Wer Wünsche wünscht...

Autor: Traumtänzerin (2)
veröffentlicht am: 31.05.2008




Hallo,
ich traue mich jetzt auch mal, eine Geschichte zu veröffentlichen... wenn sie euch gefällt, schreibe ich gerne eine Fortsetzung. Bitte schreibt mir eure Kritik, damit ich Fehler o.ä. verbessern und/oder vermeiden kann :)
Viel Spaß beim Lesen,
eure Traumtänzerin
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Kapitel 1 - Alles geht schief!
'Piep, piep, piep, piep, piep…', unsanft riss das nervtötende Klingeln meines Weckers auf dem Nachttischchen neben meinem Bett mich aus dem Schlaf. 'Blödes Ding!', murmelte ich schläfrig und schlug mit einer Hand nach dem Ding, das mich vom Schlafen abhielt. Zufrieden seufzte ich, als das piepen endlich aufgehört hatte und drehte mich leise schmatzend auf die andere Seite um weiter zu träumen.
Ich liebte träumen, denn in meiner Fantasiewelt geht immer alles gut aus, nicht so wie im wahren Leben. Aktuell träumte ich von einem sehr gut aussehenden Typen, der mir jeden Wunsch von den Augen ablas und ich war nicht bereit, diesen Traum zu beenden um so unwichtige Pflichten, wie beispielsweise die Schule, wahrzunehmen. Verständlich oder nicht?In null komma nichts war ich wieder tief und fest eingeschlummert. Dafür saß ich aber senkrecht im Bett, als die Tür meines Zimmers aufflog und meine Mutter mit ihrer hellen Stimme flötete: 'Sally- Schatz musst du nicht zur Schule?'
Was für eine blöde Frage! Natürlich musste ich zur Schule, denn die großen Ferien begannen erst in drei Tagen. Dann brauchte ich mir endlich keine Gedanken mehr um die Schule machen, denn ich hatte meinen Abschluss schon in der Tasche und würde nach diesem Sommer anfangen zu studieren.
Dreimal dürft ihr raten was… Medizin? Nein, danke… zu viel Blut. BWL? Bloß nicht, viel zu trocken für meinen Geschmack! Jura? Auch nicht, ich will nicht das gleiche machen, wie mein älterer Bruder, denn wir wurden schon unser Leben lang aneinander gemessen und ich habe nichts dagegen, diese Tradition zu brechen. Ich will Chemie studieren, auch wenn jede Menge Leute der Meinung sind, dass das nichts für ein Mädchen wäre und das ich doch lieber etwas anderes machen sollte. Doch mein Entschluss stand fest! Ich wollte trotz der guten Ratschläge von allen Seiten, oder gerade deshalb, ein Studium der Chemie beginnen. Es faszinierte mich einfach, wie aus einfachen Grundstoffen die kompliziertesten Endprodukte gemacht werden konnten und ich wollte noch viel mehr darüber erfahren.
Doch nun war es erst einmal so, dass ich verschlafen hatte und zwar eine halbe Stunde! Das verriet mir ein Blick auf meinen Wecker, den ich vorhin so undankbar ausgeschaltet hatte. Schnell wie der Wind flitzte ich ins Bad, sprang unter die Dusche, seifte mich rasch ein und rubbelte ein wenig durch meine Haare.
Mit einem riesigen Frottee Handtuch um den Körper gewickelt eilte ich jetzt in meinem Zimmer hin und her, um halbwegs saubere Klamotten zusammen zu klauben, denn ich hatte die blöde Angewohnheit, immer alles dort liegen zu lassen, wo ich es als letztes ausgezogen hatte, bis meine Mutter mir solange auf die Nerven ging und ich den riesigen Wäscheberg vor die Waschmaschine warf. Ich weiß, ich weiß, nicht gerade die feine englische Art, aber ich war nun mal nicht der ordentlichste Typ. Als ich nach vielem Suchen und herum kramen dann endlich eine helle Jeans, ein verwaschenes T-Shirt und zwei verschieden farbige Socken anhatte, war es schon 10 Minuten vor Unterrichtsbeginn. Eigentlich machten wir in der Schule ohnehin nichts mehr, aber die Lehrer regierten sehr empfindlich, was das Fehlen so kurz vor den Sommerferien betraf. Ganz schön spießig… die waren wohl nie jung!Es war also sehr wahrscheinlich, dass ich zu spät kommen würde, denn die Fahrt zur Schule dauerte normalerweise etwa 15 Minuten, doch da ich soeben den Bus verpasst hatte, würde meine Mutter mich wohl hinfahren und mit etwas Glück würden wir freie Fahrt haben und deshalb nur 10 Minuten brauchen. Außerdem hatte ich in der ersten Stunde den alten Pavi, oder besser gesagt Mr. Pavilack, der grundsätzlich zu spät zu seinem Unterricht kam.Schnell stopfte ich ein paar Bücher und Hefte in meine Schultasche, ohne hinzusehen, ob es die richtigen waren, die ich einpackte.
Den Weg die Treppe hinab sparte ich mir, in dem ich mich lässig auf das Geländer schwang, und hinunter rutschte. Meine Mutter sah das gar nicht gern, da sie immer Angst hatte, dass ich mich verletzen würde, aber das war noch nie passiert, also hatte ich keine Ahnung, warum sie so einen Stress machte.
Ich schnappte mir noch schnell einen Apfel aus dem Obstkorb im Flur, bevor ich in Richtung der Küche rief: 'Muum, fährst du mich?'
Wie meine Mum nun mal so ist, kam sie mit klimpernden Autoschlüsseln um die Ecke und hatte sogar schon ihre Schuhe an! Ich schlüpfte nur schnell in meine ausgetretenen Turnschuhe und zog die Haustür auf.
Im Auto konnte ich mir, wie so oft, die Standadnörgeleien meiner Mutter anhören. 'Sally-Schatz, wann wirst du endlich einmal Sachen anziehen, die andere Mädchen auch tragen?''Warum? Was stimmt mit meinen Sachen nicht?', gab ich wie immer zurück, nur das ich dieses Mal schmatzte, weil ich gerade in den saftigen Apfel gebissen hatte.
'Schätzchen, du bist ein wunderhübsches Mädchen, aber du könntest schon etwas mehr aus dir machen…'. Ohh wie ich diese Unterhaltungen hasste! Ich war nun mal nicht das barbiemäßige Girlie-girl sondern ein sportvernarrtes Mädchen, dass lieber ausgewaschene Jeans und T-Shirts trug, als Röckchen oder gar Kleider! Ich hatte zwar eine gute Figur, aber ich wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, ein Kleid anzuziehen!
Ein anderer Kritikpunkt, den meine Mutter immer wieder anführte waren meine Haare. Sie waren schokoladenbraun und gingen etwa bis zu den Schulterblättern, aber ich trug sie immer zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden, weil das einfach parktischer war.
Ich war mit mir selbst eigentlich recht zufrieden, nur die Tatsache, dass mich das männliche Geschlecht mehr als Kumpel sah, als ein Mädchen, in das man sich verlieben konnte, störte das Bild. Aber man konnte nun mal nicht alles haben!
Klar war ich ein wenig eifersüchtig auf die Mädchen aus meinem Jahrgang, die mit einem Partner auf den großen Abschlussball gingen, aber man konnte schließlich auch so Spaß haben. Männer waren schließlich nicht der Nabel der Welt, jedenfalls nicht der meiner Welt!Ich würde gemeinsam mit meiner besten Freundin Melanie, die von allen aber nur Mel genannt wurde, hingehen, auch wenn ich mich während ihres herum geturtels mit ihrem Freund Mike wohl wieder wie das berühmte fünfte Rad am Wagen fühlen würde.Jetzt galt es aber, möglichst schnell zur Schule zu kommen und das klappte gerade leider überhaupt nicht. Fast jede Ampel war rot und wir steckten mitten im allmorgendlichen Stau. Genervt stöhnte ich auf, als ich bemerkte, dass kein Ende abzusehen war.
'Ich laufe den Rest, danke Mum.', meinte ich nur schnell, bevor ich die Autotür öffnete, mir meine Tasche über die Schulter warf und zwischen den vielen Autos hindurch in Richtung Schule joggte.
Warum mussten morgens bloß immer soviele Autos unterwegs sein? Ich wünschte mir, dass ich wenigstens einmal nur grüne Ampeln vorfinden würde!
Auch das war eine Eigenart von mir. Ich wünschte mir den ganzen Tag lang irgendwelche Dinge. Nur kleine Sachen natürlich, denn mir ist wohl klar, dass ein Wunsch wie beispielsweise die nächste weibliche Hauptrolle in einem Film mit Johnny Depp, nicht besonders realistisch war. Nein, was ich mir wünschte, waren nur klitzekleine Dinge, die den Alltag erleichterten.
Zum Beispiel, dass ich nicht so unordentlich wäre, oder, dass ich auch endlich meinen Mr. Right treffen würde. Aber so war das nun mal mit Wünschen. Sie gingen nur sehr selten in Erfüllung, aber vielleicht war auch gerade das das Schöne daran.
Als ich endlich keuchend an der Schule ankam, war weit und breit niemand mehr zu sehen, was sich mit einem kurzen Blick auf meine zerkratzte Armbanduhr als durchaus logisch identifizieren ließ, denn es war bereits viertel nach Acht. Der Unterricht hatte vor einer Viertelstunde begonnen…
Ich hetzte die menschenleeren Gänge entlang und meine Schritte hallten unangenehm laut von den Wänden wieder. Ich wünschte, es würde so etwas wie Echos nicht geben, dachte ich im Stillen.
Schlitternd kam ich vor der Tür meines Klassenzimmers zum Stehen und klopfte zaghaft an. Kurze Zeit später öffnete ein etwa 55-jähriger Mann, dessen Haare schon vollständig ergraut waren und schaute mich mit strengem Blick an.
'Guten Morgen, Mr. Pavilack. Bitte entschuldigen sie, dass ich zu spät bin!'
Schleim, schleim… nun was tat man nicht alles um ungeschoren davon zu kommen. Pavi nickte nur und ich rutschte erleichtert auf meinen Platz neben Mel. Die beugte sich zugleich zu mir herüber, was Pavi mit seinen Adleraugen natürlich sofort bemerkte. 'Später…', flüsterte ich Mel fast tonlos zu und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren.Aber wer kann sich während des Geschichtsunterrichtes schon konzentrieren und noch dazu bei einem Lehrer, dessen Stimme die fast magische Wirkung hatte, alle Schüler im Umkreis von etwa 10 Metern schläfrig zu machen.
'Sally, können Sie mir die Antwort verraten?' Mist, natürlich konnte ich nicht, denn ich war ja fast auf meinem Tisch eingeschlafen. Verlegen senkte ich den Blick und wünschte mir nicht zum ersten Mal, in der Schule besser aufzupassen und konzentrierter zu sein.Pavi schüttelte mit dem Kopf und zog missbilligend die Augenbrauen hoch.
Die Lieblingsgeste aller Lehrer, die garantiert jeden Schüler auf seinem Stuhl
zusammensacken ließ. Mensch war ich froh, als ich an diesem Tag Pavis Stunden überstanden hatte.
Mel hakte sich beim verlassen des Raumes bei mir unter und wollte wissen: 'Wo warst du denn heute morgen? Ich hab am Bus auf dich gewartet.' 'Ich hab verschlafen…', gab ich murmelnd zurück.
'Das ist ja mal wieder typisch du…', lachte Mel und ich stimmte ein.
Mir graute es schon vor der Zeit, in der Mel und ich uns kaum noch sehen würden. Und diese Zeit begann schon nach diesem Sommer! Und schon wieder wünschte ich mir etwas. Nämlich, dass Mel hier in London blieb, und nicht für ein Jahr nach Mexiko gehen würde. Aber es war nun einmal ihr Herzenswunsch, den sie schon seit Jahren hegte und ich würde ihr niemals im Weg stehen wollen, auch wenn ich mich ohne sie sehr einsam fühlen würde.Schluss jetzt mit den trüben Gedanken! Nur noch Mathe überstehen, dann geht es zum Sportunterricht. Sport war mein erklärtes Lieblingsfach und ich konnte auch außerhalb der Schule nicht genug davon bekommen.
Und auch in Mathe war ich eine der besten Schülerinnen. Es fiel mir einfach leicht, ganz im Gegensatz zu Mel. Ich konnte die Stunden schon gar nicht mehr zählen, die ich damit verbracht hatte, mit ihr den ganzen Stoff zu wiederholen, damit sie ihre Abschlussprüfungen bestand. Aber es war auch egal, schließlich hatten wir es beide geschafft und Mel hatte mir im Gegenzug mit Geschichte und Politik geholfen, was mich einfach Null interessierte und meine Motivation etwas darüber zu lernen daher so klein war, wie ein Sandkörnchen.
Etwas wehmütig dachte ich auf dem Weg zu den Umkleidekabinen daran, dass es das letzte Mal war, dass ich Schulsport hatte. Wir waren eine lustige Truppe und ich steckte beim Fuß- und Basketball die meisten der Jungs in die Tasche.
Zum Abschluss hatte Mr. Parker, der Sportlehrer, uns versprochen ein Fußballmatch zu veranstalten. Vereinzelt tröpfelten die Schüler nach und nach auf das große Fußballfeld, um die die rote Aschenbahn verlief. Irgendwann waren alle da, nur Mr. Parker noch nicht.Also begannen einige von uns, ich natürlich auch!, schon mal ein wenig zu kicken. Geschickt luchste ich Danny den Ball ab und spielte auf eigene Faust Richtung Tor. Ich blickte nur kurz auf und visierte das Tor an, bevor ich den Ball mit einer flüssigen Bewegung ins Netz schoss.Da ertönte der wohlbekannte Pfiff aus Mr. Parkers Trillerpfeife und meine Mitschüler, die sich mittlerweile über das gesamte Feld verteilt hatten, strömten zusammen.
Erst jetzt fiel mir auf, dass neben Mr. Parker noch ein weiterer Mann stand, der nur ein Paar Jahre älter sein konnte, als ich. Vielleicht so um die 23-24. Aber was mir noch mehr auffiel war, dass er dem Typen aus meinem Traum, wegen dem ich heute Morgen verschlafen hatte, verdammt ähnlich sah!
'Ladys and Gentleman, das hier ist Richard Smith. Er wird mich heute unterstützen.', vernahm ich Mr. Parkers schneidende Stimme, die mich aus meinen Tagträumen riss.
Keiner fragte, wozu Mr. Parker Unterstützung brauchte, sondern wir erfüllten das Kommando, uns mit zwei Runden um die Aschenbahn warm zu laufen.
Als auch die letzten ihre zweite Runde beendet hatten, wurden die Teams eingeteilt und die roten und gelben Laibchen übergezogen. Ich freute mich auf das Spiel, denn ich war mir sicher, dass ich mit meinen Fähigkeiten diesem Richard imponieren konnte. Ich weiß, ich weiß… normalerweise ist Imponiergehabe Männersache, aber wozu gibt es
Gleichberechtigung?
Flink rannte ich kreuz und quer über das Spielfeld, spielte Pässe, gab Vorlagen und versenkte auch selbst zwei Treffer. Zwischendurch blinzelte ich immer mal wieder zu Richard hinüber, doch er beachtete mich überhaupt nicht! Wie konnte das denn sein? Sah er nicht, wie gut ich spielte?
Nachdem das Match beendet war, meine Mannschaft hatte 5:2 gewonnen, schlenderte ich niedergeschlagen zurück zu den Kabinen, als ich meinen Namen hörte.
'Hey, Sally, warten Sie bitte kurz.' Ich erkannte Mr. Parkers Stimme und drehte mich um, um zu sehen, was er von mir wollte. Er kam mit Richard im Schlepptau auf mich zu und er lächelte! In den ganzen drei Jahren, in denen er mein Sportlehrer war, hatte ich ihn noch nie, wirklich noch nie, lächeln sehen.
'Richard, ich möchte dir meine beste Schülerin Sally Hanson vorstellen! Die spielt auch im Fußballclub, also werdet ihr euch demnächst sicher öfter sehen.'
Ich machte ein freundliches Gesicht und streckte Richard meine Hand hin. Er ergriff sie zögerlich und schüttelte sie kurz. Dabei sah er mich nicht einmal an, sondern viel eher durch mich hindurch. Auf einmal fühlte ich mich klein und hässlich, obwohl ich mit 173 cm Körpergröße und meiner schlanken Figur eigentlich genau das Gegenteil war. Nun in diesem Moment war es mein größter Wunsch, dass er mich beachten würde, und damit wurde meine imaginäre Wunschliste länger und länger.
Als die gezwungene Vorstellung vorbei war, war ich noch niedergeschlagener als zuvor und zog mich in der Umkleidekabine lustlos um, um kurz darauf in den Bus zu steigen.Als hätte das Wetter sich meine Stimmung als Vorbild genommen, begann es zu allem Überfluss auch noch zu regnen und zu gewittern. Das hebte meinen Gemütszustand nicht gerade und ich schaute mürrisch den windgepeitschten Regentropfen auf der anderen Seite der Scheibe zu.

-Fortsetzung folgt, falls erwünscht-









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