Sequenz einer Liebesgeschichte

Autor: adamina
veröffentlicht am: 24.01.2009




Bitte Komms!!!!!

Er setzte sich vor den Schreibtisch des Chefarztes des städtischen Krankenhauses. Er wollte das alles schnell hinter sich bringen. Auf dem Hinweg hatte er die perfekte Bijouterie gesehen, er war sich sicher Annas Ring dort finden zu können. Im Geiste malte er sich bereits aus wie er ihr den Antrag machen würde. Entweder in ihrem Lieblingsrestaurant, oder vielleicht lieber bei einem Picknick?! Vielleicht sollte er es doch lieber ganz klassisch bei Rosenblättern und Kerzenschein im Schlafzimmer fragen, aber nein, das war viel zu künstlich kitschig für eine Frau wie Anna, es müsste besonders sein.
Nathan war so in Gedanken dass er den Arzt nicht hereinkommen hörte. Dieser musste ihn erst mit einem Räuspern aus seinen Gedanken holen. Nathan entschuldigte sich und nach den üblichen Höflichkeitsregeln, plauderten sie erst etwas über ihre Familien und ihre Arbeit, denn der Chefarzt war ein Bekannter seiner Mutter.
Der Arzt öffnete nebenbei einen Umschlag in dem die Testergebnisse standen. Test die Nathan regelmäßig hinter sich bringen musste, in seiner Familie gab es bestimmte Krankheitsbilder etwas öfter als üblich, man hatte ihm also dazu geraten, vor allem Anna hatte es gewollt. Er hat es also für sie getan. Der Arzt stockte mitten im Satz, las noch einmal was er soeben nur überflogen hatte. Seinen Blick konnte Nathan nur als erschüttert bezeichnen, er wusste es schon, er wusste was jetzt kommen würde. Und doch fragte er : 'Was ist los? Schlechte Neuigkeiten?'
Ab diesem Tag war sein Leben die Hölle. Soeben hatte er noch über seinen Antrag nachgedacht, nun redete der Kerl vor ihm auf einmal von 'Restliche Zeit' und 'Überlebenschancen'. Alles drehte sich, das konnte nicht sein... Es konnte ganz einfach nicht möglich sein. Er war 25 verdammt! Da stirbt man nicht einfach! Da gab es eine
Verwechslung, ganz sicher! Da durfte etwas nicht stimmen, das war einfach nicht möglich. Er hörte sich selbst lachen, das war in seiner Welt nicht möglich zu sterben. So wie es keine fliegenden Elefanten gab, konnte er nicht jetzt und vor allem nicht so sterben! Und Anna? Was würde aus ihr werden? Wie würde sie reagieren? Wie würde sie weiterleben, wenn sie wüsste er würde bald sterben? Wie würde sie ihn dann behandeln? Wie würde sie sich dann fühlen?
'Kein Zweifel' sagte der Arzt. Er redete und redete und Nathan wollte zuhören, er versuchte es. Wirklich und wahrhaftig, aber seine Gedanken schweiften ab. Er dachte an Schwäche, er dachte an ausgezerrte Körper, in weißen Leintüchern, er dachte an Schmerzen, an Abhängigkeit und er dachte an Anna. Das konnte er ihr nicht antun.
'...aber Sie haben ja noch Zeit. Verbringen Sie sie mit ihren Liebsten. Genießen Sie das Leben noch, solange Sie können.' Er konnte es Anna nicht sagen. Er würde es für sich behalten. Aber würde er ihr die Wahrheit vorenthalten können? Würde er die Behandlungen, die Schuldgefühle sie zu belügen, die Konsequenzen des heutigen Tages, alle vor ihr verbergen können? Nein, er spürte jetzt bereits wie er in Verzweiflung versank, wie ihn die Kraft, der Lebenswille schwanden. Er zerbrach bereits daran, obwohl er es erst erfahren hatte. Hölzern verabschiedete er sich vom Arzt und ging, ohne ein weiter Wort.
Beim Rückweg ging er zu Fuß, innerhalb der kurzen Zeit die er im Krankenhaus verbracht hatte, war ein Sommergewitteraufgezogen. Es war nicht kalt und noch regnete es nicht, nur die Luft war dick, und er glaubte ersticken zu müssen. Die Sonne, die heute Morgen noch, Annas Körper hat strahlen lassen, war nun verschwunden. Er kam an der Bijouterie vorbei, an dem Geschäft in dem er ihren Ring hatte holen wollen. Er blieb davor stehen. Es donnerte bereits in der Ferne.
In der Vitrine befand sich ein schlichter silberner Ring, nur ein winziger grüner Stein war in ihn gefasst. Er war wunderschön, und passte zu Anna. Nathan wusste nicht warum, doch er dachte nicht nach, er war sich seiner Handlung auch nicht bewusst, aber er ging hinein und kaufte ihn in ihrer Größe. Danach ging er wieder, nach Hause, zu Anna. Er lächelte bei dem Gedanken ihr Gesicht wieder zu sehen, doch er weinte sogleich, denn es würde das letzte Mal sein.







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