Oliviane Teil 2

Autor: Alynne
veröffentlicht am: 30.08.2008




Sorry dass es so lange gedauert hat, ich hab in den Ferien mehr zu tun als im Studium, schlimm was^^
Ich würde mich über Kommis echt freuen, und auch Tipps und Anmerkungen sind herzlich willkommen

.. Ich stellte mich auf die andere Seite des Regals und beobachtete sie. Leicht strich sie mich den Fingerspitzen über die Rückseiten der Bücher und lächelte. Ich stutzte, rieb mir die Augen, schüttelte den Kopf als würde ich träumen und versuchte nun aufzuwachen, aber nein, sie hatte tatsächlich gelächelt. Ich selbst musste bei diesem Anblick lächeln, denn sie war dabei wunderschön. Auf eine seltsame Art und Weise, klar, aber doch wunderschön. Sie sah aus wie die personifizierte Unschuld, genauso schön wie rein. Wieso hatte ich das vorher nicht gesehen? Ihr feines kleines Gesicht, mit den riesigen grünen Augen und den entspannten Lippen. Sie sah zum ersten mal friedlich aus, seit ich sie kannte. Ich schloss die Augen und atmete entspannt durch, sie war also kein schlechter Mensch, sie war nur wegen irgendetwas verärgert, doch hinter dieser Fassade konnte sie auch friedlich sein. Ich schlug die Augen wieder auf weil ein kurzer Ruck durch eine gerade gewonnenen Erkenntnis durch mich hindurch ging, konnte es sein? War es denn möglich?! War ich denn in dieses furchtbar unhöfliche, abartig aggressive und ganz und gar unausstehliche , doch gleichzeitig so einzigartige Ding ver... Ich musste hier weg, schnellstens!!!
Ich verließ den Laden so schnell es ging, knöpfte meine Jacke zu und lief mit gesenktem Kopf nach Hause, ohne sie angesprochen zu haben.
'Ich hasse mein Leben!' Mit der Stirn auf der Tischplatte versuchte ich mich selbst zu bemitleiden, doch Kevins Anwesenheit machte die Sache kompliziert. 'Ach was! Alles was du brauchst ist die richtige Einstellung. Als ich deine Mutter kennen lernte dachte ich auch nicht ich würde bei ihr landen können.' Wütend funkelte ich ihn an. 'Damals heulte sie ja Papa nach, natürlich konntest du nicht bei ihr landen.' Anstatt sich zu schämen grinste er nur. 'Schau doch wie glücklich sie heute ist.' Sagte er nur, und es stimmte, seit der Scheidung ist Mum nur am weinen gewesen, Kevin hatte sie da raus geholt und sich um sie gekümmert. Ich war aber auch ein schlimmes Arsch, dachte ich mir, ich warf Kevin etwas vor wofür ich ihm sehr dankbar war... meine Mum zu lieben. Ich legte meinen Kopf wieder auf die Tischplatte und klagte laut :'Frauen!!!!'
Am nächsten Morgen kam ich zu spät zur Schule, ich hatte die Nacht mit Nachdenken verbracht, und war inzwischen nicht viel besser dran. Ich war in die größte Furie der Welt verliebt und es aussah konnte sie mich nicht ausstehen! Ich ging die leeren Flure entlang und versuchte den Literaturraum zu finden, ich kannte mich hier immer noch nicht aus. Endlich hatte ich ihn gefunden, ich klopfte leise an und entschuldigte mich schnell um mich noch schneller zu setzen. Ich traute mich nicht Oliviane anzusehen, überhaupt aufzuschauen und ihren Rücken zu bestaunen wie ich es bis jetzt getan hatte, doch die Erkenntnis war noch zu neu für mich um sie noch zu behandeln wie früher. Ich vertiefte mich also, verzweifelt nach Fassung ringend, in mein Buch. Wir hatten ein neues Kapitel begonnen: französische Literatur der Aufklärung, oder auch Literatur des Lichtes. Mir gefiel der Name, doch schnell stellte sich heraus dass es eine sehr anspruchsvolle Aufgabe war diese Dinge zu verstehen. Die Philosophie des Lichtes, stellte die Vernunft und die Logik in den Fordergrund, jedem Menschen sollte die Freiheit der Meinung und der Kritik zugeschrieben werden. Doch zu Zeiten ihrer Entstehung war diese Philosophie ein großes Risiko da der König an der Macht war. Grob übersetzt war es ganz Olivianes Gebiet, doch heute war sie außergewöhnlich still. Was mich dazu trieb aufzuschauen war einfache Verwunderung über ihre Teilnahmslosigkeit eines solch 'spannenden' Themas, doch ich bekam einen ganz schönen Schrecken als ich bemerkte dass sie nicht da war. Und wie auf Stichwort, fragte die Lehrerin ob jemand für Oliviane mitschreiben könne. Ich hob zögernd die Hand, sie nickte und bat mich nach dem Unterricht noch zu bleiben. Naja, ich hatte keine Wahl.
'Hast du alles aufgeschrieben?' fragte sie sofort. Ich nickte. 'Könntest du es ihr vorbeibringen? Sie ist grade ans Bett gefesselt.' Ich schaute auf meine Füße, ich hatte doch keine Ahnung wo sie wohnte und ob sie mir nicht die Tür vor der Nase zuschlagen würde. Als ich meine Bedenken äußerte schüttelte sie langsam den Kopf. 'Hör mir mal zu, Oliviane ist ein so liebes Mädchen' Ich glaubte ihr, keine Ahnung warum, aber ich schien es schon zu wissen. Vielleicht wegen dem friedlichen Gesichtsausdruck in der Bücherei. 'Sie fügt sich nun mal nicht gerne und möchte auch mit niemandem zu tun haben der es tut, das schließt so ziemlich die gesamte Klasse mit ein. Aber ich glaube dass du ihr helfen könntest.' Wie sollte ich denn das anstellen? Und warum helfen?? Die Frau lächelte leicht 'Also erst einmal könntest du ihr die Notizen bringen, sie ist aber nicht Zuhause sondern im Krankenhaus. Frag an der Rezeption, ich bin mir ziemlich sicher dass die wissen wo sie steckt.' Sie verabschiedete sich, doch bevor sie ging, hielt ich sie noch schnell auf. 'Frau Krim?' erstaunt drehte sie sich um. 'Könnten sie mir sagen was ihre Lieblingsbücher sind?' Ok, jetzt war es sicher und wohl auch beinahe offiziell ihrem Gesichtsausdruck nach, ich war verrückt, verrückt nach ihr. Sie lag im Krankenhaus und ich wollte endlich reinen Tisch machen. Dort konnte sie nicht anders als mir zuzuhören. Frau Krim lächelte und schrieb mir drei Namen auf. Cyrano de Bergerac, Lovestory und Wuthering Heights. Hmmm, widersprüchliche Lektüre.
Nachdem ich in ihrer Bücherei die Bücher besorgt hatte, rief ich meine Mutter an um bescheid zu sagen dass es später werden könnte. Als ich endlich vor der Rezeption im Krankenhaus stand und nach ihrem Zimmer fragte, schwirrten mir die wildesten Gedanken im Kopf umher. Wird sie mich herein lassen? Wird sie mir zuhören? Mist ich hätte Blumen mitnehmen sollen! Oder, lieber nicht, sie liegt ja nicht im sterben, dachte ich.Leise klopfte ich an ihrer Tür, als keine Antwort kam drehte ich mich zu einer Schwester die gerade an mir vorbei ging. 'Schläft Oliviane?' sie schüttelte den Kopf und erklärte sie sei grade bei ihr gewesen und das Mädchen sei 'sehr wach' gewesen.
Also gut, ich klopfte noch mal. Nach einiger Zeit beschloss ich einfach die Tür zu öffnen, auch wenn sie mich dafür umbringen würde. Das Licht war aus, sie musste wohl schlafen. 'Wer ist da?' Ich ging rein und schloss die Türe schnell hinter mir. 'Ich' sagte ich nur. Sofort hörte ich dass sie sich ruckartig aufsetzte, ich konnte noch nichts sehen. 'Was willst du hier?' sofort war ihr Ton wie gewohnt aggressiv. 'Danke für die nette Begrüßung, ich soll dir den Literaturunterricht, bringen. Von Frau Krim.' Ich hoffte sie würde wenigstens zuhören, doch sie biss die Zähne zusammen und knurrte 'Raus!' Ich wollte etwas antworten, keine Ahnung mehr was, aber sie schnappte bereits 'Sofort!' Ich warf den Stapel Notizen und Bücher auf den Tisch und knallte die Türe hinter mir zu.
'Ich hasse mein Leben.' Dachte ich nur als ich mit der Stirn am Kaffeetisch der Krankenhauskantine lag. Ich wusste sie konnte glücklich sein, sie konnte zufrieden sein, vielleicht konnte sie sogar lachen... warum hasste sie mich sosehr?! Was hatte ich ihr getan? Wieso konnte sie nicht genauso für mich empfinden wie ich? Konnte sie das überhaupt? Mir fiel ihr Exfreund ein. Wahrscheinlich nicht.







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