Tell the truth Teil 1

Autor: Angel of Summer
veröffentlicht am: 31.05.2008




Hey! Ich habe mich nochmal drangemacht und eine zweite Story begonnen. 'Watkins' werde ich natürlich auch weiterschreiben. Ich würde nur gerne eure ehrliche Meinung hören :)glg Karin

Frustriert saß Mag auf dem alten Holzstuhl, rutschte von einer Pobacke auf die andere und stierte dabei auf ihr Telefon. Doch es wollte und wollte einfach nicht klingeln. Der Raum war mucksmäuschenstill, nur das monotone Ticken der Küchenuhr war zu hören. Verzweifelt haute sie ihre Stirn auf die Tischplatte und seufzte auf. Es war bereits 19Uhr. Wie kam sie eigentlich darauf, sie würde noch eine Begleitung für die abgefahrenste Party der Stadt bekommen? Immerhin war diese für 20Uhr angesetzt. Toll! Das wiederum hieß, dass sie sich schon mal für Montag eine Lüge einfallen lassen musste, warum sie die einzige aus der Stufe war, die nicht aufgetaucht war. Davor graute es ihr jetzt schon.
Ganz unerwartet jedoch wurde die Stille plötzlich von dem nervtötenden Gedudel ihres schnurlosen Aparates abgelöst. Neuen Mutes schöpfend fischte sie danach und hob voller neuer Energie ab: 'Hi!' 'Hey, Mag! Deiner guten Laune kann ich wohl entnehmen, dass du einen Typen für die Feier hast?'
'Ach, Steffi, du bist's.', Mag ließ enttäuscht ihre Schultern hängen.
'Was dachtest du denn?'
'Na, meine Begleitung!'
'Och, Mag! Das tut mir jetzt echt Leid! Aber ist doch auch nicht so schlimm. Mach dir einfach einen gemütlichen Abend. Das nächste mal wirst du schon einen geeigneten Mann finden, der dich liebend gerne begleitet.'
'Du hast gut reden! Du hast ja einen Freund, der dir den ganzen Tag Kekse in den Arsch schiebt'
'Ey, red nicht so! Wir sehen uns dann Montag, key?'
'Ja, ja. Bis dann!', eine kleine schweigende Minute setzte ein. 'Bis dann.', murmelte Steffi schließlich und legte auf. 'Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass ich dir jetzt auch noch viel Spaß wünsche oder?', schnaubte Mag vor sich hin und knallte erneut ihren Kopf auf die Tischplatte. Sie hörte das Getuschel und Gekicher förmlich jetzt schon in ihrer Ohrmuschel niederhallen. Ja, sie war siebzehn, in der elften Klasse und hatte seit drei Jahren keinen Freund mehr gehabt.
Dabei war sie ihrer Meinung nach ein durchschnittliches Mädchen. Sie war weder hässlich noch sonst irgendwie negativ auffallend. O.K. Das stimmte nicht ganz. Auf den ersten Blick wirkte sie auf einen Jungen äußerst anziehend, mit ihren großen offenherzigen Haselnussbraunen Augen und die farblich dazu passenden gewellten Haare, die sich sanft über ihren halben Rücken streckten. Dazu ihre vollen Lippen und der sinnliche Körper. Doch wenn er nun genauer hinsah, war sie eine quängelige, nervige, ungeduldige, verzogene Göre.Entmutigt schlürfte sie in ihr kleines, dennoch sehr gemütliches, Zimmer, haute sich auf ihren Schreibtischstuhl und drehte sich so lange im Kreis bis ihr schwindelig war. Danach klotzte sie wieder auf ihre silberne, zierliche Armbanduhr.
/Steffi marschiert jetzt bestimmt mit Niclas im Schlepptau durch die Pforten ins große Vergnügen. Na und? Was ist daran bitte so toll?/, beleidigt blies sie ihre Backen auf und musste sich eingestehen, dass sie vor Neid zu platzen drohte. Um sich etwas abzulenken fuhr sie ihren PC hoch. /Dann lerne ich jetzt eben tolle Männer kennen!/
Sie googelte sich ein Chatforum heraus und erstellte einen Account.
Schnell hatte sie die nötigsten Taten eingegeben, hier und da ein wenig geschwindelt bezüglich Alters und Karriere, und starrte nun neugierig auf ihren Flachbildschirm. Es tat sich nichts. /Ist das nicht ein offenes Forum, auf dem jeder jeden anschreiben kann?! Gut, mach ich eben den ersten Schritt./
Sie klickte sich durch mehrere Profile und forschte die Bilder. /Der ist süß und sieht nicht so oberflächlich aus./
'Hey du!', tippte sie in windeseile ein.
'Hi Mag!'
/Woher kennt der meinen...upps steht ja da./, gedanklich schlug sie sich auf die Stirn, kaum zu glauben, dass ihre ganze Schullaufbahn durch keine Ehrenrunde geprägt war.
'Schickst du mir ein Bild von dir?', bekam Mag von ihm zu lesen und drückte ihn abrupt weg. /so nicht Freundchen!/
Schon schrieb sie den nächsten an, das Gespräch verlief genau wie das erste.
'Wie du meinst, schick ich dir eben ein Bild', sie wühlte ein wenig in ihren wenigen Ordnern und schickte ein ihrer Meinung nach akzeptables in die Weiten des Internet.
'Du bist wunderschön! Wie wär's? Lust auf einen One-night-stand?.', 'Geht's noch?!''Oh, bist du spießig!', loggte sich dieser aus. Tränen der Wut stiegen in Mags Augen. Es war so hoffnungslos! Einen Jungen, der nicht nur das eine von ihr wollte, schien es auf diesem Planeten nicht zu geben.
Noch schlechter gelaunt als sowieso legte sie ihren Kopf auf die Tastatur und nickte weg.'aztoietvqzeirnfgui tb iuqztioqueorpcm fi'
'Was?'
'wiervn 84z5iwer 4z58q rueh.'
'O.K. Ich glaube du hast dich an der Person geirrt.'
'ue85znfc743 85nfzuwiehrjriejcu3758 fj'
'Sag mal, bist du auf der Tastatur eingepennt?', erst jetzt vernahm Mag das Blinken und richtete sich wieder auf. Das sie auch immer so einen unruhigen Schlaf hatte! Durch ihr Gewälze hatte sie diesmal derart in die Tasten eingehämmert.
'Oh, tschuldigung, ja war eingeschlafen.', gestand sie schnell.
'So,so. Und was macht eine junge Frau wie du mit ihren dreiundzwanzig Jahren an einem Samstag Abend zu Hause, wenn ich fragen darf?'
'Nein, darfst du nicht!'
'Dann bitte ich um Verzeihung.'
'Du, kein Ding!', schon schlug sie sich wieder ihre Handfläche gegen die Stirn, so redete doch keine dreiundzwanzig Jährige, erfolgreiche Geschäftsfrau!
Mag öffnete neugierig die Informationen ihres neuen Chatpartners.

Kyle Avery, 24 Jahre
Leiter einer Marketingfirma

/Donnerlitchen! In seinem Alter!/
'Was machst du denn mit deinen vierundzwanzig Jahren an einem Samstag Abend zu Hause?'
'Sag ich nicht!'
'Warum?'
'Du hast mir auch keine Antwort gegeben!'
'Okey, ich war auf ein-' -kurze Denkpause- '- wichtiges Geschäftsessen eingeladen. Leider hab ich mich erkältet und liege nun mit Fieber und Laptop im Bett.', /wow, gut gerettet/, 'jetzt du.'
'Na gut, ich habe vor wenigen Minuten meine Freundin ab serviert und weiß momentan nichts anderes mit mir anzufangen.'
/Hilfe, ist der ehrlich/, Mag überkam schon fast ein Anschwall schlechten Gewissens, was sie mit der Ausrede: Der lügt doch genauso mit seiner Marketingfirma, wieder ablegte.
'Das tut mir Leid.', schlug sie schließlich auf ihre Tastatur.
'Nicht so schlimm, hätte ich schon längst machen sollen. Also, was führst du denn für eine Firma? Ist ja interessant, vielleicht sind wir ja Konkurrenten.'
'Unwahrscheinlich, es sei denn du interessierst dich für Mode. Ich leite die Designabteilung von-' /Hör auf Mag!/, 'Gucci'
'so? Das ist ja sehr interessant.'
'Allerdings. So viel Erfolg hast du bestimmt nicht.'
'Stimmt. Hättest du Lust mir ein Bild von dir zu schicken?'
'Ähm. Klar Moment!', /Scheiße!/, kalter Schweiß trieb ihr aus der Stirn. Was sollte sie denn nun machen? Um ihn länger am Ball zu halten musste sie ihm ein Bild schicken, was dem Alter entsprach, welches sie angegeben hatte. Sie klickte sich ein wenig durch die Seiten von Gucci, fand jedoch nichts hilfreiches. Letztendlich zog sie sich ein beliebiges Bild aus dem Netz, was eine blonde Modedame abbildete, und schickte es ihm.
'Nicht schlecht.', kam die Antwort prompt
'Jetzt du.', forderte Mag mit zusammengekniffenen Augen. 'Gut!'
Der Ladebalken erschien. Umso mehr Prozente dieser anzeigte, desto mehr stieg ihre Aufregung. Wie würde er wohl aussehen? Mit einem leisen Kling öffnete sich die Datei und Mag fehlte die Luft zum atmen. 'Das bist du nicht! Ein Model googeln kann ich auch!', schrieb sie, ohne ihren Blick von seinem Bild zu wenden.
Ihrem Auge bot sich ein Mann in einem schwarzen Anzug, mit ordentlicher Krawatte. Das war jedoch nicht das, was ihr den Atem raubte. Er hatte schwarze, wild hochgegelte Haare, große, offenherzige dunkelbraune Augen, sinnliche Lippen und Grübchen, die seinem sonst sehr erwachsen wirkendem Gesicht ein Stück Kindheit zurückgaben.
'Meinst du wirklich? Dann lass uns doch mit Cam chatten, dann siehst du die Wahrheit.'In Mags Inneren zogen sich die Eingeweide zusammen. Wenn er sie jetzt sehen würde, wäre alles vorbei. 'Meine ist kaputt.', antwortete sie schnell, da in diesem Forum der Besitz einer Kamera angezeigt wurde. 'Sehr schade.' 'Ja, find ich auch.' 'Dabei würde ich dich so gerne mal life sehen, Heidi.'
'Heidi?', runzelte Mag die Stirn und kratzte sich am Kopf, 'Ich bin Mag, kannst du nicht lesen?!'
'Doch schon, aber ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass du eine solche Ähnlichkeit zu Heidi hast, also musst du selbst Heidi sein oder...'
Mag öffnete hektisch die eben von ihr versendete Datei und stellte angespannt fest, dass sie in der Eile tatsächlich ein Portrait von Heidi Klum verschickt hatte.
Einige Minuten saß sie stocksteif auf ihrem Stuhl und starrte einen ganzen Schweizer Käse in die Luft. Wie konnte man nur so vertrottelt sein?
'Heidi? Was ist los?'
Sie schüttelte sich aus ihren Gedanken und haute wieder in die Tasten. 'O.K. Du hast gewonnen. Ich kann dir kein Bild von mir schicken weil...ja, geht eben nicht.''Warum?'
'Ist halt so. Ich kenne mich nicht so aus, vielleicht hast du mir ja auch nur ein Model geschickt!'
'Ach, ja? Du kennst dich nicht aus? Das sind aber schlechte Voraussetzungen für eine Leiterin von Gucci. Das ihr so nicht bankrott geht'
'Worauf willst du hinaus?', sie wusste die Antwort schon ganz genau.
'Du arbeitest nicht für Gucci. Komm, erzähl mir die Wahrheit. Wie alt bist du? Dreizehn?''Nein! Bin ich nicht! Ich zeige einfach nicht jedem mein Gesicht! Immer hin besteht bei einer berühmten Frau wie mir Entführungsgefahr!'
'Komisch, wenn du eine berühmte Frau bist, wird doch wohl die halbe Welt dein Gesicht kennen.'
'Halt einfach dein besserwisserisches Maul, ja?', sauer loggte sich Mag aus und schmiss sich in ihre dicken Daunenkissen. Sie kam sich so unfähig vor. Kein Wunder, dass niemand mit ihr auf die Party wollte. Sie war unausstehlich und dazu eine scharmlose Lügnerin. Ihre Augen füllten sich mit Tränen von Selbstzweifel /eigentlich hasse ich Lügner und achte darauf, was ich sage, was war nur heute los?/ sie vergrub ihr Gesicht. Sie wusste genau, was los war. Sie wollte endlich auch mal von einem Jungen so akzeptiert werden, wie sie war. Als das nicht geklappt hatte, wollte sie einfach einen Mann, der sie liebt, selbst, wenn er nur ihre Fassade liebte.
Ach, warum war diese mega Party nur für Pärchen?
Einmehlich wandelte sich ihr Frust in Müdigkeit und ließ sie in einen unruhigen Schlaf fallen.

Den Sonntag verbrachte sie damit, sich das Geschwärme ihrer besten Freundin Steffi rein zu ziehen und schludrig hier und da ein paar Kritzeleien als Hausaufgaben auf ihren zerfletterten Collegeblock zu schmieren.

Montag Morgen wurde sie von dem quälenden Piepen ihres Weckers geweckt, welcher darauf gegen die Wand flog und mit einem kläglichen Geräusch den Geist aufgab. Mag drehte sich wieder um und zog sich die Decke bis unter die Nase. Ihre Mutter jedoch mit ihrem aufmerksamen Blick, öffnete mit Hauruck die Rollläden: 'Steh auf, Maus! Du musst dich fertig machen.'
Müde und mit zerzausten Haaren setzte sie sich auf, streckte und räkelte sich. Erst jetzt fiel ihr der vergangene Samstag wieder ein und sie ließ sich zurück in ihre Kissen fallen. 'Ruf an der Schule an und sag, dass ich einen Unfall hatte.', murrte sie und schloss ihre von Schlafdreck verklebten Augen wieder. Ihre Mutter setzte sich auf die Bettkante, worauf die Matratze unter ihrem Gewicht ein Stückchen ein sank. 'Du kannst ruhig hingehen! Es ist doch nicht peinlich, dass du noch keinen Freund hast. So kannst du deine ganze Liebe wenigstens für den Richtigen aufheben.', Ihre Mutter streichelte ihre wuscheligen Haare.
Skeptisch öffnete sie ihre schweren Lider wieder: 'Könntest du einmal aufhören in meinem Gehirn rum zu schleichen? Du zertrampelst irgendwann noch etwas.'
'Na, komm, jetzt steh schon auf, du bist schon wieder spät dran.'
'Wie Sie befehlen.', sie quälte sich aus ihrem Bett und schlich ins Bad. Das ihre Mum auch immer so tun musste, als würde sie ihre Gefühle verstehen.

Sie trödelte extra in einem Schneckentempo zur Schule, sodass sie gleichzeitig mit dem Gong ankam und niemand Zeit hatte, dumme Fragen zu stellen. Wie sie nämlich von Steffi am Sonntag erfahren hatte, waren wirklich so gut wie alle da gewesen. Selbst Leute, von denen jeder wusste, dass sie Single waren und jeder ahnte, dass es sich bei den Begleitungen um Brüder, Cousins, Schwestern und andere Verwandte handelte. Dennoch waren sie da gewesen.
Nach der Doppelstunde Englisch erblickte Mag schon von weitem, dass Lara auf sie zu stakste. /Oh, bitte, brech dir ein Bein und flieg auf die Nase!/, nichts war's, unversehrt kam sie bei Mag an und lehnte sich mit einer Hand an der Tischplatte ab, damit Mag ihren üppigen Busen direkt vor der Nase hatte. 'Wo war denn unsere kleine, süße Mag am Samstag? Musstest du früh ins Bett?', Lara nahm eine Strähne ihrer wasserstoffblonden Haare zwischen Mittel- und Zeigefinger, 'oder hattest du etwa keinen, der mit dir dahin gehen wollte?', schauspielerisch hielt sie sich eine Hand vor den Mund, 'Das tut mir aber Leid!'
'Spar dir das! Mein Freund musste arbeiten und hatte dadurch leider keine Zeit, aber er meint sowieso, dass so Partys pubertärer Kinderkram sind.', prustete Mag sich auf, deren innere Freundin Mrs. Schlechtes Gewisschen wieder im Dreieck sprang, während ihr Mann Mr. Miesmacher sie dabei unterstützte.
'Das soll ich dir glauben? Das ich nicht lache! Wie heißt er denn, der tolle arbeitende Typ?''Kyle Avery', blubberte es einfach aus ihrem Mundwerk.
'So, so! Ich feier im Juli meine Geburtstagsparty. Ein richtiges Fest. Und zwar für Erwachsene, da ich achtzehn werde. Bring ihn mit!', Lara spitzte ihren Blick und wartete ihre Reaktion ab.
'Liebend gern!', Mag stand von ihrem Platz auf und stolzierte an Lara vorbei direkt zu Steffi.'Was war das denn? Du hast doch gar keinen Freund?!', wisperte ihr diese zu. 'Das weiß ich selbst! Aber weißt du was ich habe?' 'Hm?' 'Ein Problem!'
Steffi packte ihre Freundin am Oberarm und drückte sie auf einen Stuhl in der Kantine und setzte sich dicht zu ihr. 'Du bist ja ein Held! Was willst du jetzt machen? Wo willst du jetzt diesen Mann auftreiben?'
'Pass auf.', Mag hielt eine Hand neben ihrem Mund um zu verhindern, dass etwas nach außen drang, 'Ich habe am Samstag einen Kyle Avery im Internet kennen gelernt. Nur wie bekomme ich ihn dazu mit zu kommen?'
Steffi verschränkte ihre Arme: 'Ihn fragen! Das größere Problem ist nur, wie bekommst du ihn dazu, dass er deinen Freund spielt?'
Beide Mädchen grinsten auf: 'Denkst du das gleiche wie ich?' 'Ja! Er muss dein Freund werden.' 'Bingo!', verschwörerisch fingen sie an zu kichern. Beiden war bewusst, wie kindisch diese ganze Sache war, doch Mag hatte sich mal wieder in eine blöde Sache rein geritten und Steffi war nun mal immer Diejenige, die ihr da wieder raus helfen musste. 'Den Rest besprechen wir nach der Schule, ich komm einfach mit zu dir. Eigentlich war ich mit Niclas verabredet, aber er wird das schon verstehen.'
'Danke, danke, danke!', Mag schmiss sich ihrer Freundin um den Hals. Sie hatte wirklich Glück mit ihr. Und das schon seit dem Kindergarten. Mag hielt diese Freundschaft für wahrlich unzertrennlich.
Nach der Schule schlenderten Mag und Steffi noch schnell auf den Schülerparkplatz, auf dem Niclas bereits wartete. Dieser zog verwundert die Augenbrauen hoch, als er Mag neben Steffi sah. Er gehörte zu der Mehrheit Mann, der sie für eine unausstehliche Nervensäge hielt.'Du, Schatz! Mag hat ein klitzekleines Malör und ich würde ihr gerne helfen.''Sag bloß, du willst mir absagen?', verschränkte Niclas seine Arme. 'Tut mir Leid! Ich ruf dich heute Abend an!', sie drückte ihm einen Kuss auf den Mund und schnappte nach Mags Arm. 'Danke für dein Verständnis.', gut gelaunt machten sie sich auf den Weg.

'Ma! Ich hab Steffi mitgebracht!', brüllte Mag durch die Wohnung und schmiss ihre Tasche unsanft in die nächste Ecke. 'Das ist ja eine Überraschung! Ich bin gerade am Kuchen backen. Ihr seid dann meine Testpersonen, ja?', Mags Mutter kam mit einer Schürze um die Hüfte und von oben bis unten voll mit Mehl aus der Küche gelaufen. 'Gern.', entgegnete Mag fröhlich, die der Meinung war, dass ihre Mutter tief irgendwo in sich vergraben ein verstecktes Backtalent war. Steffi schluckte schwer und erinnerte sich an ihr letztes Erlebnis mit den Küchenkünsten von Mags Mutter. Damals hatte sie eine ganze Woche mit Magenschmerzen im Bett verbracht. Mag voran betraten die beiden ihre gemütliche Oase. Steffi setzte sich sofort auf den Sessel, während sich Mag auf die lange Couch gesellte. Sie kramte neben sich aus einer Buchenholzkommode einen gültigen Kalender heraus. 'Also, wir haben Zeit bis zum 27. Juli, knapp zwei Monate. Meinst du das reicht?', begann Mag mit einem besorgten Gesichtsausdruck. 'Muss es!'
In diesem Moment öffnete sich die Tür und Mags Mum kam mit einem voll beladenem Tablett hereinspaziert. Sie stellte das Zeug auf dem Couchtisch ab. 'Hier frische selbst gekaufte Kekse und Eistee.', lächelte sie den beiden Mädchen freundlich entgegen. 'Gekauft?', erkundigte sich Steffi vorsichtshalber. 'Ja, nur nicht so ungeduldig! Der Kuchen ist noch im Backofen!', dreist setzte sie sich einfach dazu. 'Steffi, du warst doch auf dieser Party letztes Wochenende, nicht wahr? Wie war's denn?'
Mag verdrehte genervt die Augen. Musste das gerade jetzt sein? Doch Steffi sprang voll drauf an und begann zu schwärmen. 'Es war wunderschön! Die Atmosphäre, der klare Sternenhimmel, die Musik, die Drinks, die Leute, die...'
Mag krallte sich einen Keks und kaute wütend darauf herum. Mags Mutter nickte interessiert.'Weißt du, Mag war ganz geknickt, dass sie nicht hin konnte, aber ich sage ja immer. Manche haben eben früher einen Freund, andere später!'
'Ma, könntest du bitte...?' 'Hab schon verstanden.', hörig nahm sie ihr Tablett wieder und ging in Richtung Flur. Auf der Türschwelle drehte sie sich noch einmal um: 'Wenn ihr etwas braucht sagt ihr Bescheid?' 'Natürlich.'
Ihre Mum lächelte noch einmal freundlich in die Runde und schloss die Tür wieder. Mag atmete erleichtert auf: 'also, wo waren wir?'
'Ich bin ja dafür, dass wir alles genau planen, dann kommen wir wenigstens nicht durcheinander.', Steffi holte einen Block und einen Kugelschreiber aus ihrer Tasche, band ihre blonden schulterlangen Haare zu einem Zopf und begann eine Zeitleiste zu skizzieren. Mag beobachtete sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
'Bis hierhin haben wir Zeit-', sie trug den 27. Juli ganz am Ende ihres feinsäuberlichen Striches ein, '-Und das ist Heute, hier wirst du dein erstes Date mit ihrm haben, hier der erste Kuss, hier-' 'Moment!', unterbrach Mag ihre Freundin kopfschüttelnd, 'Du glaubst doch nicht im Ernst, dass man das alles so vorplanen kann? So etwas geschieht spontan!''Nicht, wenn man nur zwei Monate Zeit hat.', ohne weiter drauf ein zu gehen ordnete sie weiter Ereignisse ihren Daten zu und murmelte jeweils mit: '...und hier landet ihr in der Kiste...und hier-' 'Steffi! Ich werde nicht mit ihm schlafen!'
'Wie willst du denn sonst einen vierundzwanzig jährigen an dich binden? Der will keinen Kindergarten. Der will harten, hemmungslosen, feurigen Se-' 'Oh nein! Meine Alarmglocken schlagen Alarm! Ich kann doch nicht mit einem Jungen gehen, den ich nicht liebe!''Stimmt,', Steffi kratzte sich am Hals, 'Du solltest lieber zu Lara hingehen und ihr die Wahrheit sagen...'
Plötzlich wurde es ganz still im Raum. Nur in Mags Kopf tobte dafür ein umso lauterer Kampf. Einerseits wollte sie nicht einfach einem Mann das Herz brechen und ihn auf solche absurde Weise verarschen, andererseits konnte sie unmöglich nach ihrer Show in der Schule zugeben, dass sie keinen Freund hatte. Diese verdammte Zwickmühle aber auch.
'Und?' 'Ich mach's.' 'Juhu!', jaulte Steffi gut gelaunt auf und setzte ihren Kuli wieder an. 'Kann es sein, dass das für dich alles nur ein Spaß ist?'
Steffi hielt inne: 'Na ja, eigentlich wollte ich dir nur helfen, doch jetzt finde ich die Sache umso spannender.'
Steffi hielt ihren Entwurf hoch und betrachtete diesen zufrieden. 'Perfekt!', lobte sie sich selbst.
'Und was steht für heute auf dem Programm?'
'Bis tief in die Nacht mit ihm Chatten, Interesse zeigen und ihn neugierig machen.'
'Wie denn?'
'Lass dir was einfallen, was weiß er denn bisher von dir?'
Mag strengte ihre grauen Zellen an und erschrak innerlich: 'Er weiß, dass ich zickig werden kann...'
'und sonst?', sie drückte ungeduldig die Mine ihres Kugelschreibers rein und raus.'Also, dass ich am Samstag Fieber hatte, dreiundzwanzig Jahre alt bin, die Designabteilung von Gucci leite....'
'Ach du meine Güte, ich hab genug gehört. Hättest du nicht noch ein bisschen dicker auftragen können?', meinte Steffi sarkastisch und drückte sich mit Zeige- und Mittelfinger gegen ihre Schläfen. 'Tschuldigung...Sollten wir nicht einfach ein neues Profil erstellen?''Nein, das wird schon.'
Mag holte sich ihren Sitzsack, Steffi setzte sich auf den Schreibtischstuhl und schon loggten sie sich wieder in dem Forum ein.
'Sie haben eine neue Nachricht.', ertönte die elektronische Männerstimme. Mag klickte sie sofort an und klatschte in die Hände: 'Sie ist von Kyle!'
'Jetzt guck doch erst mal was drin steht.', gespannt richteten sie ihren Blick auf die Mattscheibe.
'Da wird aber eine zornig! :D Wir sehen uns dann ja wohl auf der Modemesse nächste Woche, nehme ich mal an? Freu mich schon dein geheimnisvolles Gesicht zu sehen'Mag biss sich auf ihre Unterlippe. So ein Mist er hatte doch irgendetwas mit Mode zu tun.'Das passt genau! Erstes Date nächste Woche! Hab ich eingetragen.', grinste Steffi breit und zeigte wieder auf ihr kariertes Blatt.
'Als ob die mich auf so eine Modemesse lassen würden.' 'Aber was lügst du auch, das sich die Balken biegen? Ist ja unfassbar, da glaubt man dir ja kein Wort mehr.'
Mag senkte beschämt ihren Kopf. 'Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich werde mich bessern, versprochen!'
'O.K., sobald wir die ganze Sache hinter uns haben, ja?', zwinkerte ihr ihre Freundin zu. 'Geht klar.'
'So ihr zwei! Der Kuchen ist fertig. Wollt ihr ihn hier essen oder in der Küche?', steckte ihre Mum ihren Kopf durch die Tür. 'Hier, geht das?' 'Natürlich.', wenige Sekunden später kam ihre Mutter wieder mit ihrem Holztablett herein, wechselte die leere Kanne Eistee gegen eine neue aus, stellte Teller und vier Stückchen Kuchen auf den Tisch und nahm sich ihre Kekse wieder mit. Leise schloss sie die Tür wieder.
Voller Vorfreude auf den frischen Kuchen schmiss sich Mag auf das Sofa und langte kräftig zu. Steffi ging die ganze Sache vorsichtiger an. Sie piekste mit ihrer kleinen Gabel hinein und führte ein kleines Stück zu ihrem Mund. Mag begann zu kichern: 'Das ist nicht vergiftet.''Da bin ich mir immer nicht so sicher.', schließlich stopfte sie sich die Gabel in den Mund. 'Augen zu und durch.' 'Und so schlimm?', Mag machte große, neugierige Augen. 'Ist ganz in Ordnung. Ich hoffe ich bin Morgen auch noch der Meinung.'
'Klar.'
'Zurück zu unserem Thema, weißt du eigentlich wie er aussieht, nicht das er nachher mehr Pickel als Ausstrahlung hat.'
'Er hat mir ein Bild geschickt, fragt sich nur, ob er das wirklich ist.', Mag stand mit der Gabel im Mund auf und klickte das gesuchte Objekt an. Als hätte sie einen Preis zu vergeben präsentierte sie ihn mit beiden Armen auf den Monitor gerichtet. Steffi machte große Augen. 'Jetzt bin ich platt! Ich hoffe, dass das sein wahres Äußeres ist.' 'Ja, geah? Der ist zum anbeißen!', beide begannen wie zwei dreizehn Jährige zu lachen. Ein leises, hohes Geräusch brachte sie wieder zur Besinnung. 'E-er, eee.....e-er' 'Was ist los?' 'Er ist online!'Steffi ließ alles stehen und liegen und setzte sich zu ihr vor den Computer. 'Dann schreib ihn an', sie stubste ihre Freundin an. 'Sollte man sich nicht jagen lassen?' 'Nein, wir haben nur zwei Monate Zeit.', Steffi drängte sich an ihr vorbei an die Tastatur.
'Hi'
'Hi, Heidi-Mag'
Steffi blickte Mag fragend an. 'Lass mich dran, ich weiß was er meint.' 'gut.', Steffi zuckte mit den Schultern und wich wieder ein Stück zurück.
'Muss der viel beschäftigte Geschäftsmann nicht arbeiten?'
'Tu ich doch.'
'So?'
'ja, sitze in meinem Büro.'
'Schöne Arbeit hast du da.'
'Und was ist mit dir, Miss Gucci?'
Steffi beobachtete die Unterhaltung gespannt.
'Geht dich nichts an.'
Steffi fuhr dazwischen: 'Mag! Sei nicht so unfreundlich!', 'Ich mach das schon, ich weiß, wie man mit ihm redet!'
'Und? Was ist jetzt mit der Gala? Kommst du?'
Ratlos sah Mag zu Steffi. Diese nickte heftig. 'Was bin ich?!' 'Komm schon!' 'Aber ich kann da nicht hin! Wie soll ich denn reinkommen?' 'Hast recht, dann halt nicht.'
Mag wendete sich wieder an die Tastatur: 'Habe wichtigeres zu tun.'
'Zum Beispiel?'
'Das wichtige Geschäftsessen nachholen.'
'Verstehe. Ist denn deine Kamera wieder in Ordnung?'
'Nein.', wollte sie antworten, doch ehe sie abschicken konnte, hatte Steffi die vier Buchstaben wieder weg gemacht. 'wir müssen doch wissen, wie er dich äußerlich findet, sonst wird das ganze nichts, also nimm den Videochat an!', schon drückte Steffi auf die kleine Kamera auf dem Bildschirm. Mag rutschte kurzerhand einfach vom Stuhl und saß nun auf dem Boden. 'Ich will nicht!' 'Du benimmst dich wie fünf!'
'Wer ich?!', schallte eine angenehm weiche, sehr tiefe Stimme mit hörbarem amerikanischem Akzent aus dem Lautsprecher. Schockiert richtete Steffi ihren Blick wieder. '.....n-nein, i-ich meinte. Mag jetzt komm endlich wieder hoch.' 'NEIN!'
'Was ist los? Hat sich meine kleine Geschäftsfrau unterm Tisch vergraben?'
'Nein, sie ist nur kurz dahin, wo der Kaiser zu Fuß hingeht!', log Steffi schnell. Kyle begann leise zu kichern. 'Interessant, habe noch nie eine Toilette unterm Schreibtisch gesehn.''Em, ja.', Steffi beugte sich runter, 'Er hat nicht gelogen, er ist der auf dem Bild!' 'Was?!', mit voller Wucht stieß sich Mag aus versehen an der Tischplatte und rieb sich ihren schmerzenden Kopf. 'Das war die Spülung, nehm ich an.', kommentierte Kyle wieder lachend. Steffi grinste verlegen in die Cam und begann Mag an ihrem Handgelenk nach oben zu ziehen. 'Guck ihn dir wenigstens an!'. Widerwillig setzte sie sich zurück auf ihren Stuhl und spähte kurz in das kleine Fenster, worauf ihre Kinnlade fast auf den Boden aufschlug. 'OH', brachte sie nur noch heraus. Steffi stieß sie in die Seite. 'Sag was!', flüsterte sie ihr zu.'Oh, wow, du hast ja sogar ein Bett in deinem Büro', scherzte Kyle
'Ja, und?'
'Komm, lassen wir das Theater, du weißt genauso gut wie ich, dass du dich als jemand ausgibst, der du nicht bist. Du bist doch höchstens sechzehn.'
'Siebzehn!', verbesserte Steffi schnell. Mag zog einen Schmollmund und drehte ihren Kopf weg. 'Das soll heißen: Tut mir Leid.', erklärte Steffi zwinkernd. 'Soll es gar nicht! Ich entschuldige mich nicht bei dem da!'
Steffi deutete stumm auf den Zeitstrahl und machte ein forderndes Gesicht. Mag verstand. 'Jetzt werden wir uns wohl doch nicht auf der Gala sehen....', sie machte eine geknickte Stimme. 'Stimmt, eine Lügnerin, die nicht zu ihren Fehlern steht, würde ich niemals mitnehmen.'
'Oh...würdest du mich sonst mitnehmen?', Mag hüpfte erfreut auf ihrem Stuhl hin und her und klatschte in ihre Hände.
'Nein.', antwortete Kyle trocken und Mag blieb augenblicklich stehen. 'Und warum nicht?'Kyle lachte leise auf. 'Ich nehme doch nicht jeden mit auf eine Gala. Was denkst du denn?''Das du nicht jeden mitnimmst, aber mich.', grinste Mag breit. 'Dich kenn ich ja nicht. Ich weiß nur, dass du eine Lügnerin bist.', stichelte Kyle, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen.
'Du kannst sie ja kennen lernen', mischte sich Steffi wieder ein.
'Hört zu, Mädchen. Auch ein leidenschaftlicher Faulenzer, wie ich, muss ab und zu mal arbeiten.'
'War's das jetzt?', fragte Mag mit deutlich hörbarer Trauer in der Stimme. Kyle überlegte kurz, atmete dann besiegt aus: 'Ich habe um acht Feierabend, bis ich zu Hause bin ist es zirka neun, wenn du willst, komme ich dann noch mal rein, was hältst du davon?'
'Klasse! Dankeschön!'
'Bis dann, ihr zwei.'
Mag machte eine winkende Bewegung und schloss den Chat. Siegessicher schlugen die Beiden Mädchen gegenseitig in ihre Hände. 'Er ist zumindest nicht abgeneigt von dir! Siehst du, mein Plan ist perfekt. Hier steht: bis in die Nacht chatten!' 'Oh wow, und was steht da für Morgen?'
'Em,', sie sah nochmal nach, 'erstes gemeinsames Telefonat. Das heißt, sorg dafür, dass ihr Handynummern austauscht, klar?' 'Oki doki!'

*
Kaum hatte Kyle den Chatroom verlassen, platzte seine Sekretärin herein. 'Mr. Avery, hier ist eine Dame, die gerne mit Ihnen reden würde. Dringend!', fügte sie hinzu und schon brauste eine blonde, große Frau an ihr vorbei. 'Was fällt dir eigentlich ein?!', brüllte sie los, ohne Luft zu holen. Die Sekretärin schloss schnell die Tür wieder. 'Schrei doch nicht so, Bianca.', kam er lässig um seinen Schreibtisch herum geschlendert. 'Ich soll nicht so schreien?! Hörst du dich manchmal selbst reden?! Du hast mich von der Liste zur Gala gestrichen! Hast du irgendwie Druck auf der Hose?'
Ruhig lief Kyle auf die Kommode zu und schüttete sich und ihr ein Glas Wein ein und reichte ihr eines. Sie schlug es jedoch patzig weg, sodass der Wein wie ein großer Blutfleck auf dem Teppich verlief.
'Der teure Wein!'
'Du regst mich so auf! Du bist wie dein Vater! Mit dem einzigen Unterschied, dass er endlich unter der Erde liegt!', fauchte Bianca. Ein kleiner Stich zog durch Kyles Herz, was er sich jedoch nicht anmerken ließ. 'Jetzt gib mir endlich eine Antwort. Warum hast du mich da raus genommen? Dir ist doch wohl bewusst, dass das meine Chance gewesen wäre, meinen Durchbruch als Journalistin zu schaffen!'
'Ich denke einfach, dass du da nicht hin gehörst. Du weißt genau, dass dort keine Paparazzis erwünscht sind.', erwiderte er ruhig und nippte an seinem Glas. 'Aber Vorgestern war das noch O.K.?', Bianca verschränkte die Arme vor der Brust.
'Da warst du noch meine Begleitung.'
'Wie ich deine Visage hasse!', sie klatschte ihm volle Kanne ihre Handfläche ins Gesicht und wandte sich zum gehen. Er griff nach ihrem Arm und drehte sie wieder zu sich. 'Komm mir nicht so! Du bist ein undankbares Stück! Ohne mich wärst du immer noch arbeitslos! Ich hab dir den Job besorgt.'
'Oh, willst du jetzt auch noch einen Preis?!', er erntete einen letzten zornigen Blick von ihr, bevor sie mit erhobener Nase aus dem Büro stolzierte. Kyle leerte das Glas in einem Zug und stellte dieses zurück. 'Weiber...', murmelte er vor sich hin und setzte sich zurück an seinen Schreibtisch und kümmerte sich endlich um die liegen gebliebene Arbeit.

Pünktlich um zwanzig Uhr machte er Schluss und verließ das große Gebäude. Mit einem Croissant zwischen den Zähnen warf er seinen metallischen Aktenkoffer auf den Beifahrersitz und startete seinen brandneuen Wagen, der mit einem leisen Surren los fuhr. Gemütlich nahm er den gewohnten Weg über die Landstraße und war innerhalb von fünfzig Minuten in seinem gemütlichen zu Hause angekommen. 'Sveti, bin da.', rief er durch die große Eingangshalle, während er zugleich seine Jacke an die Garderobe hängte. 'Oh, gut! Wie war Ihr Tag?', begrüßte Svetlana, eine kleine Russin mit süßem Dialekt und zugleich die Haushaltshilfe von Kyle, ihn mit einem ehrlichen Lächeln. Sie hatte dunkelbraune, kurze Haare mit hellen Strähnchen, etwas kleinere, dennoch offen wirkende Augen und einen immer freundlichen Gesichtsausdruck. Ihre Schneidezähne standen ein paar wenige Millimeter auseinander, was ihrem niedlichen Aussehen jedoch keinen Abbruch tat. ,
'Normal eben.', Kyle hielt seine Nase verzückt in Richtung Küche, 'wenn ich mich nicht irre, ist das ein Auflauf.' 'Ja!', kicherte Svetlana, wieder staunend über seinen guten Riecher, und machte sich wieder zum Backofen, um ihm das warme Mahl zu servieren. Er ließ sich die Zeitung bringen, setzte sich an den Esstisch und genoss den Hausgemachten Auflauf.




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