Blau wie der Himmel Teil 1

Autor: Sixteen
veröffentlicht am: 13.09.2008




Prolog

Es war ein Kalter, st?rmischer Herbsttag, als Lina sich fr?hmorgens auf den Weg zum Wochenmarkt machte. Es nieselte, und der immer noch nicht helle Himmel war von Wolken durchzogen.
Noch w?rde niemand anderes auf dem Markplatz sein, doch trotzdem hievte Lina ihre Kisten mit Kartoffeln, Bohnen, K?rbissen und anderem Gem?se in den Kofferraum ihres roten Jeeps, dem einzigen Luxus, den ihr Mann Lennart und sie sich g?nnten. Ihre Verkaufsstrategie bestand darin, ihren Stand direkt am ?bergang von der Hauptstra?e zum Marktplatz aufzustellen, wo die k?stlichen, frischen Gem?sesorten die Menschen in der Stadt schnell zum Kaufen verf?hrten. Der Preis daf?r war, dass Lennart und sie drei Tage in der Woche um viertel nach vier aufstehen mussten.
G?hnend kam Lennart mit einer letzten Kiste Karotten aus ihrem Vorrat, schob sie zu den anderen in den Jeep und schloss den Kofferraum.
'Endlich geschafft', murmelte er noch etwas schlaftrunken und fuhr sich durch das zerzauste Haar. 'Lange halte ich diesen Lebensstil glaube ich nicht mehr durch. Aber was tut man nicht alles f?r seine Frau. Er warf Lina einen sp?ttischen - und leicht gequ?lten - Blick zu.Lina, selbst eine notorische Fr?haufsteherin, hatte jedoch keinen Blick ?brig f?r sein Midleidsgesuch und schwang sich auf den Beifahrersitz.
'Jetzt komm schon. Wir stehen nicht so fr?h auf, um jetzt die ganze Zeit mit meckern zu vergeuden. Typisch M?nner...'
'Ach ja?', emp?rte Lennart sich, als er sich hinters Steuer fallen lie?. 'Jetzt muss man sich auch noch m?nnerfeindliche Gemeinheiten anh?ren, und das obwohl...'
Lina brachte ihn mit einem sanften Kuss zum Schweigen.
'Jetzt fahr schon. Oder soll ich lieber?'
Blitzartig startete Lennart den Motor.
'Nein. Sollst du nicht.'

Als Lina gerade die ersten ?pfel auf den Stand stapelte, bemerkte sie auf einmal zwei gro?e Aush?nge neben dem Haupteingang des Rathauses, das etwa 50 Meter entfernt lag. Sie wandte sich an Lennart.
'Ich hoffe blo?, dass auf den Schildern da oben nicht schon wieder angek?ndigt wird, dass der Markt wegen der ?kritischen Wetterlage' ausf?llt. Das k?nnen wir uns momentan echt nicht leisten.'
'Stimmt.' Er stellte die Kartoffelkiste, die er gerade aus dem Jeep gehoben hatte, wieder hinein und sah nachdenklich zum Rathaus.
'Ich h?tte zwar nichts gegen ein bisschen nachgeholten Schlaf, aber da bin ich lieber m?de als pleite.'
'Ich gehe mal eben und gucke', seufzte Lina und stapfte los. Erst vor einigen Wochen war der Markttag abgesagt worden, und das fehlende Geld musste erstmal wieder reinkommen, bevor sich so etwas wiederholte. Mit einer Mischung aus Bangen und ?rger ging sie die Treppe zum Eingang des Rathauses hoch und trat in die ?berdachte Einbuchtung vor der gro?en T?r. Es d?mmerte gerade.
Nachdem sie die ersten Zeilen ?berflogen hatte, seufzte Lina erleichtert auf. Es ging nur um eine Renovierung der st?dtischen Kirche. Nichts aufregendes.
'Alles okay', rief sie Richtung Lennart und wandte sich zum gehen um. 'Ich...'
Abrupt brach sie ab und starrte auf den Boden vor sich.
'Du was?', kam es zur?ck.
Von Lina kam keine Antwort.
'Du WAS, Lina?'
'Lennart!' Erst klang ihre Stimme noch ruhig, dann wurde sie leicht hysterisch. 'Lennart, hier liegt ein Baby!'
'WAS?'
In einem dunklen Winkel der Mauern lag das kleine B?ndel, von Leinent?chern umschlungen. Vorsichtig trat Lina n?her und hob es hoch. Ein kleines Gesichtchen strahlte ihr entgegen. Ganz ruhig lag das Baby in ihren Armen, als h?tte es auf sie gewartet.
Von der Seite h?rte sie, wie Lennart angelaufen kam.
'Verarsch mich doch nicht, Lina, ich...' In diesem Moment sah auch er das Kind. 'Wer setzt denn so einen hilflosen Winzling aus?', murmelte er. 'Und das, wo es so schrecklich kalt ist?'
Doch das Baby schrie nicht, weinte nicht, regte sich kaum. Es schaute die beiden nur zufrieden aus seinen gro?en, himmelblauen Augen an.







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