Mein Angel

Autor: adamina
veröffentlicht am: 21.02.2009




Angel . Ich besitze nicht nur alle Alben, alle Fanartikel und alle Zeitungsschnipsel in denen er je vorgekommen ist, ich weiß einfach alles über ihn! Seit seinem ersten Hit als er noch mit den Blujak's spielte, kenne ich jedes Detail seines Lebens, bis hin zu seinem Lieblingsgetränk. Meine große Schwester Laura hat vor kurzem meinen Angel Schrein unter meinem Bett gefunden und konnte sich vor Lachen kaum noch halten, sie findet meinen Begeisterung lächerlich. Naja, ich finde es nicht so schlimm in meinem Alter noch jemanden 'anzuhimmeln' wie sie es nennt.
Doch Angel ist alles andere als lächerlich, er ist ein super geiler Gitarrist, ein einzigartiger Schlagzeuger und ein unübertrefflicher Songwriter. Früher als er noch bei Blujak's spielte, war er der Schlagzeuger, irgendetwas passierte und er verließ die Band, die sich kurz darauf auflöste. Er machte eine ähnliche Karriere durch wie Phil Collins. Er schreibt sehr viele Rockballaden, obwohl sein eigentlicher Stil eher der Musikrichtung Bon Jovis ähnelt. Jeden Tag höre ich seine Songs, vor allem habe ich momentan sehr viele Klausuren denn das Abitur steht bevor, somit brauche ich meine Musik um mich wieder zu erholen. Wenn ich grade einen langen Tag mit viel Sport und viel Stress hatte, höre ich ' Life for sale.' Oder 'Cloudly heaven', und schon fliege ich davon. Von allen Kumpels, oder Girls, die dann doch keine wahren Freunde sind. Von allen Lehrern die sadistische Grinsen nicht verbergen können, wenn jemand versagt.
Das einzige was man Angel vorwerfen könnte, ist sein Name. Ich finde es ziemlich schade dass er nichts aus seinem echten Namen gemacht hat: Jacke Leroux. Er ist blond, hat längere unordentlich frisierte Haare die ihm aber sehr gut stehen, einen hypnotisierenden blauen Blick, zarte Finger und breite Schultern. Er ist die perfekte Mischung aus Stärke und Zärtlichkeit, unglaublich! Er hält sich immer gerade, er sieht immer lächelnd zum Publikum, es ist einfach schwer zu sagen was an ihm so toll ist, eigentlich alles!
Bei diesem Aussehen ist es unverzeihlich dass ich das Plakat übersehen habe! Ein riesiges Plakat, direkt vor der Schule, unter meiner Nase, ich muss wieder einmal nur meine Schuhe angestarrt haben als ich raus bin, sonst hätte ich es viel früher bemerkt! Angel, in unserem kleinen Kaff! Das war zu schön um wahr zu sein!! Ich wusste dass er eine Akustiktournee vor hatte, bei der er dem Publikum näher sein wollte, doch dass er ausgerechnet zu mir kam grenzte an einem Wunder! Am 8 Juli wäre der Tag meiner lang ersehnten Träume, und ich bin nur 5 Kilometer weit weg von dem Ort an dem er spielen würde. Jedes Mal wenn ich daran denke könnte ich heulen!!!! Ich erkläre das mal am besten...
Als ich gestern aus der Schule nach hause kam und mir gerade ein Nutellabrot für den kleinen Hunger schmieren wollte, bat mich Mama in ihr Büro. 'Hi Mum,' begrüße ich sie 'wie war dein Tag?'
'Gar nicht übel, komm Bussi und ich erzähle es dir. Ich habe dir etwas zu sagen was dich interessieren könnte.' Ich lache.
'Pass auf, ich verschmiere dich mit dem Nutella!' Sie zeigt mit einem gespielt strengen Blick auf ihre Wange.
'Ich sagte Bussi, junges Fräulein, oder du kannst den Rest knicken!' Sie kann es nicht einsehen dass ihr kleine Ludivine jetzt zu alt für Bussi ist, oder aber sie ignoriert es einfach. Ich kann es ihr hundert mal sagen, aber es ist ihr nun mal wichtig, und da wir hier allein sind, gebe ich nach.
'Ok, du hast mir doch immer in den Ohren gelegen dass du auch mal alleine wegfahren möchtest so wie deine Geschwister. Und ich gebe zu du scheinst dich den ganzen Monate zuhause mit mir eher zu langweilen.' Ich nicke eifrig.
'Also will ich dir etwas vorschlagen: Meine Freundin Michèle organisiert doch jedes Jahr ein Feriencamp für schwerhörige und taube Jugendliche....' Sie konnte mir gar nicht erst mehr sagen denn ich erstickte beinahe an meinem Nutellabrot. Sie musste mir erst drei Minuten lang auf den Rücken klopfen, und warten bis ich rot und mit Tränen in den Augen wieder denken konnte.
'Du willst mich in ein Taubencamp schicken? Sag mir dass ich dich falsch verstanden habe!' Mama ist nicht die Art Frau die sich von dieser Reaktion einschüchtern lässt. Seit sie wieder Psychologie studiert hat sie sich in den Kopf gesetzt mich umzuerziehen, und ihrem Studium lernt sie leider wie sie das am besten kann!
'Meine Lulu, hör doch erst einmal zu bevor du dich schon sperrst! Michèle will ein Experiment machen. Es ist für Schwerhörige sehr deprimierend, immer nur mit Menschen wegzugehen die das selbe Problem haben. Sie haben aber gleichzeitig Schwierigkeiten sich bei 'normalen' Teenagern zu integrieren. Kino gehen und Discobesuch ist für sie einfach nicht mit drin. Naja um es kurz zu machen, Michèle will ein Camp organisieren indem sich Schwerhörige und andere Jugendliche miteinander amüsieren können.' Sie nahm ihren Lass-mich-stolz-auf-dich-sein-enttäusch-mich-nicht-blick an und meinte noch:
'Michèle hat Probleme hörende Jugendliche zu finden, ich weiß du bist ein bisschen zu alt aber ich glaube deshalb wärst du reif genug um über jedes Vorurteil hinwegzusehen. Es wird in Lot sein, in Frankreich. Ihr würdet in einem Schloss wohnen, mit Schwimmbad, Tennisplatz, einem Fluss nebenan. Aber ich glaube die Aktivitäten beschränken sich eher auf drinnen... Denk darüber nach, okay?' Ich nehme meine reifste Allüre an und sage leicht:'Das werde ich.'
Langsam verließ ich ihr Büro, in Wahrheit war meine Entscheidung bereits getroffen. Natürlich würde ich mitgehen! Die letzten Sommerferien waren schon die Hölle gewesen, da ich allein mit meiner studierenden Mutter zuhause geblieben war. Die Tage waren schrecklich lang und öde vergangen, und alle Anderen waren weg, niemand war da zum Telefonieren oder zum Treffen.
Am selben Abend, nach dem Essen, hatten wir Michèle angerufen und ihr Bescheit gesagt. Sie hatte sich sehr darüber gefreut, sie dankte mir mindestens 20 Mal für mein Interesse. Als ich das Telefon aufgelegt hatte, klingelte es sofort wieder. Es war meine 'beste Freundin' Camille.
'Lulu, hast du es gesehen?!'
'Was gesehen?!'
'Na das Plakat, direkt vor der Schule!!'
So , da hatten wir das Problem. Ich versuchte sofort mit Mum zu verhandeln, ich wollte bei Michèle anrufen um abzusagen, doch Mama blieb unerbittlich. Sie sagte sogar :
'Für solche Kindereien bist du sowieso zu alt, und auch viel zu schade. Ich hielt dich für vernünftiger.' Sie sah mich dabei richtig enttäuscht an. Angel? Ein AKUSTIKKONZERT von ANGEL, sollte eine Kinderei sein? Ok Mum war eigentlich eine coole Mutter, aber da verstand sie auf einmal gar nichts mehr von Coolness. Ich verschwand sofort auf mein Zimmer und legte 'Cloudly heaven' ein. Ich verstand dass ich hier keine Chance mehr hatte.Heute morgen, bei Frühstück, schlug Mum vor mir noch einen Badeanzug zu kaufen, da ich etwas beruhigt schien. Widerwillig nahm ich an. Wir kauften mir also einen schönen, engen Badeanzug, der meine Formen schön betonte, aber ich wollte keinen Bikini, denn ich schaffe es nie richtig zu bräunen, und mit einem weißen Bauch ist kein Bikini schön...
Ich habe bereits meinen 'Anti-Stress-Sack' gerichtet: Den CD-Player mit Hörern und kleinen Boxen für später, meine Angel CDs, einen Vorrat an Mars-Riegeln und Peluche meinen winzigen Stoffhund von dem ich mich seit meinem ersten Geburtstag niemals getrennt habe, damit sollte ich die Zeit eigentlich überleben.







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