Seni Seviyorum.. Ez Te Hez Dikim...

Autor: Reymii
veröffentlicht am: 04.03.2009




Ich war ein Mädchen, dass ihr ganzes Leben lang einsam war. Was Liebe ist hatte ich nur in Büchern gelesen und in Filmen gesehen. Liebe, Aşk, ist mehr als nur ein Gefühl bei uns, es ist der Sinn des Lebens. All die tragischen Liebesgeschichten werden seit Jahrhunderten in Anatolien erzählt. Die Menschen respektieren sie, erinnern sich gerne an sie und bemitleiden die Liebenden. In den Geschichten verlieben sich junge Menschen ineinander, die unterschiedlicher nicht sein können und deren Liebe von Anfang an zum Scheitern verdammt ist. Leyla ile Mecnun, Kerim ile Asli sind nur ein paar. Liebe ist so ein wichtiger Bestandteil im Leben eines Türken und doch, toleriert man sie nur in längst vergangenen Geschichten. Ich also, war Hals über Kopf in einen Kurden verliebt, der dazu auch noch eine politische Meinung hatte.. Bis jetzt hatte ich von der Liebe nur geträumt, aber falls Liebe hieß, die Person nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen, sie immer vor Augen zu haben, alle fünf Minuten vor lauter Kummer tief ein- und auszuatmen, sich ein mögliches Leben mit der Person vurzustellen, wenn es Liebe war, ein fast schon unangenehmes Gefühl in der Bauchgegend zu haben, wenn man ihn vor Augen hatte, wenn sich das Herz hörbar nach einer Berührung sehnt, dann war ich verliebt. Aber bei mir war das Problem, dass es der Falsche war.
Zu der Zeit genau lasen wir in der Schule wieder einmal Romeo und Julia und ich konnte Julia besser verstehen als jemals zuvor in meinem Leben.. Bei mir war es jedoch nicht klar, ob mein Romeo genau so fühlte, er sah mich nicht einmal mehr an. Aber so gesehen, war das vielleicht auch besser, denn sonst wäre ich mehr mit ihm verbunden und die kleine Knospe in meinem unerfahrenen Herzen, würde noch mehr blühn.. Ich verbrachte viel Zeit mit meinen Freunden, schuftete wie eine verrückte für die Schule, ging arbeiten und las nichts mehr über Liebe und das alles nur, um das zu verlieren, worauf ich schon so lange gewartet hatte, die Liebe. Verdrängen gehörte ganz klar zu meinen Stärken, denn nach einer Weile dachte ich schon gar nicht mehr an ihn und an das stechende Gefühl in meiner Brust, naja, jedenfalls fast. Man sagt, das Herz heilt schneller, wenn es nicht sieht, also merkte ich mir immer die Zeiten, wann ich in der Schule unbeschwert durch die Flure gehen konnte, ohne in zu sehen, und es klappte. Doch verdrängen, war anscheinend doch nicht so eine prickelnde Idee, denn wenn das Verdrängte wieder zurückkommt, dann mit doppelter Wucht.
Ich war auf einer der zahlreichen Hochzeiten mit meiner Familie. Die ganze türkische Gesellschaft Berlins war anwesend, jedenfalls sah es so aus. Hochzeiten waren schon immer meine Favoriten, dort konnte ich solange tanzen wie ich wollte und mich mal richtig ausschöpfen. Die Tanzfläche war wie immer rappelvoll und wenn man zufällig jemanden gesucht hätte, hätte man sicherlich den Verstand verloren. Das Orchester hatte gerade den Halay angestimmt, die Leute verteilten sich, als ich ihn entdeckte. Er stand ganz vorne, neben einem Freund von meinem Bruder und fing an zu tanzen. Mein Herz klopfte und ich rannte auf Klo, wo ich dann eine halbe Stunde verbrachte, perplex von dem, was ich gerade gesehen hatte. Ich erfuhr später erst, dass der Bräutigam ein Freund von ihm war, natürlich. Die Welt ist klein und Berlin anscheinend noch kleiner..
Nach 40 Minuten endlich war die Halay Musik dann verklungen und ich konnte wieder zurück, in der Hoffnung er wäre woanders und auf dem ersten Blick, sah das auch so aus. Ich war erleichtert und doch, wurde mein Herz schwer. Trotzdem ging ich wieder tanzen und nach wenigen Minuten wurde ein traditionelles Lied angestimmt, Zeybek. Man tanzt es mit einem Partner, ein Junge und ein Mädchen. Das ist dann immer der romantischste Teil einer Hochzeit. Ich hatte schon öfters gesehen, dass ein Junge sich beim tanzen dieses Tanzes in das Mädchen verliebt und sie dann geheiratet hatte. Aber dieser Tanz ist nicht wie etwa ein Walzer oder etwas ähnliches. Man steht in gewissem Abstand zueinander und es gibt bestimmt Schritte, die man dann nacheinander macht. Dazu wird mit den Fingern geschnippt. Das Mädchen macht die selben Schritte wie der Junge, doch die Art ist anders. Bei den Jungen ist es männlicher, bei den Mädchen dann etwas zurückhaltender.
Zeybek gehörte zu meinen absoluten lieblings Tänzen, vor allem wegen der romantischen Vorgeschichte, also stellte ich mich in der Pose hin und wartete, bis einer der Jungs sich traute. Alle, die bis dahin auf der Tanzfläche waren und auch die alten Leute, stellten sich in einem Kreis um mich und warteten gespannt darauf, wer wie tanzen würde. Ich war auch gespannt, denn nach unendlichen 20 Sekunden kam immer noch keiner und ich musste daran denken, wie peinlich es wäre, wenn niemand aus der menge hervorkommen würde und ich alleine hier stehen bleiben müsste. Schon alleim beim Gedanken daran, wurde ich rot.. Schließlich gingen ein paar junge Männer zur Seite und zwischen ihnen kam ein hochgewachsener, dunkelblonder Junge heraus. Ich konnte mir in Büchern nie genau vorstellen, wie das wohl war, wenn das Herz plötzlich noch schwerer wurde und es einem so vorkam, als ob es stehen blieb, bis zu diesem Moment.. Ezdan stand in voller Pracht vor mir und ging auch in Position für den Tanz.. Wenn er auch in diesem Moment genau so überrascht war wie ich, konnte man es ihm nicht absehen. Die Musik von damals, den Geruch des stickigen Saales, das Klatschen der Menschen um uns rum und das Gefühl, gleich längst auf den Boden zufallen, das alles habe ich noch so gut in Erinnerung, wie als ob es erst vor ein paar Stunden gewesen ist. Diesen Tanz habe ich schon öfters gemacht, mit vielen verschiedenen Jungen in meinem Tanzkurs und auch oft genug zu Hause, doch noch nie haben meine Beine so sehr gezittert, mein Herz so sehr gepocht und mein Gehirn hat wohl auch noch nie zuvor so intesniv gearbeitet wie in diesem Moment und ich habe diesen Tanz auch noch nie so falsch getanzt.. Zu meinem Glück jedoch war mein bordeux farbenes Kleid Bodenlang und verdeckte somit meine ungeschickten Füße. Der Schein blieb erhalten. Was mich wunderte an diesem Tanz war, dass Jungs und Mädchen sich in alle öffentlichkeit ganz legal anschmachten konnten, niemand sagte was dazu, im gegenteil, sie fanden es fantastisch.. Aber was mich noch mehr wundern ließ war, dass nicht ich diejenige war, die anschmachtete, sondern er.. War er lebensmüde? Die Leute mochten das vielleicht gerne sehen, aber mein Bruder stand genau vor uns, mit all seinen Freunden und er, war gar nicht begeistert von sowas..
Nach dem letzten Schritt verharrte ich noch ein wenig in meiner Position, noch ganz benebelt und gefesselt von dem, was eben geschehen war und seiner Art, wie er mich angeschaut hatte, doch er floh regelrecht durch die Menschenmenge, verletzend. Wie kann man nur so sein, in einem Moment so, dann wieder so.. Jedenfalls, war der Abend für mich nach seinem Verschwinden gelaufen..







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