A Bit(e) of Hope

Autor: Kati
veröffentlicht am: 02.02.2009




'Was?! Warum das denn?!'
'Weil ich es so möchte. Ich habe alles mit der Schulleitung abgesprochen. Deine schulischen Leistungen sind so schlecht und...'
'Warum hast du mir das nicht früher gesagt?!'
'Weil du sonst niemals zu der Schule gefahren wärst.'
'Natürlich wäre ich das nicht! Spinnst du?! Du kannst mich doch nicht einfach hier sitzen lassen?!'
'Kaoru, ich diskutiere nicht weiter mit dir. Früher oder später wirst du meine Entscheidung verstehen können.'
Doch die legte einfach auf und vergrub ihr Gesicht in ihrem Kopfkissen. Wie sollte sie es hier nur aushalten? Mit diesem psychisch kranken Freak und den anderen, die immer so fies zu ihr waren? Jetzt hatte sie nur noch Sassy. Naja und Susi und Nora. Waren ja immerhin schon mal drei.
Kaoru fasste neuen Mut. Es konnte nicht so schwer sein, sich an alles anzupassen. Es hatte lange gedauert, bis sie den Tod ihres Vaters verwunden hatte, aber sie schaffte es. Also würde sie diese Schule auch nicht klein kriegen. Sie sprang vom Bett auf und verließ ihr Zimmer. Auf den Gängen blickte sie sich suchend um.
'Constantine? Bist du da?'
Überall war es ruhig. Die Dielen unter ihren Füßen knackten leise, als sie die Empfangshalle erreichte.
'Constantine?'
Etwas verunsichert stieg sie die Treppen zur zweiten Etage hoch und rief nochmals nach ihm. Als auch von dort keine Antwort kam machte sie sich auf den Weg in die dritte Etage. Sie stand kurz darauf vor seinem Zimmer und klopfte an.
'Ja?'
'Darf ich rein kommen?'
Die Tür öffnete sich und Constantine blickte sie fragend an.
'Was willst du? Ich dachte, du wärst bereits zu Hause?'
'Meine Mutter wird mich nicht abholen.'
'So?'
Kaoru nickte etwas traurig und besann sich schnell wieder.
'Wir waren noch nicht fertig mit der Führung. Zeigst du mir den Dachboden noch?'
'Sicher. Warte kurz ich mache nur eben den Fernseher aus.'
'Du hast einen Fernseher?!'
'Sicher.'
'Wahnsinn. Warum ist in meinem Zimmer keiner?'
'Die Unterstufen kriegen eben keinen. Wenn wir nach dem Rundgang noch Zeit haben, kannst du ja bei mir ein bisschen gucken.'
'Was echt?' Dieses Ekel konnte also auch nett sein?
'Wenn du mich nicht wieder schlägst oder mit Kaffee überschüttest.'
'Nein, tut mir Leid.'
'Also gut.'
Er schaltete das Gerät ab und nahm seine Jacke mit. Kurze Zeit später erreichten sie den Dachboden.
'Hier riecht es schön frisch.' stellte Kaoru erfreut fest.
'Da hinten hängt noch Wäsche. Komm mit. Hier kannst du deine Wäsche aufhängen. Achte darauf, dass du auf deiner Wäscheleine bleibst, sonst gibt es wieder unnötig Stress.'
'Ist gut.'
Sie öffnete die kleine Dachluke und warf einen Blick über den Garten mit dem anschließenden Waldstück.
'Da unten. Das sieht aus, wie eine Feuerstätte.'
'Wo? Im Wald?'
'Ja genau.'
Constantine stellte sich hinter sie und blickte in die angezeigte Richtung.
'Dort finden manchmal Feste statt. Dann wird auch mal ein Feuerchen gemacht.'
'Cool. Und was für Feste sind das?'
'Nennt sich Vampyra Missa. Wenn wieder mal eine ansteht, sage ich dir Bescheid.'
'Vampyra Missa? Klingt unheimlich.'
'Ist es auch.' lachte er ihr entgegen, schob sie vom Fenster weg und schloss es wieder.
'Wieso?'
'Vampyra Missa hat hier schon Tradition. Es gibt eine Kleiderordnung. Ausschließlich schwarz, das ist wichtig.'
'Also Gothicstyle?'
'Ja genau.'
'Klingt interessant. Wann ist die nächste Party?'
'Es ist keine Party, sondern ein Fest. Das nächste wird wohl schon diese Woche sein. Allerdings nur für die Oberstufe. Das heißt, dass die kleine Kaoruchan sich noch etwas in Geduld üben muss.'
'Oh, schade.'
Vollkommen unbeeindruckt stapfte sie zur Tür zurück und blickte ihn schließlich an.
'Kommst du?'
Leicht irritiert nickte Constantine ihr zu und folgte ihr. Wollte sie denn nicht wieder rebellieren?
Nach einer Weile des Schweigens hielt er plötzlich an.
'Was ist?' fragte sie und blieb auch stehen.
'Stört es dich wirklich so sehr, wenn ich dich Kaoruchan nenne?'
'Nein. Mach nur.'
Sie drehte sich um und ging einfach weiter. Irgendetwas war da doch faul. Constantine kniff die Augenbrauen zusammen und blickte ihr nach. Sie hatte nicht mal das Gesicht verzogen und genau das wurmte ihn gewaltig.
'Wir sind dann fertig!' rief er ihr nach und machte Kehrt, um in sein Zimmer zu gehen.'Was? Jetzt schon? Es ist erst kurz vor zehn.'
'Es gibt aber nichts mehr, was ich dir noch zeigen kann.'
'Ich habe von der dritten Etage fast nichts gesehen.'
'Da oben hast du auch nichts verloren. Das ist die Etage der Oberstufe. Du darfst da eigentlich gar nicht hin. Es sei denn, du willst deine Wäsche aufhängen.'
'Wenn es regnet.' ergänzte sie ihn und grinste.
'Genau.'
'Zeigst du sie mir trotzdem?'
'Da gibt es nichts besonderes.'
'Bitte...'
Schließlich willigte er ein und sie erklommen ein weiteres Mal die vielen Treppen.'Hier ist der Aufenthaltsraum. Da hinten spielen wir ab und zu Billard.'
Er führte sie in einen großen Raum, der ein wenig um die Ecke ging. Auf den dunklen Dielen lagen dicke, flauschige Läufer, die sich mit ihrem saftigen Rot von den gelben Wänden abhoben. Links neben der Tür war eine Theke mit Kühlschrank und einigen Barhockern. Genau vor ihr stand der besagte Billardtisch und rechts in der einen Ecke stand eine große Couch. Sie lief begeistert durch das Zimmer, an dem Sofa vorbei und blickte in einen riesigen Fernseher.
'Ist das eine Wii?'
'Ja.'
'Der Wahnsinn! Spielst du mit mir?'
'Hmm... Na gut, aber nicht lange.'
'Au prima!'
'Was willst du spielen?'
'Was kann man denn spielen?'
'Fangen wir mit Bowling an.'
Ruhig und sachlich erklärte er ihr, wie sie mit der Fernbedienung umzugehen hatte.
'Volltreffer!' brüllte sie laut heraus und sprang in die Luft.
'Du bist gut.'
'Das weiß ich doch.'
Wild fuchtelte sie mit ihrer Hand vor seinem Gesicht herum. Das Lachen verging ihr jedoch schnell, nachdem er einen Strike nach dem anderen warf.
'So macht das aber keinen Spaß! Da verliere ich ja.'
'Soll ich lieber mit Absicht verlieren?'
'Nein.'
'Na also. Lass uns für heute Schluss machen. Du kannst dich morgen beim Sport noch genug austoben.'
'Woher kennst du denn meinen Stundenplan?'
'Mittwochs ist immer Sporttag. Da hat die ganze Schule Sport.'
'Ah ja? Ich hasse Sport.'
'Dann solltest du dich damit besser schnell anfreunden. Ich glaube kaum, dass du bis zu deinem Abschluss deine Tage vortäuschen kannst.'
'Das hatte ich auch nicht vor, aber in Sport bin ich echt eine Null.'
'Ach keine Panik, das klappt schon.'
'Wo ist eigentlich der Aufenthaltsraum der Unterstufe?'
'Es gibt keinen.'
'Was? Warum das denn?'
'Keine Ahnung. Frag doch mal beim Rektor nach.'
'Das ist ja bescheuert. Sollen wir etwa den restlichen Tag immer in unseren Zimmern verbringen?'
Constantine zuckte mit den Schultern und führte sie zurück auf den Flur.
'Was jetzt?' fragte sie ihn schließlich.
'Willst du noch fern sehen?'
Sie nickte ihm zu und sie machten sich auf den Weg in sein Zimmer. Dort angekommen zappte sie sich durch das Programm, während er an seinem Schreibtisch irgendwelche Unterlagen studierte. Das Frühprogramm konnte man echt vergessen. Es war zum Heulen. Sie stellte den Fernseher ab und stellte sich hinter ihn, um zu sehen, was er da machte.
'Ist das Mathe?'
'Wonach sieht es denn aus?'
'Nach Mathe.'
'Na dann ist es ja wohl eindeutig Geschichte oder nicht?'
'Ich weiß nicht.'
'Kleine Kaoruchan. Du hast schon Recht. Es ist Mathe.'
'Sieht kompliziert aus.'
'Ist es nicht, wenn man es verstanden hat.'
'Du kannst richtig nett sein.' hörte sie sich sagen und blickte ihn entsetzt an. Ungeachtet dessen kramte er in seiner Schreibtischschublade herum und holte sein Brillenetui heraus.'Du weißt doch, wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es wieder heraus.'
'Ich war immer nett zu dir, nur du warst gemein.'
Constantine zog eine Augenbraue nach oben und setzte seine Brille auf.
'Natürlich warst du das.' sprach er und widmete sich wieder seinen Aufgaben.
'Darf ich mich auf dein Bett setzen?'
'Setz dich nur.'
Kaoru schlug die Bettdecke zurück und nahm Platz. Irgendwie war sein Bett auch viel bequemer als ihres. Wahrscheinlich hatte man in die Matratzen der Unterstufe Stroh gesteckt, während die Oberstufe echte Schafwolle und Satin genoss. Sie ließ sich in sein Kopfkissen fallen und kniff die Augen zusammen. Sie würde also ihre Wochenenden auch hier verbringen. Und erst zu den Ferien konnte sie nach Hause. Sicher würde sie hier ganz alleine sein, denn die anderen fuhren bestimmt zu ihren Eltern und Freunden. Welch unschöne Vorstellung.
'Ich hab irgendwie Hunger.'
'Jetzt schon? Es ist nicht mal halb elf.'
'Ja, nur ein bisschen. Dabei habe ich heute eigentlich ordentlich gefrühstückt.'
'In dem Kühlschrank im Aufenthaltsraum liegen ein paar Milchschnitten. Wenn du magst, kannst du dir eine nehmen.'
'Au ja. Willst du auch eine?'
'Nein. Lass dich aber nicht erwischen.'
'Ist gut.'
Kaoru sprang auf und flitzte in den Aufenthaltsraum. Sie schlich hinter die Theke und öffnete den Kühlschrank. Sogleich strahlte sie eine Familienpackung Milchschnitte an und sie griff beherzt zu, als sie plötzlich jemand antippte.
'Was soll das werden?'
Schnell drehte sie sich um und blickte in ein düsteres Gesicht. Vor ihr stand ein Junge mit fast weißen Haaren, so hell hatte er sie sich gebleicht. Seine Hand legte sich unsanft auf ihre Schulter und er stierte sie wütend an.
'Wer bist du?'
'Was geht dich das an? Fass mich nicht an, du tust mir weh!'
Sein Griff wurde fester und Kaoru spürte, wie sich langsam ein pulsierender Schmerz in ihrer Schulter ausbreitete.
'Du hast hier oben nichts verloren du Göre.'
'Ich sagte, du sollst mich los lassen! Ich darf hier sein.'
'So? Und natürlich darfst du dich hier auch einfach bedienen, nicht wahr?!'
'Allerdings!' giftete sie ihm entgegen.
'Ah ja?!' er zog sie ganz nah an sich heran und sie spürte seinen Atem im Gesicht.'Lass mich endlich los!' Ihr Herz raste. Sie hatte ihn bisher noch nicht gesehen, aber er machte ihr Angst.
'Du wirst jetzt zurück in den Unterricht gehen.'
'Ich bin heute aber befreit.'
'Natürlich. Komm jetzt!'
'Lass mich endlich los!' Beherzt trat sie ihm gegen das Bein, doch er rührte sich nicht. Er zuckte nicht mal mit der Wimper.
'Was glaubst du, wer du bist hmm?! Du hast es gewagt, nach mir zu treten! Du weißt wohl nicht, was sich gehört!'
'Wie gesagt, ich darf hier sein, also lass mich!'
'Und wer soll dir das bitte erlaubt haben?!'
'Ich! Und jetzt lass sie los!' hörte Kaoru plötzlich eine ihr bekannte Stimme sagen.
Constantine stürmte auf den Jungen zu, packte ihn und riss ihn von ihr weg. Mit einem dumpfen Knall krachte er ihn gegen die Wand und drückte ihm den Unterarm gegen den Hals. Verschreckt blickte sie die beiden an. Constantine drückte so fest zu, dass der Junge mit den Beinen schon in der Luft hing und schwer röchelte.
'Hast du mich verstanden?!' fauchte er ihm fast geflüstert entgegen. Er nickte ihm mit letzter Kraft zu und fiel sogleich dumpf auf den Boden.
'Komm Kaoru.'
Er war wie ausgewechselt. Ganz ruhig und freundlich blickte er sie an und reichte ihr seine Hand. Ihr saß noch immer der Schreck in den Knochen und doch ergriff sie sie und folgte ihm zurück auf sein Zimmer. Dort angekommen setzte er sie auf das Bett und brütete kurz darauf wieder über seinen Aufgaben.
'Wer war das?' presste sie nach einiger Zeit endlich heraus und biss in ihre angematschte Milchschnitte.
'Mario. Ein Möchtegern. Du kennst ihn nicht.'
'Ist vielleicht auch besser so... Danke, dass du mir geholfen hast.'
Constantine drehte sich zu ihr und nahm seine Brille ab.
'Das nächste Mal sagst du, dass ich es dir erlaubt habe. Dann gibt es auch nicht so einen Ärger.'
'Heißt das, dass ich jetzt öfter hier her kommen darf?'
'Nein. Das heißt es nicht.' Er setzte seine Brille wieder auf und drehte sich weg.
'Und wie soll ich dann meinen Bedarf an Milchschnitten decken?'
Ungläubig drehte er sich wieder zu ihr und blickte sie an. Kaoru schleckte sich gerade die Milchcreme von den Fingern und begann zu grinsen.
'Im Schulgebäude ist ein Kiosk. Der hat die Dinger auch.' bekam sie zur Antwort und wieder lenkte er seine Aufmerksamkeit auf seine Unterlagen.
'Musst du noch lange lernen?'
'Lernen?'
'Na Mathe?'
'Für Mathe muss man doch nicht lernen.'
'Was machst du dann?'
'Hausaufgaben. Außerdem arbeite ich vor. Was ich jetzt schon fertig habe, muss ich im Unterricht schließlich nicht mehr machen.'
'Ach was, echt?'
'Sicher.'
'Und was machst du dann die ganze Zeit?'
'Ab einer gewissen Vorarbeit darf man sich am Freitag frei nehmen. Nicht jede Woche aber immerhin einmal im Monat.'
'Nicht schlecht, aber was ist mit den anderen? Ich meine, machen die das auch?'
'Nicht das ich wüsste.'
'Und was machst du dann an deinem freien Tag?'
'Ich fahre in die Stadt oder ich gehe in den Park. Da findet sich eigentlich immer etwas.'
'Aber allein?'
'Sicher. Glaub mir, wenn man vierundzwanzig Stunden immer jemanden um sich herum hat, ist man es irgendwann Leid.'
'Ich wüsste nicht, was ich allein machen würde. Ist doch langweilig.'
Constantine lächelte sie kurz an und blickte wieder auf seine Aufgaben. Er konnte wirklich total nett sein. Und hässlich war er auch nicht. Gut, er war eingebildet, aber das wohl auch zu Recht. Schließlich war er groß, kräftig gebaut und hatte ein smartes Lächeln. Seine schwarzen Haare hatte er frech nach oben gestylt und er hatte einen Piercing in der Zunge. Das war ihr gleich am ersten Tag aufgefallen. Außerdem hatte er wunderschöne blaue Augen. Sie waren so blau, wie das Meer und doch konnten sie unerbittlich sein, wenn er sie so manches mal sauer anblickte. Ohne auch nur kurz zu ihr zu blicken fing er an zu lachen.
'Was ist?'
'Ich kann nicht arbeiten, wenn du mich so anstarrst.'
'Ich hab dich nicht angestarrt.'
'Ach nein?'
'Nein.'
Er nahm seine Brille, legte sie auf den Tisch und rieb seine Augen. Und wieder fing er an zu lachen.
'Gefällt dir denn was du siehst?'
'Das hättest du wohl gern was?'
Kaoru zog ihre Beine an ihre Brust und schloss ihre Arme drum herum.
'So schön bist du nun auch nicht.'
'Nicht? Ach schade, dabei dachte ich das bis eben.'
'Tzz...'
'Weißt du, ich will mir einen Piercing stechen lassen. Am Freitag. In meine Augenbraue. Glaubst du, dass mich das noch hässlicher macht? Ich meine noch hässlicher, als ich ohnehin ja schon bin.'
'Du bist nicht hässlich.'
'Nicht? Diesen Eindruck hast du mir aber gerade vermittelt.'
'Ich habe lediglich gesagt, dass du nicht schön bist. Also nicht sooo schön.'
Wieder fing er an zu lachen und auch Kaoru musste leise kichern. Sie bildete aber auch wirklich recht wirre Sätze.
'Wie schön bin ich denn?'
Constantine rutschte von seinem Stuhl auf den Boden und kroch auf allen vieren zu ihr. Direkt vor ihrem Gesicht machte er stopp und blickte sie fragend an.
'Normal.' entgegnete sie ihm und blickte schnell weg.
'Normal schön?'
'Ja.'
Und wieder lachte er beherzt und setzte sich auf den Boden.
'Na du bist mir eine Marke. Normal schön, das habe ich ja noch nie gehört!'
'Ach nun komm. Jetzt hör schon auf zu lachen!'
'Ich kann nicht!' kicherte er ihr entgegen und lag schon fast auf dem Boden.
'Du bist gemein.'
'Ich lache doch nur! Das solltest du im Übrigen auch mal machen. Also lach endlich!'
'Ich wüsste nicht, warum ich das tun sollte.'
'Weil ich dich sonst kitzeln muss!'
'Ha! Niemals!'
Kaum hatte sie das ausgesprochen beugte er sich schon über sie und kitzelte drauf los. Kaoru rollte quer durch sein Bett und drückte lachend seine Hände von sich weg. Doch er schaffte es immer wieder an sie heran zu kommen und schließlich standen ihr schon die Tränen in den Augen. So beherzt hatte sie schon lange nicht mehr gelacht und noch immer robbte sie kichernd durch sein Bett, als er plötzlich ihr Gesicht zu seinem drehte und sie küsste. Für eine Sekunde setzte ihr Herz aus und sie riss ihre Augen weit auf. Hinter ihrem Schleier aus Lachtränen erkannte sie seine Augen. Sie waren geschlossen und seine langen, schwarzen Wimpern ruhten auf seinen Wangen. Entrüstet stieß sie ihn von sich weg und wischte sich über den Mund.
'Du machst alles kaputt. Du bist so scheiße!'
Sie riss die Tür auf und rannte durch die Flure, die Treppen herunter und kam schließlich völlig außer Atem in ihrem Zimmer an. Wie konnte er es wagen? Warum musste er das ausgerechnet jetzt machen? Sie hatte sich gerade damit angefreundet, dass er doch gar nicht so schrecklich war und dann das. Kurz verweilte sie an der geschlossenen Tür und spitzte die Ohren, um zu lauschen, ob er ihr gefolgt war, doch es war alles ruhig und so setzte sie sich auf ihr Bett und schmollte vor sich hin. Nach ein paar Minuten steckte sie sich ihre Kopfhörer in die Ohren und legte sich hin. Sie musste das nur ganz schnell vergessen. Ganz schnell.

Constantine leckte sich über die Lippen und verzog seinen Mund zu einer Art grinsen. Kleine, aufmüpfige Kaoruchan. Er stand auf und setzte sich an seinen Tisch. Mal sehen, wie lange er sie bearbeiten musste, bis sie endlich weich wurde. Bisher hat er jede Frau gekriegt, die er wollte. Sie war eine neue Trophäe, die sich sicherlich gut in seiner Sammlung machte. Jung, frisch und unverbraucht. Wieder grinste er und setzte seine Brille auf, um seine Aufgaben noch fertig zu bekommen. Plötzlich klopfte es an der Tür.
'Ja?'
Mario steckte den Kopf in den Spalt und blickte ihn zerknirscht an.
'Du hast vollkommen überreagiert! Wolltest du mich umbringen oder was?!'
'Reg dich ab. So schlimm war es nun auch nicht.'
'Reg dich ab.' äffte er ihn nach und setzte sich auf sein Bett. 'Glaubst du ich fand das witzig?
Was hatte diese Göre hier oben überhaupt verloren?'
'Ich wüsste nicht, was dich das angeht.'
Mario verleierte die Augen und machte sich auf dem Bett von Constantine breit.
'Wann ist das nächste Fest?'
'Am Freitag.'
'Das ist gut. Dann hole ich sie mir eben dann.'
'Wen?'
Constantine´s Blick legte sich auf Mario´s Gesicht und verweilte dort.
'Die Kleine von eben.'
Mario erwiderte seinen Blick, doch Constantine drehte sich weg und blickte auf seine Aufgaben.
'Du wirst sie in Ruhe lassen. Und sollte ich dich dabei erwischen, dass du dich ihr auch nur auf einen Meter näherst, dann reiß ich dir die Eier ab.'
Mario richtete sich auf und blickte ihn an. Er sagte das so unglaublich ruhig und sachlich, dass er nicht wusste, ob er es Ernst meinte oder nicht.
'Warum drohst du mir?'
'Ich drohe dir nicht. Ich warne dich nur, damit du keinen dummen Fehler machst.'
'Was ist eigentlich dein Problem?'
'Nun, du störst. Ich muss hier noch etwas arbeiten und du laberst mich dumm von der Seite an.'
Mario blies sich durch das Gesicht und stand wieder auf.
'Du bist echt nicht normal, Junge.'
'Und du bist gleich einen Kopf kürzer. Verschwinde und nerv mich nicht.'
Laut knallte die Tür zu Constantine´s Zimmer und er war wieder allein. Es waren noch sechs Seiten und die galt es bis morgen zu erledigen. Also schob er seine Brille zurecht und blätterte eine neue Seite in seinem Block auf.

'Kaoru? Kaoru! Wach auf! Es ist schon kurz nach sieben. Es gibt bald essen.'
Sassy rüttelte immer wieder an ihrer Schulter, bis sie schließlich die Augen aufschlug. Sie streckte sich und stand schließlich auf.
'Hast du etwa bis eben geschlafen?'
'Ich denke schon.' entgegnete sie ihr müde und gähnte laut auf.
'Nicht, dass du heute Nacht nicht schlafen kannst.'
'Ich kann immer schlafen.'
Kaoru schlich zu ihrem Schrank und angelte sich ein paar neue Sachen heraus. Bald musste sie ihre benutzten waschen. Sie zog sich um und wischte sich den Schlaf aus den Augen.'Ich habe dir deine Hausaufgaben mitgebracht. Ist heute nur Mathe.'
'Uh!' entfuhr es ihr vollkommen unbegeistert und sie warf einen Blick auf Sassy´s Mitschriften.
'Die Aufgaben sind ganz leicht.'
'Was ist das überhaupt?'
'Parabeln berechnen und zeichnen.'
'Super, davon habe ich gar keine Ahnung.'







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