Sven und Marie Teil 21

Autor: adamina
veröffentlicht am: 11.01.2009




Ich gebe es ja zu, ich bin zu stürmisch, gedankenlos und unmöglich zu ertragen, ganz Cathys Tochter eben. Meine einzige Entschuldigung ist dass ich leide. Ich habe Hunger, mir ist schlecht, ich wurde betrogen, belogen, verraten von den Menschen die ich liebe, ich bin Monatelang auf die wohl größte Lüge aller Zeiten hereingefallen... und ich habe den Mann verlassen den ich am meisten auf dieser Welt liebe. Seit zwei Tagen wohnt er hier, mehrere Male stand er vor meiner Türe. Nicht einmal klopft er an, ich höre ihn nur vor meiner Türe atmen. Er steht regungslos da, lautlos, ich sehe seinen Schatten unter der Türe durch, meistens seufzt er dann laut und geht wieder, ohne ein Wort zu sagen. Er ist immer irgendwie da, ich höre ihn wie er Nachts aufsteht und rausgeht. Ich weiß nicht was er auf der Terrasse macht, aber erst kurz vor Sonnenaufgang kommt er wieder. Vielleicht geht er weil Laurine um diese Zeit da ist, vielleicht muss er einfach nachdenken. Tagsüber höre ich ihn unten mit Cathy sprechen, ich höre ihn nebenan mit Yves sprechen. Ich höre wie seine Schritte jedes Mal wenn er an meinem Zimmer vorbeigeht langsamer werden, und jedes Mal weine ich etwas mehr. Er fehlt mir sosehr.
Ich erinnere mich wieder an unseren Ausflug an den Strand. Ich weiß noch wie seine Haut sich unter Wasser anfühlte, ich erinnere mich an die Zärtlichkeit mit der er mich abgetrocknet hatte, ich hatte ein schlechtes Gewissen weil wünschte es sei Sven gewesen der mich so behandelte. Er war es, er ist es die ganze Zeit gewesen. Bill ist so gut zu mir gewesen, er hatte so viel Geduld, so viel Einfühlungsvermögen, so viel von allem was ich mir von Sven wünschte. Er war es. Sven hat mich gerettet, er hat mich aus der Verzweiflung geholt. Er hat mich geliebt. Ich höre einen Song von Enya 'You are your worst enemy.' Mein eigener Stolz ist es der mich von Sven trennt. Was bin ich für ein Idiot! Ich weiß nicht wie ich meinen Fehler wieder gutmachen könnte.
In dieser Nacht geht Sven wieder auf die Terrasse, er geht an meinem Zimmer vorbei, und bleibt kurz stehen. Ich versuche ruhig zu atmen, schaffe es aber nicht. Er geht weiter, ich versuche zu schlafen. Auf einmal, etwa um 3 Uhr45 bekomme ich eine Sms, die nur ein Wort enthält. 'Komm' sie ist von Sven. Will er sich noch mal entschuldigen? Ich könnte gar nicht mehr ablehnen ihm zu verzeihen, das habe ich bereits, ich weiß nur nicht wie ich es ihm sagen kann. Ich stehe auf und bete nur dass alles wieder wie vorher wird, nur ohne Bill. Ich will dass er, Bill und Sven für mich ist. Ein Freund und ein Geliebter. Ich will ihn zurück, also ziehe ich mir meinen Bademantel an. Ich gehe langsam die Stufen herunter. Da steht er, der Mond lässt seine blonden Haare weiß erscheinen. Er sieht älter aus, müde. Er starrt in den Garten, an einen Balken gelehnt und dreht sich nicht um, erst als ich neben ihm stehen bleibe, sieht er mich von der Seite an. Keiner sagt auch nur ein Wort. 'Du hast unser Stück vergessen.' Sagt er auf einmal, und sieht wieder in den Garten. 'Die Schwarze Königin? Hast du mich deshalb hergebeten?' Ich bin geschockt, er will nur über das Stück sprechen. 'Wofür denn sonst? Dich interessiert alles andere nicht...' und bevor ich etwas sagen kann unterbricht er mich bereits. ' Die letzte Szene haben wir noch nicht geübt, kannst du deinen Text noch?' Mit Tränen in den Augen nicke ich, wie kann er nur so grausam sein? Mitten in der Nacht, stelle ich mich unter Tränen, auf unserer Terrasse in die richtige Position um die Schwarze Königin zu spielen, verrückt. Sven fängt mit seinem Text an. 'Majestät, wenn ich Euch verletzt habe, müsst ihr mich bestrafen ,nehmt mir mein Leben.' Ich knüpfe sofort an. ' Du brauchst mir nichts zu geben, was mir bereits gehört seit ich Königin bin! Du hast meine Ehre verletzt, ich werde über dein Schicksal entscheiden. Nein, mein Urteil ist schon gefällt.' Ich gehe auf ihn zu, und lege die Arme um ihn, voll auf meine Rolle konzentriert um nichts Falsches zu tun. Doch nur zu deutlich spüre ich seinen Körper in meinen Händen. Mit leiser Stimme sagt er mir ganz dicht ins Gesicht. 'Weißt du denn nicht? Wenn du mir mein Leben nimmst, wirst du das deine dabei verlieren.' Ganz dem Skript folgend nähere ich mein Gesicht noch mehr, so dass ich seinen Atem spüre. 'Er flüstert 'Christine, meine Königin.' Unsere Lippen berühren sich, ich spiele nicht mehr. Meine Freude über diesen Augenblick ist zu groß! Er hat mir verziehen! Er liebt mich noch! Doch ein schnelles Erwachen folgt, denn er reißt sich von mir los. 'Nicht so! du musst mehr Liebe hineinsetzen. In diesem Augenblick bist du keine verwöhnte Königin mehr, du bist eine leidenschaftliche Frau, eine Geliebte!' Ich nicke, doch ich glaube wieder weinen zu müssen. Er hat mir nicht verziehen, er übt einfach nur unser Stück. Ich stelle mich wieder in die Eingangsposition, die Arme um seine Taille geschlungen, den Kopf leicht schräg nach oben gerichtet. 'Unterwürfig' hatte Sven daneben geschrieben. 'Christine, meine Königin.' Die Liebkosung seiner Lippen, ist unglaublich. Ich klammere mich an ihn, ich küsse ihn wie ich noch nie geküsst habe. Jetzt! Jetzt muss er mir vergeben haben, er kann mich nicht so küssen und nichts empfinden! Doch auch diesmal gibt es einen harten Stoss zurück in die Realität. 'Das ist es noch nicht! Die Umarmung sollte fiebriger, brennender sein!' Ganz außer Atem nimmt er seine Ursprungsposition ein. 'Marie, meine Königin.' Er will mich küssen doch ich grinse schief. 'Wie denn? Der Meister vergisst seinen Text?' Auch er grinst 'Ich habe nur etwas mehr Realität hineingebracht.' Diesmal ist unser Kuss so unglaublich lang, so intensiv und so sinnesraubend, dass ich mich an ihn klammern muss um sicher zu gehen dass ich nicht umfalle.
'Was macht ihr zwei den so spät hier draußen?' fragt Cathy total verschlafen. 'Wir üben das Stück!' antworten wir synchron und fangen an zu lachen. 'Das sehe ich, ich bin ja nicht blind.' Meint Cathy dreht sich um und geht gähnend wieder rein. Ich lächele Sven glücklich an. 'Ich auch nicht.'







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