Sven und Marie Teil 10

Autor: adamina
veröffentlicht am: 07.12.2008




'Du solltest Sven wiedersehen.' Sagt Yves. 'Er würde dir helfen zu lernen.' Ich hebe den Kopf als ob ich Yves fixieren würde. 'Es gibt vieles was ich wiedersehen sollte.' Ich bin in letzter Zeit sehr nah am Wasser gebaut, das ist schrecklich. Doch Yves geht nicht darauf ein. 'Er spricht vier Sprachen fließend und glänzt in Mathe!' Ich zucke nur mit den Schultern. 'Er hat anderes zu tun, als einer Behinderten zu helfen: Seine Examen, das Theater...' Er unterbricht mich. 'Eben! Das Theater! Er braucht dich, er redet nur von dir. Er meint du seiest genial! Er hat mir von Der Schwarzen Königin erzählt, wenn du wüsstest wie sehr er dich gerade braucht...' Ich halte meine Tränen nur schwer zurück, aber ich glaube er sieht es trotzdem. Wenn es doch nur wahr wäre, wenn er mich doch nur bräuchte, doch mich braucht so wie ich bin keiner mehr. 'Das ist nett.' Bringe ich noch hervor, und greife bereits zu meinen Hörern. 'Nein!' Yves hält meine Hände fest. 'Es ist ehrlich, ich war bei den Proben, er hat die perfekte Schauspielerin für die Schwarze Königin gefunden. Sie heißt Laurine, keine Ahnung wo er sie aufgetrieben hat aber sie ist toll! Einfach wunderschön! Nur solltest du ihr mit dem Text lernen helfen, sie ist nicht ganz so gut.' Plötzlich sind meine Tränen vergessen. 'Wie ist sie?' Ich höre an seinem Ton seine Begeisterung. 'Einfach toll!' Ich rege mich auf. 'Ich meine körperlich.' 'Blond, dünn, bezaubernd, sie hat so eine Art sich zu bewegen die alle Männer verzaubert...' Ich gebe mir Mühe unbeeindruckt zu wirken, doch sie ist genau das was neben Sven gehört, und mein absolutes Gegenteil. Wieso hat Sven dieses Mädchen dazugeholt? Was habe ich verpasst? Was läuft zwischen ihnen? Ich dachte langsam würde sich meine Liebe beruhigen, doch die Eifersucht packt mich. Er kann doch nicht einfach jemanden einstellen, und dann auch noch was mit ihr anfangen, warum hat er ihr das nicht gesagt? Doch eine kleine Stimme in meinem Kopf flüstert stur 'Du warst es doch sich weigerte ihn zu sehen, vielleicht wollte er es dir ja sagen, dass er sie liebt, und du hast ihn nur nicht gelassen.'
Eigentlich ist das sowieso unwichtig. In meinem Zustand, ist Hoffnung das was einen am schnellsten das Herz bricht. Die Abwesenheit der Hoffnung schenkt mir die Gleichgültigkeit, oder zumindest das Vergessen.
Nach diesem Gespräch, scheinen mir die Tage unendlich, doch vor allem die Nächte befürchte ich, die drückende Ruhe im Haus, diesen Eindruck im Grund eines Brunnens zu sitzen und in tiefem, kalten Wasser zu tauchen. Ich finde keinen Schlaf, ich denke immerzu an Sven.
'Je klarer der Tag, desto dunkler unser Unheil.' Diese Worte. Er hatte se Julia zugeflüstert, wie ich immer wünschte er würde sie mir zuflüstern, die Augen geschlossen, das Gesicht dem meinen ganz nahe, so das ich seinen Atem spüren könnte. Einmal, ein einziges Mal nur. Während ich auf diese, unerfüllbaren Traum warte, habe ich leider kaum Zeit für mich, denn ich muss mich einer ganzen Armee an Hauslehrern stellen. Cathy hat sich in den Kopf gesetzt dass ich mein Abitur schaffen soll, ob nun mit oder ohne Augenlicht. Eine 'Überqualifizierte' wie ich darf ihr Abi nicht verlieren, immerhin steht die Familienehre auf dem Spiel. Sie hat also einen Mathelehrer, einen Sprachlehrer und einen Wissenschaftslehrer eingestellt, die jeden Tag vorbeikommen und zwei Stunden mit mir lernen sollen, ich habe sonst ja nichts zu tun.
Ich weiß wieso sie sich so viel Mühe macht, der Unfall ist nun auf den Tag genau drei Monate her. Yves hat seinen Krankengymnastik beendet und fährt inzwischen wieder. Ich, ich verweigere den Blindenstock, ich bewege mich mit ausgestreckten Armen vorwärts, ich sehe bestimmt aus wie ein Schlafwandler. Ich lebe wie eine Wilde, lasse jeden Tag an mir vorbei ziehen ohne das er auch nur einen Hauch von Sinn zu haben scheint. Ich vertiefe mich in meine Musik und in meine Trauer, ich will nicht mehr leben. 'Lebe endlich wieder!!' schimpft Cathy. Sie will dass ich lebhaft bin? Das kann sie haben, ich habe es so satt jeden Tag diese Affen aufmarschieren zu hören, die mir Dinge eintrichtern wollen die ich nicht wissen will. Ich weigere mich also zu lernen, oder besser gesagt ich lasse sie glauben ich könne es nicht. Wäre Sven hier, er würde mich für mein schauspielerisches Talent hoffentlich loben. Doch er ist nicht hier. Für die Lehrer jedenfalls hat der Unfall meinem Gedächtnis geschadet. Wenn sie an einem Tag etwas durchnahmen, und es am nächsten Tag abfragten, wusste ich überhaupt nichts mehr. Ich versuche verzweifelt mich zu erinnern, weine fast und lasse sie glauben ich wolle doch um jeden Preis lernen, sei aber unfähig. Sie bestürmen Cathy, sie solle doch mit dieser Quälerei aufhören und mich nicht zwingen zu lernen solange ich unter den Folgen des Unfalls zu leiden habe. Sie weiß genau dass ich nur so tue, aber wenn die Lehrer alle sagen es sei schlecht für mich und einer nach dem Anderen aufhört, kann sie nichts dagegen tun, und das bringt sie um. Sie ist wütend auf mich, warum ich mich nicht anstrenge, es sei nur zu meinem Besten! Ich glaube, das Beste wäre der Unfall hätte mich getötet.







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