Blow of fate - Zeit gegen Liebe

Autor: Marei
veröffentlicht am: 15.03.2009




Als wir in der Tanzschule angekommen waren, tanzten wir unermüdlich zwei und eine halbe Stunde durch, bis ich meine müden Knochen vollkommen erschöpft auf einen der Barhocker fallen ließ. Das gemeinsame Tanzen klappte mittlerweile prima. So konnte gar nichts mehr schief gehen. Durfte es auch nicht! Immerhin war morgen die erste Aufführung des Fünfteilers 'Crazy Broadway'!
'Hier.', Kara stand hinter der Bar und schob mir ein Glas Wasser zu. Durstig leerte ich dieses auf Ex. Sie lehnte währenddessen mit ihren Ellenbogen auf der Theke und schaute mir lächelnd zu.
'Nando?', sie hatte einen Dackelblick aufgesetzt, wodurch ich ahnte, dass eine Bitte ihrerseits nicht lange auf sie warten ließ. So viel sagte mir mein gesunder Menschenverstand bereits. 'Würdest du mir einen kleinen, na ja eigentlich großen Gefallen tun?'
/Hundert Punkte/, ich grinste gehässig in mich hinein: 'Klar, worum geht's?'
'Ich habe nächsten Monat meine Abschlussprüfung. Dann bin ich endlich ausgebildeter ADTV-Tanzlehrer. Ich habe aber ein bisschen Bedenken, deswegen habe ich gestern meinen Unterricht gefilmt. Könntest du dir das angucken und mir Kritik geben?'
'Du bist noch Auszubildende?', ich schaute sie verdutzt an. Sie machte eher den Eindruck als sei sie als Tanzlehrerin geboren.
'Na, hör mal, ich bin doch erst 22. Mit 19 Jahren hab ich mein Abi gemacht und hier angefangen. Die Ausbildung dauert drei Jahre, was sagt uns das? Es passt.', sie lächelte mich fröhlich an und nippte an ihrem Glas. Ihre Nägel waren heute wieder äußerst ordentlich. French Nails. Wie viel Zeit sie wohl darein investierte? Ich beobachtete ihre großen Augen, die von diesen sagenumwobenen Wimpern geschmückt wurden.
'Gut, dann will ich mir dein Video mal ansehen.', murmelte ich und konnte nicht aufhören sie zum millionsten Male zu mustern.
'Danke, das ist sehr lieb von dir. Ich weiß das zu schätzen.', sie lief um die Bar herum, 'Dann komm mal mit.'
Sie ging in den Privatbereich und ich folgte ihren Vorzeigebeinen. Sie fischte eine DVD aus ihrem Spind und legte diese in den DVD-Player ein. Wir setzten uns nebeneinander auf die Couch und verfolgten den Film. Ich konnte mich jedoch kaum konzentrieren, da sie sich so nah neben mich gesetzt hatte. Ich spürte ihre Wärme und musste dauernd zu ihr herabsehen. Plötzlich viel ihr Kopf auf meine Schulter. Ich sah meine Chance! Endlich zeigte sie mir Zuneigung, doch dann…Sie atmete so gleichmäßig. Sie war lediglich eingeschlafen. Ich war verblüfft, das waren nicht einmal fünf Minuten gewesen. Sie muss unglaublich erschöpft gewesen sein. Diese Erschöpfung zeigte sie jedoch nie. Sie strotzte immer so voller Energie, dass ich schon fast verdrängt hatte, dass sie ein Mensch war, der ebenfalls müde werden kann. Also genoss ich einfach den Augenblick und legte meinen Arm um sie. Ich roch an ihr. Ein Gemisch aus Pflegeschampoo, Fruchtseife und frischem, rosigem Parfüm. Ich sog die Eindrücke in mich auf. Mein Herz pochte wie verrückt, als wollte es mir die Rippen zerschlagen. Ich liebte diese Frau so abgöttisch, das war schon krank.
Aus diesem Grund wollte ich sie auf keinen Fall enttäuschen. Ich legte sie mit größter Vorsicht auf der Couch ab und holte eine Decke, mit der ich ihren Körper einhüllte. Ich nahm die Kopfhörer meines I-Pods zur Hand, einen Block mit Stift und begann nun eine komplette Kritik von ihrem Video anzufertigen. Ich blieb so ehrlich es mir mein Herz erlaubte. Doch viel negative Kritik kam natürlich nicht zu Stande, dafür war sie einfach zu gut.Ich durchforstete mein Hirn. Was waren Kriterienpunkte gewesen? Ich erinnerte mich an meine Zeit als Azubi. Nahezu alles musste perfekt sein. Die Prüfer beobachteten Lichteinstellung, Musikwahl, Musiklautstärke, Körperhaltung, Stimme, Schülermotivation….Alles, was eigentlich schon reinste Routine geworden war.
Diese Kriterien nutzte nun auch ich, um sie zu bewerten. Ich erkannte, wenn Kara etwas erklärte, benutzte sie stets ein durchgestrecktes Standbein und ein lockeres Spielbein. Sie lachte viel, Mimik und Gestik waren stets offen und freundlich. Ich erwischte mich dabei, wie ich es genoss, sie beobachten zu können, anstatt sie zu bewerten. Genauso wusste ich jedoch, dass sie auch negative Kommentare erwartete.

Ich öffnete meine schweren Lider. Irgendwas stimmte nicht! Ich sprang auf. Mein Nacken schmerzte. War steif wie ein Brett. Jede Bewegung meines Kopfes war äußerst unangenehm. Ich sah mich um. Ich hatte direkt auf dem Boden vor dem DVD-Spieler gelegen. Die Babyblaue Decke, womit ich Kara zugedeckt hatte, hatte nun mich gewärmt. Ich drehte mich um, die Couch war leer. Na Toll! Zumindest hatte ich eine schöne umfangreiche Kritik zu Stande gebracht.
Ich streckte mich herzhaft und sah in den Spiegel der im Nordwesten des Raumes hing. Meine Frisur war zerdrückt und der Schlaf hing mir noch unter den Augen. Schnell schlich ich ins Bad, um sicher zu stellen, dass Kara mich nicht so sehen würde. Ich richtete mich so gut es ging her, man beachte, dass ich weder Zahnbürste noch sonst was in der Tanzschule lagerte. Als ich mich einigermaßen Öffentlichkeitstauglich fühlte, suchte ich Kara.
Die Tanzschule war komplett still. Ich schaute auf die große tickende Uhr. 14:13 Uhr. Boar, hatte ich lange geschlafen. Der gestrige Tag war auch echt anstrengend gewesen. Obwohl zu bedenken war, dass ich mindestens bis 3:ooUhr morgens auf gewesen war.
Durch meinen ausgeprägten Geruchssinn, fand ich Kara schließlich auch in der Küche. Sie trug eine rosa Schürze und hatte ihre Haare unordentlich zu einem Kneul gebunden. Sie war ungeschminkt. Trotzdem war sie wunderschön. Doch sie schämte sich auch nicht, so vor mich zu treten.
'Guten Morgen, Nando!', begrüßte sie mich mit einem herzlichen Lächeln, während sie einen zweiten Topf auf den Herd stellte, 'Ich dachte, da wir eh in einer Dreiviertelstunde anfangen müssten, können wir auch gleich hier bleiben und hier zu Mittag essen. Aber ich warne dich, ich bin die schlechteste Köchin der Weltgeschichte.'
Ich erwiderte ihr Lächeln und kam auf die Küchenzeile zu: 'Das kann ich mir nicht vorstellen. Zeig mal her.', ich hob den Deckel hoch und hielt meinen Riecher drüber: 'Hm! Das riecht doch köstlich, was ist das?'
Ich blickte sie wartend an. Sie hatte ihre Hände in der Hüfte gelegt und schaute mich mit schiefem Kopf an.
'Nun sag schon.'
Sie machte einen Schritt auf mich zu nahm eine Packung Nudeln und öffnete diese.
'Kochendes Wasser, da tu ich jetzt die Nudeln rein, noch Fragen?'
Beschämt sah ich zu Boden. /einen kleinen Blick hättest du doch in den Topf opfern können, du Hornochse!/, tadelte ich mich selbst streng und kniebelte an meinem leicht verknittertem Hemd rum.
'Du bist so süß!', lachte sie auf einmal schallend. Ich schämte mich noch mehr.
'Em, also…'
'Brauchst dich nicht verteidigen, es ist einfach zu köstlich.', sie kam auf mich zu und hauchte mir einen kleinen, freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Ich fühlte meine Seele frei Hand auf Wolke sieben gleiten und griff reflexartig nach ihrem Arm, um sie an mich heran zu ziehen. Mein Blick tauchte in ihre karibikblauen Augen, die ich so begehrte, wie nichts auf dieser Welt. Etwas verunsichert erwiderte sie meinen Blick. Ihre vollen, roten Lippen zitterten. War es Erregung, oder hatte sie Angst? Bevor ich darüber nachdenken konnte, machte sich mein Körper selbstständig, beugte sich zu ihr herab und drückte meine Lippen auf die ihren. Ich küsste sie innig und hoffte auf eine Reaktion ihrerseits. Ihre Augen, die sich bei meinem Kontakt zu großen Kugeln geweitet hatten, waren nun geschlossen. Sie schlang ihre Arme um meinen Nacken und begann nun meinen Kuss zu erwidern.
Mein gesamter Körper vibrierte und platzte vor Erregung, dabei war es doch ein harmloser Kuss, der zu einer Explosion auszuarten schien. Ich löste bestimmt ihr Haargummi. Lange, dicke, schwarze Haare fielen auf ihren Rücken. Seidig weich glänzten sie aus voller Kraft. Kara glitt mit ihren Händen unter mein Hemd und ließ nicht mehr von mir ab. Gerade, als ich sie auf die Küchenzeile anhob und ihre Schürze öffnen wollte, unterbrach uns ein lautes, blubberndes Geräusch und Kara sprintete mir hektisch davon. Schnell schob sie den Topf mit der Soße von der rot glühenden Platte. 'Nicht mal Spagetti bekomme ich hin.', lachte sie auf und drehte ihren Kopf zu mir.
'Ach, die ist doch bestimmt noch in Ordnung.', unsicher stellte ich mich neben sie und starrte in das rote sich bewegende Etwas. Sie strich mir zaghaft über die Wange. 'Ich bestelle Pizza.', schon griff sie zum Telefon und tippte eine Nummer aus dem Telefonbuch ein. 'Was willst du für eine?', flüsterte sie, als noch niemand abgehoben hatte. 'Einen normalen Salat, wenn's geht.'
Sie nickte mir verstanden zu und bestellte für sich eine Calzone und für mich die Erwünschte Speise. Sie legte den Apparat wieder weg und sah mich schelmisch grinsend an. 'Man glaubt nicht, dass du der Mann bist. Salat!', lachte sie und begann die Sauerei auf der Herdplatte wegzuwischen. 'Man wird doch wohl auf seine Linie achten dürfen!', entgegnete ich und sah an mir herab. Sie antwortete nicht und begann stattdessen Spülwasser einzulassen. Sie summte vor sich hin. Nervös stand ich dabei und schnappte mir ein Geschirrtuch. Hatte ich Halluzinationen? Eben hatten wir uns so innig geküsst und jetzt tat sie so, als wäre nichts gewesen. Was war das denn für eine wackelige Angelegenheit? Die Tatsache, dass ich nun wusste, wie schön es war, sie zu küssen - dieser Kuss hatte sämtliche Vorstellungen und Erfahrungen in den Schatten gestellt- hatte ich den Mut zu meinen alten Mitteln zurück zu greifen.
'Kara, ich…', ich nahm ihre Hände, die bereits nass waren und drückte sie auf meine Brust, 'bitte, lass uns nicht so tun, als wäre nichts. Du spürst doch auch, dass uns etwas verbindet, oder etwa nicht?'
Ihre eben entstandene Steifheit löste sich und ihre Mundwinkel wanderten zu einem zauberhaften Lächeln nach oben. Sie nickte, legte ihre Hand um meinen Nacken und zog mich bestimmt an sich heran, um mich erneut zu küssen.
Ich glaubte es nicht. Es war so weit! Ich hatte die Frau erobert, der ich so lange nachdürstete.Ich war glücklich, so glücklich wie noch nie!
Unsere Lippen lösten sich erst voneinander, als wir erneut unterbrochen wurden, dieses mal durch das Klingeln des Pizzaboten.







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