Oliviane Teil 4

Autor: Alynne
veröffentlicht am: 13.09.2008




Ich sage mir ,dass es für heute genug Aufregung war und verschiebe die Namensgebung. Das hat Zeit. Ich schaue Erika fragend an 'Darf ich bei dir bleiben heute Nacht?' Sie sieht mich nur mitleidig an 'Solange du willst.' Ich kuschele mich tiefer in die Decke, und noch bevor ich mich bei ihr bedanken kann, macht sie das Licht aus flüstert leise 'Gute Nacht.' Und geht. Es ist erst 8 Uhr, und ich kann noch nicht schlafen, doch ich denke an mein Kind, meinen Sohn, und rede mit ihm. 'Das kriegen wir hin, mein Süßer. Papa kann leider nicht so oft da sein, aber wir werden es schaffen. Ich suche einen Job, und wenn es mich mein Leben kostet.' Manchmal Lüge ich, doch einiges meine ich sehr ernst. Ich rede mit dem Kleinen bis ich glaube dass er sicher schläft und dann überfällt auch mich die Müdigkeit, ich kann nicht mehr... muss schlafen.
Zwei Monate später, trinke ich Tee und lese Erikas Zeitung, ich bin allein in der Wohnung. Erika arbeitet und ihre Kleine ist bei der Oma. Mir fällt auf dass ich inzwischen oft über meinen Bauch streichele, als ob ich meinen Sohn vor der Welt beschützen könnte. Ich lese die Stellenanzeigen, irgendwo muss ich ja einen Job herzaubern, aber bis jetzt fand ich nichts. Nach vielen Erotik-Anzeigen, fällt mir eine kleine Anzeige auf ,die mich sofort anspricht. 'Suche Empfangsdame in Frauenwohnheim, Vorkenntnisse nicht nötig. Falls Interesse melden Sie sich bei...' Sofort krame ich mein Handy heraus und wähle die Nummer, ich erwähne nicht gleich am Telefon meine Situation nehme ich mir vor während es klingelt. 'Frauenhaus St. Magdalena, Corry Vallès am Apparat.' Klingt es am anderen Ende , sie scheint jung, und freundlich... ich hole Luft, stelle mich vor und vereinbare einen Termin. Für den selben Nachmittag!!! 'Es tut mir leid, aber wir haben noch niemanden und um ehrlich zu sein bin ich langsam echt überfordert. Sie haben somit sehr gute Chancen.' Ich höre sie förmlich lächeln, das baut mich auf. Wenn sie so dringend jemanden brauchen und sich keiner meldet macht mein Baby vielleicht nichts aus!! Nach dem Gespräch laufe ich so schnell mein Bauch es erlaubt zu 'Baby an Bord' um Erika alles zu erzählen. Ich komme außer Atem an. 'Oh Gott Belle!!! Geht's noch? Du solltest doch nicht rennen!!' Ich muss mich erst beruhigen, doch zwischen durch schaffe ich es 'Frauenhaus' und 'Job' zu keuchen. Sie versteht natürlich sofort. 'Mann, das wäre ja wunderbar! Das Frauenhaus ist doch die beste Lösung, dann wohnst du bei mir und wir eröffnen eine WG bis zu meiner Hochzeit, danach zieh ich weg aber du kannst die Wohnung für einen Spottpreis beziehen wenn du magst!' ich werde rot, es stimmt ewig kann ich nicht mehr zuhause bleiben. Sie hat sich wohl schon alles genau überlegt, ein Glück dass es sie gibt!! Erika legt den Arm um meine Schulter 'Und weißt du was das Beste ist?' Verwundert schüttele ich nur den Kopf, was kann besser sein, als solch eine Aussicht? 'Du machst dir grade dein eigenes Leben... deins, ohne Vince.' Flüstert sie lächelnd.
Am Nachmittag laufe ich durch eine große Grasfläche, schön hier, denke ich. Überall gab es Blumen, Bäume und kleinere Beete. Die zwar nicht mehr so stark blühen wie im Frühling, aber immer noch wunderschön sind. Der Sommer ist schon fast zu Ende und ich fühle mich immer schwerer hoffendlich wird es nicht mehr zu heiß, nur noch diesen einen Monat. Ich komme vor einem großen Gebäude an das eher wie eine Villa aussieht als wie ein Frauenhaus. Eine kleine lateinamerikanisch aussehende Frau kommt mir entgegen. 'Guten Tag! Ich bin Corry Vallès, aber nenn mich bitte Corry ich bin hier die Leiterin des Hauses, willkommen!' Ich lächele schüchtern und reiche ihr die Hand. 'Es freut mich hier zu sein.' Corry grinst und meint 'Ich bin froh dass du es so siehst, die meisten kommen her weil sie es müssen!' Sie sieht sich meinen Bauch an. 'Wann ist es denn soweit?' Ich werde rot, hebe aber stolz den Kopf. 'Mein Sohn kommt im September.' Die Leiterin sieht mich auf einmal seltsam an. 'Du nimmst es mit viel Würde, bemerkenswert.' Ich grinste 'Wenn alles so klappt wie erhofft, dann sehe ich keinen Grund mich nicht auf den Kleinen zu freuen.' Jetzt hatte ich sie schockiert! Sie riss die Augen auf und ihr Mund klappte beinahe herunter. Hatte ich Etwas falsches gesagt? Verlegen sah ich zu Boden. 'Komm, ich zeige dir dein Zimmer.' Sie trippelt lächelnd voran, ich hatte sie ganz offensichtlich nicht verärgert, eher überrascht. Aber wieso Zimmer? Ohoh, böse Vorahnung!! 'Ich glaube hier liegt ein Irrtum vor...' doch sie lässt mich nicht zu Wort kommen. 'Mach dir keine Gedanken Kleines, ich verstehe schon... Wir stellen hier keine Fragen, wir freuen uns immer wenn wir helfen können, doch wenn es auch noch eine freudige Nachricht ist ein Kind zu bekommen, dann ist alles viel leichter, du wirst sehen.' Ich musste diese Frau stoppen, also nahm ich ihre Hand und schüttelte lächelnd den Kopf, Mann war das peinlich. 'Frau Vallès, ähm ... ich meine Corry, ich bin nicht das wofür sie mich halten.' Sie hält an und sieht mich verwirrt an. 'Ich habe hier ein Bewerbungsgespräch.' Es war raus! Ok, was würde sie jetzt denken? Sie biss sich auf die Lippen, und sah auf den Boden. 'Das tut mir jetzt aber leid, ich habe offensichtlich etwas vorschnell gehandelt. Ich lächele erleichtert dass es endlich aufgeklärt ist. 'Ich bin Annabelle.' Ich reiche ihr die Hand.
Ich habe einen Job. Kaum zu glauben aber nach diesem Gespräch rief Corry noch am selben Abend an, sie meinte es sei zwar schwer wegen dem Kind, aber wenn ich in der Nähe wohnen würde und einen Babysitter bekäme ginge das schon. Jetzt sitze ich bei Erika und wir stoßen mit Tee an. Plötzlich klingelt mein Handy. Ich schaue auf den Display: Vince. Fragend schaue ich Erika an. Sie zuckt mit den Schultern und meint ich solle gefälligst abnehmen. 'Soll ich es ihm sagen?' Doch so leicht macht Erika es mir nicht. 'Das ist deine Entscheidung, Süße!' Ok, denke ich. Ich mach es. Ich sag's ihm, er wird sich bestimmt freuen. 'Hi Schatz!' begrüße ich ihn.
'Hey my Beauty!!' Hmmm, ist wohl gut drauf.
'Wie geht's denn so?'
'Toll, stell dir vor! Am 20.wird in Reims ein billiges Zimmer frei. Meine Eltern zahlen alles!' Etwa der 20.August?
'Du bist so still.' Stellt er fest, ist ja auch nicht schwer.
'Schatz, der 20. August schon?' meine Stimme muss wohl zittern, denn er schweigt auch kurz.
'Es tut mir leid meine Schöne, aber die Vorlesungen fangen am 31. an und ich muss vorher eingezogen sein...' Er wird dann also definitiv weg sein. Schock!
'Liebling... ich... ähm.' Er wartet geduldig bis ich soweit bin. 'Ich habe Angst.'
'Wieso?' ... sollte das ein Witz sein? Wie kann er das meinen 'Wieso?'???
'Der Termin ist am 2. September.' Wie es scheint hat er das komplett vergessen.
'A-aber, so früh schon?' Erika hatte recht, er ist ein Schmock!
Ich lass ihn nicht mehr zu Wort kommen. 'Der Termin ist 100% am 2., und weißt du was? Das ist in 3 Wochen, und weißt du noch was? Ein Kind kommt auch mal zu früh! In wenigen Tagen kommt DEIN Sohn zur Welt. Wie konntest du das vergessen?' Der letzte Satz war geflüstert, ich will nicht dass er mein Weinen hört, doch er ist nicht dumm, er weiß es bestimmt schon.
'Wieso vergessen? Ich hatte es nur nicht erwartet, ich hab so viel um die Ohren in Moment. Ich versuche alles richtig zu...' Ich unterbreche ihn, er erwartet doch jetzt hoffentlich kein Mitleid!
'Du machst aber alles falsch!' Er schweigt kurz.
'Wie ich sehe bist du nicht in guter Verfassung, du weißt nicht was du sagst! Melde dich wieder wenn du alles überstanden hast.' Ich fasse mich wieder.
'Dann warte bis dein Sohn auf der Welt ist.' Ich lege auf. Erika starrt mich nur an. 'Dem hast du's aber gegeben! Morgen ziehst du ein!'
Der Umzug ist innerhalb eines Tages erledigt, ich habe ja nicht viel, mein Zimmer... das ist alles. Doch da ich nichts tragen kann und meine Eltern 'diese Dummheit nicht unterstützen wollen' Hilft Erikas Verlobter Luka mit. Er ist Ende 20, lustig und hilft mir genauso gerne wie Erika es tut. Ich selbst kann so wenig tun dass ich den ganzen Tag Kaffee für ihn koche und ihm Essen bringe, während er meine Möbel abbaut und in den Anhänger verfrachtet. An Weihnachten ist die Hochzeit. Bis dahin unterstützten sie mich in Elternfragen und passen auch mal auf meinen Sohn auf. Was wäre ich nur ohne sie? Der Job geht Ende September los. Corry hat mir vorgeschlagen es später anzufangen, damit ich Zeit für das Kind hätte aber ich nehme mir vor, im Oktober bereits ein Gehalt zu haben.
Am Tag nach dem Umzug klingelt es an der Tür und wie automatisch gehe ich ran. Total baff stehe ich Vince gegenüber. Er trägt enge Jeans und ein schwarzes enges T-shirt, er sieht so süß aus! Aber ich habe keineswegs unser Gespräch von vor 2 Tagen vergessen. Also kreuze ich die Arme vor meiner Brust und warte mit hochgezogenen Augenbrauen. Er betrachtet mich lange und ich fühle mich bereits unwohl. Ich bin fett, ich kann nur noch Jogginganzüge meiner Mum tragen und geduscht habe ich heute auch noch nicht. Er muss mich furchtbar unattraktiv finden... doch so was sollte mir egal sein. 'Hi' sagt er endlich. 'Ich wollte dich fragen ob du Lust hast etwas mit mir zu laufen, aber jetzt fällt mir ein dass es vielleicht zu anstrengend für dich sein könnte.' Er scheint verlegen, also gebe ich mir einen Ruck. 'Wir können auch runter zum Teich und ich setz mich auf die Bank während du außen herum läufst.' Er lacht kurz und ich rufe noch. 'Luka, Erika ich geh ne Runde laufen.' Die Antwort ist das wie üblich synchron gesprochene 'Aber überanstreng dich nicht!!!' und weg sind wir.
Im Treppenhaus packt mich Vince auf einmal unter den Knien und hebt mich hoch. Ich protestiere erst mal laut. 'Lass mich runter!!! Das Baby wiegt bestimmt einen Zentner!' Er zuckt mit den Achseln was mich aber zusammen mit seinen Schulter einmal hoch und wieder herunter befördert. Das Treppenhaus schaffen wir unbeschadet doch unten angekommen fängt er auf einmal an künstlich zu keuchen und mich immer schwerfälliger zu tragen. Ich klammere mich an ihn und versuche für den Kleinen nicht zu sehr zu zappeln.' Sobald ich wieder auf meinen Beinen stehe, bring ich dich um Vincent!!!' doch das scheint ihn nicht im mindesten zu beeindrucken, was seine Antwort auch beweist. 'Dann lass ich dich besser nie wieder runter.' Er setzt mich auf der Parkbank am Teich ab. Dieser Teich liegt hinterm Haus und steht allen Benutzern der Anlage offen. Aber da die meisten noch nicht aus dem Urlaub zurück sind, ist es ziemlich leer. Nur Vince und ich sitzen hier. Wir schweigen erst mal beide, und genießen die Gegenwart des Anderen, denn seit seiner Ankündigung haben wir uns nur noch sporadisch gesehen. Ich denke nach, könnte ich jemals ohne Vince sein? Ist es so leicht den Mann den man liebt aufzugeben? Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und er legte den Arm um mich. 'Es tut mir leid ,Belle.' Er hat diese einfachen Worte geflüstert. 'Es tut mir so leid dass wir auseinandergehen müssen um uns eine schöne Zukunft zu sichern. Ich wünschte ich könnte das alles schaffen ,mit dir zusammen....' er legt seine Lippen an meine Schläfe. 'Ich liebe dich.' Dann lächelt er 'Das scheinst du vergessen zu haben.' Beschämt sehe ich zu Boden, es stimmt, unsere Liebe war ganz schön abgekühlt, er denkt nur noch an sein Studium während ich nur das Kind im Kopf habe. 'Du bekommst einen Sohn.' Sage ich leise. 'Ich weiß, du hast es mir bereits gesagt.' Grinst er. Ich schaue ihn gespielt böse an damit er mich aussprechen lässt. ' Ich liebe dich auch, und es ist egoistisch von mir wenn dir sage ich will dass du hier bei mir bleibst... ich wünschte nur du würdest für das Kind da sein können... Ich allein könnte das schaffen, aber ich bin nicht allein...' wir schweigen wieder, seine Hand ruht auf meinem Bauch. 'Was hältst du von Kevin?' verwirrt sehe ich ihn an, wovon redet er da bloß?? 'Als Name natürlich!' lacht er. 'Bastian würde mir eher gefallen.' Gebe ich nachdenklich zu..







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