Kribbeln unter der Haut Teil 8

Autor: Yana
veröffentlicht am: 05.09.2008




7. Kapitel
Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Mein erster Weg führte mich zur Zimmertür. Doch sie war immer noch verschlossen.
Ich schwor mir, dass wenn mich meine Mutter noch die ganzen restlichen Ferien über hier einsperren wollte, ich aus dem Fenster springen würde.
Und wenn ich mir dabei das Genick brechen würde.
Es war mir egal.
Scheißegal.

Die Stunden verstrichen quälend langsam.
Minute um Minute tigerte ich in meinem Gefängnis auf und ab. Stillschweigend. Ungeduldig. Mein Magen knurrte.
'Verdammt noch mal!' Gegen Mittag bollerte ich wild mit den Fäusten gegen die Tür.Doch niemand kam, um mich zu befreien.
Auch am Abend kam niemand. Nicht einmal, um mir etwas Essen zu bringen. Niemand - nichts.
Verzweifelt warf ich mich gegen 22 Uhr auf mein Bett. Als ich nach drei Stunden endlich einschlief, war das Knurren meines Magens das letzte, was ich hörte, und das einzige, was mich in den Schlaf begleitete.

Um 2.30 Uhr am Morgen, wurde ich von einem klickenden Geräusch geweckt. Müde suchte ich den Lichtschalter meiner Nachtischlampe und schmiss dabei meinen neuen Wecker auf den Boden.
Verdammt.
Was war das für ein Geräusch?
ENDLICH (die ca. drei Sekunden, in denen ich nach dem Lichtschalter gesucht hatte, waren mir wir eine Ewigkeit vorgekommen!) erhellte die starke Glühbirne mein kleines Zimmer. Mein Blick huschte in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
Die Tür.
Jemand schloss langsam auf.
Doch statt Freude machte sich Angst in mir breit. Was wollte jemand so spät in der Nacht bei mir? Was war, wenn es der Fett-Bierbauch war, um seine sicherlich perverse Gedanken an mir… zu ver-wirklichen?
Ich schüttelte den Kopf und bevor ich mir noch mehr grausame Gedanken ausdenken konnte, öffnete sich die Tür und eine Gestallt trat ein.
Es war Jerker.
Erleichtert seufzte ich.
Aber was wollte er hier?
'Oh hey. Du bist ja wach.' Verlegen drehte er sich um und hantierte an der Tür.
'Was willst du?'
Ich hörte etwas klicken und als ich einen Blick auf die Tür erhaschte, sah ich den Schlüssel im Schloss stecken.
'Ich fand es etwas merkwürdig, als deine Mutter dich beim Abendessen wegen
Kopfschmerzen und Übelkeit entschuldigt hatte. Also bin ich ‚kurz auf das Klo gegangen' und habe bemerkt, dass deine Zimmertür abgeschlossen sein musste, da der Schlüssel außen im Schloss steckte. Also beschloss ich, dir einen kleinen Besuch abzustatten, sobald alle schlafen. Und hier bin ich.' Er breitete seine Arme aus und grinste.
'Aha.', antwortete ich.
'Das ist alles was du dazu zu sagen hast? Kein ‚Danke mein Held, dass du mich befreit hast! Als Dank bekommst du einen Kuss von mir'?'
Da ich nicht vor hatte, mich wieder mit Jerker zu streiten, kämpfte ich den Ärger in mir runter und versuchte ebenfalls zu grinsen. 'Tut mir leid. Aber so etwas wäre mir erst gar nicht eingefallen.'
'Schade.' Er sah ehrlich enttäuscht aus.
'Tut mir leid.', wiederholte ich.
'Tut's dir gar nicht.', brummte er.
'Stimmt.'
Ich hatte ihm immer noch nicht sein schlechtes Verhalten am Tag zuvor verziehen.‚Catherine, sei nicht so nachtragend! Wären deine Freunde so wie du, dann würden sie dir nie ver-zeihen!'
Ich biss mir auf die Lippen und schämte mich. Meine innere Stimme hatte Recht. Mein Verhalten in den letzten paar Tagen war wirklich nicht gerade… berauschend gewesen.'Soll ich wieder gehen?', fragte Jerker, dem anscheinend meinen bissigen Unterton nicht entgangen war.
Hastig schüttelte ich den Kopf. 'Nein, bitte bleib!'
Er sah mich unsicher an. 'Sicher? Ich habe das Gefühl, dass du immer noch sauer auf mich bist…'
'Es tut mir leid, Jerker. Und das soll jetzt eine Entschuldigung sein. Das gestern war nicht fair von mir gewesen. Ich hätte akzeptieren sollen, dass du nicht darüber reden wollest. Schließlich ging es mich auch gar nichts an.
Und der Streit letztens in der Stadt, als wir Eis essen gehen wollten… da habe ich mich auch dämlich verhalten. Es tut mir ehrlich leid.
Weißt du, es ist nur… ach… wahrscheinlich haben meine Eltern recht und ich bin nur ein verwöhntes, unerzogenes Gör.' Als ich sah, dass der Jerker etwas erwidern wollte, hob ich abwehrend die Hände. 'Und jetzt sag bitte nicht das Gegenteil davon. Denn das wäre eine Lüge. Ich muss dir, seit wir uns kennen, doch ziemlich verzogen und verwöhnt vorgekommen sein.'
'Ich wollte eigentlich sagen, dass ich dir voll und ganz zustimme. Dein Verhalten war wirklich… un-passend gewesen.'
Beschämt sah ich auf meine Hände. 'Ich kann auch anders sein.'
Er lachte. 'Ehrlich gesagt finde ich dich netter, wenn du unfreundlich und verzogen bist und mit mir streitest, als wenn du dich selbst beschuldigst und beschämt zu Boden siehst.''So?' Ich runzelte die Stirn.
Er nickte und lehnte sich an die Wand neben der Tür. 'Ich mag dein Temperament.''Was wir das hier, Jerker? Ein kurzer Besuch mit einem flotten Flirt nebenbei?''Nenn es wir du willst. Mir gefällt es jedenfalls.' Er betrachtete seine Fingernägel.'Gut zu wissen.', murmelte ich und dachte angestrengt nach. Ich verstand diesen Jungen einfach nicht. Irgendwie verwirrte er mich.
'Ändert das etwas für dich?'
Hä? 'Was soll was für mich ändern?'
'Dass ich Gefühle für dich habe.' Er sah mich offen an, ohne jede Verlegenheit.
Mit offenem Mund starrte ich ihn an, verwirrt, über sein Geständnis. Oder log er? Wollte er mich verarschen? Reinlegen? Bloßstellen?
'Freundschaftliche Gefühle, meinst du?' Ich stellte mich dumm. Was Besseres fiel mir nicht ein.
Er nickte, dann schüttelte er den Kopf. 'Auch. Aber auch Gefühle, die weit über Freundschaft hinaus gehen.'
Hinter meinen Schläfen arbeitete es. 'Schau mal, Jerker… wir kennen uns gerade einmal ein paar Tage. Und an jeden dieser Tage haben wir uns gestritten.' Ich hörte selbst die Unsicherheit in meiner Stimme.
Auf einmal lachte er so laut los, dass ich überrascht zusammenzuckte. 'Keine Sorge, Catherine. Ich meinte nicht Liebe. Ich empfinde nur eine gewisse… Zuneigung, ein gewisses Vertrauen zu dir. Mehr nicht.' Er biss sich auf die Lippen und erstickte sein Lachen. Jedenfalls versuchte er es.
'Oh.' Hastig schaltete ich meine Gedanken aus. Das klappte meist immer. Wenn ich an nichts dachte, konnte ich mich auch nicht schämen und somit rot werden. 'Sag doch gleich, dass du so etwas meinst.'
Sein Körper bebte immer noch, leicht von Lachanfällen geschüttelt.
'Was ist daran denn so lustig? Jeder kann sich mal irren.', brummte ich.
Er gluckste. 'Es sind nicht deine Worte, die mich so belustigen. Sondern dein Gesichtsausdruck vor-hin… er war zum… schreien…'
'Gute Nacht, Jerker.', fauchte ich, schaltete das Licht aus und zog mir die Decke über den Kopf.
Sein kichern machte mich wütend. 'Gute Nacht, Cat. Träum von mir.'
'Eingebildeter Schnösel.'
'Einbildung ist auch eine Bildung.', zwitscherte er fröhlich.
'Wahrscheinlich deine einzige Bildung, was?', konterte ich und ärgerte mich darüber, dass er immer noch in meinem Zimmer stand. 'Und wenn du jetzt sofort aus meinem Zimmer gehst, schließ bitte wieder ab. Ich habe kein Bock, dass meine Mutter ausflippt, wenn sie merkt, dass ich FREI bin.'
'Ist das ein Rauswurf?'
'JA!' Genervt schnaubte ich.
'Würdest du dich denn morgen über einen Besuch von mir freuen?'
'Oh ja. Ich ziehe alles der Einsamkeit und Stille vor. Und wenn du morgen kommst, bring mir doch bitte etwas zum Essen mit. Ich bin am verhungern.'
'Wird gemacht.' Seine Stimme klang angeheitert. Ich hasste es, wenn ER sich über MICH lustig machte. 'Und nun schlaf sch-ö-ö-ö-n.' Mit diesen Worten schloss er die Tür hinter sich.







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