Zwischen Liebe und Pferd

Autor: chanti95
veröffentlicht am: 11.01.2009




Kapitel 2

Weg...

Als ich merkte, dass ich jetzt wirklich weggerannt (oder besser weg geritten bin), war es schon am dunkeln. Doch ich durfte nicht rasten, denn ich wollte unbedingt noch weiter. Ich Kuh hatte nat?rlich den Schlafsack und das Zelt vergessen.
?Ich habe mein Handy dabei, ich k?nnte doch zu Jessi', dachte ich f?r mich. Ich rief Jessi von meinem Handy aus an.
'Hallo?'
'Hey, Jessi, ich bin's, Juli.'
'Hey Juli! Wo steckst du?'
Erschrocken fragte ich:
'Wieso, Sucht mich jemand?'
'Ne, ich wollte nur mal so fragen.'
'H?r mal Jessi, darf ich mir deinen Schlafsack und vielleicht ein Zelt ausborgen? Ich erz?hl dir dann das sp?ter genau.'
'Ja klar. Wo bist du?'
'Komm bitte zur grossen Lichtung im Wald. Ich erz?hl dir dann alles, O.K? Ach und Jessi, erz?hl es bitte niemandem.'
'Ja klar. Ich komme gleich', antwortete sie mir aufgeregt. Ich konnte mir gleich vorstellen, wie sie jetzt in ihrem Zimmer herumwuselte und alle Sachen zusammen packte.

Ca. zehn Minuten sp?ter war ich an der Lichtung. Ein Hund rannte mir entgegen. Es war Jessi's Hund. Ich erkannte sie leicht im Dunkeln, sie hatte schliesslich etwas knallgelbes an.'Hey', begr?sste ich sie und stieg vom Pferd.
Jako, ihr Hund, sprang mich gleich an, er wollte wohl spielen.
'Hey. R?ck raus mit der Sprache, wieso du meinen Schlafsack und mein Zelt brauchst? Du hast doch selber eines!!'
'Jessi, du musst mir versprechen, dass du es niemandem sagst. Wirklich NIEMANDEN!!''Ja, schon klar, aber WAS darf ich nicht sagen??!'
'Jessi, ich gehe weg.'
'Wohin?'
'Einfach weg.'
'Du meinst, du willst abhauen?' Sie schaute mich ganz verdutzt an.
'Ja', antwortete ich kurz und knapp.
'Aber wieso? Und ganz alleine??'
'Meine Mutter hat mich heute dreimal geschlagen. Und extrem angeschrien. Ausserdem wollte sie mich auf ein Internat schicken, ein M?DCHENINTERNAT!!! Jessi, ich habe es nicht mehr ausgehalten.'
Das erste mal seit Tagen lief mir eine Tr?ne die Wange herunter.
'Oh, Juli...' Jessi verschlug es die Sprache. Sie hatte mich noch nie weinen sehen. Ich heulte mich an ihr aus.
Am ende waren meine Augen geschwollen. Ich hatte solange geweint. Jessi war nurdagestanden und hatte mich getr?stet. Ich l?ste mich von ihr und dankte ihr vielmals f?r den Schlafsack und das Zelt. Ich band beides auf Sonador, die sich
anscheinend nicht sonderlich freute.
'Brauchst du sonst noch etwas?', fragte sie mich.
Ich verneinte, dankte aber der Nachfrage wegen.
'Wenn du trotzdem was brauchen solltest; Du kannst mich immer anrufen. Oder soll ich mitkommen??'
'Nein, nein, Jessi. Lass nur. Ich melde mich bei dir, sobald ich wieder hier bin, O.K?'
'Versprochen??'
'Versprochen!' Ich zwinkerte ihr zu und lachte. Ich verabschiedete (umarmen und k?sschen) mich von ihr und stieg dann auf Sonador. Ich winkte ihr zu, sie schrie irgendwas und schon war ich hinter der Kurve verschwunden.

Am Rande des Waldes (ich wusste schon lange nicht mehr, wo ich war) sah ich ein Br?telplatz.
'Schau mal, Sonador, das wird unser Nachtlager, einverstanden??'
Ich ritt dort hin und stieg ab. Ich zog das mitgebrachte Halfter samt Strick heraus und zog es Sonador an. Ich band sie an einen Baum, von welchem sie Zugang zum Gras hatte. Ich sattelte sie ab und zog ihr noch die Decke ?ber. Ich packte mal das Zelt aus.

'Ach, Jessi, danke!', murmelte ich f?r mich, denn Sie hatte zwei Wasserfeste Decken und eine Fleecedecke eingepackt. Ich l?chelte in mich hinein und fand es einfach..... nett!Ich stellte das Zelt auf und legte die Decken hin.
Ich stand auf und ging zu Sonador r?ber und fing an mit ihr zu schmusen. Ich dr?ckte ihr einen Schmatzer auf die (von mir aus gesehene) rechte Ganasche (Wange) und streichelte ihr dabei mit meiner linken Hand vom Genick runter zur Ganasche. Ich streichelte ihren Nasenr?cken, was sie am liebsten hatte.

Pl?tzlich merkte ich, dass ich fror. Daher sammelte ich in der n?heren Umgebung ein paar Holzscheite. Woran Jessi gl?cklicherweise auch gedacht hatte: Ein Feuerzeug. Ich machte zuerst ein kleines Feuer aus kleinen und mittelgrossen Holzscheiten. Ich legte immer wieder nach, wobei mit der Zeit ein wirklich grosses Feuer entstand. Ich rollte einen runden Holzbock ans Feuer, auf welchen ich mich dann setzte. Ich holte meine Gitarre, welche ich zuvor in das Zelt gelegt hatte, heraus und nahm sie aus der Tasche.
Es war schon dunkel.
W?hrend ich ins Feuer starrte, liess ich langsam meine langen Finger ?ber die sechs Saiten gleiten. Es entstand ein wundersch?ner Ton.
Ich spielte mit der Zeit einige selbst geschriebene Lieder, nicht gerade Hits, aber einige von ihnen fand ich wirklich gut. Irgendwann wurde ich so m?de, dass ich meine Gitarre ins Zelt legte, ich zu Sonador ging, mich verabschiedete und ich ins Zelt ging. Dort schlief ich dann nach kurzer Zeit ein.

Am morgen wurde ich von der Sonne geweckt. Ich machte das Zelt auf und erschrak mich gleich. Vor mir war eine Pferdenase. Erst jetzt bemerkte ich, dass es ja Sonador war. Wie am Abend zuvor streichelte ich sie wieder. Ich schaute an mir herunter und sah, dass ich meine Klamotten zum Schlafen nicht angezogen hatte, sondern immer noch die Reitkleidung an hatte. Ich ging aus dem Zelt, stiess dabei Sonador zur Seite, wobei sie mich neugierig nach Leckerlis untersuchte. Wie ?blich.
'Hach, was f?r ein sch?ner Sonnenaufgang!!', murmelte ich. W?hrend ich so vor mich hin murmelte, streckte ich mich ausgiebig.
Bam, bam, bic'a bam bam! Klingelte mein Handy.
Ich nahm das Handy und schaute verdutzt auf den Display.
las ich verdutzt. Hatten sie schon bemerkt, dass ich weg war?
?Was, wenn sie das Handy orten lassen? Dann bin ich am Arsch!!', machte ich mir in Gedanken Sorgen.
?Das Handy muss weg. Soll ich es an den Baum schmeissen? Ertr?nken? Oder vertrampeln?'Ich entschied mich f?r den Baumwurf. Ich ging mit dem Handy (das immer noch klingelte) in der Hand gegen eine grosse, dicke Eiche zu, holte aus und schmiss es gegen den Baum. Still.

Das Handy war tot.

Nach dem diese GRAUSAME Tat vollbracht war, sammelte ich die Reste ein und stopfte sie in einen Sack. Ich ging zum Zelt und packte alles wieder sorgf?ltig ein. Ausser dem Striegel.Ich putzte Sonador, denn sie hatte sich in der Nacht wohl hingelegt und sich warscheinlich auch noch im Dreck gew?lzt. Ich putzte all den Dreck weg und sie strahlte wieder wie neu. Ich musste unbedingt einen Bach finden. Denn ich hatte Durst. Und ich glaubte zu wissen, dass Sonador auch durstig war. Ich sattelte sie und legte ihr die vollgestopfte Satteltasche ?ber. Ich zog mir die Gitarrentasche an und stieg auf, man sah kaum noch, dass ich hier war.

Als ich ein weites St?ck aus dem Wald geritten war, kam ich zur Grenze. Ich hatte ja mein Portemonnaie dabei, also konnte ich mich ausweisen. Allerdings war niemand da, der mich h?tte aufhalten k?nnen. Ich ritt also weiter.

Ich ritt von da an sehr lange weiter und fand schliesslich einen Bach. Meine Wasserflasche war leer. Ich stieg ab und liess Sonador erst einmal trinken. Gleichzeitig f?llte ich oberhalb die Wasserflasche. Ich band Sonador an einen kleinen Baum fest, zog meine Gitarrentasche ab (ich wusste ja, dass sie mich verlangsamen, besser gesagt behindern w?rde) und kramte meine Zahnb?rste und meine Zahnpasta raus. Dabei viel mir meine Haarb?rste ins Wasser und ich rannte ihr schliesslich auch nach.
Am Ende erwischte ich sie dann.

Als ich meine Z?hne geputzt hatte (OHNE weitere Zwischenf?lle) versorgte ich den ganzen Kram wieder und stieg wieder auf Sonador (mit der Tasche). Sie sprang ?ber den Bach und das erstemal seit gestern Nachmittag liess ich sie wieder mal Galoppieren. Sie freute sich dar?ber genauso wie ich. Den Helm hatte ich an einen Gurt meiner Satteltasche geh?ngt. Daher war es um so sch?ner, denn meine Haare wehten im Wind. Das ist einfach ein tolles Gef?hl, dass man nicht beschreiben kann.

Gegen Mittag sah ich dann einen Hof. Genauer gesagt.... ach ich wusste nicht was genau es war, denn auf den Weiden herum standen K?he aber auch Pferde. Ich ritt einfach mal hin. Und als ich etwa noch 100 m entfernt war, kam mir ein Hund entgegen gerannt. Sonador erschrak sich riesig, denn sie war ja keine Hunde gew?hnt. Ich hatte sie aber so gut im Griff, dass sie mich nur BEINAHE abgeworfen hatte. Nachdem ich sie beruhigt hatte, ritt ich weiter, nicht auf den Hund (ein Rottweiler, scheinbar eine H?ndin) achtend. Ich kam gegen ein recht grosses Hofgeb?ude (warscheinlich) und sass dort ab. Es war ein Kiesplatz, es kam mir alles recht freundlich vor.
?Ob der erste Eindruck wohl nicht t?uscht?' dachte ich insgeheim, hoffte aber, dass es nicht so war. Ich band Sonador an Holzpfl?cken an, welche wohl gerade dazu dienten. Ich ging zu der grossen Eichent?r und klopfte an einem Messing-L?wenkopf-T?rklopfer.

Stille.
Niemand machte auf.
Erst nach dem zweiten Mal rief eine tiefe Stimme:
'Entrer!'
Ich ?ffnete die grosse T?r, hatte am Anfang allerdings einige Schwierigkeiten. Als ich es endlich geschafft hatte, stand ich in einem grossen Raum, in welchem sieben ganz verschiedene T?ren waren. Die eine war ganz hell, die andere dunkel, jede war anders verziert. Die eine hatte ausserdem einen ?hnlichen T?rklopfer wie an der grossen T?r vorhin.Nochmals rief eine tiefe Stimme:
'Entrer??!'
Ich versuchte zu definieren, wo dass die Stimme herkommt.
'Qui est ce ici?!'
Die mittlerste T?r mit dem T?rklopfer ?ffnete sich.
Vor mir stand ein alter Herr mit grauen Haaren, eine grosse Brille aufgesetzt. War ich etwa in Frankreich??? Naja, da kam mir mein eingeschobener Franz?sisch-Aufenthalt gerade recht.Da ich nicht gerade auf den Mund gefallen bin, schwaffelte ich trotzdem auf Deutsch ein wenig verdutzt los.
'Ach, Bonjour. Wissen sie vielleicht wie ich zum n?chsten Gest?t komme?'
'Pardon? Bitte un petit peu langsamer', sagte der Mann in seinem gebr?ckelten Deutsch.'Wie - komme - ich - zum - n?ch-sten - Ge-st?t?'
'AH, soo. C'est ici.'
'Quand?', versuchte ich mich jetzt auch ein bisschen im Franz?sischen.
'C'est ici. Es ist'e hier.'
'Aber ist das nicht ein Bauernhof?'
'Pardon?'
Ich hatte mich schon wieder vergessen. Konnte der etwa nur so wenig Deutsch?
'Papa?', h?rte ich jetzt eine m?nnliche Stimme rufen.
'AH, Jaque. J'ai un problem. Quand veux cette ville?'
'Excuse. Hallo. Was m?chtest du?', fragte mich der etwa 50 J?hrige Mann im perfekten Deutsch.
'Ich... ?hm.. ich m?chte wissen... ich m?chte wissen wo das n?chste.. ?hm.. Gest?t ist?!''Ach so, ganz leicht. Hier!'
'A-Aber ist das denn nicht ein Bauernhof?'
'Auch.'
'Ach so. Ehm, und wie heisst das hier?'
'La belle lune.'







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