Liebe kann tödlich sein

Autor: himmelsternchen
veröffentlicht am: 13.09.2008




Mal wieder wach ich schweißgebadet auf. Jede Nacht ein anderer komischer Traum, der mir vorkommt als wäre er Realität. Was passiert nur mit mir? Warum kann ich nicht einfach normal schlafen wie jeder anderer normaler Mensch auch? Nachts wache ich auf und bringe mich mit Musik erst mal wieder zum Einschlafen. Musik hilft mir Gefühle zu verarbeiten und sie besser zu verstehen, aber wer weiß davon? Niemand! Jene Nacht von viele hatte ich wieder einen Traum. Ich war mit meiner großen Liebe schon seit einigen Monaten zusammen, aber er veränderte sich immer mehr. Ich schaffte es nicht ihn zu verlassen, weil er mir eben immer noch sehr viel bedeutete. Ich hatte selbst mehrmals mit der Angst kämpfen müssen verlassen zu werden. Immer wenn er sich nicht meldete, wurde ich ungeduldig und stellte mir die Schlimmsten Sachen vor. Dadurch ging es mir nicht besser, sondern immer schlechter. So machte ich mir wie oft auch mal wieder Gedanken, was ich tun sollte. Ich saß auf einer Bank und bekam die Welt um mich herum nicht mehr mit. Die Zeiten war so schön gewesen, aber auch die schönste Zeit vergeht einmal. Auf einmal ich weiß nicht wie lange ich dort gesessen habe, sprach mich ein Junge an. Ich antwortete ihm ohne ihn anzusehen. Er versuchte ein Gespräch auf zu bauen also musste ich ihm wenigstens sagen, dass ich nicht interessiert und schaute ihn an. Ich schaute in die schönsten, strahlenblauen Augen, die ich je gesehen hatte. Mich hatte es tierisch erwischt, aber das durfte er natürlich nicht wissen. Wie sollte ich das meinem Freund erklären? Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Die Zeit verging wie im Flug, ohne dass ich es mitbekommen hatte. Es war schneller Abend als mir lieb war. Langsam war es Zeit zu gehen, aber ich musste ihn unbedingt wiedersehen. Er verdrängte meine Sorgen und die Welt sah schnell wieder besser aus. Es schien so einfach zu sein und endlich hatte ich einen richtigen Grund und konnte meinem Freund meine Gefühle erklären. Ich wusste wie ich es formulieren musste und wie ich schnell einen reinen Tisch machen konnte. Ich erklärte Daniel, so hieß er, die Problematik mit meinem Freund, aber er verstand es. Er war so lieb und gab mir einfach meine Nummer. Wenn ich mich entschieden hatte, sollte ich mich einfach bei ihm melden. Entschieden war es! Ich lief voller Stolz über meinen Lösungsfund nach Hause. Leider war mein Freund nicht da. Es lag nur eine Nachricht auf dem Tisch: 'Ich finde unsere Beziehung nicht mehr so schön. Ich brauche Abstand, melde mich aber bald. Lauf nicht weg, sondern warte auf mich! In Liebe Thorsten.'

'Super, das lief ja mal wieder klasse, sobald man eine Lösung gefunden hat, funkt das Schicksal dazwischen.' Ja, ich glaube an das Schicksal. Es entscheidet manchmal, was für einen Menschen besser ist und man versteht es erst viel später. Aber was sollte ich machen? Wenn er abhaut ohne etwas genaues dazulassen, dass hat er eben Pech gehabt. Ich würde nicht auf ihn warten können. Dafür hatte ich mich verliebt. Er würde es merken, wenn er wieder in unsere gemeinsame Wohnung käme.

An nächsten Morgen rief ich bei Daniel an und er war sofort bereit mich zu treffen. Ihm war es genauso ergangen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Er hatte mich gesehen und musste mich einfach ansprechen. Da seht ihr: Schon wieder ist das Schicksal im Spiel. Wir trafen uns abends in einem schön dekorierten Italiener und machten anschließend an einem nahgelegenen Fluss noch einen romantischen Spaziergang. Mein Glück war perfekt. Nur störte mich, dass ich es immer noch nicht geschafft hatte, mit meinem Freund Schluss zu machen. Ich erreichte ihn einfach nicht. Daniel und ich erlebten eine wunderschöne Woche und beschlossen, dass ich zu ihm ziehen konnte, weil ich es in der gemeinsamen Wohnung mit meinem 'Freund' nicht mehr aushielt. Ich packte meine Sachen und zog aus. Außer einem Zettel wie er es gemacht hatte, ließ ich nichts da. 'Der Abstand ist schon zu groß. Ich habe mich neu verliebt. Es gibt keine Zukunft mehr. Regel das mit dem Vermieter. Ich möchte dich nicht mehr wiedersehen. So glücklich wie jetzt bin ich schon lange nicht mehr mit dir gewesen, aber anscheinend hast du das ähnlich gesehen, sonst wärst du nicht so feige gewesen. Luise' Mit den Worten ging ich.

Ich war mit Daniel richtig glücklich und genoss die Zeit wie ich es mit Thorsten hatte schon lange nicht mehr tun können. Die Wochen vergingen sehr schnell und wie es kommen musste und wie ich es vorrausgesehen hatte, kam Thorsten wieder zurück. Meine beste Freundin wohnte unter uns und bei ihr hat er fast die Tür eingerannt und wollte wissen, wo ich bin. Sie schwieg und meinte er solle mich suchen, wenn ich ihm wirklich etwas bedeute. Seitdem ich das Haus verlassen hatte, bin ich nicht mehr zurückgekehrt. Meine Freundin hatte mich immer besuchen müssen oder wir hatten uns irgendwo getroffen. Das machte uns das Leben schwer, weil wir nirgendwo ungestört reden konnten. Sie rief mich voller Angst an, nachdem er bei ihr gewesen war und er würde mich suchen. Ich konnte mir vorstellen, was passieren würde, wenn er mich fand. Tatsächlich brauchte er nur ganze 2 Stunden. Er fackelte nicht lange, brach die Tür auf und fesselte mich am Stuhl. Ich sollte mir gut überlegen, ob ich so etwas noch mal mit ihm machen würde. Ich sollte meine Sachen zusammensuchen und ihn zurückbegleiten. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Außer sich und nicht Herr seiner Sinne. Was würde als nächstes passieren? Ich wusste es nicht. Erstmal würde er mich zu der Wohnung bringen.

Das ist das Letzte an das ich mich erinnern kann. Ich wachte in einem Keller auf mit Spinnenweben und einem harten Steinboden, wo nur eine versiffte Matratze lag, auf der ich schlafen sollte. Ich blickte mich um und sah in das grinsende Gesicht von Thorsten. Ich konnte kaum sprechen so sehr spürte ich den Herzschlag in meinem Kopf und mein Mund war so trocken, dass ich ihn kaum noch spürte. Er entgegnete mir, ich müsse erst mal wieder einen klaren Kopf bekommen, sonst mache ich noch zu viele Dummheiten. Ja, genauso hatte er es ausgedrückt... Mein Freund oder meine beste Freundin würden sich schon Gedanken machen. Da war ich mir sicher, aber wie sollten sie mich finden?

Wochenlang lag ich in dem Keller oder was das war. Dann gab er mir das erste Mal wieder das Recht auf die Straße zu gehen und Tageslicht zu sehen. Ein Fehler oder der Versuch mit jemandem zu sprechen würde mir nicht gut tun und ich sollte es mir gut überlegen. Wir fuhren ein gutes Stück auswärts. Die Strecke war allerdings zu lang und wir mussten Tanken. Das war meine Chance. Im Auto lagen ein Tempo und ein Stift. Ich schrieb auf, was man tun sollte um mir zu helfen und Telefonnummern von Freunden sowie eine ungenaue Wegbeschreibung. Leise und ohne jegliche Bewegung öffnete ich die Beifahrertür und drückte das Tempo einem Passanten zu. Mein erschreckter Blick und meine Kleidung mussten ihn wohl abgeschreckt haben, weil er nicht fragte, sondern nur nickte und sich umdrehte. Gut so, denn ganze 2 Sekunden später erschien Thorsten. Er hatte nichts mitbekommen. Ich konnte die Tür noch gerade so schließen.

Er schaute mich nur vorwurfsvoll an und fragte mich, ob ich mir überlegt hatte zu ihm zurückzukehren. Ich verneinte und sah die Tränen in seinen Augen. Diesen Blick konnte er schon immer und immer wieder wurde ich weich aber diesmal nicht. Das konnte er nicht von mir verlangen. Ich hatte ihn noch nie so erlebt, so grausam und brutal. Dabei immer wieder das Harte in seinem Gesicht. Wie konnte ein Mensch so gefühllos sein? Das hatte ich nicht verstanden und jetzt kam wieder der Mensch hervor, den ich seit Jahren geliebt hatte. Die harte Schale und der weiche Kern wie bei jedem Mann. Aber er hatte seine Chance vertan, ich hatte mich in Daniel verliebt. Egal, was er mit mir machen würde, ich würde mich nicht freiwillig hingeben. Er versucht die Tränen zu unterdrücken, schaffte es aber nicht. Dafür kannte ich ihn zu gut. Das wusste er. Wir fuhren weiter. Immer noch wusste ich nicht wohin.

Nach 2 Stunden legte er mir eine Augenbinde auf den Schoss. Ich sollte sie anziehen und mich ruhig verhalten, dann würde mir nichts passieren. Was plante er? Weitere zehn Minuten hielten wir an. Er öffnete die Beifahrertür, wie er es früher immer getan hatte und ließ mich aussteigen ohne mich anzufassen. Dann führte er mich auf eine Wiese, wo man einen Fluss hören konnte. Ich sollte die Augenbinde abnehmen und mich umschauen. Es war der Platz, an dem wir uns das erste Mal getroffen hatten. Er blickte mich so treu an, ging vor mir aus die Knie und bat mich um Verzeihung. 'Thorsten, es ist zu spät und vorbei. Lass mich gehen, es hat keinen Sinn.' 'Ach Luise, ich brauchte Abstand um zu wissen, was ich will. Du bist, was ich will. Haben wir keine Chance mehr?' 'Nein!' 'Ich wollte dir nicht weh tun, ich wollte mit dir alleine reden, sonst hättest du mich doch nicht einmal angeschaut.' 'Richtig, das wäre auch besser so gewesen.' 'Ich liebe dich und werde es immer tun. Du kannst mich anzeigen, wenn du willst. Du kannst gehen, ich wollte mir nur noch einmal in Erinnerung rufen, wie schön unser erstes Treffen war. Machs gut.' Mit den Worten drehte er sich um und verschwand im dahinter liegenden Wald.

Wie sollte ich jetzt nach Hause kommen? Ich war nur fassungslos. Ich hätte damit gerechnet das er mich verletzt oder was auch immer. Nichts auf sich sitzen ließ. So kannte ich ihn, aber anscheinend kannte ich ihn nicht gut genug. Nach ein paar Minuten Laufweg hielt ein Auto und nahm mich mit. Ich war schneller in der Stadt als ich gedacht hatte und lief nur noch zu Daniel und fiel ihm in die Arme. Er tat mir so gut. Er würde mir über die schwere Zeit hinweg helfen. Leicht von ihm geführt, ging ich ins Schlafzimmer und legte mich hin.

Am nächsten Morgen rief ich meine beste Freundin an und die Polizei. Diese meinte nur, schauen Sie mal in die Zeitung: 'Mann erschießt sich. Seine einzige Nachricht: Ich habe eine Entführung aus Liebe getan und kann sie nicht halten. Mein Leben ist vorbei wie ihre Liebe zu mir.'









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