Einfach lieben können

Autor: Lilly (2)
veröffentlicht am: 19.10.2008




Hallo,
hier die Fortsetzung meiner Geschichte, sie schien ja wohl doch einige wenige zu interessieren.
Ich muss zu diesem Teil allerdings sagen, dass ich mich durch die negativen Kommentare zum ersten Teil doch etwas entmutigt gefühlt habe, und diesen Teil deswegen noch kritischer sehe, da ich mit ihm nicht ganz zufrieden bin...aber ich hab zu viele Ideen, die noch aufgeschrieben werden müssen, also ist hier wohl einiges etwas knapp geraten... Trotzdem viel Spaß beim Lesen!

Von der Begegnung hatte ich niemandem erzählt. Ich hoffte, den Jungen nie wieder zu sehen. Seine Gesellschaft war mir unangenehm. Leider sollte sich mein Wunsch nicht erfüllen.Es war ein Freitagnachmittag, und ich war mit meiner Freundin Dani in einem Café verabredet. Auf dem Weg von der U-Bahn-Station dorthin musste ich über den Brunnenplatz laufen, wo zu dieser Tageszeit viele Punks rumsaßen. Einer mit einer Flasche Bier in der Hand rempelte mich an. Er war etwas älter als ich, so um die 30 Jahre, schätzte ich. 'Haste ma' 'nen Euro?' Ich wollte einfach weitergehen, doch der Punker hielt mich fest. Er zog mich nah an sich heran. 'Du bist hübsch, Mädchen. Warum läufst du so allein auf dem Brunnenplatz 'rum?' Sein Atem stank nach Alkohol und ich drehte mein Gesicht unwillkürlich weg. Eigentlich war ich nicht scharf auf noch mehr Bekanntschaften mit diesem Pack. Der Punker fuhr mir mit den Fingern durch die Haare, und ich zuckte zusammen. 'Braune Wellen, so etwas Schönes... Ja, ja.' Er stockte kurz. 'Braune Wellen? Eine randlose, viereckige Brille und graue Augen, schlankes Ding... Und diese Schuhe... Beige Converse Allstars Chucks, die hat nicht jeder.' Ich fand die Schuhe eben schön, na und? 'Die Beschreibung würde genau auf die zutreffen, die mir mein alter Kumpel von seiner Traumfrau gegeben hat... Ja, er ist ihr vor kurzem auf der Straße begegnet, schon verrückt, angeblich ist sie über ihn gestolpert...Na ja, als Freundin eines Punks bist du natürlich einer von uns. Komm, setz dich zu mir.'
Ich war verwirrt. So besoffen, dass man ihn nicht mehr ernst nehmen konnte, war dieser Mann eindeutig nicht. Aber der Punk von neulich sollte auf mich stehen? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Dazu war er viel zu abweisend gewesen.
Ich murmelte, das sich weiter müsse, und mich wann anders gerne zu ihnen gesellen würde und hoffte insgeheim, nie wieder diesem Mann zu begegnen.
Doch dass der Junge aus der Nische mich toll fand, das gab mir schon zu denken.
Am Abend beschloss ich, das herauszufinden, und ging mit Adrian im Restaurant essen, ein Restaurant, welches eher mittelklassig war und ich glaubte fast, mir die Aussage, es sei ein 'nobler Schuppen' nur eingebildet zu haben.. Ich hoffte, den Punk zu sehen, doch wartete den ganzen Abend vergeblich. Würde er erfreut sein, wenn er mich sah?Nach einer Flasche Wein, die ich mir mit Adrian geteilt hatte, bekam ich Mut und fragte eine Kellnerin nach dem blauen Iro. 'Klar, der Herr Solls, der arbeitet in der Küche. Ich kann ihn ihnen kurz holen, wenn sie das möchten, aber er muss sofort zurück an die Arbeit!'
Ich dankte ihr und sie holte mir den Punker. 'Was willst du schon wieder?', fuhr er mich barsch an. 'Na los, sprich, ich muss an die Arbeit!'
Nein, so sprach keiner, der in mich verliebt war... Ich wurde kleinlaut und erklärte ihm, dass es sich schon erledigt habe. Adrian sah mich verständnislos an.

Am nächsten Abend brachte ich einen Brief zum Restaurant und gab ihm der Kellnerin und dazu ein fettes Trinkgeld. Im Brief standen Zeit und Treffpunkt. Hoffentlich würde der Iro kommen.

Er kam. Und er war nicht besonders erfreut, mich zu sehen. Nachdem ich ihm erklärt hatte, warum ich ihn hatte treffen wollen, lachte er jedoch aus vollster Kehle. 'Der alte Idiot! Ja, er dichtet sich immer solche Dinge zusammen. Nein, ich bin nicht in dich verliebt, im Gegenteil. Ich habe von unserer Begegnung erzählt, weil du mir Geld andrehen wolltest. Sonst kriegt nie einer Geld, auch nicht die, die betteln, oder zumindest nicht oft. Er wollte dich beschrieben haben, er meinte, er möchte dich auch anzapfen, wenn du vorbei kommst. Mehr ist nicht'Ich war enttäuscht und erleichtert zugleich. Trotzdem verbrachten wir mangels produktiver Aktivitäten den Abend gemeinsam..

Am nächsten Morgen wachte ich mit hämmernden Kopfschmerzen auf. Der erste Gedanke, den ich hatte, war ein blauer Iro. Nach Sortieren meiner Gedanken musste ich lächeln. Ein Punker, den ich für einen ziemlichen Deppen gehalten hatte, der doch ganz nett war. Und ausgerechnet ich hatte mich mit ihm angefreundet (oder so ähnlich).
Er hieß Zecke (So heißt man doch nicht, war ich entsetzt gewesen, doch er zuckte nur die Schultern), sein richtiger Name war Matthias Solls, er arbeitete als Koch, war 19 Jahre alt und lebte bei seinen Eltern.
Der vergangene Abend war alles andere als erfrischend gewesen. Zwar hatten wir uns gut unterhalten, jedoch schien er nicht sehr begeistert von mir zu sein. Im Gegenteil. Ich fühlte mich unwohl in seiner Gegenwart, in der ich es deutlich spürte...es war keine direkte Abneigung, eher eine Gleichgültigkeit, gemischt mit etwas Abscheu - zumindest hatte ich das Gefühl, dass es das war, was meine Anwesenheit in ihm auslöste.
Nachdenklich zog ich ein Bein nach dem anderem unter der Bettdecke hervor. Ich hatte zuviel getrunken, und das machte sich jetzt bemerkbar. Innerlich fluchte ich. Nur weil ich mich vor Zecke blamiert hätte, hätte ich weniger vertragen als er.
Ich schleppte mich ins Badezimmer, nur um direkt wieder zurück in mein Bett zu schlurfen, nachdem ich einen großen Schrecken beim Blick in den Spiegel zu verdauen gehabt hatte. Erst am Nachmittag wachte ich wieder auf. Ich hatte stechende Schmerzen in der Magengegend und ärgerte mich ein weiteres Mal über meinen regen Alkoholkonsum am vergangenen Abend. Die Übelkeit kam plötzlich. Ich schlug ruckartig meine blaue Kolder-Decke zurück, sprang auf und rannte in Richtung Toilette, verfehlte diese jedoch graziös und erbrach mitten auf dem Fußboden. Dass ich das Malheur wegwischen musste, war mir klar, jedoch ging es mir wider Erwarten nicht besser, sondern noch schlechter, nachdem ich den Alkohol des vorigen Abends ausgeschieden hatte. Beim Anblick meines Mageninhalts übergab ich mich ein zweites Mal, erneut ohne die Kloschüssel zu treffen.

Dass ich schließlich im Krankenhaus landete, verdankte ich meinem Vater, der kurz nach meinem Zusammenbruch die Wohnungstür hinter sich ins Schloss warf und sich pfeifend auf den Weg zur Toilette machte, um sich die Hände zu waschen. Als er mich sah, wurde er kreidebleich. Sofort kniete er neben mir nieder und redete auf mich ein. Ob alles in Ordnung sei. Ob ich ihn verstünde. Genau kann ich mich nicht erinnern, mein Vater erzählte mir später, ich habe auf dem Fußboden gelegen, inmitten meines Erbrochenen, und das ganze Badezimmer sowie die Toilette seien komplett in meinen weniger elegant entledigten Mahlzeiten untergegangen.
Auch im Krankenhaus, wo man mich sofort stationär aufnahm, verbesserte sich mein Zustand vorläufig nicht. Zwar musste ich seltener meinen Mageninhalt hoch würgen, doch ganz stellte sich das Erbrechen erst am vierten Tag ein. Die Ärzte waren ratlos. Man versicherte mir, dass es sich bei solch lang anhaltenden Beschwerden nicht um eine einfache Magenverstimmung oder eine leichte Alkoholvergiftung handeln könne, doch was es war, das wussten die Mediziner auch nicht. Einen Virus oder eine Infektion schloss man nach gründlicheren Untersuchungen ebenfalls aus, erklärte mir der junge Arzt Mikail Fjodor Varya, der jeden Morgen die Visite bei mir durchführte. Nach drei weiteren Tagen fühlte ich mich komplett wohlauf, doch als ich mich bei Varya nach meiner Entlassung erkundigte, winkte dieser ab. 'Es tut mir wirklich Leid, Frau Schwiel, wenn ich könnte würde ich sie nach Hause schicken, aber der Oberarzt möchte zuerst noch einige Untersuchungen durchführen, damit wir etwas Gefährlicheres komplett ausschließen können... Nehmen sie's nicht allzu schwer, ich finde es gar nicht mal so schlecht, dass und beiden noch etwas Zeit vergönnt wird, damit wir einander kennen lernen können.' Er zwinkerte und verließ den Raum. Ich sah ihm hinterher. Er sah aber auch zu gut aus in seinem weißen Arztkittel.







Teil 1 Teil 2 Teil 3


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz