
'Na ja, ja ist es. Aber ich meine ihr tanzt ja auch Halay und Halay ist ja ein typisch kurdischer Tanz oder nicht?' Da konnte ich widersprechen.
'Nein, also nicht direkt. Es gibt Halay-Tänze, die tanzt wirklich nur ihr aber es gibt auch welche, die wurden in Trakhien und in der Ägäis-Region erfunden.' Da leuchteten plötzlich seine Augen, er sah erfreut aus, sehr erfreut irgendwie.
' Ja, aber die haben einen anderen Namen. Ich kenne diese Tänze. Deryalar, Damat, Kasab, Horon. Das sind Tänze. Aber wir haben unsere Halays. Ich kenne mich mit den Tänzen aus, mit allen.' Er lächelte zufrieden. Ich wusste nichts zu erwidern aber das mit dem Zeybek interessierte mich immer noch.
Es war ein Tanz der aus der Ägäisregion stammte und die Türken sahen es als so etwas wie Volkstanz an, da sogar Atatürk dazu getanzt hatte. Ich wusste wie die Kurden zu Atatürk standen und das interessierte mich doch so sehr, aber wie sollte ich es ihm denn sagen? 'Also, ich wollte eigentlich wissen, woher du das gelernt hast, also Zeybek.' Die Erleichterung konnte man bestimmt auf meinem Gesicht sehen. Ich wollte nicht noch weiter in eine Diskussion über die Tänze in Anatolien eingehen, das war frustrierend... 'Ich habe es vom sehen gelernt. Ich bin oft zu türkischen Hochzeiten eingeladen. Dort tanzen die Männer und Frauen das öfters.' Seine Lippen umspielte ein kleines Lächeln und erst jetzt sah ich, dass er zwei kleine Grübchen hatte. Ich musste mich sehr zurückhalten, um nicht meine Finger nach seiner Wange auszustrecken und sie zu berühren..
Meinen kleinen Inneren Konflikt unterbrach er mit seiner rauen Stimme, die jetzt sehr erregt zu sein schien.
'Zehra, du hast ja grüne Augen, das wusste ich gar nicht', sagte er erstaunt und seine Augen durchbohrten meine. Dass er meinen Namen aussprach brachte mein Herz dazu, einen Moment auszusetzen und ich schnappte nach Luft. Er kannte ihn noch. Schnell versuchte ich ihm mit einer geradewegs normalen Stimme zu antworten.
'Nein.. Ääh sie sind braun... eigentlich', versuchte ich ihm zu erklären. Das Strahlen in seinen Augen ließ mich verwirrt abbrechen. Erst jetzt bemerkte ich aber, dass die Sonne direkt auf uns fiel. Seine Haare glänzten golden im Licht und ich blinzelte.
Er grinste breit und kam näher an mein Gesicht. Einen Moment dachte ich wirklich er würde mich küssen. In den Filmen und Büchern war das immer so, doch er tat es nicht. 'Ela gözlü' hauchte er langsam und stand dann auf, um wegzugehen... Meine Augenfarbe, hellbraun bis gelblich...Er hatte es sich gemerkt.
Benommen schaute ich ihm nach, wie er langsam und stolz den Weg entlang lief, um die Schule rum. Ab dann sah ich nicht mehr Mr Darcy in ihm, nein. Er erinnerte mich an meinen privaten Traummann, Edward Cullen und ich war seine Bella...







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