Wenn schweigen leiden heiß

Autor: A wie Anonym
veröffentlicht am: 21.02.2009




Zum schweigen verurteilt melde ich mich zu Wort. Diese Geschichte ist für das Mädchen, was ich in einem Machtkampf verletzt zu haben scheine. Liebe Asmera! Bitte rege dich über diese Geschichte nicht auf. Sie soll dir helfen! Ich will damit keineswegs andeuten, ich sei besser, doch ich hoffe, ein wenig kann ich dir zeigen, worauf ich hinaus möchte. Deine Geschichte 'Liebe durch Telefongespräch' litt sehr an unserem Hahnenkampf, doch ich glaube sie litt noch an etwas anderem. Sie war eine tragische Geschichte um Leben und Tod! Dies sollte man mit Spannung und Traurigkeit etwas ausschmücken, um die Stimmung hervorzubringen, die dort erreicht werden soll. Um dir zu zeigen, was ich damit meine, habe ich dir eine ganz kleine Kurzgeschichte verfasst, und widersetze mich somit dem Urteil der anderen, die mich zum schweigen verurteilen!
(ich bedanke mich bei all denen, die ihr Schwert zu meiner Gunst erhoben haben! Bless you!)

Sergey atmete die heiße, sommerliche Luft ein. Ein tolles Gefühl. Die schwere Last der letzten Monate war von seinen Schultern gefallen. Er schob mit Mühe den ungelenkigen Rollstuhl über den steinigen Weg. Inmitten des vorbereiteten Rosenfeldes hielt er an. Alles war perfekt. Die roten Rosen blühten mit Macht. Ein Geruch voll Hoffnung und Liebe hing in einem lieblichen Schleier über ihnen. Seine Arbeit hatte sich gelohnt! Er packte seine Gartenschere aus seiner Tasche und schnitt die Schönste unter all den Rosen am Stängel ab und entfernte sorgfältig alle Dornen. Er kniete sich vor seine Liebste und sah in ihre strahlenden Augen. 'Ich wusste, dass du es schaffen würdest.', hauchte er zart, strich über ihr Haar und steckte die Rose hinein. Ein Kontrast. Ihr blondes, splissiges Haar, welches wuschelig in alle Richtungen hing und diese nahezu perfekte Blume. Sergey genoss den Anblick, er war glücklich. Seine Hand ruhte auf ihren leblosen Beinen. Er erschrak innerlich, wie dünn sie geworden waren, doch er ließ es sich nicht anmerken, das Lächeln auf seinen Lippen verharrte.
Sie tätschelte mit ihrer knochigen Hand über seine: 'Ich habe für dich gekämpft, Sergey.''Für uns!', verbesserte dieser und drückte mit seinem Zeigefinger auf ihre süße Stupsnase inmitten ihres Gesichtes. Er liebte diese kleine, runde Stupsnase, ihre großen, offenen, prüfenden Augen und diese saftigen Lippen. Sein Blick blieb an ihnen hängen. Sie umschloss sein Gesicht mit beiden Händen und zog seinen Kopf sanft zu sich heran. Er beugte sich zu ihr, über den Rollstuhl hin weg und ihre Lippen be-

'Sie sind Sergey, nicht wahr?', Sergey erwachte aus seinem Tagtraum und schüttelte irritiert seinen Kopf. Er musste sich neu orientieren. Er stellte fest, dass er immer noch im Krankenhaus stand und gegen die weiße, nichts sagende, kühle Wand starrte. 'Eh, ja!', er drehte sich dem Arzt zu. Dieser hatte eine traurige Mine. Sergey erkannte, wie überarbeitet dieser alte Mann war, sein Gesicht war kantig und eingefallen. 'Wie geht es ihr?!', fragte er und umschloss den Blumenstrauß so fest, dass sich die Dornen in seine Haut bohrten, er spürte keinen Schmerz, 'kann ich sie sehen? Ist sie wach? Wie geht es ihr? Oh, man, sitzt meine Frisur?', er wollte gerade zu seinem kleinen Taschenspiegel greifen. 'Es tut mir sehr leid. Sie hat so gekämpft.'
'Was, was meinen…Sie meinen doch nicht etwa?!', er geriet ins stammeln, sein Kiefer zitterte. Sein Gesicht war getränkt mit Tränen. 'Der Knochenkrebs war einfach zu weit fortgeschritten. Es tut mir wirklich sehr Leid. Wenn es sie aufmuntert, ihre letzten Worte waren: Ich habe für dich gekämpft, Sergey.'
Der Blumenstrauß fiel nahezu Geräuschlos zu Boden. Der gleiche Satz wie in seinem Tagtraum. Wie in Trance stolperte er in das Krankenzimmer, blieb vor ihrem Bett stehen und fiel auf die Knie. 'Für uns!', verbesserte er sie erneut und schmiss seinen Oberkörper weinend auf den ihren. Sie war dünn, sehr dünn. Er umfasste und küsste ihre toten Hände. 'Für uns.', murmelte er noch einmal. Er blickte in ihr schönes Gesicht. Sie lächelte. Ein wunderschönes, zufriedenes Lächeln. Doch sie schwieg, für immer. Dieses Schweigen bedeutete für ihn Leid, sein ganzes trostloses Leben lang.









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