A Bit(e) of Hope

Autor: Kati
veröffentlicht am: 30.01.2009




Kaoru schlug ihre Augen auf, als sie ihre Mutter nach ihr schreien h?rte.
'Es ist schon nach sieben! Steh endlich auf! Du bist eh schon sp?t dran!'
'Ich will aber nicht!' rief sie ihrer Mutter zu und zog sich die Decke ?ber den Kopf. Diese lie? sich jedoch nicht so einfach abwimmeln und stand bereits wenige Minuten sp?ter in Kaoru?s Zimmert?r.
'Steh endlich auf.' Unsanft zog sie ihr die Bettdecke weg und warf sie auf den Boden. Nachdem sie die Vorh?nge ge?ffnet hatte und das Licht Kaoru?s Zimmer flutete, schlug diese endlich die Augen auf und streckte sich. Widerwillig zog sie sich an und suchte ihre Schulsachen zusammen. Sie hatte so gar keine Lust auf Unterricht und auf diese bl?den Gesichter auch nicht. ?berhaupt war ihr nicht so ganz klar, warum sie unbedingt zur Schule musste. Ausgerechnet zu dieser. Warum konnte sie nicht weiter zu ihrer alten Schule gehen? Da war es sowieso viel sch?ner und es fiel nicht so auf, wenn man mal einen Tag einfach fehlte. Stattdessen schickte ihre Mutter sie in eine Lehranstalt, in der man die Woche ?ber wohnte und nur am Wochenende nach Hause durfte. Schrecklich. Sie hatte das Prospekt der Schule nur kurz durchgebl?ttert und es danach gleich weggeworfen. War eh uninteressant.'Deine Sachen sind gestern schon angekommen Kaoru. Ich habe die Empfangsmitteilung heute erhalten. Lag im Briefkasten. Beeil dich, Fr?hst?ck ist auch schon fertig.' ratterte ihre Mutter in einem Atemzug herunter, w?hrend Kaoru noch ihre Z?hne putzte.
'Eigentlich habe ich keinen Hunger.' fl?tete sie und nahm am Tisch Platz.
'Iss wenigstens etwas M?sli.'
Nachdem Kaoru sich eine Scheibe Brot herunter gew?rgt hatte, nahm sie ihre Sachen und setzte ihre Schultasche auf.
'Mach?s gut Kleine. Sei nicht so frech zu den Lehrern. Wir sehen uns dann am Freitag.''Ja, ja.'
Missmutig schl?rfte Kaoru zur Stra?e und kurz darauf hielt ein Bus, der sie in ihre neue Schule bringen w?rde. Sie stieg ein und blickte sich um. Alles gaffte sie an und ihr verging die Lust noch mehr. Sie lief zielstrebig auf die letzte Sitzreihe zu und nahm Platz. Die anderen im Bus begannen zu tuscheln und zu kichern, doch Kaoru steckte sich ihre Kopfh?rer in die Ohren und schaltete die Musik ein. Sie w?rden schlie?lich noch gut drei?ig Minuten fahren und irgendwann w?rde den anderen schon der Gespr?chsstoff ausgehen. Sie schloss ihre Augen und umklammerte ihre Schultasche, als der Bus schlie?lich wieder stoppte und drei etwas ?ltere Jungen zustiegen.
Sie liefen zielstrebig zur letzten Sitzreihe und blickten Kaoru an.
'Hey du!' rief der eine ihr zu und tippte sie an.
'Was ist?!' giftete sie ihn an.
'Du sitzt auf dem Platz von Constantine.'
'Dann hat er eben Pech und muss sich wo anders hinsetzen.' fl?tete sie genervt zur?ck und schloss wieder die Augen.
'An deiner Stelle w?re ich nicht so frech. Wenn er sieht, dass du hier sitzt, dann gibt's richtig ?rger. Also steh besser auf, bevor er einsteigt.'
'Steht hier irgendwo -Eigentum von Constantine-?!'
'Jeder hier wei?, dass er immer hier sitzt.'
'Tja, ab heute nicht mehr.'
Sie stellte ihre Musik auf laut und schloss wieder die Augen. Die drei Jungs zuckten mit den Schultern und setzten sich neben sie. Sie w?rde es sicher noch bereuen, dass sie nicht auf sie geh?rt hatte. Als der Bus wieder hielt, stieg ein junger Mann ein, dessen Blick sofort auf SEINEN Platz fiel, der von Kaoru noch immer blockiert wurde. Er r?mpfte kurz die Nase und ging auf sie zu. Der Busfahrer starrte kurz in den R?ckspiegel und sch?ttelte den Kopf. Das w?rde wieder richtig ?rger geben. Jedesmal das gleiche.
Constantine nahm eine Sitzreihe vor Kaoru Platz und stierte sie an. Ein ungutes Gef?hl, von dem sie nicht wusste, woher es kam, machte sich in ihr breit und sie ?ffnete ein Auge, um zu gucken, was los war. Sofort traf ihr Blick den von Constantine, der sie noch immer an funkelte.
'Was ist?!' giftete sie gleich wieder los und stellte die Musik etwas leiser.
'Das frage ich dich. Was hast du auf meinem Platz verloren?'
'Junge, das ist nicht DEIN Platz, checkst du es nicht?!'
'Du bist ganz sch?n frech du kleine Ratte.'
Er nahm seinen Finger, legte ihn unter ihr Kinn und hob damit ihren Kopf in die H?he.'Vielleicht nimmst du mal deine schmierigen Pfoten von mir du eingebildeter Pinkel!'Sie schlug ihm auf die Hand und blickte sich um. Der ganze Bus gaffte sie an und das ungute Gef?hl in ihr mehrte sich.
'Schon gut. Ich setz mich wo anders hin. Mach Platz da.'
Unsanft schob sie Constantine?s Bein weg und griff nach ihrer Tasche, als sie pl?tzlich sp?rte, wie er sie am Arm packte und zu sich herunter zog.
'Du bist frech. Und du bist neu, ich kenne dein Gesicht nicht. Du kannst also nicht wissen, wer ich bin. Aber lass dir gesagt sein, mit mir machst du so etwas nicht, klar?!'
'Nimm deine Finger weg!'
Panik machte sich in ihr breit und ihr Herz schlug bis zum Hals. Die anderen im Bus lachten sie h?misch aus und tuschelten etwas, was sie nicht verstehen konnte. Warum hatte sie nicht gleich geh?rt, als die anderen ihr gesagt hatten, dass sie da nicht sitzen bleiben sollte? Warum nur musste sie immer alles besser wissen? Als sie f?hlte, wie ihr eine Tr?ne an der Wange herunter lief, schluchzte sie kurz laut auf und dr?ckte ihre Hand auf den Mund.
'Es tut mir Leid.' presste sie heraus und versuchte ihre andere Hand aus seinem Griff zu l?sen, doch es war vergebens. Er hielt sie so fest, dass ein Entkommen unm?glich war.'Na, na. Wer wird denn gleich weinen?'
Er stand auf, setzte sich auf SEINEN Platz und zog sie zu sich auf den Scho?. Mit der anderen Hand strich er ihr durch das Gesicht und wischte ihre Tr?ne weg.
'Ist sie nicht s???' kicherte er seinen Kumpels zu und die lachten sich geh?rig schlapp. Auch alle anderen im Bus lachten sie lauthals aus und wieder rollte eine Tr?ne aus ihrem Auge.'Habe ich gesagt dass ihr lachen sollt ihr Vollpfosten?!' br?llte er pl?tzlich los und es wurde von einer Sekunde zur anderen mucks M?uschen still.
Kaoru blickte sich um und zog laut die Nase hoch.
'Wie hei?t du?'
'Kaoru.' presste sie zwischen ihren Z?hnen heraus, als er ihr wieder die Tr?ne aus dem Gesicht wischte. Es war ihr total unangenehm auf seinem Scho? zu sitzen und eigentlich wollte sie nur so schnell wie m?glich wieder runter da, doch er hielt sie noch immer sanft aber sicher fest und so verweilte sie in ihrer misslichen Lage.
'Kaoru? Das ist aber ein ungew?hnlicher Name.'
'Ihre Mutter ist bestimmt ne Japse.' fl?tete Marc, ein Kumpel von Constantine, der direkt neben ihm sa?. Laut prustete er los und lehnte sich zur?ck. Kaum hatte er das ausgesprochen klatschte Constantine ihm die flache Hand gegen den Hinterkopf und blickte ihn b?se an.'Halt die Fresse Junge. Du redest, wenn du gefragt wirst, ist das klar?!'
'Schon gut, schon gut. Reg dich ab Alter.' Marc verleierte die Augen und wandte sich etwas ab.
'Wie kommt es, dass du so einen au?ergew?hnlichen Namen hast?'
'Das geht dich nichts an.' presste Kaoru wieder heraus und versuchte noch immer ihre Hand aus seinen F?ngen zu befreien. Das schien allerdings aussichtslos zu sein. Er machte nicht den Anschein, als wolle er sie gleich wieder los lassen und so gab sie ersch?pft auf. Ihre Tasche rutschte von ihrer Schulter und krachte laut auf den Boden. Widerstand war eh zwecklos, warum also noch die ollen Schulb?cher retten?
'Du bist wirklich ein sehr freches M?dchen Kaoru.'
'Ich habe mich doch bereits entschuldigt. Warum l?sst du mich nicht los? Ich setze mich doch schon wo anders hin?'
'Vielleicht will ich gar nicht, dass du wo anders sitzt?'
'Mir w?re es aber lieber. Du bist unbequem.'
'Nun ich kann ja beim n?chsten Mal ein Sitzkissen mitbringen. Dann hast du es bequemer?''Lass mich los. Bitte.'
'Dann l?ufst du mir aber weg.'
'Na und?!'
'Du bleibst hier bei mir und zwar so lange, bis ich sage, dass du gehen kannst klar?'
'Aber du tust mir weh.'
Sofort l?ste sich sein fester Griff und Kaoru sah ihre Chance. Schnell stand sie auf und wollte los laufen, als sie den Widerstand an ihrer Jacke bemerkte und er sie wieder auf seinen Scho? herunter zog.
'Sei doch nicht so sch?chtern. Bleib doch bei mir. Ist doch nett?'
'Denkst du.'
'Ich bin doch nett, ich wei? gar nicht, was du hast.'
Der Bus wurde immer voller und schlie?lich standen die ersten Sch?ler schon, weil alle Sitzpl?tze belegt waren. Verunsichert blickte Kaoru sich um. Warum half ihr denn keiner? Alle blickten sie nur verquer an und lachten. Was war das nur f?r schmieriger Typ auf dessen Scho? sie da sa?? Und warum zum Henker half ihr keiner?!
Gef?hlte Stunden sp?ter hielt der Bus schlie?lich vor der Schule und die erste gro?e Traube an Sch?lern presste sich aus dem Bus heraus. Kaoru erhob sich und wollte gehen, als Constantine sie wieder zu sich auf den Scho? zog.
'Was soll das? Wir sind da und m?ssen los. Also lass mich endlich los!' schrie sie ihn immer lauter werdend an.
'Zu erstens SCHREIST DU MICH NICHT SO AN!!! Und zweitens...' sprach er wieder ganz ruhig weiter: '.. hast du die ganze Fahrt auf meinem Scho? gesessen. Glaubst du, das ist kostenlos?'
'Was willst du von mir?'
Er drehte sie sich so zu Recht, dass sie am Ende breitbeinig auf seinem Scho? sa? und blickte sie an. Sie f?hlte, wie seine Hand an ihrem R?cken empor strich und an ihrem Hinterkopf halt machte. Wieder stiegen ihr Tr?nen in die Augen und sie schluchzte leise auf.
'Hab keine Angst.' fl?sterte er ihr zu und k?sste sie frech auf die Lippen.
Angeekelt drehte sie ihren Kopf weg und weinte nun laut auf.
'Du bist so widerlich! Lass mich endlich!'
Sie knallte ihm ihre Hand ins Gesicht, schnappte sich ihre Tasche und fl?chtete Hals ?ber Kopf aus dem Bus. Sie w?nschte sich noch in der dritten Stunde, dass sie ihn nie wiedersehen musste und sch?ttelte angeekelt ihren Kopf. Dem Unterricht war sie in keinster Weise gefolgt und so wusste sie nat?rlich auch nicht, an welcher Stelle die Klasse in ihrem Schulbuch war, als der Lehrer sie aufrief. Sie zuckte mit den Schultern und kritzelte belanglose Dinge auf ihren Block.
'Kaoru, ich wei? nicht, wie man dir diese Schule erkl?rt hat, aber hier gelten andere Richtlinien, als an ?ffentlichen Schulen. Pack deine Sachen zusammen und melde dich beim Direktor. Du wirst diese Stunde heute Nachmittag nachholen.'
Verschreckt blickte sie auf. Alles Bitten Und Flehen jedoch half nichts. Also packte sie ihre Sachen und machte sich auf den Weg zum Direktor. Sie musste nur noch das Sekretariat finden. Sie irrte mehr oder weniger durch das Schulgeb?ude und blickte sich um. Wenn sie jetzt einfach gehen w?rde, dann m?sste sie nicht nachsitzen. Sie m?sste nur p?nktlich zur vierten Stunde wieder da sein. Ganz einfach. Nach kurzem Suchen fand sie den Ausgang und lief die Treppen dorthin z?gig herunter. Ihr Herz begann zu rasen, als sie an der T?r klinkte, diese aber anscheinend verschlossen war. Sie war eingesperrt! Wo gab es denn so was?'Na? Kein Bock mehr?' h?rte sie ein Stimme sagen und drehte sich um.
'Du schon wieder!' fl?tete sie verschreckt heraus.
'Ich schon wieder, genau. Na? Haste gleich am ersten Tag Stress oder was?'
'Mit dir rede ich nicht mehr.'
'Aha? Und warum nicht?'
'Weil du ein Arsch bist.'
'Nur weil ich deine Lippen entjungfert habe?'
'Was ist?!' verschreckt blickte sie ihm in sein breit grinsendes Gesicht. 'Du hast sie ja nicht alle.'
Hastig sprang er die paar Stufen zu ihr herunter und lehnte sich, vor ihr stehend, mit dem Arm gegen die Wand.
'Freches M?dchen. Freche, kleine Kaoru.'
'Ich kann dir gleich mal eine klatschen. Lass mich einfach zu Frieden.'
'Ich mag es, wenn du so frech bist Kaoruchan.' (Verniedlichungsform, entspricht ungef?hr dem deutschen -chen (Hans vs H?nschen)
'Nenn mich nie wieder so!' giftete sie ihm schwer gekr?nkt entgegen.
'Klingt doch s?? und passt zu dir du kleine, freche Ziege.'
Kaoru hob ihre Hand bedrohlich und holte tief Luft, doch bevor sie sie weiter bewegen konnte, umfasste er sie schon wieder und dr?ckte seine Stirn auf ihre.
'Was gedenkst du zu tun, Kaoruchan? Willst du mich etwa schlagen?'
'Lass mich endlich los. Ich muss zum Rektor.'
'Was willst du denn bei dem, wo es mit mir doch viel sch?ner ist?'
'Das w?sste ich. Du bist ein schmieriger, ekelhafter, widerlicher...'
'Kleine, s??e Kaoruchan. Wie s?? du bist, wenn du dich aufregst.'
'Lass mich endlich los oder ich schreie.'
'Mach doch.'
Lauthals kreischte Kaoru alles aus sich heraus und siegessicher blickte sie Constantine an. Nach ein paar Sekunden verzog sich ihr Gesicht und sie blickte in Richtung der Klassenr?ume. Niemand hatte die T?ren ge?ffnet. Hatte man sie etwa nicht geh?rt? Sie holte noch einmal Luft, doch Constantine dr?ckte ihr die Hand auf den Mund.
'Shht. Du verr?tst uns ja. Du willst also raus, ja?'
Sachte nickte sie ihm zu.
'Gut, komm mit.'
Noch immer hielt er ihren Arm fest und zog sie hinter sich her. Sie liefen eine ganze Weile, lie?en Flure und einige Treppen hinter sich und standen schlie?lich vor einer gro?en T?r, die wohl in den Keller f?hrte. Leise knarrte sie, als Constantine sie ?ffnete und er zog Kaoru die Treppen herunter. Es war stockdunkel und sie hatte M?he mit ihm mitzuhalten, ohne dabei zu st?rzen.
'Wohin gehen wir?'
'Na raus. Wohin sonst?'
'Es ist so dunkel hier.'
'Ich wei?, das Licht ist schon seit Monaten kaputt.'
'Warum meldest du es nicht?'
'Wenn ich es melde, dann wissen doch alle, wie ich aus der Schule rauskomme oder etwa nicht? Dumme, kleine Kaoruchan.'
'Du sollst mich nicht so nennen.'
Leise lachte er vor sich hin und zerrte sie weiter durch die d?steren G?nge, als er schlie?lich stoppte und eine Luke ?ffnete. Sogleich strahlte sie die Sonne an und frischer Wind wehte ihnen um die Nase. Constantine schwang sich aus der Luke ins Freie und reichte ihr seine Hand.
'Na komm. Greif zu.'
Kaoru sah sich um. Warum sollte sie ihm jetzt ihre Hand geben? Wer wusste schon, wann er sie wieder los lassen w?rde? Sie verschr?nkte die Arme und grinste ihn h?misch an.'Ich bleibe.' entgegnete sie ihm schlie?lich und wandte den Blick von ihm ab.
'Gut, wie du meinst. Vielleicht finden sie dich noch vor Einbruch der Dunkelheit. Bis dahin, viel Spa?.'
Mit einem lauten Krachen lie? er die Luke wieder zu fallen und verschwand. Kaoru verging ihr h?misches Grinsen recht schnell, als sie feststellte, dass sie ganz allein in diesem dunklen Keller stand. Tief atmete sie durch und fasste neuen Mut. Sie musste ja nur wieder zur?ck zum Ausgang gehen. Fast blind tastete sie sich an den feuchten W?nden entlang und suchte nach der T?r, durch die sie den Keller betreten hatten. Es tropfte und knackte immerzu und ihr Herz raste unaufh?rlich. Nach eine guten Stunde gab sie es auf. Er hatte sie minutenlang durch diesen Keller gef?hrt und sie hatte sich den Weg nicht gemerkt. Wieder rannen Tr?nen durch ihr Gesicht. Sie erinnerte sich an seine Worte und ihr wurde unwohl. Was, wenn man sie gar nicht mehr fand? Wei? doch der Geier, ob man sie ?berhaupt schon vermisste? Und, wer sollte sie denn vermissen? Sie kannte ja niemanden! Constantine w?rde sicherlich nicht sagen, dass sie fehlte. Sie kauerte sich auf dem nassen Boden zusammen und brach in Tr?nen aus. Sie kramte ihr Handy aus der Tasche und blickte auf das Display. Seit gut zwei Stunden suchte es schon nach Empfang und der Akku blinkte auch schon wild herum. Bald w?rde es aus gehen. Sie konnte keine SMS schicken, geschweige denn telefonieren.
Aber sie konnte sich damit den Weg leuchten!
Neuen Mutes sprang sie auf und leuchtete mit dem Display die Kellerr?ume aus. Es war gruselig und ?berall tropfte, knackte und raschelte es. Wenn es wirklich Monster und Geister gab, dann waren sie sicher hier anzutreffen. Panisch lief sie wieder los und suchte nach der T?r, doch egal, wo sie abbog, es war der falsche Weg. An jeder Kreuzung, die sie erreichte gabelten sich die G?nge in vier neue auf und schlie?lich blieb sie stehen und blickte geschockt auf ihr Handy. Es piepte noch einmal kurz auf und schaltete sich schlie?lich aus. Akku leer.Kaoru schniefte laut und kauerte sich wieder auf den Boden. Sie sa? mitten in einer Pf?tze, doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Nach einer weiteren Stunde philosophierte sie schon, wie sie wohl sterben w?rde. An Hunger, an Durst oder w?rde sie gar erfrieren? Tr?nen rannen wieder durch ihr Gesicht und sie wischte sie mit ihrem Pulli weg.
Wie in Trance blickte sie durch ihren Tr?nenschleier in die Richtung, aus der sie Schritte und eine Stimme vernahm. Irgendjemand rief nach ihr. Sie kniff die Augen zu und dr?ckte sich die letzten Tr?nen aus den Lidern.
'Kaoruchan? Wo bist du?'
'Constantine?' fl?sterte sie mit zitternder Stimme und wischte sich durch das Gesicht.'Kaoruchan?'
In geb?ckter Haltung zw?ngte er sich in den kleinen Gang, in dem sie sa? und kniete sich zu ihr herunter.
'Dumme, kleine Kaoruchan...' fl?sterte er und strich ihr durch das Gesicht. Erleichtert fiel sie ihm um den Hals und schluchzte wieder auf. Ihr Tr?nen hatte sie bereits alle geweint und so zog sie laut die Nase hoch.
'Du bist ja ganz nass.' fl?sterte er ihr ins Ohr und zog sie an ihrem Arm aus der Pf?tze. 'Komm mit, ich bringe dich auf dein Zimmer.'
Er fasste sie an der Hand und zog sie aus dem kleinen Gew?lbe heraus. Kaoru war m?de und ersch?pft. Au?erdem hatte sie einen Mordshunger, auf den ihr Magen lauthals aufmerksam machte.
Kommentarlos f?hrte er sie durch die d?steren G?nge und schlie?lich vernahm sie das ihr bekannte Knarren der Kellert?r. Frische Luft zog an ihr vorbei und sie schnappte regelrecht danach. Sie hatte sich schon an den Kellermief gew?hnt und bemerkte jetzt, wie toll doch frische Luft sein konnte.
'Wie sp?t ist es?' wimmerte sie leise vor sich hin.
'Kurz nach sieben.'
'Der Unterricht...' stammelte sie und blickte zum Fenster heraus ins Freie.
'Der ist schon lange vorbei. Die Lehrer suchen dich schon. Lass dir was gutes einfallen.''Warum sollte ich?! Ich werde sagen, wie es war. Dass du mich in den Keller verschleppt hast.'
'Spinnst du?!'
'Es ist doch so!'
Kaum hatte sie ihren Satz beendet, da kam auch schon die halbe Lehrerschaft um eine Ecke geschossen und atmete erleichtert auf.
'Kaoru! Da bist du ja!' rief Mister Jones, der sie aus seinem Unterricht geschmissen hatte. 'Wo warst du denn?'
Sie blickte zu Constantine, der seinen Blick von ihr abgewendet hatte und auf den Boden stierte. Er hatte sie dort einfach zur?ck gelassen. Und es hat verdammt nochmal lange gedauert, bis er sich dazu entschieden hatte, sie da wieder heraus zu holen. Dieser bl?de Arsch!
'Ich war drau?en, mir ging es nicht gut.'
'Drau?en?' wiederholte Mister Jones und blickte sie ungl?ubig an. 'Wie bist du denn raus gekommen?'
'Na durch die T?r?'
'Die ist doch abgeschlossen? Von wem hattest du denn die Schl?ssel?'
Kaoru stockte der Atem. Ja von wem hatte sie denn angeblich die Schl?ssel?
'Von mir.' funkte Constantine dazwischen. 'Sie sah blass aus und da habe ich aufgeschlossen.'
'Ja warum bist du denn nicht bei ihr geblieben oder hast es wenigstens gemeldet?!'
'Weil ich allein sein wollte.' redete Kaoru wieder dazwischen.
'Ich hatte sie aus den Augen verloren und naja, dann habe ich sie bis eben gesucht.'
'Nun, ihr beiden. Das war nicht in Ordnung, aber das wisst ihr sicher selbst. Wenn es dir nicht gut geht Kaoru, dann melde dich bei einem Lehrer ab, genau wie du Constantine. Melde dich ab, wenn du jemandem die T?r aufschlie?t. In Ordnung?'
Beide nickten Mister Jones zu.
'Gut, dann geht jetzt auf eure Zimmer.'
Mister Jones drehte ab und die Lehrer zogen sich in ihre Arbeitszimmer zur?ck. Kurz darauf gab es eine Durchsage, dass die Vermisste wieder aufgetaucht ist.
Verst?rt blickte Kaoru zu Constantine.
'Was?'
'Gibt es keine Strafe?' fragte sie irritiert.
'Nein, wieso?'
'Na weil wir geschw?nzt haben?'
'Dir ging es doch nicht gut, also.'
Kaoru zuckte mit den Schultern und lief Constantine z?gig hinterher. Nach einem Fu?marsch quer ?ber den Schulhof und durch einen kleinen Park stoppten sie vor einem alten Bauernhaus. Kaoru blickte sich fasziniert um und folgte ihm weiter. Sie liefen durch eine gro?e Eingangshalle und durch ein paar Flure. ?berall andere Sch?ler die stillschweigend zu den beiden sahen und tuschelten, sobald Constantine mit seiner Errungenschaft nur weit genug weg war. Wieder raste ihr Herz, denn es war ihr nat?rlich unangenehm. Wer war dieser Constantine nur? Und warum genoss er ein so hohes Ansehen bei den anderen? Sie w?rde es schon noch heraus bekommen. Am Ende eines Ganges stoppte er schlie?lich und klopfte an eine T?r.
'Herein?'
Er ?ffnete die T?r und lie? Kaoru den Vortritt.
'Das wird dein Zimmer sein. Du teilst es dir mit Sassy. Das ist Kaoru. Ich hoffe, ihr vertragt euch.'
'Das wird schon. Hallo Kaoru. Ich bin Saskia, nenn mich einfach Sassy. Das machen hier alle so.'
'Hallo.' entfuhr es ihr trocken und sie reichte ihrer Zimmergef?hrtin die Hand.
'Ich schlafe hier. Wenn es ok f?r dich ist, dann nimm das Bett hier.'
'Ja passt schon.'
'Gut, dann lasse ich euch jetzt allein.'
Constantine warf die T?r zu und Kaoru warf einen Blick auf ihr neues Reich. Das Zimmer war nicht besonders gro?, aber es hatte ein gro?es Fenster, dass in den Garten zeigte. Und Sassy schien auch ganz ok zu sein. Vielleicht konnte sie sich ja mit ihr anfreunden. Das w?rde diese Schule vielleicht etwas ertr?glicher machen. Nachdem sie ihre Sachen in den Schrank verr?umt hatte, lie? sie sich ersch?pft auf ihr Bett fallen. Ihre Hose war noch immer nass am Hintern.
'Ist es ok, wenn ich duschen gehe?'
'Sicher. Warum auch nicht?'
'Gut. Wo sind die Duschen?'
'Geh den Gang zur?ck und dann links. Kurz vor den Treppen ist der Waschraum.'
'Ok, dann also bis gleich.'
'Bis gleich.'
Sassy l?chelte ihr noch zu und wandte ihren Blick wieder ihrem Buch zu, dass sie schon einige Zeit las. Ein ziemlich dicker W?lzer, f?r den sich Kaoru sicher nicht begeistern konnte. Sie war eher der Musiktyp und umschiffte das Lesen immer.
Mit Handtuch, Duschbad und Wechselsachen bewaffnet machte sie sich auf den Weg zu den Waschr?umen. Die Dusche w?rde ihr gut tun und sie k?nnte ihren ersten, total schrecklichen Tag vergessen.
Schnell waren die Duschen gefunden und Kaoru knallte die Kinnlade auf den Boden. Es handelte sich um recht herunter gekommene Gemeinschaftsduschen. -Privatsph?re ade- ging es durch ihren Kopf und sie warf nochmal einen Blick in den Gang. Es schien niemand sonst noch duschen zu wollen, also war sie allein. Sie musste sich nur etwas beeilen.
Sie schloss ihre Sachen in den Spind und sprang schnell unter die Dusche.
Pl?tzlich vernahm sie Stimmen und ihr Puls raste in die H?he. Sie hatte sich gerade die Haare aufgesch?umt und sp?lte sich rasch ab. Kurze Zeit sp?ter kamen die Stimmen n?her und drei M?dchen betraten die Duschr?ume.
'Das ist die von heute morgen.' fl?sterte eine und alle drei fingen an zu lachen.
'Da ist ja gar nichts dran.'entgegnete die andere und blickte Kaoru fies an. Die versuchte die M?dchen so gut es nur ging zu ignorieren und schnappte sich ihre Duschutensilien.'Ist die eingebildet.' erwiderte die erste wieder.
'Pass auf, dass du nicht f?llst.' riefen sie ihr noch zu und Kaoru sp?rte, wie sie sie fest anstie?en. Prompt rutschte sie aus und st?rzte auf die nassen Flie?en.
'Seid ihr bescheuert?! Lasst mich gef?lligst in Ruhe!'
'Hab du mal nicht so eine gro?e Fresse!'
'Caro, nicht so doll, sonst weint sie gleich.' rief die andere und alle drei lachten laut los. Caro packte Kaoru?s Schopf und zerrte an ihren Haaren.
'Als Neue solltest du dich nicht so aufspielen du h?ssliche Kuh.'
'Lass mich los!'
Kaoru schlug mit der Faust nach Caro und erwischte ihr Knie. Laut schrie sie auf und ging ebenso zu Boden.
'Du d?mliche Schlampe!' schrie Caro auf und zerrte noch doller an ihren Haaren. Schlie?lich packten die zwei anderen M?dchen Kaoru an den Beinen und zerrten sie zur?ck zu den Duschen.
'Hier kannst du dich erstmal abreagieren!' fauchte Caro und schaltete das kalte Wasser an. Nackt, ?ngstlich und weinend sa? Kaoru unter der Dusche und wartete, bis die drei verschwunden waren. Was war das nur f?r eine Schule? Sie schaltete das Wasser ab und stand wieder auf. Ihr Handtuch war durchn?sst und das Shampoo, hatten diese bl?den Ziegen vollkommen leer gemacht und den Ausguss herunter gesp?lt. Also zog sie sich nass an und stapfte zur?ck in ihr Zimmer. Die Sachen klebten an ihrer Haut und noch immer liefen Tr?nen an ihrer Wange herunter. Ein paar M?dchen kamen ihr entgegen und lachten sie aus, sprachen sie aber gl?cklicherweise nicht an. In ihrem Zimmer angekommen, knallte sie die T?r zu und schmiss sich auf ihr Bett. Sofort lie? Sassy ihr Buch fallen und setzte sich neben sie.
'Was war denn los? Ist was nicht in Ordnung?'
'Ich hasse diese Schule!'
'Wieso? Was ist los?'
'Die Duschen sind ja wohl die H?he!'
'Naja, sie sind nicht mehr die neuesten.'
'Da sagst du was!' schluchzte Kaoru ihr entgegen und biss fest in ihr Kissen.
'Deine Sachen sind ja total nass. Was ist denn los? Hat man dich ge?rgert?'
'Ge?rgert? GE?RGERT?! Da waren drei Schnepfen, die es wohl lustig fanden auf mir herum zu hacken.'
'Drei? Wer denn?'
'Keine Ahnung, eine Caro glaube ich.'
'Ach Caro mal wieder. Dann waren da sicher noch Lisa und Vera. Die drei ticken eh nicht ganz sauber.'
'Allerdings. Die haben mich geschubst und ich falle nat?rlich voll auf die Fresse.'
'Hast du dich verletzt?'
'Die Knie tun weh, sonst ist alles ok.'
Langsam versiegten Kaoru?s Tr?nen und Wut machte sich in ihr breit.
'Das haben die nicht umsonst gemacht.'
'Was meinst du damit?'
'Sie werden es mir b??en!'







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