Tränen einer Liebe Teil 3

Autor: Lollita
veröffentlicht am: 13.06.2008




Da hatte ich mich vor unseren neuen Mitbewohner so was von blamiert. Es kommt schon öfters vor, dass ich voreilig Schlüsse ziehen, aber meist bei den Menschen, die ich nur einmal im Leben sehe. Mit Martin musste ich unter einem Dach leben. Wie peinlich, dachte ich mir, als ich mit Dad am Ansatz der Treppe stand.
-Hi, -begrüßte Martin mich und kam die Treppe runter.
-Hallo - sagte ich kleinlaut und war immer noch rot wie eine Tomate. Ich wurde noch verlegender, als ich runter sah und merkte, dass ich immer noch halbnackt, nur mit einem Handtuch umwickelt dastand. -Entschuldigt mich bitte. - meinte ich leise und lief ganz schnell die Treppe hoch. Was bin ich für ein Hornochse, dachte ich mir, als ich wieder im Bad war. Ich schaute in den Spiegel und sah mein vor Verlegenheit gerötetes Gesicht. Ich drückte meine Hände, die kalt und noch immer von dem ganzen Schock zitterig waren an die Wangen, um diese abzukühlen. Ich trocknete mich ab und machte mich fertig. Als ich 20 Minuten später in die Küche kam, saßen bereits alle am Tisch. Jane, wie immer hinter einer Zeitung versteckt, aber ich konnte sehen, dass sie oberhalb der Zeitung unseren neuen Mitbewohner skeptisch beobachtete. Dad machte wie jeden Morgen Frühstück und Conny machte ihre Hausaufgaben am Tisch. Martin lächelte mir verlegen zu. Ich mied seinen Blick und setzte mich neben Jane, weil er auf meinem Platz saß.
-Tut mir leid, dass ich dir einen Schrecken eingejagt habe. - sagte Martin zu mir und ich errötete wieder. Muss es dieses Thema jetzt ansprechen? Dache ich verärgert.
-Ist schon OK. - meinte ich leichthin und schaute auf meine Hände, weil ich seinem Blick ausweichen wollte. Dad stellte uns das Frühstück auf den Tisch und wir aßen in Ruhe.-Na, und was machst du so beruflich, Martin? - wandte sich Jane an ihn.
-Ich gehe noch zur Schule, in die 11. Klasse. - antwortete er, Jane nickte verständnisvoll.-Martin hat bei uns im Keller der Kirche gelebt. - mischte sich mein Vater ein. - Gestern Abend habe ich ihn dort entdeckt und ihn angeboten bei uns zu bleiben, bis er was anderes gefunden hat. - klärte Dad uns auf, Jane nickte wieder verständnisvoll, ohne den Blick von Martin abzuwenden. Ich sah, wie unangenehm ihm ihr durchdringender Blick war.-In letzter Zeit was geklaut? - fragte Jane so, als ob das das Normalste der Welt wäre. Conny verschluckte sich an ihren Eiern und hustete. Ich sah Jane fassungslos an, genau wie Dad.-Jane. - ermahnte Dad Jane.
-Was ist? - sagte sie und zuckte mir den Schultern. - Man muss doch wissen, mit wem man unter einem Dach lebt. - meinte sie.
-Nein. - antwortete Martin auf ihre Frage.
-Irgendjemanden erstochen? - fragte sie.
-Jane, jetzt reicht`s aber. - meinte Dad böse. - Lass den armen Jungen in Ruhe. - warf er Jane zu.
-Aber … - fing Jane an, doch Dad unterbrach sie.
-Es ist Zeit, euch für die Schule fertig zu machen. - sagte Dad, stand auf und sammelte unsere Teller ein, um sie in die Spülmaschine zu stellen. Ich war froh, dass Dad diese Fragerei unterbrochen hatte, ich schämte mich ein bisschen für Jane. Sie ist eben so. Ich lief hoch in mein Zimmer und holte meine Schultasche.
Auf dem Weg zur Schule herrschte Schweigen in dem Auto. Wir stiegen aus und Dad fuhr weiter zur Arbeit. Ich schulterte meine Tasche und ging zum Schulgebäude. Meredith stürmte auf mich zu.
-Komm schnell. - sagte sie und zog mich von Martin und Jane weg, ohne sie auch nur zu beachten.
-Bis dann. - konnte ich ihnen noch zuwerfen, bevor Meredith mich in die Aula zog. - Dir auch einen schönen guten Morgen. - meinte ich zu Meredith vorwurfsvoll. In der Aula sah ich sofort einen Scharr meiner Mitschüler, die sich um Henry versammelt hatten.
-Dann habe ich ihm eine verpasst. - sagte er heldenhaft und zeigt, wie er jemanden geschlagen hätte.
-Was ist hier los? - fragte ich Meredith. Sie lachte in sich hinein.
-Er erzählt gerade, wie er zu dem Veilchen gekommen ist. - erklärte sie mir. - Angeblich hatte er sich mit den großen Jungs aus der 11. Klasse geprügelt. - meinte sie und brach in Gelächter aus. Ein paar Schüler und auch Henry wurde auf uns aufmerksam. Ängstlich schaute er mich an. Dachte wahrscheinlich, dass ich so eine bin, die ihn gleich vor seinen Bewunderern bloßstellen würde. Aber ich war nicht so. Soll er doch im Ruhm baden, dachte ich mir. Ich wusste ja die Wahrheit und das reichte mir. Anscheinend reichte es Meredith aber nicht.
-Erzähl noch mal, wie es passiert ist? - fragte sie Henry und fing wieder an zu lachen.
Verwirrt schaute er mich an und dann sie.
-Komm, wir gehen. - sagte ich zu ihr und drehte mich um.
-Aber … - verständnislos schaute sie mich an. - Aber … - meinte sie noch mal, doch ich war schon zur Tür gegangen. Nach wenigen Sekunden kam sie mir nach. - Ich verstehe dich nicht, Sarah. - meinte sie zu mir. - Warum hast du ihnen nicht die Wahrheit gesagt? - meinte sie und zeigte mit dem Arm auf die Aula.
-Warum hätte ich es sagen sollen, um ihn zu blamieren, damit er weiß, wie sehr er mir wehgetan hat? - sagte ich zu ihr und setzte mich auf die Treppe. Meredith gesellte sich zu mir.
-Du hast wahrscheinlich Recht. - gab sie zu und schaute mich mitfühlend an. - Und wie geht es dir? - fragte sie.
-Gut, -meinte ich. - Besser als gestern. - fügte ich hinzu.- Und jetzt habe ich ein gutes Mittel, um mir Henrys Vorwürfe vom Hals zu halten. Wenn er mal anfängt über mich herzuziehen, erzähle ich anderen einfach, dass ich ihm das Veilchen verpasst habe. - sagte ich munter und Meredith lächelte. - Und jetzt gib mir deine Hausaufgaben, sonst fange ich mit heute bei Mrs Johns ein F (entspricht einer 6) ein. - sagte ich und riss ihr ihre Tasche von der Schulter.

Meredith und ich waren gerade auf dem Weg nach Hause, als uns Martin einholte.-Hallo - begrüßte er uns. - Ich bin Martin. - stellte er sich vor.
-Ich bin Meredith. - meinte meine beste Freundin und wurde rot. Ich schaute sie fragend an, doch sie mied es mir in die Augen zu schauen, weil sie damit beschäftigt war Martin zu bewundern.
-Na, wie war heute die Schule? - fragte er.
-Wie immer halt. - gab ich als Antwort und zuckte mit den Schultern.
-Wie ist 'Immer halt'? - fragte er und langsam ging er mir mit seiner blöden Fragerei auf den Keks.
-In der ersten Stunde eingeschlafen, in der fünften aufgewacht. Und nach einer Beteiligung in der siebten Stunde war schon Schluss. - antwortete ich einwenig gereizt. Na gut, dass entsprach nicht ganz der Wahrheit, ich bin in der zweiten Stunde aufgewacht, als Mrs Johns mich aufforderte meine Hausaufgaben vorzulesen. Dann durfte ich für zehn Minuten in den Flur, um nachzudenken, was an meinem Verhalten so falsch war. Das war so eine verzieherische Maßnahme seitens unserer Englischlehrerin, die mich aber nicht davon abhielt, ab und zu mal ein Nickerchen im Unterricht zu machen. Ich gebe zu, ich war keine besonders gute Schülerin, und fleißig war ich auch nicht. Um die Wahrheit zu sagen, ich war
grottenschlecht und richtig faul. Das Einzige, was mich davon abhielt sitzen zu bleiben, was Merediths Beistand. Sie gab mir ihre Hausaufgaben abzuschreiben, in den Klausuren durfte ich immer bei ihr abschreiben und wenn ich mal einschlief, weckte sie mich stets und sagte, wo wir aufgehört hatten.
-Sehr interessant. - meinte Martin und lächelte mich an.
-Mag sein. - sagte ich desinteressiert. Ich hatte überhaupt keine Lust, mich mit ihm zu unterhalten. Ich hatte mehr Lust, mich mit Meredith über Henry zu unterhalten. Auf der anderen Seite winkte ein sehr süßer Typ uns zu. Ich und Meredith warfen uns fragende Blicke zu, nur Martin winkte zurück.
-Wir sehen uns. - meinte er und lief über die Straße.
-Wer ist das? -meinte Meredith zu mir.
-Weiß ich doch nicht. - antwortete ich, ich habe den Typen noch nie gesehen, aber er war richtig süß.
-Nicht der Junge, sondern Martin. - meinte sie zu mir.
-Wieso? - fragte ich misstrauisch und schaute sie an.
-Nur so. - gab sie als Antwort. - Ich finde ihn nett. - fügte sie hinzu.
-Nett? -wiederholte ich.
-Ja. -sagte sie. - Also woher kennst du Martin? - fragte sie mich.
-Er wohnt seit gestern bei uns. - sagte ich beiläufig. - Irgend so einer von der Straße.- meinte ich. Ich hatte auch kein Interesse mit Meredith über Martin zu sprechen. - Henry ist ja …. - fing ich an.
-Können wir noch später zu dir gehen? - fragte sie mich.
-Du stehst auf Martin. - meinte ich und kicherte. Meredith lief rot an. - Meredith und Martin sitzen in dem Baum … - fing ich lauthals zu singen.
-Hör auf. - meinte Meredith zu mir und hielt mir den Mund zu.

Fortsetzung folgt







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