Kribbeln unter der Haut Teil 22

Autor: Yana
veröffentlicht am: 21.05.2009




Tut mir leid, dass es diesmal so lange gedauert hat. Ich hab im mom echt viel um die Ohren und der naechste Teil wird wahrscheinlich auch etwas brauchen. Tut mir leid. Viel Spaß beim lesen.
Liebe Grüße, Yana

Kapitel 21
Schlagartig erwachte ich und setzte mich auf. Das Sonnenlicht flutete mein Zimmer, doch ich konnte ihn nicht sehen. Panisch huschte mein Blick in jede Ecke des Raumes, suchte jeden Ritz, jedes noch so kleine Versteck ab. Doch er war nicht da.
Mit klopfendem Herzen riss ich die Bettdecke von meinem Bett, in der Hoffnung, er hätte sich darunter versteckt. Mit zittrigen Händen klopfte ich über das Laken, schaute mit fiebrigen Augen unter die Matratze.
Er war nicht da. Wo war er? War er schon abgereist? Ohne mir tschüss zu sagen? ER WAR WEG! WEG! EINFACH WEG!
Hysterisch schnappte ich nach Luft, rannte durch mein Zimmer und schaute in den Kleiderschrank. Vielleicht hatte er sich nur versteckt? Vielleicht spielte er mich einen Streich?Nach zehn Minuten aussichtsloser Suche, gab ich auf und ließ mich heulend auf mein Bett fallen. Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände und zerrte verzweifelt an meinen Haaren. Er war weg! Warum hat er mich nicht geweckt? Wie konnte er mich einfach so verlassen?Doch vielleicht war er gar nicht fort. Vielleicht frühstückte er nur? Oder packte seine Sachen?Entschlossen sprang ich auf, wischte mir die Tränen von den Wangen und raste aus meinem Zimmer. Dabei stieß ich prompt mit meiner Mutter zusammen.
'CATHERINE! KANNST DU MIR SAGEN WAS DAS SOLL?', schrie sie mich an, als sie sich im letzten Moment am Treppengeländer festhalten konnte, bevor sie die Treppe runter fallen konnte.
'Ich muss in Jerkers Zimmer', sagte ich wie in Trance und stürmte an ihr vorbei.Vor Jerkers Tür hielt ich kurz inne und riss sie schließlich auf. Doch es war leer.
'WAS TUST DU HIER, CATHERINE?', donnerte meine Mutter hinter mir. Ich hatte nicht gemerkt, dass sie mir gefolgt war.
'Wo sind sie?' Ich wirbelte zu ihr herum. 'Wo ist Jerker?'
'Das kann dir egal sein, Fräulein! Erklär mir lieber, warum du dich vor dem gestrigen Ausflug gedrückt hast!'
'Er kann noch nicht fort sein', murmelte ich und wollte an meiner Mutter vorbei stürmen. Doch sie griff nach meinem rechten Oberarm und zerrte mich zurück. 'Ich verlange eine Antwort von dir, Fräulein!'
Mit leerem Blick starrte ich sie an. 'Hast du sie rausgeschmissen?'
Kurz hielt sie irritiert inne, doch dann taxierte sie mich weiter mit ihrem finsteren Blick. 'Antworte mir, Fräulein!'
'DU HAST SIE RAUSGESCHMISSEN!', schrie ich sie an und versuchte mich los zu reisen.'JA ICH HABE SIE RAUSGESCHMISSEN!', brüllte sie mir ins Gesicht. 'ALLESAMMT! AUCH DEINEN GELIEBTEN JERKER! IM HOHEN BOGEN! UND DU WIRST IHN NIE, NIE WIEDER SEHEN! HAST DU MICH VERSTANDEN? HAST DU MICH VERSTANDEN?' Sie schüttelte mich.
Noch während sie sprach, merkte ich, dass sie mich belog. Jerker war noch hier. Mit einem Ruck befreite ich mich und rannte die Treppe nach unten.
'FRÄULEIN, KOMM SOFORT ZURÜCK!'
Als erstes rannte ich in die Küche und wusch mir das Gesicht. Ich wollte nicht, dass Jerker merkte, dass ich wieder geheult hatte. Er sollte mich nicht für eine schwache Memme halten.

Zwei Stunden saß ich reglos draußen am Frühstückstisch und wartete darauf, dass er auftauchte. Doch er kam nicht. Verzweifelt ballte ich die Hände zu Fäusten zusammen, kaute auf meinen Lippen und stierte ins Leere. Was war, wenn er sein Versprechen gebrochen hatte und er einfach aus meinem Leben verschwunden war?
'Ah, Catherine, hier bist du. Guten Morgen.' Ich spürte eine schwere Hand auf meiner Schulter, doch ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es nur mein Vater war.
'Morgen, Dad', sagte ich lustlos und trüb.
'Ich habe dich schon gesucht. Familie Fox will abreisen. Es ist höflicher, wenn du dich verabschiedest.'
Ich nickte und erhob mich. 'Weißt du wo Jerker ist? Ich kann ihn nirgends finden.''Vor drei Stunden traf ich ihn und er sagte mir, dass er noch etwas zu erledigen habe. Jetzt müsste er draußen auf dem Parkplatz mit seiner Familie warten.'
'Oh', machte ich und war gleichzeitig so erleichtert, dass mir schwindelig wurde. Er hatte sein Versprechen noch nicht gebrochen. 'Dann lass uns gehen, Dad.'
Zusammen gingen wir den langen Weg durch unseren Garten zu dem großen, gepflasterten Parkplatz.
'Da seid ihr ja endlich!', zwitscherte meine Mutter uns entgegen, starrte mich dabei allerdings nieder. 'Mister und Miss Fox haben es eilig. Sie wollen noch heute Abend bei anderen Freunden vorbei fahren.'
'Tut mir leid, Schatz, dass wir jetzt erst kommen', mein Dad ging zu ihr hin, legte ihr einen Arm um die Taille und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. 'Aber jetzt sind wir ja hier.'Sie nickte und wandte sich Familie Fox zu. Sie fing an, etwas von Abschied und schöner, vergangener Zeit zu faseln (obwohl sie ja kaum Zeit mit Mister und Miss Fox verbracht hatte!!!), doch ich hörte ihr kaum zu. Meine Aufmerksamkeit galt ganz alleine Jerker, der nun auf mich zu kam, mich an der Hand packte und davon zog. Ich war froh, dass wir uns nicht vor unseren Eltern voneinander verabschieden mussten.
Nach einer kurzen Zeit, blieben wir stehen. Wir standen vor den Ställen. Jerker drehte sich zu mir um und lächelte mich wehmütig an. Seine Augen waren dunkler, als sonst.
'Nun ist es soweit', flüsterte ich, aus Angst, dass wenn ich lauter sprach, meine Stimme versagen würde.
Jerker nickte und schüttelte schließlich den Kopf, wie er es schon so oft getan hatte, sodass ihm seine schwarzen Haare ins Gesicht fielen. 'Bitte lass es uns nicht so dramatisch machen. Wir werden uns wieder sehen.' Obwohl seine Worte eher kalt klangen, spürte ich, dass ihn das alles genau so mitnahm, wie mich. 'Ich hab dich hier her gebracht, weil ich dir noch etwas geben wollte. Eine Überraschung.'
'Eine Überraschung?', fragte ich mit wenig Begeisterung. Ich hasste Überraschungen.Er nickte. 'Verbinde hiermit deine Augen', er nahm den blauen Halsschal von seinem Hals, den er heute trug und band ihn mir um den Kopf, sodass ich nichts mehr sehen konnte. 'Und nun warte hier, ich bin gleich wieder zurück.'
Ich lauschte auf die Schritte, die sich immer weiter entfernten, bis sie schließlich vollkommen verhallt waren. Ungeduldig wartete ich auf seine Rückkehr.
Einerseits war es mir egal, was für eine Überraschung das war, denn in diesem Moment sehnte ich mich nur danach, bei ihm zu sein und die letzten Minuten mit ihm zu genießen. Andererseits war ich jedoch neugierig, was er sich wohl ausgedacht haben könnte.'Streck deine Hände aus.' Erschrocken zuckte ich zusammen. Ich hatte ihn nicht wieder kommen hören. 'Los mach schon', fügte er hinzu, als ich zögerte. 'Aber nicht erschrecken.'Ich hielt meine Arme nach vorne und spürte, wie Jerker mir etwas weiches, schweres überreichte. Es bewegte sich. Überrascht zuckte ich zusammen.
'Was ist das, Jerker?'
Trotz meiner Blindheit wusste ich, dass er lächelte. Ich spürte es einfach. 'Ich nehm dir die Binde ab.' Seine Hände strichen über meinen Kopf, bis sie den Knoten des Tuches fanden und ihn lösten. Mit einem Ruck konnte ich wieder sehen und starrte in grüne, treue Augen.Smaragdgrüne Hundeaugen.
Erstarrt blieb ich reglos stehen und musste erst einmal registrieren, was hier gerade passiert. Als mir mit einem Schlag bewusst wurde, dass er mir einen schwarzen, kleinen, niedlichen Welpen mit großen, runden SMARAGDGRÜNEN AUGEN - fast dieselbe Farbe wie der der seinen, nur dass sie an der Pupille leicht ins gelbe übergingen - geschenkt hatte, schluchzte ich laut auf.
Und nach dem ersten Schluchzer folgten weitere. 'Jerker… das… danke… ich weiß gar nicht…' Gerührtes Schniefen. 'Von wo wusstest du… wie konntest du wissen, dass ich mir so sehr einen Hund… gewünscht… habe?' Schluchz, wimmer, heul.
'Ich wusste es nicht.' Er trat dicht neben mich und drehte mich so, dass er mich anschauen konnte. Schließich legte er seine Arme um meine Hüften - jeweils links und rechts - und küsste mich intensiver denn je zuvor. Er erstickte mein Schluchzen und ließ mich vergessen, warum wir hier eigentlich standen.
Mit dem Welpen zwischen uns standen wir eine viel zu kurze Zeit da - unsere Lippen miteinander verschmolzen, in perfektem Einklang. Wir lösten uns erst voneinander, als der kleine Hund fiepte.
Traurig lachend schauten wir beide auf das kleine Tier hinunter. 'Ich glaube, das gefällt ihm nicht so gut', gluckste Jerker. Doch es klang nicht so fröhlich wie sonst.
'Nein', brachte ich noch hervor, bevor mir eine weitere Träne über die Wange rollte.'Macht nichts.' Er zog mich wieder näher an sich. 'Er hat noch keinen Namen. Ich dachte mir, dass du ihn lieber selbst benennen willst.'
Ich zuckte leicht mit den Schultern und senkte den Blick, um den Hund zu mustern. 'Im Moment und auf die Schnelle fällt mir kein passender Name ein.'
'Du wirst schon etwas finden', sagte er sorglos und strich sanft mit seinen Lippen über meine Wange und Nase, bis er schließlich meinen Mund berührte.
Ein letzter, liebevoller Kuss, für eine lange Zeit.
Mein Herz schmerzte. Mein Magen krampfte sich zusammen.
'Ich muss jetzt gehen, Cat. Meine Eltern warten', flüsterte er und packte eine Haarsträhne von mir, um ein letztes mal daran zu riechen. 'Ich glaube, ich habe dir nie gesagt, wie gut du riechst.' Zärtlich wickelte er die Haare um seinen Finger. 'Es fällt mir schwer, zu gehen.' Langsam löste er seinen Finger und drückte sanft gegen meine Nasenspitze. 'Pass auf dich auf, Kätzchen.' Als er mein neusten Kosenamen aussprach, brach die Panik und Hysterie endgültig bei mir aus.
'Geh nicht', flüsterte ich. 'Bitte.'
'Du weißt, dass ich muss.'
Natürlich wusste ich das. Doch ich wollte es nicht wahr haben. Ich hatte immer noch die Hoffnung, ihn überreden zu können, bei mir zu bleiben.
'Stell nichts Böses an, während ich nicht da bin, okay?', fragte er spaßig. Ich nickte, wandte meinen Blick jedoch nicht von ihm ab, sondern sog jedes kleinste Detail seines Gesichts in mich auf. Seine Augen, sein Mund, der sich schief verzog, sobald er lächelte, seine gerade, einfach perfekte Nase, seine Haare, die ihm ins Gesicht fielen, das kleine Grübchen, auf seiner rechten Wange, die kleinen Lachfältchen um seinen Augen, die man nicht Fältchen nennen konnte, da er dafür noch viel zu jung war.
'Geh jetzt', sagte ich tapfer, mit schwacher Stimme, nachdem ich sicher war, jedes kleinste Detail seines Gesichtes zu kennen.
Diesmal war er es, der nickte. 'Ich ruf dich an, Cat.' Er küsste meine Stirn und ließ mich los, trat ein paar Schritte zurück. 'Sobald ich zu Hause bin.'
'Vergiss es nicht', flehte ich. 'Bitte.'
'Wie könnte ich?', er lächelte leicht, jedoch mit einem Ausdruck des Schmerzes in den Augen.
'Mach's gut, Jerker. Ich liebe dich.'
'Ich liebe dich auch', murmelte er und drehte sich um. Doch dann hielt er nochmals inne und sagte: 'Pass auch auf ihn auf, Kätzchen.' Er schenkte mir und meinem Hund ein letztes Lächeln und verschwand viel zu schnell aus meinem Blickfeld.
Er. Ging. Weg.
Verschwand. Aus. Meinem. Leben.
Zitternd und schluchzend brachen meine Beine unter meinem Körper zusammen und ich fiel auf die Knie. Der Schmerz in meinem Inneren war so grausam groß. Mein Herz krampfte sich mit jeder Minute, Sekunde fester zusammen, um nicht Stück für Stück auseinander zu bröckeln und um meinen Hals hatte sich eine gewaltige Hand gelegt und drückte zu, um mir die Luft abzuschnüren und mich ersticken zu lassen. Die Verzweiflung und Hysterie schossen wie dunkle Pfeile durch mich hindurch und nahmen meinen Körper in Besitz. Das einzige, was ich noch denken konnte war, dass er ging, dass er mich zurück ließ. Dass Jerker mich anrufen würde, hatte ich in diesem Moment völlig vergessen.
Wimmernd drückte ich den kleinen Hund an mich, während mir ununterbrochen die Tränen über das Gesicht flossen. Wie Wassertropfen tropften sie schließlich auf meine Jeans und hinterließen dunkle Flecken.
Ich wusste nicht, wie lange ich so da saß, doch irgendwann fühlte ich etwas warmes, Feuchtes in meinem Gesicht. Der schwarze Hund in meinen Armen schleckte meine Tränen auf.

Ich hatte es zwei Lebewesen zu verdanken, dass ich nicht völlig verrückt wurde, nachdem Jerker gegangen war.
Zum einem Miriam, die irgendwie wohl gespürt haben musste, dass es mir schlecht ging und daher schon eine halbe Stunde nach dem Verschwinden der Familie Fox, aufgekreuzt war.Und zum anderen dem kleinen, schwarzen, weichen Hund, der ganz verschlafen in meinen Armen lag und mich mit treuherzogen Augen anstarrte.
'Jetzt hock doch nicht einfach nur so rum, Cat. Davon geht die Zeit auch nicht schnell vorüber', meckerte Miri und baute sich vor mir auf. 'Lass uns ausreiten. Das haben wir eine Ewigkeit schon nicht mehr zusammen gemacht!' Ich musste schmunzeln. Miriam hasste Pferde. 'Oder schwimmen gehen', fügte sie hinzu. 'Oder einfach spazieren gehen?'Ich schüttelte verneinend den Kopf. 'Kein Bock', murmelte ich und strich dem kleinen Fellknäul über den Kopf.
'Du bist unmöglich! Überhaupt! Ich verstehe nicht, wieso du ihn nicht auf den Mond geschossen hast! Er verarscht dich doch ohne Ende!', donnerte sie los und tigerte auf und ab. 'Wenn du mich fragst, dann würde ich sagen, er meldet sich nie wieder!'
'Ich habe dich aber nicht gefragt!', maulte ich und starrte in die Luft.
'Ah!' Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sie sich die Haare raufte. 'Du bist unmöglich, Cat!', wiederholte sie und warf mir einen missmutigen Blick zu.
'Wenn du es nicht mit mir aushältst, kannst du ja gehen.'
'Damit du in deinem Selbstmitleid ertrinken kannst? Niemals!'
'Ich bemitleide mich nicht selbst', wiedersprach ich schwach. Natürlich tat ich das.'Ha!', machte sie und schmiss sich neben mich auf das Bett. 'Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du das tust!'
'Hm.'
'Cat, komm schon. Lass uns etwas unternehmen!'
'Nein!'
'Komm schon!' Sie zerrte an meinem Arm, doch ich blieb stur. Sie schürzte die Lippen übereinander und starrte mich aus eng zusammengekniffenen Augen an. Dann seufzte sie. 'Gut, dann nicht. Dann warten wir auf den Sicher-Nicht-Kommende-Anruf von Jerker Fox.''Er wird anrufen!', beharrte ich. 'Er hat es versrochen.'
'Und das glaubst du? Einem dahin gelaberten Versprechen eines Jungen?'
'Er hat es nicht ‚dahin gelabert'!', fauchte ich. 'Er meinte es ernst.'
'Und wenn schon! Wenn er erst einmal zu Hause ist und seine Blondine sieht, die sicher dort auf ihn wartet, hat er dich Nullkommanichts vergessen. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung.'
Darauf konnte ich nichts antworten, denn es war erst einige 12-Stunden her, dass ich Jerker genau dieselbe Unterstellung gemacht hatte. Stattdessen sagte ich: 'Ich dachte, Freundinnen wären dazu da, einen aufzuheitern und Mut zu machen, wenn es einem schlecht geht.''Wieso sollte ich dir Hoffnung machen? Dann wärst du umso enttäuschter', entgegnete sie rasch und setzte sich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch, um kurz darauf wieder aufzufahren und ihren Gang durch das Zimmer fortzusetzen. 'Außerdem sage ich dir nur das, was ich denke. Und ich denke nun mal, dass er ein Arsch ist, der dich hundert pro sitzen lässt. Vielleicht heute nicht, aber dann in ein paar Tagen oder Wochen.'
'Was macht dich da so sicher, Miri? Du kennst ihn doch gar nicht!'
'Glaub mir, alle Jungs ticken so. Sie sind einfach nicht dazu geboren, Fernbeziehungen zu führen. Dafür sind sie viel zu schwach. Schließlich brauchen sie regelmäßig Spaß', sie kicherte leicht. 'Und den bekommen sie nun mal nicht, wenn die Partnerin am anderen Ende der Welt lebt. Und was machen sie dann dagegen?' Sie wartete erst gar nicht meine Antwort ab. 'Genau, sie suchen sich ein anderes Mädchen, das sie umschmeicheln können!'Ich dachte einen kurzen Moment über ihre Worte nach, schüttelte dann jedoch den Kopf. 'Jerker ist anders.'
'Und was macht DICH da so sicher?'
'Ich kenne ihn', erwiderte ich schlicht.
'Ach, komm schon, Cat! Du glaubst doch nicht wirklich ihn zu kennen?! In den paar Tagen, die ihr erst miteinander verbracht habt!'
Ich warf ihr einen stechenden Blick zu. 'Ich weiß viel über ihn. Und ich bin mir sicher, dass er mich anrufen wird. Schließlich hat er es hoch und heilig versprochen - und das nicht nur einmal.'
Ich sah, wie sich Miri's Mund zu einem dünnen, weißen Strich verzog, als sie ihre Lippen aufeinander presste, um wahrscheinlich ein dummes Kommentar zurückzuhalten.Ich wandte ihr den Rücken zu und zog den kleinen schwarzen Hund auf meinen Schoß und streichelte ihn liebevoll über den Kopf. Schwanzwedeln hüpfte er auf, stemmte seine kleine Vorderpfötchen gegen meine Brust und versuchte, über mein Gesicht zu schlecken. 'Lass das', murmelte ich und schob ihn sanft von mir. Er stürmte jedoch sofort wieder auf mich zu und zerrte diesmal an dem Ärmel meines langen T-Shirts. Seufzend machte ich mich los.'Wie heißt er überhaupt?', fragte Miri, die vor mir stehen geblieben war.
'Ich habe noch keinen Namen für ihn.'
Ich sah, wie ihre Augen aufleuchteten. 'Darf ich dir helfen?'
Ich zuckte mit den Schultern - eine Geste, die wohl in letzter Zeit am häufigsten bei mir vorkam. 'Mir egal.'
Leicht genervt, aber auch irgendwie mitleidig starrte Miri mich an. 'Kannst du auch mal etwas anderes sagen, außer 'egal', wenn man dich etwas fragt?'
Wieder zuckte ich mit den Schultern.
Sie stöhnte auf und ließ sich auf die Bettkante sinken. 'Du bist unmöglich, Cat!', sagte sie zum tausendsten Mal. 'Jetzt lach doch mal wieder!'
Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn allerdings wieder, als mir bewusst wurde, dass es besser wäre, zu schweigen. Ich sah sie ungläubig den Kopf schütteln. 'Okay, ich sehe, es ist aussichtslos, dich aufzuheitern oder dergleichen. Deshalb zurück zum Namen. Hast du schon eine Idee?'
'Ich habe keinen blassen schimmer.'
'Hm… wie wäre es mit Green? Wegen den grünen Augen', fügte sie hinzu.
Skeptisch und nicht überzeugt runzelte ich die Stirn. 'Oder vielleicht White, wegen dem einzelnen, weißen Haar, dass er hinter seinem rechten Ohr hat?!', fragte ich ironisch.Miri verdrehte die Augen. 'War ja nur eine Idee… okay, eine besonders schlechte Idee. Und wie wäre es mit… Noir? Das ist französisch und heißt ‚schwarz'.'
'Was hast du nur mit deinen Farben?', fragte ich kopfschüttelnd.
'Okay, okay dann nicht. Was hältst du von einem spanischen Namen? Es ist eine schöne Sprache und…''Du kannst so wenig Spanisch wie ich', unterbrach ich sie grob.
'Du hast doch sicher ein spanisches Wörterbuch hier, oder?' Sie sprang auf und eilte zu meinem Regal. 'Da können wir nachschlagen.' Sie zerrte ein Buch hervor und schlug es auf. Ich hörte das rascheln von Blättern, als sie anfing zu blättern. 'Wie findest du 'Regalo'? Das heißt Geschenk und…'
Ein weiteres Mal unterbrach ich sie. 'Spinnst du?! Ich taufe meinen Hund doch nicht auf den Namen ‚Regalo'?! Das hört sich an wie ‚Regal'! Dann kann ich ihn ja gleich Mülleimer nennen!'
'Man kann es auch englisch aussprechen', sagte Miri beleidigt. 'Das ‚e' als ‚i'. Verstehst du?'
Ich schüttelte den Kopf. 'Trotzdem.'
'Dann nicht', missmutig blätterte sie weiter. 'Was hältst du von…'
'Gar nichts', schnitt ich ihr zum dritten Mal das Wort ab. 'Das ist alles einfach zu einfallslos.'
Schlecht gelaunt rammte Miri das spanische Wörterbuch zurück in das Regal. 'Dann denk dir was Besseres aus. Ich jedenfalls, habe keinen Bock mehr.' Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust. Beleidigt beobachtete sie den Welpen und mich.
'Ich überlege mir später einen Namen. Im Moment kann ich einfach nicht klar denken', murmelte ich und starrte anschließend ins Leere.







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